Judith Rossell - Stella Montgomery und die bedauerliche Verwandlung des Mr Filbert / Withering By Sea

  • Stella wohnt mit ihren drei Tanten im Hotel Majestic am Meer. Ihr Leben ist von Regeln und Anstand geprägt, bis eines nachts etwas passiert, das ihr Leben verändert: Sie beobachtet einen Mord. Kurz bevor das Opfer stirbt, ringt es Stella das Versprechen ab, auf ein kleines Fläschchen aufzupassen, das niemals geöffnet werden darf. Doch zu Stellas Pech entdecken die Mörder sie und wollen die Mitwisserin zu fassen kriegen.


    Dieses Buch hat ein wunderschönes Cover, das mich sofort in seinen Bann gezogen hat. Ich kann es mir immer wieder anschauen und neue Details wie den Papagei, die Katze und den Käfer entdecken. Im Innenteil schmücken den Band viele schwarz-weiß Illustrationen, die von Nina Dullek mit viel Liebe gezeichnet wurden und die Atmosphäre toll unterstützen. Ein echtes Schmuckstück fürs Regal.

    Die Geschichte von Judith Rossell steht der tollen Aufmachung in nichts nach. Gleich zu Beginn geht es ziemlich unheimlich zur Sache, es gibt schwarzmagische Gegenstände, Blut und Tote. Nicht ohne Grund ist das Buch erst ab 10 Jahren empfohlen. Das zeigt sich auch im weiteren Verlauf der Geschichte, bei dem Stella eine Menge durchmachen muss. Es passiert viel und es passiert schnell. Ich stand beim Lesen ständig „unter Strom“, weil die Story so nervenaufreibend war. Immer dann, wenn man denkt, Stella ist endlich in Sicherheit, passiert die nächste Katastrophe. Ich fand es total spannend und fesselnd.

    Stella selber ist ein ganz tolles Mädchen. Sie versucht immer, das Richtige zu tun und sich an ihr Versprechen zu halten. Besonders sympathisch fand ich ihre Liebe zu einem alten Atlas, den sie immer mit sich herumschleppt. Sie ist offen und freundlich, so dass sie schnell Bekanntschaften schließt und Freunde findet. Man möchte sie so gerne vor dem bösen Zauberer beschützen, der hinter ihr her ist, um das Fläschchen zu bekommen! Doch selbst in ausweglosen Situationen verzweifelt Stella nicht, sondern bleibt gefasst, handelt klug und mutig. Auch die Nebencharaktere in diesem Buch konnten mich begeistern. Es gibt hier wirklich so viel zu entdecken, von singenden Katzen über Dryaden und Feenmagie bis hin zu einem tollen Theaterensemble. Das Buch ist voller verträumter Menschen und Magie, aber ich möchte hier nicht alles verraten.

    Ich war rundum begeistert sowohl von der Idee als auch der Umsetzung. Das Setting in dem alten Hotel als auch im Theater oder auf der kleinen Insel mitten im Meer war durchweg stimmig und fantasievoll. Am Ende werden jedoch nicht alle offenen Fragen gelöst, da es noch eine Fortsetzung geben wird: Stella Montgomery und der schaurige See von Wormwood Mire erscheint am 17. Juli 2018. Darauf freue ich mich jetzt schon sehr, denn ich möchte unheimlich gerne nochmal in die Welt von Stella eintauchen und herausfinden, was es mit dem Geheimnis ihrer Herkunft auf sich hat.

    Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für alle Kinder (und Erwachsenen), die sich gerne in eine spannende Traumwelt entführen lassen wollen.

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Stella Montgomery und die bedauerliche Verwandlung des Mr Filbert“ zu „Judith Rossell - Stella Montgomery und die bedauerliche Verwandlung des Mr Filbert / Withering By Sea“ geändert.
  • Verlagsinfo


    Ein magischer und packender Abenteuerroman für Kinder ab 10 Jahren – für alle Fans von „Lemony Snicket“

    Stella hat sich heimlich aus dem Hotelzimmer ihrer drei schrulligen Tanten geschlichen. In der Eingangshalle schlafen einige Hotelgäste merkwürdig verrenkt in ihren Sesseln. Ob das mit dem Kerzenleuchter in Form einer Hand zusammenhängt? Als Stella ihn versehentlich umwirft, tropft statt Wachs Blut zu Boden. Plötzlich hört Stella Schritte. Sie verbirgt sich hinter einem Farngewächs und wird so Zeugin eines mysteriösen Verbrechens …


    Meine Meinung


    Ab und an lese ich solche Kinderbücher auch sehr gerne zwischendurch, wobei ich hier sagen muss, dass ich nicht ganz das bekommen habe, was ich erwartet hatte.


