Katharina B. Gross - Herzflüstern

  • Julian weiß, er ist ein Spätzünder was Mädchen angeht. Bisher hat ihn aber auch noch Keine so richtig interessiert. Umso mehr überrascht es ihn, als er Markus trifft, der ihm von jetzt auf gleich den Kopf verdreht. Obendrein ist Markus der neue Praktikant an seiner Schule und damit eigentlich tabu. Aber Julian ist nicht schwul, nicht mal bi, so wie sein bester Kumpel Tim. Oder? Immer öfter sucht er Markus‘ Nähe und zwischen den beiden entwickelt sich ein zartes Gefühlsband. Aber es scheint, als dürfte das leise Flüstern ihrer Herzen nicht lauter werden. Denn nicht nur Julians Mutter ist von der Idee, ihr Sohn könnte schwul sein, ganz und gar nicht begeistert. Auch Markus‘ schwierige Vergangenheit holt die beiden ein...


    Quelle: Amazon.de



    Dies ist die Geschichte von Julian und Markus. Es ist eine süße Liebesgeschichte, die mir auch vom Verlauf her gut gefallen hat.


    Julian und Markus werden einige Steine in den Weg gelegt. Manche davon haben sie sich allerdings auch selbst zu verantworten.


    Ich habe mit ihnen mitgefiebert und mitgelitten. Habe mich mit ihnen gefreut und mit ihnen mitgelacht. Es war leicht, sich in Markus und Julian hineinzuversetzen. Julians anfängliche Verwirrtheit sowie Markus Zögern waren nachvollziehbar, zumal ich mir Markus Gründe schon fast gedacht habe.


    Neben Julian und Markus haben mir aber auch die Nebencharaktere gut gefallen. Tim, Philipp, Franzi und Lukas sind gut gezeichnet und jeder hat einen individuellen Charakter.


    Wie es im Leben eben so ist, haben die Nebencharaktere auch ihre eigenen Geschichten, von denen man nebenbei erfährt und so auch an ihren Leben teilhaben kann. Tim und

    stehen dabei besonders im Fokus. Katharina B. Gross hat hier die richtige Mischung gefunden, zwischen Haupt- und Nebengeschichte.


    Mit jedem Kapitel, habe ich die Jungs mehr und mehr in mein Herz geschlossen.
    Mit Julians Mutter und den jeweiligen Stiefvätern kam ich jedoch nicht klar. Sie sollten sich, meiner Meinung nach, bei der Hundebesitzerin aus Kapitel 17 mal eine Scheibe abschneiden (die ältere Dame musste jetzt einfach mal erwähnt werden).


    Die Probleme und Ängste, die mit einem Coming-out einhergehen, sind, denke ich, gut eingefangen. Julian schildert hierzu immer wieder seine Gedanken, insbesondere die Angst vor der Ablehnung seiner Mutter. Aber auch das Leugnen, schwul zu sein, wurde aufgegriffen.


    Es gab allerdings auch zwei Punkte, bei denen ich mich gefragt habe, ob es wirklich Zufall sein kann? Ich habe mich davon aber nicht stören lassen und mir gesagt, dass die Welt manchmal eben doch ein Dorf ist.


    „Herzflüstern“ lässt sich flüssig lesen und ich wollte auch immer wissen, wie es weitergeht. Die Geschichte wird von Julian erzählt, so dass seine Gedanken, Gefühle und Ängste nachvollziehbar waren.


    Von mir gibt es hier :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:.

