Teil 4: Abschnitte 83 bis Epilog (Seiten 417-564)

  • So, ich habe es nun auch geschafft und eben den letzten Abschnitt beendet.


    Claire Winter

    Bei dir möchte ich mich zu aller erst einmal bedanken, dass ich bei dieser Leserunde dabei sein durfte. Wenn ich ehrlich bin, habe ich mich mit geschichtlichen Büchern immer etwas schwer getan und hätte das Buch wahrscheinlich in der Buchhandlung wieder weggelegt. Da ich aber sehr gerne an Leserunden teilnehme, habe ich mich angemeldet und bin nun froh darum.

    Das Buch hat mir große Lesefreude bereitet und auch der Austausch mit dir und den Mitlesern war großartig. Danke dafür!


    Das Buch hat mich von Anfang an gefesselt und ich wollte immer weiterlesen. Wie jemand anderes schon erwähnt hat, haben auch die kurzen Kapitel dazu verführt, immer noch ein weiteres Kapitel lesen zu wollen.

    Viele der Charaktere sind mir echt ans Herz gewachsen und ich kann am Ende gar nicht sagen, welches mein Lieblingscharakter war. Ich fand es spannend Vera bei ihren Recherchen zu folgen, es war interessant zu lesen wie Marie erwachsen wird, sehr sympathisch waren Lina und Eric und und und.

    Schade fand ich am Ende, dass über einige Personen wenig oder gar nichts mehr geschrieben wurde. Ich hätte gerne mehr über Linas weiteres Leben erfahren. Was ist aus Theo und Sonja geworden? Und auch Helmuts weiterer Werdegang hätte mich sehr interessiert.


    Ein paar wenige Kritikpunkte habe ich aber auch.

    Zwar haben die kurzen Kapitel zum Weiterlesen verleitet, allerdings haben die vielen Sprünge und Personenwechsel mich oft auch verwirrt. Beim Weiterlesen musste ich mich manchmal erst nochmal orientieren, was in den Kapiteln zuvor passiert ist. Der Sinn dieser Aufteilung erschließt sich mir schon, vielleicht wäre es mir leichter gefallen, wenn es ein paar Sprünge weniger und längere Kapitel gewesen wären.

    Die Verwendung der vielen Decknamen und Identitäten hat es zusätzlich erschwert.

    Ich muss auch gestehen, dass mir am Ende nicht mehr so ganz klar war, welche Rechercheergebnisse von Vera denn nun wirklich in der Reportage gelandet sind und was einfach interessante Zusatzinformationen waren, die mit Gehlen ja dann nicht mehr direkt zu tun hatten.

    Auch mit dem Titel des Buches tue ich mich etwas schwer. Mir ist nicht ganz klar, auf wen er sich bezieht. Auf die Angehörigen der Verbrecher, im Sinne einer gerbten Schuld, oder auf alle Mitwisser solcher Taten, die bei der Vertuschung geholfen haben oder nichts zur Veröffentlichung getan haben?

    Das Wort "geliehen" klingt für mich einfach, als ob man die Schuld auch wieder zurückgeben könne, was bei einer solchen Thematik ja schlichtweg gar nicht möglich ist, egal wie sehr man sich damit auseinandersetzt.


    Das soll jetzt aber wirklich nicht zu negativ klingen. Insgesamt hat mir das Buch echt sehr gut gefallen und ich habe vieles gelernt. :friends:

  • Auch mit dem Titel des Buches tue ich mich etwas schwer. Mir ist nicht ganz klar, auf wen er sich bezieht. Auf die Angehörigen der Verbrecher, im Sinne einer gerbten Schuld, oder auf alle Mitwisser solcher Taten, die bei der Vertuschung geholfen haben oder nichts zur Veröffentlichung getan haben?

    Das Wort "geliehen" klingt für mich einfach, als ob man die Schuld auch wieder zurückgeben könne, was bei einer solchen Thematik ja schlichtweg gar nicht möglich ist, egal wie sehr man sich damit auseinandersetzt.

    Auf die Bedeutung des Titels geht Claire Winter im Thread zum 3. Abschnitt ein. Ich zitiere mal:

    Zitat

    Der Titel ist natürlich etwas im übertragenen Sinne gemeint. Marie nimmt die Schuld ihres Vaters an, stellt sie nicht in Frage, sondern setzt sich aufrichtig damit auseinander und zerbricht ja beinah daran. Ganz im Gegensatz zu ihrem Vater, der nicht einmal bereut, was er getan hat.

    Marie hat zwar auch die Angst, dass die Schuld ihres Vaters auch die ihre eigene sein könnte, sie sie also "geerbt" haben könnte, aber das ist sie natürlich nicht - deshalb auch "Die geliehene Schuld". Damit ist also mehr die Auseinandersetzung damit gemeint.

  • Hier konnten wir durch den Epilog erfahren, wie es mit Gehlen weiterging. Der Epilog ist also kein Zuckerguss.

    Das stimmt - nicht jeder Roman benötigt ja zwingend einen Epilog , aber für diese Geschichte fand ich ihn auch wirklich wichtig.

    Claire Winter

    Bei dir möchte ich mich zu aller erst einmal bedanken, dass ich bei dieser Leserunde dabei sein durfte. Wenn ich ehrlich bin, habe ich mich mit geschichtlichen Büchern immer etwas schwer getan und hätte das Buch wahrscheinlich in der Buchhandlung wieder weggelegt. Da ich aber sehr gerne an Leserunden teilnehme, habe ich mich angemeldet und bin nun froh darum.

    Das Buch hat mir große Lesefreude bereitet und auch der Austausch mit dir und den Mitlesern war großartig. Danke dafür!

    Dann freut es mich ums so mehr, dass Du an dieser Runde teilgenommen hast! :) Danke Dir auch noch einmal ganz herzlich für den tollen Austausch, der mir, wie ich oben schon geschrieben habe, wirklich viel Spaß gemacht hat und auch für mich sehr spannend war.

    Das Buch hat mich von Anfang an gefesselt und ich wollte immer weiterlesen. Wie jemand anderes schon erwähnt hat, haben auch die kurzen Kapitel dazu verführt, immer noch ein weiteres Kapitel lesen zu wollen.

    Vielen Dank. Für mich ist das ein tolles Feedback, dass Dich der Roman gefesselt hat und Dich die Kapitel zum Weiterlesen verführen konnten ... :)

    Die Verwendung der vielen Decknamen und Identitäten hat es zusätzlich erschwert.