    Den Einstieg fand ich richtig klasse, denn man lernt sofort Stella kennen und sie war mir als Kind sofort total sympathisch, weil sie so eine wundervolle, lebhafte Fantasie besitzt! Sie lebt ja mit ihren Tanten im "Hotel Majestic" - das muss irgendwo in der Nähe von London sein - und hat außer französisch und Klavierspielen zu lernen, zu sticken und anständig zu sein nicht viel Freiraum. Fragen sind absolut nicht erlaubt und Neugier etwas "vulgäres".

    Ihre kleinen Freiheiten schafft sie sich trotz aller Gegenwehr mit kleinen Tricks und so entführt sie sich selbst mithilfe eines alten Atlanten weit weg in fremde Länder. Nein, das ist nicht die Magie in dieser Geschichte, denn auf diese Reisen geht das junge Mädchen in Gedanken. Ich konnte sie dabei direkt vor mir sehen, wie sie mit dem Finger die Landkarte entlangfährt und sich Geschichten zu den erklärenden Texten ausdenkt, die neben den fernen Ländern abgedruckt sind. Das fand ich schon richtig toll weil ich finde, das vielen Kindern genau diese Fantasie heutzutage fehlt.


    Mr Filbert, der ja im Titel erwähnt wird, kommt etwas kurz, hat aber eine entscheidende Rolle in Stellas Leben - denn nach der Begegnung mit ihm geht aus auf einmal drunter und drüber. Erzählt wird immer aus Stellas Sichtweise, wobei man nicht viel zum Hintergrund über sie oder um das ganze drumherum erfährt. Einen wirklichen Rahmen zur Handlung hatte ich nicht und auch von der Gefühlswelt der Figuren hat man nicht viel gespürt.

    Dadurch war es für mich stellenweise leider auch nicht wirklich spannend, dazu kamen viele Beschreibungen, die ich zwar teils wirklich interessant fand, aber teils einfach auch für mich nicht lebendig genug erzählt wurden.


    Toll fand ich dafür einige Erwähnungen von Mythen und Aberglauben, die viele Kinder in der heutigen Zeit gar nicht mehr kennen. Die Stelle hat mir besonders gut gefallen! Und ich mag es auch, wenn Wörter in Kinderbüchern vorkommen, durch die sie auch etwas lernen können. Dabei ist es insgesamt flüssig geschrieben und gut zu lesen, nur hatte ich einfach öfters das Gefühl, dass ich nicht so gebannt bei der Geschichte dabei war.


    Stella entwickelt sich aber in der Geschichte, fasst Mut und Vertrauen und lernt auch Menschen kennen, die ihr beistehen und ihr zuhören, was ich sehr schön fand. Gegen Ende nimmt es auch an Spannung zu und es gibt auch einige für Kinder vielleicht unheimliche Momente, die man aber vielleicht noch etwas besser rausarbeiten hätte können.


    Für mich war es eine gute Geschichte, der noch etwas der Pfiff gefehlt hat. Viele der Ideen waren nicht wirklich neu und man hätte noch etwas mehr herausholen können. Wobei ich jetzt nicht so gut einschätzen kann, ob es für Kinder anders wirkt und sie noch etwas mehr Spaß daran haben als ich.


    Fazit: 3.5 Sterne


    © Aleshanee

    Weltenwanderer

  • "Stella Montgomery und die bedauerliche Verwandlung des Mr Filbert" von Judith Rossell


    Inhalt:

    Stella hat sich heimlich aus dem Hotelzimmer ihrer drei schrulligen Tanten geschlichen. In der Eingangshalle schlafen einige Hotelgäste merkwürdig verrenkt in ihren Sesseln. Ob das mit dem Kerzenleuchter in Form einer Hand zusammenhängt? Als Stella ihn versehentlich umwirft, tropft statt Wachs Blut zu Boden. Plötzlich hört Stella Schritte. Sie verbirgt sich hinter einem Farngewächs und wird so Zeugin eines mysteriösen Verbrechens …


    Meinung:

    Ich habe das Buch als EBook super schnell durchgehabt, es liest sich wirklich sehr gut, auch wenn die Schrift etwas klein war bei mir. Es ist eine schöne, spannende Kindergeschichte, voller Abenteur, Spannung und Aufregung. Das Cover ist sehr bunt und richtig durcheinander oder besser gesagt irgend voll. Aber gerad das hat mich aufmerksam gemacht.

    Stella hat ein schier langweiliges Leben bei ihren Tanten. Haltung lernen, Klavierspielen, Handarbeiten, nur reden wenn man gefragt wird....Aber Stella schleicht sich immer wieder fort, versteckt sich vor den Tanten. So kommt es das sie plötzlich in ein Abenteuer gezogen wird, mit Wesen, von denen sie geglaubt hat, das sie nicht exestieren. Eine wirklich tolle Geschichte für Kinder und auch ältere Leser.

    Das Ende kam mir jedoch zu plötzlich, ich hätte mir hier etwas mehr gewünscht. Das ganze ist noch etwas Ausbaufähig. Hier bleiben für mich doch noch ettliche Fragen offen.

    Aber vielleicht gibt es einen zweiten Teil, denn ich möchte schon gerne wissen, wie es weiter geht mit Stella.

    :huhu:

  • Aber vielleicht gibt es einen zweiten Teil, denn ich möchte schon gerne wissen, wie es weiter geht mit Stella.

    Gibt es und erscheint im Juli :wink:

  • Klappentext:

    Stella hat sich heimlich aus dem Hotelzimmer ihrer drei schrulligen Tanten geschlichen. In der Eingangshalle schlafen einige Hotelgäste merkwürdig verrenkt in ihren Sesseln. Ob das mit dem Kerzenleuchter in Form einer Hand zusammenhängt? Als Stella ihn versehentlich umwirft, tropft statt Wachs Blut zu Boden. Plötzlich hört Stella Schritte. Sie verbirgt sich hinter einem Farngewächs und wird so Zeugin eines mysteriösen Verbrechens …


    Autorin:

    Judith Rossell wurde in Australien geboren und arbeitete zunächst einige Jahre als Wissenschaftlerin für die australische Regierung, bevor sie sich selbständig machte. Sie ist inzwischen seit über 20 Jahren als Autorin und Illustratorin tätig und hat zahlreiche Bücher veröffentlicht. Judith Rossell lebt in Melbourne, Australien.


    Allgemeines:

    Erscheinungsdatum: 16. Januar 2018

    Seitenanzahl: 272

    Verlag: Thienemann

    Originaltitel: Withering-by-Sea


    Eigene Meinung:

    Ich weiß immer noch nicht ganz genau, was ich von dem Buch halten soll. Im Großen und Ganzen hat es mir gut gefallen. Stella ist eine starke, aber auch zweifelnde Persönlichkeit. Ihre Tanten zwingen sie tagein, tagaus, ihr Benehmen zu verbessern. Doch eines Tages rutscht ihnen etwas heraus, was Stella zum Nachdenken anregt. Was ist sie eigentlich und warum ist sie anders? Dann ist da noch das Ereignis mit Mr. Filbert, was sie dann in ein Abenteuer stürzt.

    Das Buch hat eine gewisse Form des Grusels, nicht zuviel, aber gerade richtig, dass alles ein wenig unheimlich und mystisch daherkommt. Mir gefielen die schrulligen Charaktere, von denen jeder trotz der kurzen Geschichte einen bleibenden Eindruck hinterlassen kann.

    Was mich allerdings ein wenig störte… Manchmal wusste ich nicht recht, was jetzt mit Stella Sache ist. Man ahnt, dass sie mehr ist als ein Mädchen, es wird auch erklärt, was ihre eigentliche Gabe ist, aber das wirkte für mich in Nebensätzen einfach abgehakt. Natürlich kann es sein, dass im zweiten Band einiges geklärt wird, doch wirkte dieser Strang auf mich bisher eben unfertig und nicht ausgereift.


    Fazit: Ein spannendes, sympathisches Kinderbuch mit schrulligen und schön ausgearbeiteten Charakteren und einer gewissen Portion Grusel und Spannung! :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Inhalt

    Zusammen mit ihren Tanten residiert Stella Montgomery im Hotel Majestic in Withering by Sea. Während die Damen den strickten Tagesplan mit Bädern und Kuren verfolgen, versucht Stella ihren Träumen nachzugehen und sich Abenteuer auszudenken um dem tristen Alltag zu entkommen. Eines Tages versteckt sie sich im Wintergarten und bekommt mit, wie Mr Filbert heimlich etwas in einem Blumentopf vergräbt. Aus reiner Neugier nimmt Stella das Päckchen an sich, ohne zu ahnen, dass noch andere danach suchen. Noch am selben Abend wird sie Zeugin eines Verbrechens aber auch davon, dass es Menschen mit ganz besonderen Kräften gibt. Schon bald sind seltsame Männer hinter ihr her, doch zum Glück findet Stella auch Freunde, die ihr in dieser Zeit bestehen.


