Teil 1: Prolog bis Abschnitt 26 (Seiten 7-138)

  • Ich erinnere mich, dass ich bei meinen Recherchen private Fotos von KZ-Aufsehern- und ihren Angehörigen gesehen habe, wie sie fröhlich mit ihren Familien lachten, sich sonnten und Kaffee tranken, während nur ein paar hundert Meter die Menschen auf so grausame Weise von ihnen umgebracht wurden.

    Ja, Buchenwald bei Weimar zum Beispiel...


    Oder Augenzeugenberichte von Auschwitz/Birkenau: Im Sommer 1944 wurden 400.000 ungarische Juden dort

    exekutiert - und die Täter, die gerade Pause machen durften, unterhielten sich lachend mit einer Flasche in der Hand.

    Wobei die Flasche - also das kann ich ja verstehen, dass man sich betrinken muss bei sowas .....

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Ist vielleicht auch leichter wenn man demjenigen den man gerade umbringt dabei nicht direkt in die Augen schauen muss. Verstehen kann ichs trotzdem nicht...

    "I'm one with the force, the force is with me..." - Chirrut Imwe (Star Wars: Rogue One)

    俺は、お前を裏切らない - Ich werde dich nicht verraten

  • Vera blendet die Vergangenheit aufgrund ihrer Erlebnisse lieber aus, doch bald wird ihr nichts anderes übrig bleiben, als sich auch damit auseinander zu setzen.

    Ja, du hast ganz recht. Gerade sie, die mit dieser ganzen Zeit von früher nichts mehr zu tun haben wollte, wird genau dazu gezwungen werden ...

    Nach außen hin wurden die KZs ja als Arbeitslager suggeriert und dass die Menschen nach getaner Arbeit wieder in ihr altes Leben zurückkehren würden. Das, was tatsächlich innerhalb dieser Einrichtungen geschah, wurde eher erst zum Schluss hin oder danach bekannt.

    Und die Vernichtungslager, die es ab 1941 gab, lagen zudem alle außerhalb des Deutschen Reichs und unterlagen auch einer gewissen Geheimhaltung. Sie wurden offiziell damals auch nie so genannt. Interessant fand ich aber meinen Recherchen, dass man heute weiß, dass über die vielen deutschen Soldaten, die in Polen und Russland waren und die die Existenz dieser Lager und diese schrecklichen "ethnischen Säuberungen" mitbekamen oder auch daran beteiligt waren, über die Post, die diese nach Hause schrieben und auch ihre Heimatbesuche, durchaus Informationen auf umgekehrten Weg wieder zurück nach Deutschland drangen.

    Oder Augenzeugenberichte von Auschwitz/Birkenau: Im Sommer 1944 wurden 400.000 ungarische Juden dort

    exekutiert - und die Täter, die gerade Pause machen durften, unterhielten sich lachend mit einer Flasche in der Hand.

    Wobei die Flasche - also das kann ich ja verstehen, dass man sich betrinken muss bei sowas .....

    Das sind so tiefe, schreckliche Abgründe der Menschen, die sich dort auftun, dass einem schlecht wird ...

  • durchaus Informationen auf umgekehrten Weg wieder zurück nach Deutschland drangen.

    Es gibt wirklich hinreichend Augenzeugenberichte dazu....

    Weißt Du, was mich noch wundert? Das hat jetzt nur mit dem Thema, leider - oder : Gott sei Dank - nichts mit Deinem

    Buch zu tun. Das sind diese sog. Todesmärsche, bei denen die Menschen unter entsetzlichen Strapazen und Verlusten vor der herannahenden

    russischen Front "heim ins Reich" getrieben wurden. Auch hier hat wieder niemand etwas gesehen oder gewusst.

    Wieso sind diese Märsche noch nicht ins kollektive Gedächtnis übergegangen?

    Da haben offensichtlich viele Menschen sehr privat ein schlechtes Gewissen, aus welchen Gründen auch immer.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Puh, ich habe zwar schon ein ganzes Stück weiter gelesen am Wochenende, musste aber erstmal alles nachlesen, was ihr geschrieben habt.

