David Levithan - Two Boys Kissing - Jede Sekunde zählt / Two Boys Kissing

  • Klappentext:


    Harry küsst Craig und spürt etwas, das größer ist als sie beide, etwas, das über den Kuss hinausreicht. Er greift nicht danach - noch nicht. Aber er weiß, dass es da ist. Und damit wird dieser Kuss anders als all ihre anderen Küsse zuvor. Das weiß er sofort.



    über den Autor:


    David Levithan, geboren 1972, ist Verleger eines der größten Kinder- und Jugendbuchverlage in den USA und Autor zahlreicher erfolgreicher Jugendbücher. Sein Roman "Letztendlich sind wir dem Universum egal" wurde für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2015 nominiert. Er lebt in Hoboken, New Jersey, USA.



    Meine Meinung:


    Ein tolles Buch, welches nach einer wahren Begebenheit geschrieben wurde, ein Kuss, der mehr als nur ein Weltrekordversuch ist und neben dieser Geschichte, weitere kleinere Geschichten von anderen homosexuellen Jugendlichen, die mit dem Leben, mit Toleranz, mit Mobbing, mit der Liebe etc. kämpfen. Anfangs war ich über den Sprachstil etwas verwirrt, denn der allwissende Erzähler ist durch die Augen der schon gelebten Menschen geschrieben. Definitiv mit sehr viel Liebe und Poesie in den Worten bringt der Autor eine tolle Geschichte über mehrere Facetten des Lebens zu Tage. Ein wahnsinnig vielschichtiges und liebevolles Buch mit schönen und traurigen Stellen. Ich bin auf alle Fälle begeistert von dem Buch und kann es nur empfehlen.


    Fazit:


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: Feuerkind (Stephen King) 34 / 542 Seiten

    :study: Mit Nachsicht (Sina Haghiri) 50 / 268 Seiten


    SUB: 857

  • Der Schreibstil von „Two Boys Kissing“ ist definitiv gewöhnungsbedürftig. Ein kollektives „Wir“ (schwule Männer, die an AIDS gestorben sind) erzählt „Euch“ (den schwulen Jungen/Männern unserer Zeit) die Geschichte der sieben Protagonisten. Anfangs hatte ich damit so meine Schwierigkeiten. Ich habe dann aber doch länger durchgehalten, bis es irgendwann Klick gemacht hat. Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Plötzlich war der Schreibstil überhaupt nicht mehr seltsam, sondern einfach nur genial und absolut passend.

    „Two Boys Kissing“ ist gleichzeitig fröhlich und zutiefst traurig. Es gibt sieben Protagonisten, die alle eine sehr unterschiedliche Stimmung vermitteln. Avery und Ryan lernen sich gerade erst kennen. Sie vermitteln das schöne Gefühl der ersten Verliebtheit.
    Dann gibt es noch Cooper, der wahnsinnig einsam und verloren ist. Durch ihn und durch das kollektive „Wir“ gibt es immer wieder Momente, die mich wirklich sehr berührt haben.

    David Levithan schafft es, auf nur 288 Seiten seinen sieben Protagonisten wirkliche Tiefe zu geben. Ich fühlte mich mit allen verbunden und ich hab mit allen sieben mitgefühlt.

    Doch nicht nur die Protagonisten haben ungewöhnlich viel Tiefe. So tiefgründige Themen wie Coming Out, Depressionen, AIDS, Geschlechtsidentität und Homophobie fanden hier ihren Platz. Man möchte meinen, dass mindestens die Hälfte der Themen zu kurz kommt. Aber David Levithan gibt jedem Problem seinen eigenen Raum, ohne dass sie das Buch dominiert hätten. Es ist mir ein Rätsel, wie der Autor das alles hinbekommen hat.

    Wenn Sie dieses Buch lesen wollen, dann geben Sie ihm nach dem ersten Reinlesen eine zweite Chance. Am Anfang wird es Ihnen wahrscheinlich nicht anders gehen als mir. Doch man gewöhnt sich dran und dann wird dieses Buch erst so richtig genial.

    Um David Levithan zu lieben, muss man weder schwul, noch ein Jugendlicher sein. Es besteht akute Suchtgefahr und „Two Boys Kissing“ ist sicher nicht das letzte Buch, das ich von diesem Autor lesen werde.

    "If you have never said "Excuse me" to a parking meter or bashed your shins on a fireplug, you are probably wasting too much valuable reading time."

    (Sherri Chasin Calvo)


    “I am not eccentric. It's just that I am more alive than most people. I am an unpopular electric eel set in a pond of catfish.” (Edith Sitwell)

  • Mir ging es auch so, dass mich die ungewöhnliche Erzählerperspektive erst irritiert hat, dann habe ich mich aber dran gewöhnt und die Geschichte wurde noch richtig gut. Mehrmals standen mir die Tränen in den Augen beim Lesen.

    Das Ende fand ich prinzipiell auch gelungen, obwohl ich es etwas schade finde, dass ich nun nichts mehr darüber erfahre, wie es mit den einzelnen Personen weitergeht. Die Story hätte Potential für diverse Spin-Offs.

    Ich habe das Nachwort übrigens nicht so verstanden, als wenn die Geschichte nach einer wahren Begebenheit geschrieben wurde. Der Autor nennt mehrere Ereignisse, die ihm die Idee zum Buch gegeben haben und ja, da war ein Kuss-Rekord dabei, aber die Personen waren wohl ganz andere.

    Wie auch immer, auf jeden Fall bewegend und daher empfehlenswert.