    Meine Meinung

    Der im Viktorianischen England angesiedelte Kinder/Jugendkrimi, hat nicht nur ein spannendes Abenteuer zu bieten, auch ein Hauch Magie lässt sich auf den Seiten des Buches finden.


    Als Waisenkind lebt Stella bei ihren Tanten, die inzwischen doch schon älter sind. Ihren strengen Regeln unterworfen, muss sie lernen sich wie eine Dame zu benehmen und auf Französisch Konversation zu betreiben, nicht gerade etwas, was ein junges Mädchen spannend findet. Viel lieber treibt sich Stella im Hotel herum oder verbringt Zeit in ihrem Versteck im Wintergarten. Dort hat sie einen Atlas, den sie als dem Müll gerettet hat und mit dem sie sich in ferne Länder träumt. Die Hinweise und Beschreibungen auf den Seiten beflügeln ihre Fantasie noch zusätzlich. Aus ihrem Versteck heraus beobachtet sie wie Mr Filbert etwas in einem Blumentopf versteckt und wird später Zeugin eines Verbrechens. Sie verspricht dem mysteriösen Mann auf sein Päckchen zu achten, auch wenn es sie selbst in Gefahr bringt.


    So beginnt Stellas Abenteuer, das noch spannender und interessanter wird, als sie es sich je hätte erträumen können. Zudem muss sie erkennen, dass es in der Welt Dinge gibt, von denen nicht einmal ihre gelehrten Tanten etwas wissen. Schon bald sind die Männer, die Mr Filbert getötet haben auch hinter ihr her und ihnen zu entkommen scheint unmöglich, denn ihr Anführer ist ein kluger und gerissener Mann, der nach großer Macht strebt. Er nutzt Magie um Stella auf den Fersen zu bleiben, denn sie hat nun mal etwas, was er begehrt. Ob es immer wahre Magie oder nur Tricks sind, ist nicht immer leicht zu erkennen, gefährlich ist es trotzdem.


    Obwohl Stella in die Hände der Männer gerät, gelingt es ihr doch immer wieder zu entkommen. Ihre Tanten erkennen es vielleicht nicht an, doch sie ist ein kluges und mutiges Mädchen. Durch das Blättern in ihrem Atlas hat sie vieles gelernt, was in manch brenzligen Situationen zur Rettung wurde. Doch sie ist auch nicht allein, denn auf ihren Fluchten, findet sie ungewöhnliche Freunde, die ihr zur Seite stehen.


    So erweitert Judith Rossell ihre Auswahl an skurrilen Charakteren weiter. Leider blieben viele dieser Charaktere aber auch ausbaufähiger, denn ihnen wurde einfach nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt. Darunter sind auch Stellas Tanten, von denen man nicht erfährt, warum sie so hart zu ihr sind. Sie selbst ist allerdings sympathisch, neugierig und klug. Aus ihrer Sicht wird auch die Handlung wieder gegeben. Dabei lässt die Autorin aber auch noch genug Informationen einfließen um den Hintergrund zu beleuchten. Die Gefühlswelt bleibt dabei aber eher verschlossen. Sie wird zwar ab und an angesprochen, aber eher oberflächlich, denn spürbar war sie nicht. Dies könnte natürlich der Zeit zugeschrieben werden, schließlich wurden damals Emotionen eher zurückgehalten.


    Traurig ist allerdings, dass am Ende Stella und ihre neuen Freunde getrennte Wege gehen. Es wird offen gelassen, ob es bei ihrem weiteren Abenteuern ein Wiedersehen geben wird, was aber wünschenswert wäre. Im Allgemeinen ist das Ende etwas zu schnell gelöst worden, wenn auch für ein Kinder/Jugendbuch doch passend. Wahrscheinlich ist der Blick eines Erwachsenen etwas zu kritisch.


    Fazit

    Judith Rossell bringt mit Stellas Abenteuer ihren Lesern das Leben in der Vergangenheit etwas näher. Sie zeigt auf, dass das kleine Mädchen trotz all der Regeln und Verbote nie aufhört zu träumen oder ihren Weg zu gehen, auch wenn es nicht gerade leicht ist. Zufällig gerät sie bei all dem auch noch in die Welt der Magie und des alten Glaubens, muss versuchen ein Versprechen zu halten und ihre neuen Freunde zu beschützen. Eine schöne Geschichte, die an mancher Stelle etwas zu einfach gestaltet wurde, aber doch zu unterhalten weiß.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Ich habe Teil 1 und Teil 2 von Stella Montgomery gelesen und bin total begeistert. Der 2. Teil hat mir sogar noch ein bisschen besser gefallen. ich warte nun ganz dringend darauf, dass der 3. Teil auch auf deutsch erscheint.
    Tolle Serie und ich würde mir wünschen, dass es mal mehr als 3 Bücher von solch schönen Serien gibt.

  • Ich bin nicht ganz so begeistert...


    An sich hat Judith Rossell hier eine nette Geschichte in einem interessanten Setting (Luxushotel und Vergnügungspier in einem englischen Kurort) und mit magischen Momenten abgeliefert.


    Allerdings halte ich es von der Grundidee her für wenig realistisch und nachahmenswert, dass ein Kind von einem ihm nahezu Unbekannten unter obskuren Umständen ein Fläschchen mit einer geheimnisvollen Substanz annimmt, ihm, durchaus unter Druck gesetzt, verspricht, es zu verstecken und zu beschützen, und dieses Versprechen dann auch noch unter Einsatz des eigenen Lebens und seiner Gesundheit hält. Meine eigenen Kinder würde ich lieber dazu ermutigen, solche Versprechen, deren Ausmaß und Konsequenzen man nicht absehen kann, und dann auch noch eingefordert von sich suggestiv verhaltenden Erwachsenen, gerade nicht zu geben.


    Die Heldin des Buches, Stella Montgomery, ist ein sympathisches, mutiges und aufgewecktes Mädchen, Vollwaise, in einem leider komplett klischeebeladenen Umfeld. Sie darf nichts als sich gerade halten, sticken, französische Konversation pauken und ansonsten schweigen; Trost und kleine Fluchten findet sie in nur einem alten Atlas. Etliche Figuren, v.a. ihre Tanten, sind schmerzhaft stereotyp gezeichnet und es steht zu hoffen, dass die Folgebände das vielleicht noch ein wenig aufbrechen.


    Von diesen Abstrichen abgesehen, hat die Geschichte mir durchaus gefallen, sie hätte jedoch für meinen Geschmack weniger ermüdende Beschreibungen und deutlich mehr Spannung vertragen können. Gerade bei Kinderbüchern, finde ich, sollte eine Geschichte schneller an Fahrt aufnehmen, damit die junge Leserschaft auch „dranbleibt“. Das wird im letzten Drittel des Buches besser.


    Mächtig geärgert hat mich der Cliffhanger. Ich habe grundsätzlich nichts gegen kleine Cliffhanger (bei diesem Buch z.B. die genaue Klärung der Familienverhältnisse), wenn die Geschichte an sich weitgehend abgeschlossen ist – aber hier fehlt auch die Antwort auf die bereits zu Beginn des Buches aufgeworfene Frage, von welchem magischen Völkchen die Heldin möglicherweise zur Hälfte abstammt, und das hätte ich am Ende des Buches, wo diese Frage nochmal vertieft wird, dann doch gern aufgelöst gesehen. Auch die Reaktion der Tanten auf den „Ausflug“ hätte mich sehr interessiert. Hier ist also meiner Ansicht nach zu viel Stoff in den Folgeband geschoben worden, und so habe ich diese an sich nette Geschichte unbefriedigt und ein wenig grummelig zugeklappt. Dem zweiten Teil würde ich aber auf jeden Fall eine Chance geben und schauen, ob die Figuren sich noch entfalten dürfen und ein wenig mehr Spannung aufkommt.


    Die schönen Illustrationen von Nina Dulleck, besonders die singenden Katzen und das opulente Cover, habe ich mit großem Vergnügen betrachtet.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: Seishi Yokomizo - Mord auf der Insel Gokumon

    :musik: Asako Yuzuki - Butter (Re-???)

