Nina Laurin - ESCAPE - Wenn die Angst dich einholt / Girl last Seen

  • Kurzmeinung

    claudi-1963
    Ein Buch das viel psychologisches, aber erst am Ende richtig spannend wird. Trotzdem hat es mich gefesselt und gut unter
  • Kurzmeinung

    Pokerface
    Das Buch ist nichts für mich gewesen
  • Zum Buch:


    Eigentlich hat Laine Moreno längst aufgegeben. Seit zehn Jahren versucht sie zu verdrängen, was man ihr angetan hat: wie sie als Kind entführt und vier Jahre lang missbraucht wurde, bis sie hochschwanger entkommen konnte. Dass man ihren Peiniger nie gefasst hat, weil sie sich an nichts erinnerte. Dass ihre Tochter zur Adoption freigegeben wurde.


    Mit einem Drogen- und Medikamentennebel und mehreren Jobs betäubt sie ihr Leben, ihr Träume, ihre Gefühle.


    Doch als Laine eines Tages an einem Vermisstenplakat vorbeikommt, starrt ihr die Vergangenheit mitten ins Gesicht: Die Gesuchte - Oliva Shaw, 10 Jahre alt - ist praktisch ihr Ebenbild. Um Olivia zu retten, wird Laine sich ihren Dämonen stellen. Mit dem Polizeiteam von damals kooperieren. Obwohl sie weiß, dass die Wahrheit sie zerstören kann.


    Meine Meinung:


    Ich bin mit dem Buch nicht gut klargekommen. Wir begleiten Laine durch ihr kaputtes Leben, ihren Drogenrausch und ihr Trauma. Verständlicherweise ein Trauma, nach den Sachen die sie als Kind erlebt hat.


    Aber ich bin damit nicht klargekommen. Die Gefühls- und Gedankenwelt von Laine konnte sich für mich nicht öffnen. Und mein anfängliches Mitleid änderte sich schnell in genervtes Seitenumblättern, weil sie ihren Drogenkonsum nicht in den Griff bekommen hat. Außerdem ist die Geschichte für mich nicht als Thriller angelegt. Ich würde mal behaupten, dass die Story eher ein Drama ist.


    Aber gut - darüber kann man sich streiten. Am Ende kommt dann doch ein ganz klein wenig der Thrill. Aber halt sehr spät und sehr knapp.


    Ich habe das Buch eher als langatmig empfunden und war ziemlich schnell ziemlich genervt.


    Und das Ende hat mich auch eher geärgert. Dieses "hoch-epische". Aber ich denke, hier sollte sich jeder selbst ein Bild machen.


    Fazit:


    Schade. Hatte mir sehr viel von der Story versprochen. Gut gemeinte 2 Sterne. :bewertung1von5::bewertung1von5:

    Liebe Grüße
    Pokerface


    Tu es oder tu es nicht. Es gibt kein Versuchen (Yoda) :study:

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Nina Laurin - ESCAPE - Wenn die Angst dich einholt“ zu „Nina Laurin - ESCAPE - Wenn die Angst dich einholt / Girl last Seen“ geändert.
  • "Wieso wird die täglich millionenfach stattfindende Vergewaltigung von Kindern beschönigend nur als sexueller Missbrauch bezeichnet?" (Lilo Keller)

    Als 3 Jahre nach ihrer Entführung und sexuellem Missbrauch die 13-jährige Ella Santos von ihrem Peiniger freigelassen wird, ist sie für ihr Leben gezeichnet und trägt sein Kind in sich. Zehn Jahre später inzwischen ist aus Ella Santos, Laine Moreno geworden. Vergeblich versucht sie noch immer die Erlebnisse von damals zu vergessen, in dem sie sich mit Drogen und Tabletten über Wasser hält. Was aus ihrem Kind geworden ist weiß sie nicht, da es ihr nach der Geburt sofort weggenommen wurde. Dass man den Täter nie fassen konnte, hat hauptsächlich damit zu tun, das Laine sich an vieles nicht mehr erinnert. Jahrelang wurde sie in eine Einrichtung gesteckt, aber nie wirklich gegen das Trauma behandelt. Doch dann sieht sie eines Tages bei ihrer Arbeit im Supermarkt, das Plakat eines vermissten Mädchens. Olivia Shaw ist 10 Jahre alt und sieht aus, wie Laine aus dem Gesicht geschnitten. Laine ist klar, es ist ihr Kind und niemand anderes als ihr damaliger Peiniger kann Olivia entführt haben. Doch um Olivia zu helfen muss sie sich ihrem schlimmsten Dämon stellen und der Wahrheit über ihre Vergangenheit stellen, doch die werden sie an ihre psychischen Grenzen bringen.

    Meine Meinung:
    Die Kurzinfo dieses Buches hat mich neugierig gemacht, diesen Debütroman der Autorin zu lesen. Das Cover mit dem wegrennenden Kind zeigt ein wenig, warum es inhaltlich geht. Der Schreibstil ist zwar an manchen Stellen ein wenig verwirrend, doch im Großen und Ganzen fand ich die Geschichte sehr unterhaltsam. Die Charaktere sind sehr gut beschrieben, vor allem die traumatisierte und psychisch angeschlagene Laine, die sich immer wieder selbst und auch andere belügt, um überhaupt mit dem jetzigen Leben klar zu kommen. Manchmal jedoch wird das ganze ein wenig verworren, vor allem als sie auf die Suche nach ihrer Vergangenheit geht. Ein wenig fehlte dann dem ganzen Buch auch der Thrill, da der psychische und labile Aspekt der Protagonistin die ganze Geschichte doch ziemlich überlagert. Erst gegen Ende kommt der richtig spannende Showdown, der für manchen Leser sicher zu wenig war. Ich allerdings fand die Geschichte trotzdem interessant, da man so auch mal die Folgen einer solchen Entführung und dem jahrelangen Missbrauch vor Augen gehalten bekam. Was es mit einem Menschen macht, wen man nach Jahren immer noch so traumatisiert ist, das einem nur Tabletten und Drogen das Leben erträglich machen, das hat die Autorin hier sehr gut geschildert. Auch wenn ich den Täter vermutet hatte, war das Ende des Buches dann doch überraschend für mich gewesen. Nur leider erfährt man recht wenig über ihn selbst und seinem eigentlichen Motiv, den alles fokussiert sich in diesem Buch doch auf Laines teilweise ausschweifenden Exzesse und Abstürze. Dass manchem Leser dadurch der Charakter zu viel wird, kann ich gut nachvollziehen. Von daher denke ich, das dieses Buch für reine Thriller Leser wenig interessant ist, sondern eher für Leser die sich für pyschologische Aspekte interessieren. Deshalb bekommt das Buch von mir 4 von 5 Sterne.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: :thumleft::applause:

  • Inhalt

    Mein Name ist Lainey, aber mir ist es lieber, wenn man mich Laine – wie Lane, die Fahrspur – nennt. Früher hieß ich Ella, früher, in einem anderen Leben, bevor ich drei Jahre festgehalten wurde. Von einem Mann, der nie gefasst wurde. Heute habe ich ein okayes Leben, arbeite in zwei Jobs, sonst könnte ich mir die dreißig-Quadratmeter-Wohnung, in der ich lebe, nicht leisten. Ich arbeite tagsüber in einem Supermarkt, und eben habe ich eine Handvoll Flyer von meiner Chefin in die Hand gedrückt bekommen, die ich auf die Außenwand des Supermarktes hängen soll. Als ich einen Blick darauf werfe, erschrecke ich – denn ich blicke meinem zehnjährigen Ich in die Augen …


    Meinung

    In den hiesigen Gefilden war Nina Laurin bis jetzt unbekannt – klar, „Escape“ ist hierzulande auch ihr erster Roman. Im nordamerikanischen Raum und in Kanada, ihrem Heimatland, kommt bereits ihr zweites Buch heraus. Wenn Laurin gerade keine Bücher schreibt, dann schreibt sie auf ihrem Blog – über ihre Bücher, oder generell übers Schreiben. Dass sie (endlich) einen Vertrag bei einem Buchverlag hat, betitelte sie darin etwa nicht in manischer Manier mit einem „Yaay, I did it!!“, sondern nüchtern mit „The 'I Have A Book Deal!' Post“. Und genau so liest sich auch „Escape“ - und trotzdem geht das Buch unter die Haut.


    Lainey Moreno hat einiges durchgemacht, und das merkt man ihr an. Lainey ist 23 und vor zehn Jahren hat sie es nach dreijähriger Gefangenschaft zurück in die Freiheit geschafft. Seitdem ist sie nicht nur in psychiatrischer Behandlung, sondern auch medikamentenabhängig, denn sie nimmt wesentlich mehr als die verschriebenen Dosen – und trinkt auch mal gerne einen über den Durst. Mit Menschen kann sie nicht viel anfangen und tritt ihnen oft ungeschickt und schmallippig gegenüber. Aber wer mag es ihr verdenken, nachdem sie drei Jahre lang nur einen gesehen hat und von dem nur seinen Schwanz in Erinnerung hat, der sie penetrierte.Jetzt ist eben jenes Mädchen verschwunden, das wie ihr zehnjähriges Ich aussieht – natürlich ihre Tochter, ein Abschiedsgeschenk des Entführers, das sie nach der Geburt zur Adoption freigegeben hat. Jetzt setzt sie alles daran, sie zu finden; wegen ihrer Tochter, aber vor allem, um Licht ins Dunkel ihrer eigenen Entführung zu bringen, denn der Täter von damals wurde nie gefasst.


    Die Protagonistin von Nina Laurins Debüt ist nicht sympathisch, keineswegs. Sie nimmt Drogen, ist launenhaft und weiß nicht so wirklich mit ihren Gefühlen umzugehen, verwechselt Liebe mit Dankbarkeit. Obwohl man als Leser in ihrem Kopf ist, bleibt sie unnahbar, obwohl man ihr Handeln mitbekommt, versteht man es nicht immer – fast ist es so, als lebe sie in ihrer eigenen Welt. Aber man ist als Leser zu keinem Zeitpunkt böse auf sie, und wenn doch, dann hat man doch auch Verständnis. Für ihr Denken und Handeln. Das liegt nicht nur an der Geschichte, die uns Laurin erzählt, sondern vor allem an der Atmosphäre, die darin herrscht. Denn die ist von Anfang an so dicht, dass man manchmal nicht weiterlesen kann, weil sie einen sonst erdrückt. Das spricht vor allem für die Authentizität, aber auch für die kreative Leistung von Nina Laurin. Dass die Geschichte in der ersten Person im Präsens erzählt wird, tut ihr übriges dazu.

    Es gibt nur einen Erzählstrang, vom Opfer bekommt man nichts mit, und irgendwie doch. Denn Lainey wird erneut zum Opfer, wird dem ganzen Martyrium in ihrem Kopf erneut ausgesetzt – diesmal entscheidet sie sich aber proaktiv dafür, weil sie sich damals erhofft hat, dass man sich für sie genau so einsetzt. Dass ein anderer Mensch, obendrein ihre Tochter, das durchmachen muss, was sie durchgemacht hat, will sie nicht zulassen – da steckt natürlich auch eine Menge Justizkritik von Laurin drin.


    Obwohl man als Leser in Laineys Kopf steckt, weiß man nicht sicher, ob man auch wirklich alles mitbekommt. In einer Szene leert sie ihr Konto, um sich von dem Geld Drogen zu kaufen, in einer anderen, späteren, Szene, hat sie plötzlich Geld für ein Motel. Ganz nachvollziehbar ist die Geschichte also nicht immer. Die Liebesgeschichte, die zwischendurch immer wieder aufblitzt wirkt ebenfalls etwas deplatziert und passt weder in den Kontext, noch zur düsteren Stimmung der Geschichte; andererseits aber sehr wohl zu dem Gefühlsdurcheinander von Lainey. Insofern, aber auch sonst, ist die psychologische Komponente ähnlich interessant wie beim „Inselhaus" von Leonora Christina Skov.


    Der Showdown ist spektakulär, auch wenn der Täter, der am Ende demaskiert wird, genau die Person ist, die man von Anfang an verdächtigt. Dennoch hält das Ende ein paar kleine Plot-Twists bereit, mit denen man nicht unbedingt rechnet.


    Tl;dr: „Escape“ von Nina Laurin ist ein Psychothriller mit einer dichten Atmosphäre und einer so hohen Authentizität, dass man nicht immer weiterlesen kann, obwohl man will. Die Protagonistin ist aufgrund ihrer Geschichte nicht die sympathischste, aber man kann ihre Macken und ihr teilweise ungeschicktes soziales Agieren stets nachvollziehen. Alles in allem ist „Escape“ ein mehr als solides Debüt und Nina Laurin wird einen Platz auf meiner Watchlist einnehmen.

  • Ich lese ja eher selten Thriller, aber diesen hier konnte ich nicht aus der Hand legen. Mir hat die Geschichte bis kurz vor dem Ende wirklich gut gefallen. Nina Laurin hat einen spannenden Schreibstil, der mich vorwärts gezogen hat.


    Laine war eine interessante Protagonisten, die verständlicherweise sehr viele Probleme hat. Ab und an nervte sie mich allerdings ein bisschen. Okay, sie erinnert sich an Verein gar nichts über ihren Entführer. Sein Gesicht hat sie nie gesehen, da er immer eine Maske trug. Soweit kann ich das nachvollziehen. Wie kann es aber sein, dass bei ihr nichts klingelt, als sie dem Entführer leibhaftig (mehrmals) begegnet. Stimme, Körpergröße, Silhouette… Es hätte doch wohl irgendwie wenigstens mal ein leises Unbehagen da sein müssen, oder nicht?


    Vom Klappentext her hatte ich erwartet, dass Laine zumindest versucht, sich zu erinnern. Dass irgendjemand, eine Polizeipsychologe (?) sie quasi an die Hand nimmt, um sie dorthin zu führen, wo die Erinnerungen liegen. Aber, was passiert? Nichts! Der Klappentext besagt, dass Laine sich ihren Dämonen stellen muss. Wir begleiten Laine aber einfach nur durch ihre Drogenprobleme. Niemand unterstützt sie ernsthaft, ihre Erinnerungen wieder zu finden, um die Ermittlungen voran zu treiben. Wenn mit den Dämonen nicht ihre Drogenprobleme gemeint sind, und das sind sie wohl nicht, dann muss sich Laine in dieser Geschichte gar nichts stellen. Und sie tut es auch über weite Strecken nicht.


    Mit Sean Ortiz hat Laine den Polizisten an ihrer Seite, der sie vor zehn Jahren gefunden hat, als die ihrem Entführer entkommen konnte. Sean hat mir als Figur ganz gut gefallen. Ab und an hätte er Laine gegenüber etwas deutlicher werden können. Er lässt ihr sehr viel durchgehen, was sie erstens in Gefahr bringt und zweitens auch nichts angeht. Ja, sie soll helfen, aber sie soll sich wohl eher nicht in polizeiliche Ermittlungen einmischen.


    Der Schreibstil war spannend und mitreißend. Ich konnte Nina Laurin gut folgen. Sie beschreibt die Situationen so, dass man sie sich gut vorstellen kann. Auch ihre Protagonisten hatte ich klar vor Augen.


    Die Geschichte insgesamt ist leider dann doch sehr konstruiert. Die Auflösung nochmal konstruierter. Am Ende kommen so viele merkwürdige Zufälle zusammen bzw. die Auflösung ist so unglaubwürdig, dass es das Buch für mich wieder ein großes Stück runter gerissen hat. Von daher gibt es von mir 3 Sterne. Ihr könnt ihr einen spannenden Thriller lesen, bei dem ihr über das Ende dann aber großzügig hinweg sehen müsst.

    Gruß
    Yvonne

    Nicht die haben die Bücher recht lieb, welche sie unberührt in den Schränken aufheben, sondern, die sie Tag und Nacht in den Händen haben, und daher beschmutzet sind, welche Eselsohren darein machen, sie abnutzen und mit Anmerkungen bedecken.
    (Erasmus von Rotterdam)