    Ich muss auch gestehen, dass mir am Ende nicht mehr so ganz klar war, welche Rechercheergebnisse von Vera denn nun wirklich in der Reportage gelandet sind und was einfach interessante Zusatzinformationen waren, die mit Gehlen ja dann nicht mehr direkt zu tun hatten.

    Ich verstehe, was Du meinst, aber ein bisschen ist das natürlich auch die Perspektive von Vera, die man als Leser dabei hat - auch sie weiß ja am Anfang nicht, wer Freund oder Feind ist oder eine völlig andere Identität hat. So habe ich das zumindest beim Schreiben gesehen.

    Und zu den Rechercheergebnissen - dieses Netzwerk der Fluchthilfe, dass Vera aufdeckt hat indirekt schon mit Gehlen zu tun, weil auf sein Geheiß und mit Hilfe der Alliierte ja belastete Kriegsverbrecher, die auf diesem Wege geflohen sind oder zum Beispiel im Kriegsgefangenenlager wie in Rimini gelandet sind, befreit wurden, damit er mit ihnen den neuen antikommunistischen Spionagedienst aufbauen konnte. All diese Informationen sind deshalb auch in die Reportage von Vera miteingeflossen.

    Auch mit dem Titel des Buches tue ich mich etwas schwer. Mir ist nicht ganz klar, auf wen er sich bezieht. Auf die Angehörigen der Verbrecher, im Sinne einer gerbten Schuld, oder auf alle Mitwisser solcher Taten, die bei der Vertuschung geholfen haben oder nichts zur Veröffentlichung getan haben?

    Das Wort "geliehen" klingt für mich einfach, als ob man die Schuld auch wieder zurückgeben könne, was bei einer solchen Thematik ja schlichtweg gar nicht möglich ist, egal wie sehr man sich damit auseinandersetzt.

    Also, der Titel ist etwas im übertragenen Sinne gemeint und es bezieht sich vor allem auf Marie. Sie nimmt ja die Schuld ihres Vaters an und verkörpert für mich in diesem Hinblick das moralische Gewissen, dass er nie gehabt hat. Marie stellt nicht in Frage, dass das, was ihr Vater getan hat, ein schreckliches Verbrechen war, sondern setzt sich aufrichtig damit auseinander und zerbricht ja beinah daran. Ganz im Gegensatz zu ihrem Vater, der nicht einmal bereut, was er getan hat.

    Marie hat zwar auch die Angst, dass die Schuld ihres Vaters auch die ihre eigene sein könnte, sie sie also "geerbt" haben könnte, aber das ist sie natürlich nicht - deshalb auch "Die geliehene Schuld". Damit ist also mehr die Auseinandersetzung damit gemeint.



  • Ach, jetzt habe ich gerade gesehen, dass @bittersweetlight (vielen Dank!) meine Antwort aus dem 3. Abschnitt zitiert hat. Deshalb leider doppelt, denn ich hatte mal wieder parallel geschrieben ...:)

  • Das dauert sicher eine Zeitlang, bis ein solcher Fanatismus aufbricht, bis man seine eigene Haltung findet. Und bei ihm war das der Tod seiner geliebten Tochter.

    Ich habe es nicht so verstanden, dass sein Fanatismus aufbricht, bzw. er bereut, was er während des Krieges getan hat. Außerdem denke ich auch nicht, dass man das Weltbild/Gedankengut eines überzeugten Nationalsozialisten einfach so ablegen kann, wenn man nicht nur Mitläufer, sondern Überzeugungstäter gewesen ist.

    Meinem Eindruck nach war seine Familie/ seine Tochter für ihn eine ganz andere Welt als seine "beruflichen Tätigkeiten" - vermutlich ist ihm nicht mal der Gedanke gekommen, dass die von ihm Ermordeten auch die Töchter, Söhne...Angehörigen von irgendjemandem waren.

    Ich habe es nicht so verstanden, dass sein Fanatismus aufbricht, bzw. er bereut, was er während des Krieges getan hat. Außerdem denke ich auch nicht, dass man das Weltbild/Gedankengut eines überzeugten Nationalsozialisten einfach so ablegen kann, wenn man nicht nur Mitläufer, sondern Überzeugungstäter gewesen ist.

    Meinem Eindruck nach war seine Familie/ seine Tochter für ihn eine ganz andere Welt als seine "beruflichen Tätigkeiten" - vermutlich ist ihm nicht mal der Gedanke gekommen, dass die von ihm Ermordeten auch die Töchter, Söhne...Angehörigen von irgendjemandem waren.

    Sehe ich auch so. Für Weißenburg ist die Arbeit stets getrennt von Familienangelegenheiten zu betrachten. Das ist auch das Erschreckende an der Banalität des Bösen.

    Ich denke auch, dass er seine Überzeugungen nicht aufgegeben hat, aber dass seiner eigenen Familie geschadet wird, das hatte er wohl nicht akzeptieren können. Er hat strikt zwischen Beruf und Privatleben getrennt, was in dieser Zeit eigentlich unmöglich ist und richtig zynisch daher kommt.

    Die Sache mit Gehlen ist wirklich unfassbar. Ich kann nicht glauben, dass er das Bundesverdienstkreuz erhalten hat. Ist denn erst so viel später ans Licht gekommen, was er getan hat oder wurde das damals noch als normal angesehen? Irgendwie verstehe ich das nicht so ganz...

    Die Sichtweise war damals tatsächlich anders und man hat auch versucht, die Rolle, die Leute wie Gehlen im Dritten Reich inne hatten, herunterzuspielen oder geheim zu halten. Gerade bei Angehörigen der Wehrmacht. Viele belastete Nazis haben in der Bundesrepublik ja ihre Karrieren fortgesetzt, wurden Richter, Polizisten etc., und die haben natürlich auch wieder dafür gesorgt, dass unangenehme Informationen nicht ihren Weg in die Öffentlichkeit fanden. Diese alten Seilschaften bestanden eben weiter.

    Das war mir vorher überhaupt nicht bewusst. Und ich finde es sehr erschreckend. Und da wundert man sich heute über Rechtsradikalismus :-k. Ist ja eigentlich kein Wunder, wenn viele Kriegsverbrecher sozusagen noch befördert wurden und gleich weiter Karriere gemacht haben. Somit wurden sie nie mit ihrer Schuld konfrontiert, sondern im Nachhinein noch bestätigt, dass sie richtig gehandelt haben. Vielleicht wurde das auch in ihren Familien weitergegeben und somit das rechte Gedankengut immer weiter getragen.

    2024 gelesen: 11 Bücher / 5003 Seiten


    :study: Das letzte Versprechen - Hera Lind

    :study: Gussie - Christoph Wortberg

  • Das war mir vorher überhaupt nicht bewusst. Und ich finde es sehr erschreckend. Und da wundert man sich heute über Rechtsradikalismus :-k . Ist ja eigentlich kein Wunder, wenn viele Kriegsverbrecher sozusagen noch befördert wurden und gleich weiter Karriere gemacht haben. Somit wurden sie nie mit ihrer Schuld konfrontiert, sondern im Nachhinein noch bestätigt, dass sie richtig gehandelt haben. Vielleicht wurde das auch in ihren Familien weitergegeben und somit das rechte Gedankengut immer weiter getragen.

    Das ist eine Frage, die mich auch beim Schreiben oft beschäftigt hat. Ich denke schon, dass das zum Teil bestimmt auch weitergegeben wurde. Fest steht auf jeden Fall, dass mit diesen alten Seilschaften bis in die 50er und 60er Jahre auch das Welt- und Feinbild dieser Leute in die junge Bundesrepublik getragen wurde. Zurückkehrende aus dem Widerstand und Überlebende aus Konzentrationslagern wurde zum Beispiel ganz bewusst von ihnen als "Kommunisten" diffamiert, damit sie nicht in den gesellschaftlichen Institutionen Fuß fassen konnten.

  • Auch mit dem Titel des Buches tue ich mich etwas schwer. Mir ist nicht ganz klar, auf wen er sich bezieht. Auf die Angehörigen der Verbrecher, im Sinne einer gerbten Schuld, oder auf alle Mitwisser solcher Taten, die bei der Vertuschung geholfen haben oder nichts zur Veröffentlichung getan haben?

    Das Wort "geliehen" klingt für mich einfach, als ob man die Schuld auch wieder zurückgeben könne, was bei einer solchen Thematik ja schlichtweg gar nicht möglich ist, egal wie sehr man sich damit auseinandersetzt.

    Auf die Bedeutung des Titels geht Claire Winter im Thread zum 3. Abschnitt ein. Ich zitiere mal:

    Zitat

    Der Titel ist natürlich etwas im übertragenen Sinne gemeint. Marie nimmt die Schuld ihres Vaters an, stellt sie nicht in Frage, sondern setzt sich aufrichtig damit auseinander und zerbricht ja beinah daran. Ganz im Gegensatz zu ihrem Vater, der nicht einmal bereut, was er getan hat.

    Marie hat zwar auch die Angst, dass die Schuld ihres Vaters auch die ihre eigene sein könnte, sie sie also "geerbt" haben könnte, aber das ist sie natürlich nicht - deshalb auch "Die geliehene Schuld". Damit ist also mehr die Auseinandersetzung damit gemeint.

    Danke für das Zitieren und die Erklärung. Nachvollziehen kann ich sie aber leider weiterhin nicht. Mich stört einfach das Wort "geliehen ".

    Ist wahrscheinlich einfach Geschmacks- und Auslegungssache.

  • Danke für das Zitieren und die Erklärung. Nachvollziehen kann ich sie aber leider weiterhin nicht. Mich stört einfach das Wort "geliehen ".

    Ist wahrscheinlich einfach Geschmacks- und Auslegungssache.

    Wie gesagt, dass ist auch ein bisschen im übertragenen Sinne gemeint ...:)

  • Bis zum Schluß


    So, auch ich habe jetzt das Buch beendet und ich bin so was von begeistert von der Geschichte.

    Sie war von Angfang an spannend und was ich super fand, war das man immer Stückchen weise, die Antworten auf die Fragen bekommen hat, die man selber hatte.


    Mir hat es sehr gut gefallen, das Marie und Lina Freunde geworden sind, obwohl es zu der Zeit bestimmt sehr schwierig war.


    Auf das Ende der Geschichte, wäre ich niemals gekommen, aber es passt alles super zusammen.


    Ich fand es auch toll, das Vera und Eric am Ende doch noch zusammen gekommen sind. So gab es wenigstens ein Happy End.


    Claire Winter Ich finde es auch super, das du so ausführlich, auf die Beiträge eingegangen bist. So war das Lesen noch ein größeres Vergnügen.

    :study: Ein Tag ohne ein Buch, ist ein schlechter Tag! :study:


    Gelesene Bücher 2015: 176
    Gelesene Bücher 2016: 165
    Gelesene Bücher 2017: 165
    Gelesene Bücher 2018: 151

    Gelesene Bücher 2019: 17

  • So, auch ich habe jetzt das Buch beendet und ich bin so was von begeistert von der Geschichte.

    Sie war von Angfang an spannend und was ich super fand, war das man immer Stückchen weise, die Antworten auf die Fragen bekommen hat, die man selber hatte.

    Oh, wie schön, dass Du begeistert von der Geschichte bist und sie so spannend fandest. Das freut mich riesig. Vielen Dank! :)

    Mir hat es sehr gut gefallen, das Marie und Lina Freunde geworden sind, obwohl es zu der Zeit bestimmt sehr schwierig war.

    Die Freundschaft der beiden lag mir auch ganz besonders am Herzen - gerade weil sie, wie ich ja schon erzählt habe, auf einer wahren Begebenheit beruht. Ich glaube aber auch, dass eine solche Freundschaft damals nicht einfach war, deshalb hatte mich die Geschichte damals auch so berührt ...

    Ich fand es auch toll, das Vera und Eric am Ende doch noch zusammen gekommen sind. So gab es wenigstens ein Happy End.

    Ich freue mich, dass Du das kleine Happy-End magst! Mir war es auch wichtig, dass die beiden am Ende zusammenfinden.

    Claire Winter Ich finde es auch super, das du so ausführlich, auf die Beiträge eingegangen bist. So war das Lesen noch ein größeres Vergnügen.

    Vielen Dank. Das habe ich sehr gerne gemacht. Auch wenn ich mich hier wiederhole, ich fand es auch einen tollen Austausch, der für mich als Autorin sehr spannend war. Dafür möchte ich Dir meinerseits auch herzlich danken.

  • Bis zum Schluss

    Auch ich habe nun das Buch gestern in einem Rutsch beendet und konnte nur schwer einschlafen, da mich die Erkenntnisse über Gehlen, und die ja auch auf andere Kriegsverbrecher zutreffen, sehr aufgewühlt haben. Aber erst einmal der Reihe nach...


    Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie schrecklich es für Jonathan gewesen sein muss, als er erfahren hat, dass Marie tot ist :cry: Schön fand ich, dass er noch einmal mit Lina gesprochen hat, da er auch nicht an ihre Schuld glaubte und ihr Hilfe versprach - leider vergebens, denn schon kurz darauf muss auch er sterben. Es hat mich überrascht, dass Eric Zeuge des "Unfalls" war und er Jonathan zuvor auch schon unter anderem beim Versenden seiner Unterlagen beschattet hat. Hier schließt sich die Geschichte um Jonathan mit dem Anfangskapiteln zu einem Kreis, was der Autorin wirklich gut gelungen ist.


    Vera und Eric nehmen den Faden wieder auf, indem sie Lina alles erzählen lassen, was sie einige Tage zuvor bereits Jonathan berichtet hat. Vera hat sogar den Mut und konfrontiert Maries Familie mit der Wahrheit, doch wie zu erwarten, sind diese in ihrer Ansicht zu festgefahren um etwas anderes zu glauben. Interessant wird es allerdings, als Vera von Franz Hernstadt endlich sämtliche Informationen bekommt, die das Ausmaß der im Hintergrund laufenden Machenschaften von Gehlen erkennen lassen. Sie verfasst darüber auch einen Artikel, der allerdings nie erscheinen wird. Stattdessen wird er zu Veras Lebensversicherung. Sie verzichtet auf eine Veröffentlichung nachdem der amerikanische Geheimdienst all ihre Forderungen akzeptiert hat. Eric, der kurz zuvor unter einem Vorwand festgenommen wurde - natürlich steckte Hüttner dahinter -, wird freigelassen, ebenso kommt Lina aus dem Gefängnis frei. Vera selbst beginnt unter neuem Namen in England ein neues Leben, das später mit ihrem Ehemann Eric und der gemeinsamen Tochter komplettiert wird. Lina dagegen zieht trotz aller negativen Erlebnisse wieder nach Deutschland und lebt in Berlin, was ihr meinen größten Respekt einbringt.

    Der Aufbau eines neuen Deutschlands nimmt weiter seinen Lauf und niemand verhindert, dass die Politik weiterhin von Leuten wie Gehlen infiltriert wird...


    Die Sache mit Gehlen ist wirklich unfassbar. Ich kann nicht glauben, dass er das Bundesverdienstkreuz erhalten hat. Ist denn erst so viel später ans Licht gekommen, was er getan hat oder wurde das damals noch als normal angesehen? Irgendwie verstehe ich das nicht so ganz...

    Das war mir vorher überhaupt nicht bewusst. Und ich finde es sehr erschreckend. Und da wundert man sich heute über Rechtsradikalismus :-k . Ist ja eigentlich kein Wunder, wenn viele Kriegsverbrecher sozusagen noch befördert wurden und gleich weiter Karriere gemacht haben. Somit wurden sie nie mit ihrer Schuld konfrontiert, sondern im Nachhinein noch bestätigt, dass sie richtig gehandelt haben. Vielleicht wurde das auch in ihren Familien weitergegeben und somit das rechte Gedankengut immer weiter getragen.

    Euren Gedanken kann ich mich nur anschließen, mir mag es selbst nicht in den Kopf gehen, dass zwar einerseits die Alliierten von den Vorgängen wussten und diese sogar unterstützten, die Menschen in Deutschland, die an der neuen Regierungsbildung beteiligt waren, wie z. B. Adenauer und Blankenhorst, nichts davon gewusst oder auch nur geahnt haben wollen...


    Trotz oder vor allem wegen der traurigen und schockierenden Hintergründe hat mich "Die geliehene Schuld" extrem gefesselt. In die Protagonisten Jonathan, Vera, Marie und Lina kann man sich so gut hineinversetzen, dass man glaubt, selbst mitten im Geschehen zu sein. Durch ihre sympathische und hinterfragende Art muss man sie einfach ins Herz schließen. Aber auch von den Antagonisten, wie Hüttner, Fritz und Hermann Weißenburg und Gehlen, kann man sich ein sehr gutes Bild machen.

    Der Schreibstil ist einfach toll zu lesen und der Aufbau der Geschichte auf zwei Zeitebenen, die sich aufeinander zubewegen, sehr gelungen und vor allem spannend. Bei den häufigen Perspektivenwechseln habe ich zwar auch an zwei, drei Stellen ein paar Personen verwechselt, aber man erhält dadurch einen sehr guten Einblick in die verschiedenen Meinungen und Ansichten. Ich persönlich habe mit "Die gehliehene Schuld" viel über einen bedeutenden Teil Deutscher Geschichte gelernt, der mir bislang nicht in diesem Ausmaß bewusst war.


    Herzlichen Dank an Claire Winter für diesen überaus gelungenen Roman und die tolle Begleitung der Leserunde! Es ist immer wieder schön, auch einen Einblick hinter die Kulissen und in die Arbeit eines Autors zu bekommen.


    Mein nächstes Buch wird in die Zeit des Kalten Kriegs führen. Das wird aber noch etwas dauern, ich bin noch ganz am Anfang ....

    Da bin ich dann schon mehr als gespannt darauf und es wäre eine Freude, wenn es dazu wieder eine Leserunde geben würde! :applause:

  • Hier schließt sich die Geschichte um Jonathan mit dem Anfangskapiteln zu einem Kreis, was der Autorin wirklich gut gelungen ist.

    Vielen Dank! :) An dieser Stelle muss ich übrigens mal anmerken, dass es für mich sehr spannend war, Eure Vermutungen über den Unbekannten sprich "Eric" am Anfang zu lesen ...

    Stattdessen wird er zu Veras Lebensversicherung. Sie verzichtet auf eine Veröffentlichung nachdem der amerikanische Geheimdienst all ihre Forderungen akzeptiert hat. Eric, der kurz zuvor unter einem Vorwand festgenommen wurde - natürlich steckte Hüttner dahinter -, wird freigelassen, ebenso kommt Lina aus dem Gefängnis frei.

    Ja, am Ende ist das das Einzige, was Vera erreichen kann. Das ist bitter, entspricht aber leider den historischen Realitäten und der Tatsache, dass es die Organisation Gehlen nicht nur gab, sondern auch ihr auch später der BND hervorging.

    Euren Gedanken kann ich mich nur anschließen, mir mag es selbst nicht in den Kopf gehen, dass zwar einerseits die Alliierten von den Vorgängen wussten und diese sogar unterstützten, die Menschen in Deutschland, die an der neuen Regierungsbildung beteiligt waren, wie z. B. Adenauer und Blankenhorst, nichts davon gewusst oder auch nur geahnt haben wollen...

    Nein, das kann ich mir auch nicht vorstellen. Vielleicht haben sie es nicht in allen Details gewusst, aber ich persönlich glaube, dass man damals einfach die Augen vor der Wahrheit verschlossen und sie ganz bewusst ignoriert hat. In Adenauers Umfeld waren zudem auch viele Mitarbeiter belastet. Berühmtestes Beispiel ist Hans Globke, der von 1953-1963 Chef des Kanzleramtes wurde, und Mitverfasser der Nürnberger Rassegesetze war. Er stand - wie man heute weiß - übrigens auch in Kontakt mit Gehlen.

    Trotz oder vor allem wegen der traurigen und schockierenden Hintergründe hat mich "Die geliehene Schuld" extrem gefesselt. In die Protagonisten Jonathan, Vera, Marie und Lina kann man sich so gut hineinversetzen, dass man glaubt, selbst mitten im Geschehen zu sein. Durch ihre sympathische und hinterfragende Art muss man sie einfach ins Herz schließen. Aber auch von den Antagonisten, wie Hüttner, Fritz und Hermann Weißenburg und Gehlen, kann man sich ein sehr gutes Bild machen.

    Der Schreibstil ist einfach toll zu lesen und der Aufbau der Geschichte auf zwei Zeitebenen, die sich aufeinander zubewegen, sehr gelungen und vor allem spannend. Bei den häufigen Perspektivenwechseln habe ich zwar auch an zwei, drei Stellen ein paar Personen verwechselt, aber man erhält dadurch einen sehr guten Einblick in die verschiedenen Meinungen und Ansichten. Ich persönlich habe mit "Die gehliehene Schuld" viel über einen bedeutenden Teil Deutscher Geschichte gelernt, der mir bislang nicht in diesem Ausmaß bewusst war.

    Ich freue mich wirklich sehr, dass Dich "Die geliehene Schuld" so gefesselt hat, Du ihn spannend fandest und ihre Protagonisten ins Herz geschlossen hast. Was für ein tolles Feedback! Vielen lieben Dank. :):) Es bedeutet mir außerdem auch viel, dass Dir der Roman auch etwas über einen Teil der Geschichte vermittelt hat, der Dir vorher so nicht bewusst war, mir ging das ja - bevor ich mit den Recherchen angefangen habe und wie ich bereits oben erzählt habe - sehr ähnlich.

    Was die verschiedenen Personen angeht, haben wir uns mit dem Verlag deshalb übrigens u.a. auch dafür entschieden, dem Roman das Personenverzeichnis in Form des Lesezeichens beizulegen, das ihr ja leider alle erst etwas verspätet bekommen habt ...

    Herzlichen Dank an Claire Winter für diesen überaus gelungenen Roman und die tolle Begleitung der Leserunde! Es ist immer wieder schön, auch einen Einblick hinter die Kulissen und in die Arbeit eines Autors zu bekommen.

    Das habe ich wirklich sehr gerne und mit viel Freude gemacht!:)

    Da bin ich dann schon mehr als gespannt darauf und es wäre eine Freude, wenn es dazu wieder eine Leserunde geben würde! :applause:

    Mich würde das auch sehr freuen ...:)

  • Ich habe das Buch schon letztes Wochenende durchgelesen, aber durch das Schreiben hier und Mitlesen konnte ich es noch länger auskosten.

    Auch mir hat die Leserunde sehr viel Spaß gemacht, vielen Dank an die Mitleser, aber vor allem an Dich, Claire Winter für Deine ausführlichen Posts, Deine Berichte über die Hintergründe und Erklärungen. Das hat mir das Buch nochmal näher gebracht. :applause:

    Insgesamt kann ich sagen, dass mich schon lange kein Buch mehr so gefesselt hat. Ich muss mir unbedingt bald mal noch "Die verbotene Zeit" holen.

    2024 gelesen: 11 Bücher / 5003 Seiten


    :study: Das letzte Versprechen - Hera Lind

    :study: Gussie - Christoph Wortberg

  • Ich habe das Buch schon letztes Wochenende durchgelesen, aber durch das Schreiben hier und Mitlesen konnte ich es noch länger auskosten.

    Auch mir hat die Leserunde sehr viel Spaß gemacht, vielen Dank an die Mitleser, aber vor allem an Dich, Claire Winter für Deine ausführlichen Posts, Deine Berichte über die Hintergründe und Erklärungen. Das hat mir das Buch nochmal näher gebracht. :applause:

    Insgesamt kann ich sagen, dass mich schon lange kein Buch mehr so gefesselt hat. Ich muss mir unbedingt bald mal noch "Die verbotene Zeit" holen.

    Oh, vielen lieben Dank! :) Darüber freue ich mich wirklich sehr und ich habe sehr gerne hier noch ein bisschen über die Hintergründe erzählt, aber auch die Recherchen und was mir so beim Schreiben durch den Kopf ging. Der Austausch mit Dir bzw. Euch hat mir dabei sehr viel Spaß gemacht und war, wie ich oben schon mal geschrieben habe, auch für mich als Autorin sehr bereichernd.

    Wenn Du "Die verboten Zeit" lesen solltest, wünsche ich Dir viel Spaß dabei. :study: Es waren übrigens die Recherchen für eine der Nebenfiguren aus diesem Roman, über die ich damals auf die Organisation Gehlen gestoßen bin. Die Geschichte fand ich so unglaublich, dass sie mich nicht mehr losgelassen hat und ich mich dann, als ich "Die verboten Zeit" beendet hatte, in weitere Recherchen vertieft habe, die mit dazu geführt haben, dass ich "Die geliehene Schuld" geschrieben habe ...

  • Bis ENDE


    So, auch ich habe es nun endlich geschafft das Buch zu beenden. In den letzten Tagen war einfach zu viel los.

    Ich muss leider sagen, dass der letzte Abschnitt für mich der eher schwächste war. ich finde das Buch hält durchwegs seine Spannung, doch am Schluss ist es für mich doch etwas abgeflacht. Warum genau das so war, kann ich gar nicht recht beschreiben. Vielleicht weil man als Leser im Verlauf des Buches schon viel mehr als die Protagonisten wusste und man ihnen irgendwie dauernd einen Schubs in die richtige Richtung und zur Lösung geben wollte.


    Ich habe schon fast ein schlechtes Gewissen, das zu schreiben. Aber es ist wirklich nicht böse gemeint, war einfach nur mein persönliches empfinden. Vielleicht fehlen mir Geschichtsmuffel aber auch zu viele Hintergrundinformationen um mich da so hinein versetzten zu können.


    Was für mich irgendwie offen bleibt ist der Informant aus dem Echo. Ist damit wirklich "nur" Wilma gemeint? Man erfährt zwar, dass sie Vera verraten hat, aber haben die Informationen wirklich genügt, um ihr dauernd auf die Spur zu kommen? Ich habe es so empfunden, als wäre es eine einfache Sache gewesen. Warum wurde Veras Kollege hin und wieder erwähnt? Um den Leser auf eine falsche Fährte zu locken? Das fand ich im Nachhinein etwas unschlüssig, schließlich hatte Vera ja viele Kollegen, auf die aber auch nicht weiter eingegangen wurde.


    Alles in allem wirklich ein sehr tolles Buch, was sich meiner Meinung nach trotz Zeiten- und Perspektivwechsel sehr flüssig lesen lässt.

    Die Spannung kommt wirklich nicht zu kurz und man fiebert mit den Charakteren mit, das Rätsel endlich zu lösen.


    Leider erfährt man auch von Maries Familie nichts mehr und ich hätte gerne erfahren, wie es für sie nach der Enthüllung weiter geht.

  • Ich habe schon fast ein schlechtes Gewissen, das zu schreiben. Aber es ist wirklich nicht böse gemeint, war einfach nur mein persönliches empfinden. Vielleicht fehlen mir Geschichtsmuffel aber auch zu viele Hintergrundinformationen um mich da so hinein versetzten zu können.

    Aber nein, das musst Du nicht, für jeden ist ja der Leseprozess anders ...

    Was für mich irgendwie offen bleibt ist der Informant aus dem Echo. Ist damit wirklich "nur" Wilma gemeint? Man erfährt zwar, dass sie Vera verraten hat, aber haben die Informationen wirklich genügt, um ihr dauernd auf die Spur zu kommen?

    Also im Echo selbst ist es tatsächlich nur Wilma, aber im Laufe der Geschichte wird ja auch erzählt, dass Hüttner und seine Leute weitreichende Verbindungen und Beziehungen haben, auch zu Behörden und Institutionen. Sowohl von früher als auch aktuell aufgebaut, das sie ja immerhin für einen Geheimdienst arbeiten. Und diese Verbindungen nutzen sie natürlich, um Vera auf die Spur zu kommen.

    Alles in allem wirklich ein sehr tolles Buch, was sich meiner Meinung nach trotz Zeiten- und Perspektivwechsel sehr flüssig lesen lässt.

    Die Spannung kommt wirklich nicht zu kurz und man fiebert mit den Charakteren mit, das Rätsel endlich zu lösen.

    Vielen Dank. Ich weiß, ich wiederhole mich hier des Öfteren, aber das freut mich wirklich sehr!:)

    Leider erfährt man auch von Maries Familie nichts mehr und ich hätte gerne erfahren, wie es für sie nach der Enthüllung weiter geht.

    Ich habe es immer so gesehen, dass die Familie am Ende einfach zerbrochen ist. Hermann Weißenburg wird verhaftet. Helmut distanziert sich von seiner Mutter und seinem Bruder, während Fritz den Untergang seiner beiden großen Vorbilder - nämlich das seines Vater und Karls - miterleben muss. Margot Weißenburg wiederum hat am Ende nicht nur ihre Tochter verloren, sondern steht vor den Scherben der Familie, die sie unter allen Umständen erhalten wollte und die für sie immer an erster Stelle stand.

  • Ich habe es immer so gesehen, dass die Familie am Ende einfach zerbrochen ist. Hermann Weißenburg wird verhaftet. Helmut distanziert sich von seiner Mutter und seinem Bruder, während Fritz den Untergang seiner beiden großen Vorbilder - nämlich das seines Vater und Karls - miterleben muss. Margot Weißenburg wiederum hat am Ende nicht nur ihre Tochter verloren, sondern steht vor den Scherben der Familie, die sie unter allen Umständen erhalten wollte und die für sie immer an erster Stelle stand.

    Schade, aber da kann man wohl nichts machen. Die Familie war einfach zu kaputt und wahrscheinlich einfach zum Scheitern verurteilt. Trotzdem tuen sie mir irgendwie leid ... Ich habe Helmut doch irgendwie ins Herz geschlossen, auch wenn ich ihn anfangs für den falschen hielt und Fritz mein Favorit war. Man soll eben nicht immer gleich auf seinen ersten Eindruck vertrauen.

  • Ich habe es immer so gesehen, dass die Familie am Ende einfach zerbrochen ist. Hermann Weißenburg wird verhaftet. Helmut distanziert sich von seiner Mutter und seinem Bruder, während Fritz den Untergang seiner beiden großen Vorbilder - nämlich das seines Vater und Karls - miterleben muss. Margot Weißenburg wiederum hat am Ende nicht nur ihre Tochter verloren, sondern steht vor den Scherben der Familie, die sie unter allen Umständen erhalten wollte und die für sie immer an erster Stelle stand.

    Schade, aber da kann man wohl nichts machen. Die Familie war einfach zu kaputt und wahrscheinlich einfach zum Scheitern verurteilt. Trotzdem tuen sie mir irgendwie leid ... Ich habe Helmut doch irgendwie ins Herz geschlossen, auch wenn ich ihn anfangs für den falschen hielt und Fritz mein Favorit war. Man soll eben nicht immer gleich auf seinen ersten Eindruck vertrauen.

    Das freut mich, dass es Dir so mit Helmut ergangen ist. Gedanklich war er für für mich auch immer derjenige, der am Ende vielleicht am ehesten den Absprung schaffen wird. Auch durch die Unterstützung von Sonja. Er ist ja der Einzige in der Familie - Marie ausgenommen, da sie nicht mehr lebt - der durch die schrecklichen Ereignisse schließlich etwas lernt und sich weiter entwickelt ...

  • Ich bin dann jetzt auch durch und kann hier ein wenig was zu sagen. :)


    Hier kann ich mich Buchfresser einfach nur anschließen. Genau so ging es mir auch. Es war spannend immer wieder neue Puzzleteile aufzudecken und zu sehen wie sich alles immer mehr annähert und zusammenfügt. Gerade diese Art das Buch zu schreiben hat mir sehr gut gefallen beim Lesen.


    Ich habe es mit einem Trick versucht: ich habe versucht, alle Kapitel z. B. mit der Überschrift "Marie" hintereinander

    weg zu lesen - aber das ging nicht, weil die Kapitel miteinander verwoben sind und wir Informationen aus der Sicht einer

    Person erhalten, die auch die Geschichte der anderen vorantreiben.

    Das hat mir sehr gut gefallen - mir kam die Geschichte vor wie ein dicht gewebter Teppich.

    Bei dem Trick hätte es dann vielleicht mehr gebracht einfach alles einer bestimmten Zeitkategorie hintereinander zu lesen. Also alles was eben zu Maries Zeit war und danach alles was zu Veras Zeit passiert ist. Also wenn du das wirklich so lesen wollen würdest. So hättest du dann jedenfalls auch alle Personen innerhalb dieses Bereiches dabei, die dort gerade die Handlung fortführen.

    Mir gefiel es aber besser das Buch einfach zu lesen wie es ist.


    Durch die Figur des Reinhard Gehlen hat dein Roman nochmal eine andere Dimension bekommen. Es ist unfassbar, dass sich führende Nationalsozialisten auf diese Weise eine "Daseinsberechtigung" in führenden Positionen verschafft haben und mit dem Wissen vieler Leute auch lange behalten durften.

    Es war mir zwar bekannt, dass nicht wenige Nationalsozialisten noch zu guten Positionen und Ansehen gekommen sind, aber trotzdem finde ich das ziemlich schockierend. Und dann noch ein Bundesverdienstkreuz, unfassbar!

    Auch hier kann ich mich anschließen. Ich war schon recht schockiert über das was ich da gelesen habe und dann auch noch das Bundesverdienstkreuz... na super. ](*,)


    Helmut ist mir so gegen Ende jedenfalls der Sympathischte aus Maries Familie.

    Helmut war für mich neben Marie auch immer der Einzige in der Familie, der eine Entwicklung durchgemacht hat und sich dadurch auch verändert. Ich denke, Marie hätte das gefallen ...

    Das kann ich mir auch gut vorstellen dass ihr das gefallen hätte.

    Und ich fand es auch gut. Man merkt das richtig wie er erst recht unsympathisch rüberkommt und sich dann immer mehr zum Besseren entwickelt und man ihm wünscht dass er mit Sonja glücklich wird. Ganz im Gegensatz zu Fritz, dem man am Anfang vertraut und ihn nett findet bis sich dann herausstellt wie er wirklich denkt. Bei Helmut war einfach viel deutlicher dass er seine Schwester geliebt hat und sich wirkliche Sorgen um sie gemacht hat. Zu Recht wie man am Ende weiß.

    Man kann für ihn nur hoffen dass er mit der Sache abschließen kann, mit der Trinkerei aufhört und sich ein neues Leben mit Sonja aufbaut.



    Ich möchte mich auch einmal bei allen bedanken und vor allem bei Claire Winter :applause: Mir hat das alles hier mit euch sehr viel Spaß gemacht, genauso wie das Lesen des Romans, und ich bin wirklich froh dass ich dabei sein durfte. :friends: Natürlich werde ich hier auch noch weiter reinschauen und vielleicht gibt es ja noch mehr zu besprechen. Würde mich in jedem Fall freuen, immerhin ist ja vermutlich noch nicht jeder mit dem Buch durch.


    Generell muss ich mich bluetiger anschließen. Ich wäre von alleine vermutlich nicht auf das Buch gekommen, da ich geschichtliche Sachen in der Richtung sonst nicht unbedingt lese. Ich habe mich früher sehr für die Landung der Allierten in der Normandie interessiert und dort einiges gelesen, aber aus der direkten Nachkriegszeit wusste ich eigentlich kaum etwas und das hatte mich außerhalb dessen was man für die Schule gemacht hat auch gar nicht so direkt interessiert. Jetzt durch den Roman finde ich das alles jedoch sehr spannend. Auch die Berichte über das Entstehen der neuen Verfassung und das Grundgesetz fand ich sehr interessant. Ich habe früher mal ein paar Semester Jura studiert und mit dem Grundgesetz kennt man sich daher ja zwangsläufig aus, aber von dem ganzen Drumherum der Entstehung hatte ich nicht wirklich viel Ahnung. Wie einige andere hier schon angemerkt haben ist es also wirklich toll dass man durch einen Roman doch so vieles lernen kann und vielleicht vergisst man es durch die Rahmenhandlung auch nicht so schnell wieder wie das manchmal bei trockener Sachbuch-Lektüre der Fall ist. (Ich gebe zu, ich bin nicht unbedingt soooo ein Freund von Sachbüchern. Das kommt allerdings auch immer darauf an worum es geht.)

    Jedenfalls hatte ich mich ja zu der Leserunde angemeldet weil ich einmal eine mitmachen wollte und die Leseprobe interessant geklungen hatte. Und ich bin froh dass das wirklich geklappt hat. Ansonsten hätte ich wohl ein wirklich gutes Buch verpasst und das wäre sehr schade gewesen.


    Auch das Ende hat mir wirklich gefallen. Es ist so schön dass Eric und Vera wirklich zusammengekommen sind und am Ende nach allem eine glückliche gemeinsame Zukunft haben. Das wünscht man ihnen doch von ganzem Herzen! Wie schon vorher einmal bei Marie und Jonathan erwähnt ist es auch hier sehr schön gewesen wie sich die Beziehung und Anziehung der beiden zueinander aufgebaut hat. Nicht zu dominant im Roman, aber vorhanden und wirklich schön beschrieben. :love: Danke dafür! Und danke für den Epilog! (Sorry, pralaya :P)


    Es hatte hier auch schon jemand erwähnt: Es ist einfach toll wie wenige Rechtschreibfehler in dem Buch vorkommen. Sowas stört mich nämlich immer ganz gewaltig, Einzelne Tippfehler kann ich verzeihen, aber wenn sowas gehäuft in einem Buch vorkommt kann die Geschichte noch so toll sein, das gibt dann immer mindestens einen halben Stern Abzug. Da bin ich einfach recht empfindlich. Hier ist mir nur ein einziger aufgefallen. Und der ist ein typischer Tippfehler der mir selbst öfter passiert.


    Ich habe übrigens wirklich nochmal meine Mutter gefragt, da ich heute eh mit ihr unterwegs war, viel konnte sie mir aber nicht erzählen.

    Mein einer Großvater ist wohl Funker in Russland gewesen, aber sie meinte er habe selbst auch nie viel erzählt. Zwar war er nicht direkt an der Front, aber ja auch im Krieg dabei und sie vermutet dass es da sicherlich auch einiges gegeben hat an das er nach dem Krieg einfach nicht mehr denken wollte und somit eben auch nicht darüber gesprochen hat. Mein Onkel ist wohl wirklich kurz nach dem Krieg (1946) geboren und weiß daher auch nicht viel. (Meine Mutter ist um einige Jahre jünger. Sie also sowieso nicht.) Was ich allerdings weiß ist, dass in unserer Familie zum Glück niemand das nationalsozialistische Gedankengut gut gefunden hat.

    (Mein Vater ist vor seiner Pensionierung Polizist gewesen und hat auch einige Jahre im Staatsschutz gearbeitet wo genau gegen dieses Gedankengut angegangen wurde und hat dadurch auch öfter mit Juden in unserer Stadt zu tun gehabt. Ich weiß gar nicht mehr genau wie das war, das ist alles schon einige Jahre her. Da müsste ich ihn auch nochmal fragen, aber ich weiß gar nicht ob das hier überhaupt wen interessiert. Es sind einfach nur die Dinge die mir nun alle wieder aus meiner Schulzeit in den 90ern einfallen. Ich erinnere mich auch noch an ein Witzebuch das er geschenkt bekommen hatte und mir gegeben hat. "Wenn der Rabbi lacht". Die Witze aus der Zeit des Krieges sind da durchaus sehr lustig, wie ich finde.)

    Ich bin also froh dass ich mir nicht überlegen müsste wie es wäre, wäre es anders gewesen. Marie kann einem da echt leid tun. Was sie alles über ihre Familie und deren Denkweise herausgefunden hat ist wirklich schlimm.


    Einer der Witze aus dem Buch ist mir noch grob in Erinnerung.

    Ich hoffe mal das alles war nicht zu viel wirrer Gedankenkram von mir und zu sehr vom Thema abschweifend. Das ist jedenfalls so all das was mich die letzten Tage durchs Lesen wieder beschäftigt und/oder mir wieder eingefallen ist.

    "I'm one with the force, the force is with me..." - Chirrut Imwe (Star Wars: Rogue One)

    俺は、お前を裏切らない - Ich werde dich nicht verraten

  • Hier kann ich mich Buchfresser einfach nur anschließen. Genau so ging es mir auch. Es war spannend immer wieder neue Puzzleteile aufzudecken und zu sehen wie sich alles immer mehr annähert und zusammenfügt. Gerade diese Art das Buch zu schreiben hat mir sehr gut gefallen beim Lesen.

    Oh, wie schön. Das freut mich sehr. Vielen Dank! :):) Mit hat es auch wirklich viel Spaß gemacht, den Roman auf diese Weise zu schreiben und zu erzählen.

    Auch hier kann ich mich anschließen. Ich war schon recht schockiert über das was ich da gelesen habe und dann auch noch das Bundesverdienstkreuz... na super. ](*,)

    Da geht es Euch als Leser nicht anders, als mir als Autorin!

    Man kann für ihn nur hoffen dass er mit der Sache abschließen kann, mit der Trinkerei aufhört und sich ein neues Leben mit Sonja aufbaut.

    Ich habe das immer so gesehen. :) Am Ende rüttelt und weckt Helmut der Tod von Marie auf und er lernt durch seine Schwester etwas, das ihn verändert ...

    Ich möchte mich auch einmal bei allen bedanken und vor allem bei Claire Winter :applause: Mir hat das alles hier mit euch sehr viel Spaß gemacht, genauso wie das Lesen des Romans, und ich bin wirklich froh dass ich dabei sein durfte. :friends:

    Das freut mich sehr! :) Vielen Dank auch hier noch einmal von meiner Seite - mir hat der Austausch sehr viel Spaß gemacht und es ist wirklich spannend für mich zu erfahren, welche Gefühle und Gedanken Euch beim Lesen bewegt haben und durch den Kopf gegangen sind.

    Generell muss ich mich bluetiger anschließen. Ich wäre von alleine vermutlich nicht auf das Buch gekommen, da ich geschichtliche Sachen in der Richtung sonst nicht unbedingt lese. Ich habe mich früher sehr für die Landung der Allierten in der Normandie interessiert und dort einiges gelesen, aber aus der direkten Nachkriegszeit wusste ich eigentlich kaum etwas und das hatte mich außerhalb dessen was man für die Schule gemacht hat auch gar nicht so direkt interessiert. Jetzt durch den Roman finde ich das alles jedoch sehr spannend.

    Dann finde ich es umso schöner, dass Du den Roman gelesen und an dieser Leserunde teilgenommen hast. Ich glaube, ich habe das hier irgendwo schon einmal erwähnt, aber ich bin eigentlich selbst auch erst durch meinen letzten Roman und die damit verbundenen Recherchen darauf gestoßen, wie faszinierend und spannend die Nachkriegszeit ist, weil damals so unglaublich viel und Gegensätzliches parallel geschehen ist.

    Auch das Ende hat mir wirklich gefallen. Es ist so schön dass Eric und Vera wirklich zusammengekommen sind und am Ende nach allem eine glückliche gemeinsame Zukunft haben. Das wünscht man ihnen doch von ganzem Herzen! Wie schon vorher einmal bei Marie und Jonathan erwähnt ist es auch hier sehr schön gewesen wie sich die Beziehung und Anziehung der beiden zueinander aufgebaut hat. Nicht zu dominant im Roman, aber vorhanden und wirklich schön beschrieben. :love: Danke dafür! Und danke für den Epilog! (Sorry, pralaya :P )

    Vielen Dank! Und wie gesagt, das war mir auch wichtig. :) Du hattest es ja schon erahnt ...

    Da bin ich einfach recht empfindlich. Hier ist mir nur ein einziger aufgefallen. Und der ist ein typischer Tippfehler der mir selbst öfter passiert.

    Danke! So etwas schleicht sich am Ende leider doch manchmal noch ein, obwohl das Buch eigentlich sehr sorgfältig Korrektur gelesen wird ...

    Ich bin also froh dass ich mir nicht überlegen müsste wie es wäre, wäre es anders gewesen. Marie kann einem da echt leid tun. Was sie alles über ihre Familie und deren Denkweise herausgefunden hat ist wirklich schlimm.

    Ja, ich glaube - unabhängig von diesem Roman und Marie - dass es nicht einfach ist, wenn man weiß oder erfährt, dass eigene Angehörige zu den Tätern gehört haben. Auch aus diesem Grunde wurde in vielen Familien früher bestimmt ganz bewusst nicht über die "Vergangenheit" geredet ..