    :musik: Satoshi Yagisawa - Die Tage in der Buchhandlung Morisaki

    :montag: Dietrich Krusche (Hg.) - Haiku (Reread)

    :montag: Deb Olin Unferth - Happy Green Family (Reread)





  • Inhalt

    Stella Montgomery lebt zur Zeit der Hochräder, Gaslampen und Korsetts mit ihren drei Tanten im Hotel Majestic in Withering-by-Sea. Die Damen Ernesta, Augusta und Regula wohnen als Dauergäste im Hotel, um sich in der Bäderabteilung zu aalen und das Mineralwasser aus der Hotelquelle zu trinken. Die Tanten sind eine ziemliche Last in Stellas Leben, am liebsten hätte sie, wenn die drei einfach von einem Python verschlungen würden. Von einer der Tanten wird Stella in „Französische Konversation für junge Damen“ unterrichtet. Wichtigste Erziehungsziele für ein Mädchen sind „Mach keinen Katzenbuckel“ (im Kampf gegen den Buckel schreiten Mädchen regelmäßig mit einem dicken Buch auf dem Kopf herum) und „Neugier ist ein vulgäres Laster“. Ihre Neugier befriedigt Stella mit einem Bildatlas, den sie aus dem Müll gerettet hat und den sie wie einen Gefährten ständig dabei hat. Im Wintergarten des Hotels beobachtet Stella, wie ein Gast ein kleines Päckchen in einem Blumentopf versteckt. Kurze Zeit später ist Mr Filbert, ein Kavalier der alten Schule, tot und im Hotel geht es drunter und drüber. Stella flüchtet mit dem kleinen verkorkten Fläschchen, in dem sich etwas Silbriges zu bewegen scheint, vor dem „Professor“ und seinen Spießgesellen. Erst der Junge Ben öffnet Stella die Augen, welch magische Dinge im Hotel vorgefallen sind und über welch ungewöhnliche Kräfte sie selbst verfügt. Mit tatkräftiger Hilfe durch Ben und das junge Ballettmädchen Gerti nimmt Stella den Kampf gegen den Mann auf, der auf dem Pier von Withering-by-Sea als Magier auftritt. In dem Durcheinander im Hotel ist Stella ein Bild in die Hände gefallen, das ihre Mutter Clare (die vierte der Schwestern) mit zwei kleinen Kindern zeigt. Falls Stellas Abenteuer um das magische Fläschchen gut ausgehen sollte, bliebe für sie die Frage zu klären, wer das zweite Kind auf dem Foto sein könnte.


    Für ein Mädchen, das ein Korsett, mehrere Unterröcke, vermutlich einen knöchellangen Rock und darüber noch eine Schürze tragen muss, stürzt sich Stella erstaunlich entschlossen in ihre Flucht mit dem magischen Fläschchen. Durch die atmosphärischen Illustrationen des Buches erfahren die Leser auf einer weiteren Ebene, was wir uns unter einem Vergnügungs-Pier vorzustellen haben oder wie im Hotel Majestic die Gäste höchst fortschrittlich mitsamt dem heilenden Meerwasser in ihrer Badewanne geschaukelt wurden. Als erwachsene Leserin interessiert mich in Romanen stets, wie in anderen Zeiten die Dinge funktionierten und wie die Menschen lebten und arbeiteten. Die liebevoll gezeichneten Details liefern meiner Neugier hier üppiges Futter. Dass eine Seeschlange auf einer Buchseite nur in winzigen Abschnitten gezeigt werden kann, scheint mir ziemlich logisch; für eine Ganzkörper-Ansicht wird sie schlicht zu groß sein!


    Fazit

    Auch wenn Stellas Gefühlsleben hinter vordergründiger Aktion etwas zu kurz kommt, spricht der erste von bisher drei Bänden seine Leser auf unterschiedlichsten Ebenen an. Von der tröstlichen Botschaft, dass auch Kinder wie Gerti geliebt werden, die mit ihrer Arbeit die Familie ernähren, über die Welt außerhalb des Horizonts der Tanten bis zu magischen Fähigkeiten, die Stella zunächst überrumpeln. Wie Stella sich listig der Erziehung zur feinen Dame entzieht, wie der Bildatlas ihr Wissen und Ermutigung vermittelt und wie sie gemeinsam mit treuen Gefährten agiert, das unterhält Leser aller Altersgruppen. Sei vorsichtig mit deinem Urteil, wenn du glaubst, die Guten und die Bösen zu kennen, könnte die Botschaft des Buches an seine zehnjährige Zielgruppe sein.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Arnott - Limberlost

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow