Michael Tsokos - Sind Tote immer leichenblass?

  • Kurzmeinung

    Kurier
    Informativer und gut lesbarer Einblick, durch die Offenheit aber auch harter Tobak
  • Klappentext:

    Werden Mordopfer tatsächlich von den Angehörigen in der Rechtsmedizin identifiziert? Sind Rechtsmediziner bei der Verhaftung eines Verdächtigen dabei? Nehmen sie an der Vernehmung von Zeugen teil? Und reiben sie sich vor der Obduktion Mentholpaste unter die Nasenlöcher, damit sie den Leichengeruch überhaupt ertragen können? Szenen wie diese gehören zum Standardrepertoire von Fernsehkrimis. Doch mit der Realität haben sie nur selten etwas zu tun. Meist handelt es sich um Klischees von Vorgängen im Sektionssaal. Michael Tsokos, Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner und vielfacher Bestsellerautor, nimmt die bizarrsten Irrtümer aufs Korn. Er erläutert die teils groben Fehler und informiert unterhaltsam und spannend zugleich über die Mittel und Methoden der Rechtsmedizin.


    Über den Autor (Zusammenfassung des Portraits im Buch):

    Michael Tsokos, Jahrgang 1967, ist Professor der Rechtsmedizin und seit 2007 Leiter des Instituts für Rechtsmedizin an der Charité und des Landesinstituts für gerichtliche und soziale Medizin. Er hat mehrere Bücher über spektakuläre Fälle der Rechtsmedizin veröffentlicht und war an der Entstehung diverser Kriminalromane als Autor, Co-Autor oder Ratgeber beteiligt.


    Persönlicher Eindruck:

    Das Buch ist aufgeteilt in 40 Kapitel, von denen jedes einen populären Irrtum über Arbeit und Gegebenheiten in der Rechtsmedizin behandelt. Häufig wird Professor Boerne aus den Münster-Tatorten als Beispiel für die Darstellung in Film und Fernsehen herangezogen, ehe der Autor aus seiner eigenen Erfahrung den jeweiligen Irrtum klarstellt. Dabei wirft er dem Leser nicht nur die Fakten hin, er begründet auch, warum es so läuft, wie es läuft, und verfolgt den Gedanken, was wäre, wenn es so wäre wie bei Boerne.

    Der Tonfall ist sachlich mit einer guten Prise Humor und Selbstironie. Das täuscht allerdings nicht darüber hinweg, dass man als Leser gut beraten ist, seinem Kopfkino einen gut erreichbaren Ausschalter zu verpassen, wenn man nicht gerade von jedem Ekel befreit ist, denn der Autor nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es um Vorgänge in einer Leiche geht.

    Durch die kurzen, in sich abgeschlossenen Kapitel lässt sich das Buch gut auch häppchenweise lesen oder als eine Art Nachschlagewerk verwenden, wenn man gerade zu einem bestimmten Aspekt der Rechtsmedizin etwas nachlesen möchte.


    Fazit:

    Informativer und gut lesbarer Einblick in die Arbeit eines Rechtsmediziners, allerdings durch die Offenheit auch harter Tobak.

  • Autor: Michael Tsokos

    Titel: Sind Tote immer leichenblass?

    Seiten: 187
    ISBN: 978-3-426-78824-0

    Verlg: Knaur


    Autor:

    Michael Tsokos wurde 1967 in Kiel geboren und ist ein deutscher Rechtsmediziner und Professor an der Charite in Berlin. Er leitet seit 2007 das dortige Institut für Rechtsmedzin, gleichzeitig das Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin in Berrlin-Moabit. Zudem ist er Leiter der Gewaltschutzambulanz der Charite. 1998-99 nahm er an der Exhuminierung und Identifizierung von Leichen aus Massengräbern des Bosnienkrieges und im Kosovo teil, 2004-05 war er im Auftrag des Bundeskriminalamtes zur Identifizierung der Tsunami-Opfer in Thailand täig. Er ist Autor mehrerer Fachzeitschriften, populärer Sachbücher und Mitautor mehrerer Thriller. Seit 2014 ist er Botschafter des Deutschen Kindervereins. Tsokos lebt mit seiner Familie in Berlin.


    Inhalt:

    Werden Mordopfer tatsächlich von den Angehörigen in der Rechtsmedizin identifiziert? Sind Rechtsmediziner wirklich bei der Verhaftung eines Verdächtigen dabei? Nehmen sie gar an der Vernehmung von Zeugen teil? Szenen wie diese gehören zum Standardrepertoire von Fernsehkrimis. Doch mit der Realität haben sie nichts zu tun. Professor Michael Tsokos, Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner, nimmt die bizarrsten Irrtümer aufs Korn. Er erläutert die teils groben Fehler und informiert so spannend wie realitätsnah über die Mittel und Methoden der Rechtsmedizin. (Klappentext)


    Rezension:

    Wer gerne sich von Krimis im Fernsehen berieseln lässt oder zur Entspannung einen Thriller in die Hand nimmt, sollte dieses Sachbuch, geschrieben von Deutschlands populärsten Rechtsmediziner, nicht lesen. Danach nämlich, wird man dieses Genre mit ganz anderen Augen und vor allem kritischer betrachten. Tatsächlich strotzen Sendungen wie CSI oder der Tatort nur so vor Fehlern und im Laufe der Zeit wurden dort dargestellte Szenen beinahe zu Tatsachen.


    Zumindest für die jenigen, die wirklich nur per Bildschirm mit diesen doch sehr eigenwilligen Berufszweig in Berührung kommen. Doch, wie sieht es hinter den Kulissen wirklich aus? Was ist etwa der Unterschied zwischen der oftmals gleichgesetzten Pathologie und Rechtsmedzin? Sind tote immer leichenblass? Ist die Todesursache bei Erhängen immer Genickbruch? Diese und andere Fragen hat sich Michael Tsokos gestellt und klärt in kurzweiligen Kapiteln auf.


    In kurzen Abschnitten werden jeweils vierzig Irrtümer aufgeklärt, die im Laufe der Zeit durch die Medien und durch das Halbwissen der Menschen entstanden sind. In einfacher Sprache, leicht verständlich, gibt der Autor Einblick in seine Arbeit, oft mit einem Augenzwinkern. Von wegen, Rechtsmediziner haben keinen Humor. Häppchenweise kann man sich der einen oder anderen Frage entledigen. Wer bisher gerne Krimis geschaut hat, für den ist das auch alles nicht zu starker Stoff. Allen Anderen sei Vorsicht geraten.


    Witzig illustriert, der Tod hat Humor, ist dieses kleine Büchlein auch noch und so ergibt sich ein buntes Lexikon mit Fragen rund um die Rechtsmedizin, jedoch mit den Nachteil, dass man danach das, was uns täglich im Abendprogramm suggeriert wird, nicht mehr ernstnehmen kann. Dazu ist das Thema zu ernst und unterschätzt, ohnehin, gleichwohl der Autor zugibt, zugunsten der Dramaturgie so manche Szene als zulässig zu betrachten. In vielen Punkten möchte Tsokos jedoch Verständnis und Wissen für seine Arbeit verschafen, was ihn hier zweifellos gelingt. In anderen Dingen hätte man sich manchmal sogar einen noch tieferen Einblick in die Rechtsmedizin gewünscht. Das, als einziger Kritikpunkt.

  • Als Leserin von Krimis und Thrillern, hat mich das kleine Buch mit 187 Seiten einfach interessiert. Zudem bin ich in der Medizin tätig.

    Tsokos hat eine unterhaltsame Art, die Themen / Irrtümer zu beschreiben. Wobei ich mir da mehr Tiefe erhofft hatte. Gefühlt, hat sich immer wieder alles nur wiederholt. Sicher auf eine leichte Art, die tatsächlich von jedem gelesen werden kann.

    Wie gesagt, mir zu oberflächlich, gerade tauglich als Unterhaltung im Wartezimmer oder im Zug.

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