    Das war zum Beispiel ein Abschnitt, der mich beim Lesen wütend gemacht hat. Irgendwo stand ja etwas in der Art "wir wussten das ja alles nicht". ich glaube das war im Zusammenhang mit Maries Mutter, wenn ich mich recht erinnere. Mich macht der Satz wütend, allerdings weiß ich auch nicht, wie man damals selber reagiert hätte. Ich denke, dass kann keiner sagen, der nicht in der Situation war. Muss man ja fairerweise sagen. Aber auch wenn mich das beim Lesen rasend macht, finde ich es gut, dass du das thematisch auch im Roman unterbringst und ich bin natürlich sehr gespannt, inwieweit und vor allem unter welchen Umständen (gewollt oder nicht gewollt) Maries Vater da mit drin hängt.

    Zum einen denke ich schon, dass der einfachen Bevölkerung nicht alles bekannt war und zum anderen ist es ja auch so, dass "der kleine Mann" nicht viel tun konnte dagegen. Auch wenn ihr mich für feige haltet, ich hätte in der damaligen Zeit sicher nicht zum Widerstand gehört. Denn jeder hat nur ein Leben, das man lebt. Die Zeiten waren damals sowieso sehr hart und wenn man dann noch öffentlich gegen die Nazis handelte, dann hatte man gleich ausgespielt und wurde selber verhaftet und deportiert.

    Das wusste meine Großmutter auch, aber von den Vorgängen in den KZs wusste sie nichts - zumindest hat sie mir das so erzählt.

    Danke für diesen interessanten Einblick! Am Land waren solche Gruppen wohl eher weniger vertreten, zumindest hat davon aus meinem Verwandtenkreis nie jemand etwas erzählt, da wurde eher jede helfende Hand am Hof gebraucht um das Überleben der Familie zu sichern.

    Meine Mutter ist 1930 geboren und auf einem Dorf aufgewachsen. Sie hat viel erzählt, aber dass sie oder eines ihrer sieben Geschwister in der Hitlerjugend war, wüsste ich nicht. Leider kann ich sie nicht mehr fragen, da sie schwer dement ist.

    Über die Besatzungszeit hat sie auch manchmal erzählt, wie die Franzosen und die Amerikaner kamen und die Häuser mit besetzten :(, eine schreckliche Vorstellung.


    Die Zeiten damals waren schrecklich, aber große Teile der Bevölkerung hatten selber um ihr Überleben zu kämpfen, als dass sie viel ausrichten hätten können.


    Da bin ich immer wieder dankbar, welch gute Zeiten wir, trotz aller Kriege auf der Welt, jetzt haben.

    2024 gelesen: 15 Bücher / 6388 Seiten


    :study: Schönwald - Philipp Oehmke

    :study: Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen! - Dora Heldt

  • Da bin ich immer wieder dankbar, welch gute Zeiten wir, trotz aller Kriege auf der Welt, jetzt haben.

    Das stimmt wohl. Wobei es in den letzten 20 Jahren aber auch immer schlimmer geworden ist. Ich hoffe trotzdem dass es niemals wieder SO schlimm wird und dass irgendwie alles wieder besser wird.

    Kriege braucht doch kein Mensch... :thumbdown:

    "I'm one with the force, the force is with me..." - Chirrut Imwe (Star Wars: Rogue One)

    俺は、お前を裏切らない - Ich werde dich nicht verraten

  • Da haben offensichtlich viele Menschen sehr privat ein schlechtes Gewissen, aus welchen Gründen auch immer.

    Ich denke, dass die Menschen in diesen Nachkriegsjahren mit einer unglaublichen Verdrängung gearbeitet haben und dass es auch ein genereller gesellschaftlicher Konsens damals war - wie ein Tabu - nicht darüber zu sprechen. Was sich aber wirklich in dem Inneren der Menschen abgespielt hat, das weiß man ja nicht. ...

    Auch wenn ihr mich für feige haltet, ich hätte in der damaligen Zeit sicher nicht zum Widerstand gehört. Denn jeder hat nur ein Leben, das man lebt.

    Ich finde das überhaupt nicht feige, denn wahrscheinlich kann das keiner von uns sagen, auch wenn man sich wünscht, man selbst hätte sich damals anders verhalten. Das sind ja völlig andere Lebenssituationen und die Menschen sind auch anders geprägt gewesen. Umso größer ist aber meine Hochachtung für die, die sich gewehrt haben und in den Widerstand gegangen sind. Ich persönlich finde es für unsere Zeit deshalb aber so wichtig, zu begreifen und zu verstehen, wie das alles damals geschehen konnte und zu verhindern, dass so etwas jemals wieder passieren kann.

    Da bin ich immer wieder dankbar, welch gute Zeiten wir, trotz aller Kriege auf der Welt, jetzt haben.

    Das stimmt wohl. Wobei es in den letzten 20 Jahren aber auch immer schlimmer geworden ist. Ich hoffe trotzdem dass es niemals wieder SO schlimm wird und dass irgendwie alles wieder besser wird.

    Kriege braucht doch kein Mensch... :thumbdown:

    Ja, das denke ich auch. Zumindest hier in Europa. Die Menschen damals mussten wirklich unglaublich viel Schreckliches durchmachen.

  • Umso größer ist aber meine Hochachtung für die, die sich gewehrt haben und in den Widerstand gegangen sind. Ich persönlich finde es für unsere Zeit deshalb aber so wichtig, zu begreifen und zu verstehen, wie das alles damals geschehen konnte und zu verhindern, dass so etwas jemals wieder passieren kann.

    Sehr schön gesagt und wunderbar auf den Punkt :thumleft: Keiner weiß wie man reagieren würde, uns blieben die Extremsituationen erspart.


    Dazu fällt mir etwas ein, was Traudl Junge, eine der letzten Sekretärinnen Hitlers, mal sinngemäß gesagt hat. Sie hatte ihre Haltung immer mit ihrem jungen Alter in Verbindung gebracht. Bis sie auf einer Gedenktafel den Namen Sophie Scholl las, dahinter ihr Alter. Da wurde Traudl Junge klar, dass ihre Passivität nichts mit dem Alter zu tun hat.

  • Dazu fällt mir etwas ein, was Traudl Junge, eine der letzten Sekretärinnen Hitlers, mal sinngemäß gesagt hat. Sie hatte ihre Haltung immer mit ihrem jungen Alter in Verbindung gebracht. Bis sie auf einer Gedenktafel den Namen Sophie Scholl las, dahinter ihr Alter. Da wurde Traudl Junge klar, dass ihre Passivität nichts mit dem Alter zu tun hat.

    Einfach wunderbar!!!

  • Das sind diese sog. Todesmärsche, bei denen die Menschen unter entsetzlichen Strapazen und Verlusten vor der herannahenden

    russischen Front "heim ins Reich" getrieben wurden. Auch hier hat wieder niemand etwas gesehen oder gewusst.

    Wieso sind diese Märsche noch nicht ins kollektive Gedächtnis übergegangen?

    Ich denke, dass ist es, wovon mein Opa erzählt hat. Da haben sie gegen Kriegsende Juden von der ungarischen Grenze, wo sie einen Grenzwall bauen mussten, in Gewaltmärschen nach Graz und danach weiter nach Mauthausen getrieben. Die Strecke nach Graz hat an seinem Bauernhof vorbeigeführt oder umgekehrt die Strecke Richtung Ungarn? Leider kann ich ihn nicht mehr fragen....

    Aber ob das so viele mitbekommen haben?

    Zum einen denke ich schon, dass der einfachen Bevölkerung nicht alles bekannt war und zum anderen ist es ja auch so, dass "der kleine Mann" nicht viel tun konnte dagegen. Auch wenn ihr mich für feige haltet, ich hätte in der damaligen Zeit sicher nicht zum Widerstand gehört. Denn jeder hat nur ein Leben, das man lebt. Die Zeiten waren damals sowieso sehr hart und wenn man dann noch öffentlich gegen die Nazis handelte, dann hatte man gleich ausgespielt und wurde selber verhaftet und deportiert.

    Jeder, der sich dagegengestellt hat, ist wirklich zu bewundern.

    Ich kann es mir ehrlich gesagt gar nicht richtig vorstellen, wie das gewesen sein muss. Vermutlich wäre ich auch schön still gewesen.

    Ich lese gerade


    “Words are pale shadows of forgotten names. As names have power, words have power. Words can light fires in the minds of men. Words can wring tears from the hardest hearts.”
    ― Patrick Rothfuss, The Name of the Wind

  • Zum einen denke ich schon, dass der einfachen Bevölkerung nicht alles bekannt war und zum anderen ist es ja auch so, dass "der kleine Mann" nicht viel tun konnte dagegen. Auch wenn ihr mich für feige haltet, ich hätte in der damaligen Zeit sicher nicht zum Widerstand gehört. Denn jeder hat nur ein Leben, das man lebt. Die Zeiten waren damals sowieso sehr hart und wenn man dann noch öffentlich gegen die Nazis handelte, dann hatte man gleich ausgespielt und wurde selber verhaftet und deportiert.

    Jeder, der sich dagegengestellt hat, ist wirklich zu bewundern.

    Ich kann es mir ehrlich gesagt gar nicht richtig vorstellen, wie das gewesen sein muss. Vermutlich wäre ich auch schön still gewesen.

    Geht mir auch so. Ich bin allgemein eher konfliktscheu und ich bezweifel sehr stark dass ich mich getraut hätte was zu sagen. Einschließen und möglichst nicht auffallen passt da eher zu mir. :(

    Aber die Leute die da anders waren sind wirklich zu bewundern.

    "I'm one with the force, the force is with me..." - Chirrut Imwe (Star Wars: Rogue One)

    俺は、お前を裏切らない - Ich werde dich nicht verraten

  • Meine Mutter ist 1930 geboren und auf einem Dorf aufgewachsen. Sie hat viel erzählt, aber dass sie oder eines ihrer sieben Geschwister in der Hitlerjugend war, wüsste ich nicht. Leider kann ich sie nicht mehr fragen, da sie schwer dement ist.

    Über die Besatzungszeit hat sie auch manchmal erzählt, wie die Franzosen und die Amerikaner kamen und die Häuser mit besetzten :( , eine schreckliche Vorstellung.


    Die Zeiten damals waren schrecklich, aber große Teile der Bevölkerung hatten selber um ihr Überleben zu kämpfen, als dass sie viel ausrichten hätten können.

    Da bin ich immer wieder dankbar, welch gute Zeiten wir, trotz aller Kriege auf der Welt, jetzt haben.

    Meine Oma hat mir damals davon erzählt, dass sie beim Bund deutscher Mädel war. Sie berichtete, dass man stolz war dabei zu sein. Sie meinte es war eine schöne Zeit, weil man auch als Mädchen endlich wo dazu gehörte und man machte Ausflüge und Unternehmungen, die sich die Eltern sonst nie leisten hätten können. Sie sagte dazu auch "uns hat es sehr dort gefallen, man wusste ja nicht, welche Grausamkeiten wirklich dahinter steckten, man war einfach Kind."

  • Jeder, der sich dagegengestellt hat, ist wirklich zu bewundern.

    Ich kann es mir ehrlich gesagt gar nicht richtig vorstellen, wie das gewesen sein muss. Vermutlich wäre ich auch schön still gewesen.

    Geht mir auch so. Ich bin allgemein eher konfliktscheu und ich bezweifel sehr stark dass ich mich getraut hätte was zu sagen. Einschließen und möglichst nicht auffallen passt da eher zu mir. :(

    Aber die Leute die da anders waren sind wirklich zu bewundern.

    Genau so denke ich auch. Die Menschen haben meinen allergrößten Respekt:pray:.

    Meine Oma hat mir damals davon erzählt, dass sie beim Bund deutscher Mädel war. Sie berichtete, dass man stolz war dabei zu sein. Sie meinte es war eine schöne Zeit, weil man auch als Mädchen endlich wo dazu gehörte und man machte Ausflüge und Unternehmungen, die sich die Eltern sonst nie leisten hätten können. Sie sagte dazu auch "uns hat es sehr dort gefallen, man wusste ja nicht, welche Grausamkeiten wirklich dahinter steckten, man war einfach Kind."

    Das war sicher toll für die Mädchen, die ja damals sowieso benachteiligt waren. Und die haben sich eben auch keinen Kopf drum gemacht, was dahinter steckt. Ist doch heute auch nicht anders.

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    :study: Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen! - Dora Heldt

  • Geht mir auch so. Ich bin allgemein eher konfliktscheu und ich bezweifel sehr stark dass ich mich getraut hätte was zu sagen. Einschließen und möglichst nicht auffallen passt da eher zu mir. :(

    Aber die Leute die da anders waren sind wirklich zu bewundern.

    Genau so denke ich auch. Die Menschen haben meinen allergrößten Respekt:pray:.

    Ich kann mich Euch da mit meiner Meinung noch mal anschließen - ich habe wirklich auch den allergrößten Respekt und Hochachtung für diese Menschen. Wie unterschiedlich sich auch damals schon die Leute verhalten haben, sieht man aber zum Beispiel auch daran, dass sich in einem Land wie Dänemark die Bevölkerung ganz anders verhielt und die Juden versteckte und ihnen bei der Flucht nach Schweden half. Das hat mich immer sehr beeindruckt.

  • Jeder, der sich dagegengestellt hat, ist wirklich zu bewundern.

    Ich kann es mir ehrlich gesagt gar nicht richtig vorstellen, wie das gewesen sein muss. Vermutlich wäre ich auch schön still gewesen.

    Geht mir auch so. Ich bin allgemein eher konfliktscheu und ich bezweifel sehr stark dass ich mich getraut hätte was zu sagen. Einschließen und möglichst nicht auffallen passt da eher zu mir. :(

    Aber die Leute die da anders waren sind wirklich zu bewundern.

    eine schwierige Frage: Was würde ich tun? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich hoffe, ich wäre auf der Seite der Guten, aber wissen, nun ja... Das ist schwierig. Ich mag es nie und niemals über mich selbst behaupten: Ich würde so oder anders handeln. Denn das kann man einfach nicht wissen. Menschen verhalten sich manchmal ganz anders als gedacht oder erhofft in einer Krisensituation.

    2024: Bücher: 97/Seiten: 42 622

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

    Dalai Lama

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    Lese gerade:

    Töpfner, Astrid - Bis wir unsere Stimme finden

  • Menschen verhalten sich manchmal ganz anders als gedacht oder erhofft in einer Krisensituation.

    Stimmt. Manchmal wachsen einem Kräfte zu. Hinterher wundert man sich über

    sich selber.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Meine Oma hat mir damals davon erzählt, dass sie beim Bund deutscher Mädel war. Sie berichtete, dass man stolz war dabei zu sein. Sie meinte es war eine schöne Zeit, weil man auch als Mädchen endlich wo dazu gehörte und man machte Ausflüge und Unternehmungen, die sich die Eltern sonst nie leisten hätten können. Sie sagte dazu auch "uns hat es sehr dort gefallen, man wusste ja nicht, welche Grausamkeiten wirklich dahinter steckten, man war einfach Kind."

    So war es bei meiner Mutter auch. Die Teilnahme am BDM war zwar nicht freiwillig, sowohl Mädchen als auch Jungen mussten den entsprechenden Organisationen beitreten, aber der Sport und die Unternehmungen haben ihr auch Spaß gemacht.

    Ich lese parallel gerade noch dieses E-Book (siehe unten) und auch dort wird geschildert, wie die Kinder / Jugendlichen die Aktivitäten beim Jungvolk, bei der HJ oder beim BDM "genießen", die Nazis verstanden es offenbar, die jungen Leute durch Sport und Ausflüge zu begeistern und ihr Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken. Die Kinder waren vermutlich zu jung, um die Nazis zu durchschauen.

    Bei den Erwachsenen sah das sicherlich anders aus, dort dürfte das Problem eher darin bestanden haben, dass die meisten sich nicht trauten, Widerstand zu leisten. Ich bewundere Menschen wie die Geschwister Scholl oder Stauffenberg, aber ich kann es gut nachvollziehen, dass nur Wenige diesen Mut aufbrachten, schließlich konnten Aktivitäten im Widerstand das Leben kosten.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
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    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Das bleibt auch einfach unbegreiflich, oder? Aber offenbar gab es das viel. Ich erinnere mich, dass ich bei meinen Recherchen private Fotos von KZ-Aufsehern- und ihren Angehörigen gesehen habe, wie sie fröhlich mit ihren Familien lachten, sich sonnten und Kaffee tranken, während nur ein paar hundert Meter die Menschen auf so grausame Weise von ihnen umgebracht wurden.

    Ja, das ist und bliebt unbegreiflich. Solche Fotos habe ich auch schon gesehen, und sie gehen mir mmer wieder unter die Haut.

    Diese Wertigkeit hat Karl vollständig aus "vergangenen" Tagen übernommen. Ich fand es übrigens immer sehr interessant, dass das Frauenbild in den 20er Jahren schon einmal ein ganz anderes und sehr viel gleichberechtigteres gewesen ist.

    Ja, Karls Verhalten hat mich auhc aufgeregt. Er wirkt direkt unsympathisch, und ich kann verstehen, dass sich Marie in seiner Nähe nicht wohlfühlt.

    Ich bewundere Menschen wie die Geschwister Scholl oder Stauffenberg, aber ich kann es gut nachvollziehen, dass nur Wenige diesen Mut aufbrachten, schließlich konnten Aktivitäten im Widerstand das Leben kosten.

    So geht es mir auch, und ich wäre gern so mutig, glaube aber nicht, dass ich einen ähnlichen Mut aufbringen würde. Umso mehr beeindruckt mich die Geschichte von Menschenm die den Mut dazu hatten.

  • eine schwierige Frage: Was würde ich tun? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich hoffe, ich wäre auf der Seite der Guten, aber wissen, nun ja... Das ist schwierig. Ich mag es nie und niemals über mich selbst behaupten: Ich würde so oder anders handeln. Denn das kann man einfach nicht wissen. Menschen verhalten sich manchmal ganz anders als gedacht oder erhofft in einer Krisensituation.

    So geht es mir auch, und ich wäre gern so mutig, glaube aber nicht, dass ich einen ähnlichen Mut aufbringen würde. Umso mehr beeindruckt mich die Geschichte von Menschenm die den Mut dazu hatten.

    Also, an dieser Stelle muss ich mal sagen - ich finde es überhaupt toll, dass ihr/wir uns diese Fragen stellen, wie man sich damals verhalten hätte. Und wahrscheinlich wäre vieles ganz anders, als wir es erwarten würden. Manchmal, wenn nicht sogar oft, entwickeln sich ja gerade die, die sich für gar nicht mutig halten, zu den wahren Helden. Ich entsinne mich zum Beispiel in einem Buch über die "stillen Helfer" im Dritten Reich, dass es einen Hausmeister in Berlin-Charlottenburg gab, der vielen jüdischen Mitbürgern geholfen hat. Er hat sie heimlich im Heizungskeller des Mietshauses versteckt.

    Ich lese parallel gerade noch dieses E-Book (siehe unten) und auch dort wird geschildert, wie die Kinder / Jugendlichen die Aktivitäten beim Jungvolk, bei der HJ oder beim BDM "genießen", die Nazis verstanden es offenbar, die jungen Leute durch Sport und Ausflüge zu begeistern und ihr Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken. Die Kinder waren vermutlich zu jung, um die Nazis zu durchschauen.

    Ja, diese Methoden, wie die Nazis gerade die Kinder und Jugendlichen manipuliert und indoktriniert haben, waren einfach unglaublich perfide und intelligent aufgebaut. Sie waren eben wirkliche Demagogen. Ich habe mal eine Dokumentation darüber gesehen, die mich wirklich schaudern ließ.

  • Ja, diese Methoden, wie die Nazis gerade die Kinder und Jugendlichen manipuliert und indoktriniert haben, waren einfach unglaublich perfide und intelligent aufgebaut. Sie waren eben wirkliche Demagogen. Ich habe mal eine Dokumentation darüber gesehen, die mich wirklich schaudern ließ.

    In der Hinsicht finde ich das Buch "Die Welle" auch sehr spannend. Man sagt immer "in der heutigen Zeit könnte das nicht passieren, ich wäre nicht so dumm und würden jemanden so verehren und alles machen was er sagt". Aber es gibt einfach Methoden, die man nicht durchschaut und die einem auf den ersten Blick vielleicht auch gefallen und richtig erscheinen und wenn "die Welle" dann mal in Bewegung ist, ist es schwer sie wieder zu stoppen.