  • "Herzflüstern" erzählt die Liebesgeschichte von Julian, der der Ich-Erzähler ist, und Markus. Die beiden begegnen sich zufällig im Park, nur um sich dann wiederzusehen, als Markus ein Praktikum an Julians Schule beginnt. Das verkompliziert die Situation zwischen ihnen natürlich, aber auch so ist die Situation verwirrend, denn der Protagonist hat sich noch nie zuvor zu Männern hingezogen gefühlt und weiß deshalb nicht, wie er mit den Emotionen umgehen soll, die er nun plötzlich hat. Die Autorin hat dieses Gefühlschaos sehr gut dargestellt; Julian hat sich damit nicht unbedingt wohl gefühlt und hat einige Zeit gebraucht, um sie wirklich zu akzeptieren, aber das fand ich realistisch. Er hatte Probleme damit zu verstehen, was in ihm vorgeht und was alles bedeutet und der Weg zu seiner Erkenntnis war meiner Meinung nach sehr echt beschrieben. Ich konnte auf jeden Fall mit ihm mitfühlen und sein manchmal widersprüchliches, aufgewühltes Handeln nachvollziehen. Markus war dagegen lange eher undurchschaubar, da er sich gerade in Bezug auf seine Vergangenheit nicht geöffnet hat, aber er war mir trotzdem von Anfang an sympathisch.


    Die Entwicklung der Beziehung der beiden hat mir gefallen. Es gibt einige sehr süße und generell viele emotionale Momente zwischen ihnen und man hat gesehen, dass sie zusammen passen. Toll fand ich vor allem, dass der Altersunterschied von 6 Jahren thematisiert wurde, und die sich daraus ergebenden Unsicherheiten waren glaubwürdig dargestellt. Auch, dass Julian zu Beginn noch minderjährig ist, spielt eine Rolle, ohne dass die Dynamik zwischen den Charakteren dadurch problematisch gewesen wäre. Die beiden gehen liebevoll miteinander um und die romantischen Szenen waren einfach schön. Es war ein bisschen schade, dass sie gelegentlich Kommunikationsprobleme hatten oder etwas überzogen reagierten, aber das lässt sich auf die Jugend der Figuren zurückführen und hat mich deshalb nicht gestört.


    In "Herzflüstern" werden auch Themen wie Homophobie angesprochen und die potentiellen Konsequenzen eines Coming Outs wurden realistisch und meiner Meinung nach einfühlsam dargestellt. Aus der Inhaltsangabe geht ja schon hervor, dass die Mutter des Protagonisten nicht von der Vorstellung angetan ist, dass ihr Sohn schwul sein könnte, und in diesem Zusammenhang gibt es ein paar Szenen, die nicht gerade leicht zu lesen waren. Es ist schade, dass das Coming Out noch immer eine große Sache sein kann, aber mir hat gefallen, wie die Autorin damit umgegangen ist. Die Liebesgeschichte, die sie in diesem Buch erzählt, ist insgesamt wirklich schön und auf jeden Fall bewegend.

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

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    Herzlichen Dank an den Verlag, der mir das Buch über Netgalley zur Verfügung gestellt hat.

    Carpe Diem.
    :study: Yrsa Sigurðardóttir - Gespenstisches Island

    2024 gelesen: 13 Bücher | gehört: 4 Bücher

  • Klappentext

    Ein Roman über die erste große Liebe und die Kämpfe, die es für sie auszutragen gilt!

    Julian weiß, er ist ein Spätzünder was Mädchen angeht. Bisher hat ihn aber auch noch Keine so richtig interessiert. Umso mehr überrascht es ihn, als er Markus trifft, der ihm von jetzt auf gleich den Kopf verdreht. Obendrein ist Markus der neue Praktikant an seiner Schule und damit eigentlich tabu. Aber Julian ist nicht schwul, nicht mal bi, so wie sein bester Kumpel Tim. Oder? Immer öfter sucht er Markus‘ Nähe und zwischen den beiden entwickelt sich ein zartes Gefühlsband. Aber es scheint, als dürfte das leise Flüstern ihrer Herzen nicht lauter werden. Denn nicht nur Julians Mutter ist von der Idee, ihr Sohn könnte schwul sein, ganz und gar nicht begeistert. Auch Markus‘ schwierige Vergangenheit holt die beiden ein...


    Autorin

    Katharina B. Gross lebte und studierte im Ruhrgebiet, bevor es sie in den Norden verschlug. Trotzdem hat sie ihre Heimat nicht vergessen, weshalb viele ihrer Romane in Essen und Umgebung angesiedelt sind. Die Liebe zum Schreiben entdeckte sie bereits in der Grundschule, doch bis sie einen Roman zu Papier brachte, dauerte es mehrere Jahre. Ihr erster Roman erschien 2017 – und es wird garantiert nicht der Letzte sein.


    Meine Meinung

    Die Handlung und damit die Liebesgeschichte zwischen dem Teenager Julian und Markus entwickelt sich überraschend schnell. Nach nichtmal einem Drittel des Buches sind die beiden bereits ein Paar. Als ich an der entsprechenden Stelle war, habe ich mich erstmal gefragt, okay...was kommt jetzt noch? Ich hatte mich quasi schon auf seitenlangen romantischen Kitsch eingestellt. Aber ich sollte eines besseren belehrt werden. Denn die Geschichte ist deutlich vielschichtiger, als man am Anfang denken mag.


    Zwar liegt das Hauptaugenmerk weiterhin auf den beiden Protagonisten und deren Probleme, vor allem Julian hat mit einigen Dingen zu kämpfen, auf die ich jetzt aber nicht weiter eingehen möchte, wegen Spoilergefahr.


    Dennoch rücken jetzt auch Julians bester Freund Tim und einer von Julians Mitschülern aus seiner neuen Schule mit in den Fokus, die mit ihren ganz eigenen Problemen zu kämpfen haben. Vor allem möchte ich dabei auf Lukas, ebenjenen Mitschüler, eingehen, der im Verlauf der Handlung eine erstaunliche Entwicklung durchmacht. Zu Beginn gibt er sich vor allem als Raufbold und mobbt Julian wegen seiner Homosexualität immer wieder. Doch auch Lukas hat eine weiche Seite, wie man bald erkennt und auch seine Fassade bröckelt bald.


    Der Schreibstil sowie der Handlungsverlauf sind die ganze Zeit über flüssig und lassen keine Längen zu. Das Buch bleibt dadurch spannend und kurzweilig.


    Vor allem hat es mir gefallen, dass es nicht wie in manchen anderen ROmanen dieses Genres nur um "Das Eine" geht. Dadurch wirkt das Buch viel tiefgründiger und vielschichtiger.


    Fazit

    Ein schönes und abwechslungsreiches Buch mit einem interessanten und überraschenden Handlungsverlauf, das aber auch zum Nachdenken anregt.

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    Unter dem Fell einer Katze

    lebt eine der freiesten Seelen der Welt.

    (Claudine Delville)

  • Diese Geschichte wird aus der Perspektive von Julian erzählt, einem siebzehnjährigen Abiturienten, der einem jungen Mann begegnet und sich Hals über Kopf in diesen verliebt - obwohl er bisher nie in Erwägung gezogen hatte, bisexuell oder gar schwul zu sein. Julian ist ein sehr sympathischer Protagonist und ich mochte sehr, wie authentisch seine widersprüchlichen Gedanken und Gefühle dargestellt wurden. Er hadert sehr mit dem, was er über sich selbst erfährt und was dies für sein Verhältnis zu seiner Familie bedeuten könnte; zugleich erlebt er zum ersten (und zweiten, und dritten...) Mal in seinem Leben wie es ist, Liebeskummer zu haben, aber auch wie es ist, frisch verliebt zu sein und keine Sekunde ohne den anderen verbringen zu wollen. Julian ist ein Protagonist, in den man sich sehr gut hinein versetzen kann und bei dem es Spaß macht, ihn auf seinem Weg durch Höhen und Tiefen zu begleiten.


    Markus blieb für mich eine ganze Weile etwas blass, aber auch mit ihm wurde ich irgendwann warm. Es gab sehr viele süße Szenen zwischen den beiden, die mir beim Lesen das Herz erwärmten und mich ebenfalls schmachten ließen. Zugleich gab es aber auch Momente, in denen sie wütend aufeinander oder enttäuscht voneinander waren, wodurch sich ihre Beziehung zueinander weiterentwickeln konnte und stärker wurde. Auch die Nebencharaktere, allen voran Tim, haben mir sehr gefallen.

    Über allen Handlungen schwebt die dunkle Wolke des Outings und wie Julians Familie wohl darauf reagieren wird. Dadurch kommt Spannung und Dramatik in die Geschichte, und das nicht zu knapp. Auch dieses Problem wirkte auf mich sehr authentisch und die daraus resultierende Belastung für Julian und seine Beziehung zu Markus konnte ich sehr gut nachvollziehen.


    Leider gab es auch einige Dinge, die mich an der Geschichte sehr gestört haben.

    Einige Abschnitte haben sich sehr gezogen. Die - laut offiziellen Angaben - 336 Seiten waren gefühlt eher 500 und es hätte der Geschichte gut getan, an manchen Stellen etwas schneller voran zu schreiten. Einige Male musste ich das Lesen unterbrechen, um später wieder neue Lust auf die Geschichte zu haben.

    Auch hatte ich manchmal das Gefühl, die Autorin sei sich nicht sicher, wie aufmerksam ihre Leser die Geschichte verfolgen, denn einige dezente Erwähnungen wurden nur wenige Seiten später erneut wiederholt, bzw. so ausführlich erklärt, dass es auch wirklich JEDER beim schnellen überfliegen verstanden hätte. Das fand ich manchmal wirklich anstrengend und nervig.

    Es gab einige "Zufälle", die mir zu gekünstelt daher kamen und einfach nicht realistisch wirkten; hier sage ich nur das Stichwort "Vanessas Wohnung".

    Und zuletzt, aber leider auch am Schlimmsten: es schien (leider sehr oft) so, als ob Julian sich nicht mehr an seine eigenen Gedanken erinnern könnte, bzw. seine zuvor gemachten Eindrücke wieder vergessen würde. Insbesondere kam dies bzgl. einer bestimmten Person zum Vorschein. In einer Szene denkt er "ach, wahrscheinlich tut er nur so, als ob er homophob ist, weil er sich seine Gefühle nicht eingestehen will" und zwei Seiten weiter denkt er über dieselbe Person "nein, für den kann er keine Gefühle haben, er ist doch so homophob", dann wieder "tut er etwa nur so und das ist eine Fassade?" und gleich danach wieder "der ist so homophob, diesen Blick muss ich mir eingebildet haben". Julian hat eine Vermutung, die er aber in der nächsten Szene schon wieder vergessen hat und kurze Zeit später äußert er diese Vermutung erneut, so als ob sie ihm gerade erst in den Sinn gekommen wäre; um sie dann kurze Zeit später wieder zu ignorieren. Und dies passiert leider recht häufig im Mittelteil des Buches, sodass man ihn irgendwann anschreien will, doch in seinem eigenen Buch nachzulesen, was er vorhin gedacht hat. :roll:


    Der zweite Teil der Reihe handelt von Tim, Julians bestem Freund, und Lukas. Deren Geschichte wird in diesem Teil quasi parallel erzählt und ist eine Nebenstory, die sehr viel Raum einnimmt. An sich hat mir die Einbindung dieser Geschichte in die Hauptstory sehr gut gefallen, allerdings frage ich mich schon, ob es in diesem Maße notwendig gewesen wäre, wo sie doch ihr eigenes Buch bekommen. Wäre dies ein Einzelband, hätte es für mich besser gepasst.


    Fazit:

    Ich wurde, trotz einiger großer Kritikpunkte, beim Lesen dieser Gay Romance sehr gut unterhalten. Es gibt in dieser Geschichte nur wenige erotische Szenen, die auch nicht zu ausschweifend erzählt werden, sodass sie sich sehr gut für Jugendliche oder Gay Romance Einsteiger eignet.

    Es ist eine Geschichte über die erste Liebe und über den Mut, zu sich selbst zu stehen; über Freundschaft und wie sie jede Entfernung überwindet; über die unerschütterliche Liebe zur eigenen Familie trotz allem Leid, das diese verursachen kann; und über die Hürden, wie wahre Liebe überwinden kann, wenn beide Partner ernsthaft dafür kämpfen. Von mir erhält diese Geschichte :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: Sterne.

    Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen. Kurt Tucholsky :wink: