Teil 1: Prolog bis Abschnitt 26 (Seiten 7-138)

  • Guten Morgen allerseits,


    denn auf diese Weise konnten belastete ehemalige NS-Täter auch wieder problemlos in alles Institutionen gelangen - von der Polizei bis zu Justiz.

    Und deswegen feiern wir dieses Jahr auch das 50.te Jubiläum der 68er. Die haben das nämlich erstmals richtig beim Namen genannt und angeprangert. Wie ging nochmal der Spruch? "Unter den Talaren - Muff von 1000 Jahren!" Und damit war das sogenannte 1000jährige Reich gemeint.


    Natürlich hat man das gewußt, aber selbst mir - und ich habe schon sehr viel über die Zeit zwischen 1933-45 gelesen, meine Magisterarbeit über Literatur im dritten Reich geschrieben, mir unzählige Dokumentationen über die Zeit angeschaut - und trotzdem war mir nie so richtig bewußt, WIE VIELE das waren und WO die überall weiter gearbeitet haben. Denn es sind ja nicht nur Polizei und Justiz. Was ich genauso erschreckend finde, ist der Gedanke, wieviele NS-Täter später wieder als Lehrer gearbeitet haben, wieviele ehemalige, begeisterte BDM-Mädelscharführerinnen in Kindergärten die nächste Generation erzogen oder als Trainer/innen in Sportvereinen die Jugend im "rechten" Sinne erzog. Da wird mir übel......



    Das Totschweigen in den Familien kann ich für mich so erklären, dass ich denke, dass die Menschen einfach unheimlich geschockt sind durch die ganzen Ereignisse die auf sie eingestürmt sind, soviel kann man in einem Menschenleben ja gar nicht verarbeiten. Und man muss es erstmal wahrhaben. Wenn man es ausspricht, wird es irgendwie realer finde ich, also schweigt man.

    Und vor allen Dingen hieß reden, sich auch mit der eigenen Mitschuld auseinander zu setzen. Und wer will das schon gerne? Tätliche Übergriffe, Denunziantentum und andere Abscheulichkeiten waren zuvor vom Regime legitimiert. Nun fiel diese Legitimation weg und die Menschen mussten sich als Subjekt mit der eigenen Mitschuld auseinander setzen, Selbstverantwortung übernehmen. Und dazu fehlte es an Rückgrat, an der Fähigkeit zu reflektieren, besser: an dem Willen zu reflektieren.


    Also hat man die Schuld wieder anderen zu geschoben, das waren dann "die Nazis" und man selber wäre ja ins Gefängnis gekommen, man hätte ja nichts tun können und überhaupt geht es ja den Deutschen schon schlecht genug jetzt. Jetzt muss aber mal genug sein. Undsoweiterundsofort. Im Roman wird dieser Konflikt in einem Gespräch zwischen Sonja und Marie genau auf den Punkt gebracht (Seite 106/107):



    "Aber erstens haben das die meisten Menschen doch gar nicht richtig gewusst, und zweitens - was hätten sie denn auch tun sollen? Man wäre doch sofort ins Lager gekommen, wenn man nur ansatzweise Kritik geäußert hätte." Marie schwieg. So wie die Freundin dachten die meisten, auch wenn niemand mehr gerne darüber sprach. Sie erinnerte sich an die Reaktion ihrer Mutter, als sie einmal danach gefragt hatte. Sie behauptete, dass sie das alles nie gewusst hätten, auch ihr Vater nicht, und dass es doch seltsam sei, dass umgekejrt nie jemand darüber spreche, wie viel die Deutschen gelitten hätten und immer noch leiden müssten. Die vielen Vertriebenen, die alles verloren hätten; die unzähligen menschen, die bei den Bombenangriffen in Städten wie Dresden oder Köln umgekommen seien, und die vielen Witwen und Kinder, die sich jetzt allein durchschlagen müssten. Die Empörung stand ihr dabei ins Gesicht geschrieben."


    Dass "die vielen leidenden Deutschen" mit ihrer Unterstützung und Duldung eines verbrecherischen Regimes erst die Lunte gelegt haben, für all das Grauen, wird dabei ausgeblendet.....


    Schwieriges Thema am Morgen. Ich schnappe mir jetzt meinen Hund und gehe in den Wald. Erstmal tief durchatmen. Euch anderen wünsche ich einen schönen Freitag.


    Bis bald und liebe Grüße vom Huhn :winken:

  • Ich hätte ihn untertauchen lassen. Das wäre dramaturgisch zwar komplizierter, aber auch spannender. Und würde zum Titel "Schuld" vielleiht auch passen. Obwohl - wenn ich es bedenke - die Möglichkeit ist ja noch da...? Aber wieso muss Marie dann die Todesnachricht aushalten? :scratch:

    Marie hat so zärtliche Erinnerungen an ihren Vater - da fiel mir spontan der Satz von der "Banalität des Bösen" von Hannah Arendt ein.

    :applause::applause::applause::applause::applause::applause:


    Super geschrieben!

  • und was den Vater angeht - ich hätte ihn an Deiner Stelle nicht sterben lassen. Entschuldige, wenn ich besserwisserisch rüberkomme :ergeben: !

    Ich hätte ihn untertauchen lassen. Das wäre dramaturgisch zwar komplizierter, aber auch spannender. Und würde zum Titel "Schuld" vielleiht auch passen. Obwohl - wenn ich es bedenke - die Möglichkeit ist ja noch da...?

    Ein sehr interessanter und spannender Gedanke! :thumleft:

  • Bis Kapitel 26

    Das funktioniert auch nicht immer.

    Deswegen habe ich gleich mit einem Auftauchen Jonathans in Rückblenden gerechnet, bevor ich gesehen habe, dass es tatsächlich zeitversetzte Erzählstränge gibt. Es hätte gar keinen Sinn ergeben, eine so wichtige Romanfigur gleich auf den ersten Seiten in die ewigen Jagdgründe zu schicken, wenn sie nicht wenigstens in Rückblenden ihre Rolle spielen kann.

    Das ist eine sehr gute Idee von Vera gewesen, alles wichtige als Kopie abzuschreiben und sicher zu verwahren.

    Da wird einem erstmal bewusst, wie gut wir es heute mit Internet (E-Mail, Whats App, etc) und auch mit simplen Kopierern haben. Heute kann man eigentlich nichts mehr unter den Teppich kehren.

    Das Totschweigen in den Familien kann ich für mich so erklären,

    Meine Großmutter hat mir erzählt, dass schon während der Regierungszeit der Nationalsozialisten vieles totgeschwiegen wurde. Mein Großvater wusste als Polizeimajor über vieles Bescheid, sprach aber weder vor seiner Frau noch vor seinen Kindern darüber. Da es noch kein TV/ Internet gab und die Radiosender unter Kontrolle der Nazis standen, ist es gut möglich, dass die "einfache" Bevölkerung gar nicht alles mitbekommen hat, was in Deutschland ablief.

    Das Familienbild und damit auch das Frauenbild entspricht den 50er Jahren.

    Ja, das ist mir auch aufgefallen. Auf die Idee, dass die Tochter auch studieren könnte, kam man gar nicht erst. "Sie heiratet ja doch!" - allerdings war es nach den großen Kriegen gar nicht so sicher, dass noch genug Männer für alle Frauen übriggeblieben waren.:-?

    Mit Marie komme ich noch nicht ganz klar. Ist sie wirklich so naiv, dass sie keine Ahnung vom Reichssicherheitshauptamt

    hatte?

    Das finde ich durchaus glaubwürdig, zumal sie zwischen einem (zumindest zu ihr liebevollen) Beschützer-Vater und zwei großen Brüdern sehr behütet aufgewachsen sein dürfte und Politik ohnehin als Männersache galt.

    ich hätte ihn an Deiner Stelle nicht sterben lassen.

    Ich habe mich auch schon gefragt, ob der Vater möglicherweise noch irgendwann aus Kriegsgefangenschaft zurückkommt.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Das finde ich durchaus glaubwürdig, zumal sie zwischen einem (zumindest zu ihr liebevollen) Beschützer-Vater und zwei großen Brüdern sehr behütet aufgewachsen sein dürfte und Politik ohnehin als Männersache galt.

    Sie geht zur Schule, sie hat also Kontakte außerhalb ihrer Familie - spricht man da nicht über diese riesige Behörde? Und ihre schreckliche

    Tätigkeit? Und wenn es nur Gerüchte sind, die an ihr Ohr kommen?

    Aber offenbar war es so, dass sie keine Ahnung hatte. Ich wundere mich ja nur.

    Meine Großmutter hat mir erzählt, dass schon während der Regierungszeit der Nationalsozialisten vieles totgeschwiegen wurde.

    Aus Angst vermutlich.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Sie geht zur Schule, sie hat also Kontakte außerhalb ihrer Familie Kontakte - spricht man da nicht über diese riesige Behörde?

    Heutzutage würde man das definitiv tun. Vor über 70 Jahren eher nicht. Da war Politik etwas für "die da oben" und gerade während der Nazi-Zeit musste man damit rechnen, bei kritischen Nachfragen oder Anmerkungen richtig Ärger zu bekommen.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
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  • €nigma , Du meinst, dass da keine Gerüchte kursierten? Die Schüler auf dem Schulhof auf einmal

    merkten: Hoppla, da fehlt doch einer - wo ist der hin? Und sich nicht unter der Hand Gerüchte zuflüsterten?

    Immerhin war das RSHA zuständig auch für den Holocaust. Organisatorisch.


    Offenbar soll Marie ein Beispiel sein für Wegschauen, Weghören, Nicht-so-genau-wissen-Wollen.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • So, bis Kapitel 18 hab ich es inzwischen geschafft. Ich hoffe, ich schaffe heute noch einige Kapitel, denn am Wochenende wird bei mir leider nichts mit Lesen. Und auch wenn ich nicht so schnell weiter komme, finde ich das Buch, wie übrigens bisher alle Bücher von dir, Claire Winter , super! Ich bin sonst nämlich nicht so diejenige die gerne historische Bücher liest, einfach schon weil ich in der Schule "Geschichte" nicht wirklich mochte. Aber du schreibst so gut über die Zeit damals, dass man, auch ohne viel Vorwissen, gut mitkommt und sich in die Geschichte und Zeit einfühlen kann. Und dass die Geschichte dann auch noch so spannend aufgebaut ist, macht es nur noch besser.


    Seltsam oder ein bisschen unbedacht fand ich, dass Vera L. gleich anbietet, ihm Jonatahns Unterlagen zu zeigen. Sie weiß doch noch gar nicht, wer L. ist.

    Das hab ich auch nicht verstanden. Jonathan schreibt ausdrücklich, sie solle niemandem trauen und sie erzählt es einem wildfremden Mann, nur weil er in seinen Notizen steht.

    Mir persönlich ist auch der Barkeeper Theo verdächtig, dessen Kneipe ja offensichtlich ein Umschlagplatz für Informationen ist.

    Und auch wie er sie angeschnauzt hat, nachdem sie gefragt hat, ob jemand etwas für sie hinterlegt hat, kam mir komisch vor. Wie jemand, der bei etwas illegalem ertappt worden ist.


    Ich hab mich noch gefragt, weshalb Vera bei der Kanzlei der Pistoris nicht gefragt hat, ob sie den Nachnamen von Marie ausfindig machen können. Sie sind ja spezialisiert im Leute suchen, da wäre es ja sicher kein Problem gewesen einen Nachnamen raus zu finden.

    Book hangover: Inability to start a new book, because you're still living in the last book's world. :drunken:

  • allerdings war es nach den großen Kriegen gar nicht so sicher, dass noch genug Männer für alle Frauen übriggeblieben waren. :-?

    :) Und drum war Schönheit so wichtig! Sonja!



    und trotzdem war mir nie so richtig bewußt, WIE VIELE das waren und WO die überall weiter gearbeitet haben. Denn es sind ja nicht nur Polizei und Justiz. Was ich genauso erschreckend finde, ist der Gedanke, wieviele NS-Täter später wieder als Lehrer gearbeitet haben, wieviele ehemalige, begeisterte BDM-Mädelscharführerinnen in Kindergärten die nächste Generation erzogen oder als Trainer/innen in Sportvereinen die Jugend im "rechten" Sinne erzog. Da wird mir übel......

    Mir ging es genau so wie Dir. Lass uns gemeinsam :puker:

    Allerdings bin ich erst im Lauf der Zeit drauf gekommen, und vor allem diese Seilschaften sind einfach un-fass-bar.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Du meinst, dass da keine Gerüchte kursierten?

    Ich weiß es wirklich nicht. Leider sind sowohl meine Großmutter als auch meine Mutter und meine Tante längst verstorben, sodass ich mich nicht mehr erkundigen kann. Auch in der väterlichen Linie ist niemand mehr am Leben, der diese Zeit noch miterlebt hat.


    Was den BDM betrifft: meine Mutter (Jahrgang 1929) musste (Pflicht für alle jungen Mädchen) - ich glaube 2x wöchentlich - dorthin, aber sie hat nach eigenen Aussagen nicht darunter gelitten. Da wurde viel Sport getrieben, was ihr viel Spaß gemacht hat. Falls dort eine rechte Indoktrination stattgefunden hat, kann die bei ihr nicht so richtig funktioniert haben, denn sie war zeitlebens sehr weltoffen.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
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  • Offenbar ist es Maries Gesicht, das Jonathan als letztes sieht.

    Das hört sich nicht gut an, finde ich.

    Ich würde gerne wissen, ob

    Marie das Buch überlebt. Ich lass mich gerne spoilern.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Leider konnte ich gestern nicht eine Zeile lesen, da Sohnemann sich kompliziert den Finger gebrochen hat und wir den Tag über zwischen zwei Kliniken gependelt sind. Bin abends tot ins Bett gefallen :cry: Aber heute wird wieder durchgestartet, freue mich schon :)

    :study: Petra Hartlieb - Herbst in Wien

    "Why can't people just sit und read books and be nice to each other" (David Baldacci)

    "Fälle niemals ein Urteil über einen Menschen, in dessen Schuhen Du nicht mindestens einen Tag gelaufen bist" (Biyon Kattilathu)


    Leseliste

  • Leider konnte ich gestern nicht eine Zeile lesen, da Sohnemann sich kompliziert den Finger gebrochen hat und wir den Tag über zwischen zwei Kliniken gependelt sind. Bin abends tot ins Bett gefallen :cry: Aber heute wird wieder durchgestartet, freue mich schon :)

    Gute Besserung an deinen Sohn.

    :study: Ein Tag ohne ein Buch, ist ein schlechter Tag! :study:


    Gelesene Bücher 2015: 176
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    Gelesene Bücher 2019: 17

  • Kapitel 17-26 (Seite 88-138)


    Kapitel 17


    Es ist gut, das Vera jemanden hat, der ihre Kopien sicher verschließt. Hoffentlich kann sie ihnen vertrauen?


    Kapitel 18


    Ich kann durchaus Theo verstehen, das er Vera nicht helfen möchte. Er hat bestimmt Angst um sie und Angst um sein Geschäft.

    Da der Mann namens L sie doch noch anspricht, ist erstaunlich. Er scheint auch nach langem Hin und Her ihr zu glauben. Aber ob es richtig ist, sich von ihm die Augen verbinden zu lassen. Ich weiß nicht. Ich finde auch, das Vera oft sehr naiv an die Sache ran geht. Ein bisschen mehr Angst täte bestimmt gut. Es wird bestimmt noch sehr gefährlich für sie.


    Kapitel 19


    Ich kann es nicht glauben, dass so viele nichts davon wussten, was mit den Juden passierte. Das hätte doch auffallen müssen, wenn wieder jemand nicht da war. Außerdem ist es erschreckend, das so was immer wieder passieren könnte. Ich denke da nur an das Buch "Die Welle", wo ein Experiment in der Schule außer Rolle geriet. Und auch jetzt sind immer wieder Meldungen in den Nachrichten, die gegen Juden sind. Schlimm, finde ich das.


    Kapitel 20


    Ich fand es sehr mutig von mir, das sie solche Fragen an ihre Mutter stellt. Aber eigentlich sind es ja ganz normale Fragen eines Kindes, das sich für den Beruf des Vaters interessiert. Schade, das man sie jetzt deswegen fertig macht.

    Außerdem kann ich mir gar nicht vorstellen, wie schwierig es war an Lebensmittel, wie hier zum Beispiel an Milch zu kommen. Wenn man sich das heutzutage anschaut, ist ja reichlich für jeden da. Das muss damals schrecklich gewesen sein.


    Kapitel 21


    Es stimmt schon, was der Onkel von Marie sagt, das jeder eine Zukunft vor sich hat. Aber ich finde auch, das die Vergangenheit einen Menschen ausmacht. Und nicht mehr darüber zu reden, egal wie schwer die Zeit war, finde ich traurig. Aber es ist halt schwer, sich in die Personen rein zu versetzen, die einen Krieg miterlebt haben.


    Kapitel 22


    Oh nein. Hoffentlich ist nicht auch noch Marie in Gefahr. Irgendwie mag ich diesen Onkel Karl nicht. Ich habe das Gefühl, das er Marie ausnutzen wird. Das gefällt mir ja mal gar nicht. Er sollte sie in Ruhe lassen.


    Kapitel 23


    Ich glaube, da hat Onkel Karl aber daneben gelegen, mit der Vermutung das Marie erst mal Ruhe gibt. Denn sie ist jetzt noch neugieriger geworden und such jetzt erst Recht nach Antworten. Das würde ich auch tun.


    Kapitel 24


    Klar, ab es noch Zusammenkünfte nach Ende des Krieges. Der Krieg hat Jahre gedauert und das kann man nicht einfach vergessen. Der Zusammenhalt und das Kämpfen für das eigene Land. Was ich mich jetzt noch frage, was hat es mit den 3 Personen auf sich?


    Kapitel 25


    Das hat Vera aber geschickt eingefädelt, das sie nach Italien fahren kann und dort weiter nach Antworten suchen kann. Aber ich glaube schon, das der Chefredakteur den wahren Grund für die Reise weiß.


    Kapitel 26


    Also ich finde Theo immer noch sehr sympathisch. Er wirkt wie ein Vater auf mich, der sich Sorgen um seine Tochter macht.


    Nun habe ich auch den ersten Teil durch und ich muss sagen, das ich mich echt stoppen muss, sonst würde ich das Buch in einen Rutsch durchlesen. Gut, das ich noch nebenbei 3 andere Bücher lese.

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  • €nigma , Du meinst, dass da keine Gerüchte kursierten? Die Schüler auf dem Schulhof auf einmal

    merkten: Hoppla, da fehlt doch einer - wo ist der hin? Und sich nicht unter der Hand Gerüchte zuflüsterten?

    Immerhin war das RSHA zuständig auch für den Holocaust. Organisatorisch.


    Offenbar soll Marie ein Beispiel sein für Wegschauen, Weghören, Nicht-so-genau-wissen-Wollen.

    Das glaube ich auch. Denn sie hätte ja irgendetwas mit bekommen müssen.

    und was den Vater angeht - ich hätte ihn an Deiner Stelle nicht sterben lassen. Entschuldige, wenn ich besserwisserisch rüberkomme :ergeben: !

    Ich hätte ihn untertauchen lassen. Das wäre dramaturgisch zwar komplizierter, aber auch spannender. Und würde zum Titel "Schuld" vielleiht auch passen. Obwohl - wenn ich es bedenke - die Möglichkeit ist ja noch da...?

    Ein sehr interessanter und spannender Gedanke! :thumleft:

    Das ist ja eine interessante Idee

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  • Oh nein. Hoffentlich ist nicht auch noch Marie in Gefahr. Irgendwie mag ich diesen Onkel Karl nicht. Ich habe das Gefühl, das er Marie ausnutzen wird. Das gefällt mir ja mal gar nicht. Er sollte sie in Ruhe lassen.

    Du hast also auch ein ungutes Gefühl?

    Ich auch.

    Nicht nur wegen Marie, sondern wegen Onkel Karl. Er scheint mir einer der Nutznießer des NS-Systems zu sein, Mitglied einer

    Seilschaft (oder wie nannte man das damals?) und daran interessiert, die alten Verhältnisse wieder herzustellen.

    Mal abwarten.

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  • Falls dort eine rechte Indoktrination stattgefunden hat,

    Nicht: Falls. Sie hat. Der Dienst beim BDM bestand aus drei großen Bereichen: Sportliche Ertüchtigung, sozialer Einsatz und weltanschauliche Schulung. Am Samstag Nachmittag ging es auf den Sportplatz, der Mittwoch Nachmittag war der Schulungsarbeit vorbehalten. Und da machte man keine dubiosen Andeutungen, da wurde Klartext geredet, denn das war von der Leitung so gefordert.


    Ich würde hier jetzt gerne aus einem Handbuch, das in den 30er Jahren als Grundlage zur Ausbildung von BDM-Führerinnen diente, die in der Regel kaum älter waren als die Mädels in ihrer Gruppe, zitieren. Dieses Zitat ist jedoch so von abscheulichen NS-Vokabeln durchsetzt, dass ich mich scheue, es ins Netz zu stellen. Da ist jedenfalls eindeutig die Rede davon, welche Themenbereiche während der weltanschaulichen Schulung abgedeckt werden mussten. Angefangen bei den sogenannten Jungmädeln (10 Jahre) bis hin zu den 18jährigen Mitgliedern. Und da ist die Anfertigung einer "Sippschaftstafel" und eines "Ahnenbuches" zur "Weckung der Stimme des Blutes" noch die harmloseste Aufgabe.


    Später erinnerten sich viele der Frauen nur noch an die schönen Erlebnisse beim BDM. An Sportveranstaltungen, Weihnachtsfeiern und gemeinschaftliche Sammelaktionen. Tatsache war aber, dass solche Schulungen stattgefunden hatten und das so erworbene Wissen überprüft wurde.


    Genauso verhält es sich auch mit der Aussage, man habe Mitglied in der NS-Jugend sein müssen. Das ist nur teilweise richtig. Es hat keine Zwangsverpflichtung gegeben, im Gegenteil. Baldur von Schirach, Reichsjugendführer, hat immer wieder betont, es wäre "falsch, die Jugend zwangsmäßig in die Jugendbewegung zu kommandieren, denn nur wer freiwillig in die Organisation eintritt, macht die Bewegung stark." (zitiert aus seinen gesammelten Reden). Richtig ist aber, dass die Reichsjugendführung es perfekt verstanden hat, die Jugend dazu zu bringen, "freiwillig" einzutreten, indem sie eigentlich alle anderen Jugendverbände verboten oder eingegliedert hat und auch mit anderen Maßnahmen lockte. So war der Samstag Nachmittag der sogenannten körperlichen Ertüchtigung vorbehalten. Wer nicht Mitglied bei der NS-Jugendorganisation war, musste an diesem Nachmittag den Schulunterricht besuchen. Statt Fußball, Völkerball oder Wanderungen mit anschließendem Lagerfeuer also Latein, Mathe oder Politische Schulung. Darüber hinaus waren sämtliche Sportvereine der NS-Jugendorganisation angeschlossen. Wollte man also im Verein irgendeinen Sport ausüben, schwimmen, reiten, Fußball spielen, musste man Mitglied sein, sonst war man draußen. Aussenseiter. Ausgegrenzt. Gebrandmarkt. Wobei auch die Eltern mit Repressalien zu rechnen hatten, wenn sie ihre 10jährigen nicht anmeldeten. So sah dann die Freiwilligkeit aus.....



    Du meinst, dass da keine Gerüchte kursierten? Die Schüler auf dem Schulhof auf einmal

    merkten: Hoppla, da fehlt doch einer - wo ist der hin? Und sich nicht unter der Hand Gerüchte zuflüsterten?

    Immerhin war das RSHA zuständig auch für den Holocaust. Organisatorisch.

    Es gibt ja auch andere Beispiele. Von Leuten, die hingehört haben. Auch Jugendliche. Wir alle kennen noch heute ihre Namen und bewundern sie für ihren unbeschreiblichen Mut.

  • Auch Jugendliche. Wir alle kennen noch heute ihre Namen

    Du denkst vermutlich an die Weiße Rose?

    Aber viele werden nicht mehr genannt, z. B. die "Edelweißpiraten", z. B. in Köln.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Marie verfolgt aufmerksam die Nachrichten über die Prozesse und kommt ins Nachdenken. Zum einen ist immer noch fraglich, was ihr Onkel verbrochen hat, aber auch ihr Vater scheint ja irgendwie Dreck am Stecken zu haben. Zumindest hört sich das so an, als Marie ihren Bruder Helmut fragt, was Vater eigentlich gemacht hat und er meint, man solle ihn doch als ehrenvollen Gefallenen in Erinnerung behalten und sein Ansehen nicht mit Dreck besudeln...

    Ja, durch ihre Arbeit beim Parlamentarischen Rat bekommt Maire auch eine neue Sicht auf die Welt vermittelt. Bisher war sie ja vor allem von ihrer Familie geprägt und deren Einstellungen beeinflusst. Ihr Schritt ins Arbeitsleben lässt sie in ihrem Denken dadurch auch eigenständiger werden und bringt sie nicht nur dazu, Fragen zu stellen, sondern die Antworten anderer kritisch zu hinterfragen ...


    Da das hier meine erste Leserunde mit Autor ist muss ich sagen, dass ich die Ausführungen von Claire Winter total interessant und spannend finde. Man entwickelt gleich nochmal einen ganz anderen Bezug zu dem Buch, wenn man so hinter die Kulissen blicken darf. Das macht echt Spaß :)

    Gerade diese Blicke „hinter die Kulisse“ finde ich in Leserunden mit Autorenbegleitung auch unheimlich spannend. Man bekommt als Leser nicht nur die Geschichte an sich, sondern auch noch diverse Hintergrundinfos. Das fand ich bei „die verbotene Zeit“ schon so interessant.

    Vielen Dank! Das freut mich natürlich sehr. Ihr seid aber auch eine sehr nette und spannende Gruppe. Allerdings auch ziemlich groß - ich merke immer, dass ich hier ganz Seiten fülle, wenn ich zitiere und antworte. :)


    Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass damals innerhalb der Familien solche Dinge einfach totgeschwiegen wurden. Ich glaube, damals war es generell eher so, dass über Gefühle nicht so viel gesprochen wurde und wer weiß, worin die Familie eventuell auch verstrickt war während des Krieges oder der Zeit davor.

    Ja, über diese Zeit zu sprechen, war in der Nachkriegszeit einfach auch ein Tabu und im Grunde auch noch lange Zeit danach. Jedenfalls in den meisten Familien. Ich habe in den letzten Wochen etliche Lesungen zu meinem Roman gehabt und fand es sehr spannend, dass anschließend fast immer von den Zuhörern auch darüber diskutiert wurde, dass sie mit ihren eigenen Großeltern oder auch Eltern nicht über diese Zeit sprechen konnten.

    Da mag ich gerne nochmal was fragen, du hast ja geschrieben, dass du auch Zeitzeugen befragt hast. War das nicht sehr belastend? Macht dich das nicht wütend, wenn du von der Ungerechtigkeit hörst? Oder siehst du auch die andere Seite? Ich weiß ja nicht, wen du alles gefragt hast, aber kann man denn auch die andere Seite verstehen, die damals das Meiste verbrochen hat?

    Ich habe mir vor allem Interviews, also Videos und Filme, von Zeitzeugen angeschaut, weil ja leider nur noch wenige Menschen am Leben sind, die diese Zeit damals erlebt haben oder schon sehr alt sind. Das hat mich auch emotional mitgenommen und aufgebracht und manches wirklich schockiert und auch sprachlos zurückgelassen. Ich glaube, das geht auch gar nicht anders. Andererseits war das aber natürlich auch mit ein wichtiger Grund, warum ich dieses Buch unbedingt schreiben wollte.

    Verstehen, also emotional und in menschlicher Hinsicht, kann ich es dennoch nicht, aber ich versuche natürlich trotzdem nachzuvollziehen, warum ein Mensch so geworden ist, was es ist, dass ihn dazu bringt so zu denken und zu handeln und wie er insgesamt funktioniert.

    Das war zum Beispiel ein Abschnitt, der mich beim Lesen wütend gemacht hat. Irgendwo stand ja etwas in der Art "wir wussten das ja alles nicht". ich glaube das war im Zusammenhang mit Maries Mutter, wenn ich mich recht erinnere. Mich macht der Satz wütend, allerdings weiß ich auch nicht, wie man damals selber reagiert hätte.

    Ich kann es nicht glauben, dass so viele nichts davon wussten, was mit den Juden passierte. Das hätte doch auffallen müssen, wenn wieder jemand nicht da war. Außerdem ist es erschreckend, das so was immer wieder passieren könnte. Ich denke da nur an das Buch "Die Welle", wo ein Experiment in der Schule außer Rolle geriet. Und auch jetzt sind immer wieder Meldungen in den Nachrichten, die gegen Juden sind. Schlimm, finde ich das.

    Es war vielleicht nicht allen bis ins letzte Detail bekannt, was mit den jüdischen Mitbürgern geschehen ist, aber auf die schrittweise Entrechtung, Entwürdigung und Enteignung der jüdischen Mitbürger war ja auch schon Jahre vorher durch gesetzlichen Verbote hingearbeitet worden und das hat auf jeden Fall jeder mitbekommen und viele in der Bevölkerung haben davon einfach auch profitiert. Deshalb kann das einfach nicht stimmen, dass man "nichts" gewusst hat. Ich glaube, dass es aber sicherlich Unterschiede gab, wieviel die Leute gewusst haben. Die Soldaten, die in den Ostgebieten waren - in denen sich diese Vernichtungslager befanden und auch die "ethnischen Säuberungen" stattfanden, wussten natürlich mehr, als die zurückgebliebenen Frauen.

    Das ist eine sehr gute Idee von Vera gewesen, alles wichtige als Kopie abzuschreiben und sicher zu verwahren. So hat sie noch was in der Hand, falls das Paket noch mal verloren geht.

    Ja, Vera hat aus dem Vorfall in ihrer Wohnung auf jeden Fall gelernt ...

    Das Familienbild und damit auch das Frauenbild entspricht den 50er Jahren. Schöne Einblicke in eine

    untergegangene Zeit! Maries Brüder studieren - und sie darf einen Sekretärinnenkurs machen. Ihr Onkel beachtet sie normalerweise

    nicht weiter, er "tätschelt" "ihr kurz die Wange", "wie hübsch sie doch geworden sei" (S. 112), und ihre Kollegin Sonja zeigt uns ja,

    welche Ziele eine junge Frau damals so hatte.

    Vera passt nicht in dieses Bild. Sie wirkt auf mich, als sei sie aus unserer Zeit in die Nachkriegsjahre katapultiert worden.

    Das kann ich nachvollziehen, aber ich glaube einfach, dass die Frauen, die wie Vera, viel im Krieg mitgemacht haben und ihre Männer und Angehörigen verloren hatten, und auf sich allein zurückgeworfen wurden, eine andere Selbstständigkeit entwickeln mussten und anders waren. Diesen Eindruck hatte ich auch immer wieder bei meinen Recherchen. Diese Frauen hatten ja keine andere Wahl als für sich selbst zu sorgen und mussten lernen, sich selbst zu behaupten, wenn sie überleben wollten. Und viele dieser Frauen hatten später übrigens große Probleme in ihre alten Rollen zurückzufinden, als die Männer aus dem Krieg zurückkehrten.


    Mit Marie komme ich noch nicht ganz klar. Ist sie wirklich so naiv, dass sie keine Ahnung vom Reichssicherheitshauptamt

    hatte?

    Marie war ja erst sechzehn Jahre, als ihr Vater fiel und damals war ihr Vater auch bereits in Russland. Außerdem wuchs sie sehr behütet auf. Darüber hinaus denke ich auch, dass viele Männer, die an den Verbrechen des Dritten Reichs beteiligt waren, versucht haben, diese vor ihren Angehörigen geheim zu halten. Was das Reichsicherheitshauptamt anging war übrigens selbst den Alliierten bei den Nürnberger Prozessen nicht ganz klar, wie tief diese Institution auf allen Ebenen in die Verbrechen des Dritten Reichs verstrickt war.

    Marie hat so zärtliche Erinnerungen an ihren Vater - da fiel mir spontan der Satz von der "Banalität des Bösen" von Hannah Arendt ein.

    Dieser Gegensatz war mir auch sehr wichtig. Viele dieser führenden Nationalsozialisten, die unvorstellbare Verbrechen begangen haben, waren privat ja liebevolle und völlig andere Menschen.

    Ich denke, dass dies noch sehr interessant werden könnte und sich Marie irgendwann gegen ihren Bruder, dem ja die aktuellen politischen Vorgänge nicht so zu passen scheinen, auflehnt.

    Marie wird das ganz bestimmt nicht auf sich beruhen lassen ....:study:

    Und vor allen Dingen hieß reden, sich auch mit der eigenen Mitschuld auseinander zu setzen. Und wer will das schon gerne? Tätliche Übergriffe, Denunziantentum und andere Abscheulichkeiten waren zuvor vom Regime legitimiert. Nun fiel diese Legitimation weg und die Menschen mussten sich als Subjekt mit der eigenen Mitschuld auseinander setzen, Selbstverantwortung übernehmen. Und dazu fehlte es an Rückgrat, an der Fähigkeit zu reflektieren, besser: an dem Willen zu reflektieren.

    Ja, und vor allem in den Familien hat man das natürlich um jeden Preis vermieden.

    Deswegen habe ich gleich mit einem Auftauchen Jonathans in Rückblenden gerechnet, bevor ich gesehen habe, dass es tatsächlich zeitversetzte Erzählstränge gibt. Es hätte gar keinen Sinn ergeben, eine so wichtige Romanfigur gleich auf den ersten Seiten in die ewigen Jagdgründe zu schicken, wenn sie nicht wenigstens in Rückblenden ihre Rolle spielen kann.

    Die erfahrene Leserin! Aber hast Du recht ...:wink:

    Da wird einem erstmal bewusst, wie gut wir es heute mit Internet (E-Mail, Whats App, etc) und auch mit simplen Kopierern haben. Heute kann man eigentlich nichts mehr unter den Teppich kehren.

    Das stimmt. Für uns sind all diese Kommunikationsmittel so selbstverständlich, aber damals gab es das alles ja nicht. Selbst ein Telefon hatte nur die Wenigsten. Es war dadurch eben auch eine völlig andere Welt.

  • Und auch wenn ich nicht so schnell weiter komme, finde ich das Buch, wie übrigens bisher alle Bücher von dir, Claire Winter , super! Ich bin sonst nämlich nicht so diejenige die gerne historische Bücher liest, einfach schon weil ich in der Schule "Geschichte" nicht wirklich mochte. Aber du schreibst so gut über die Zeit damals, dass man, auch ohne viel Vorwissen, gut mitkommt und sich in die Geschichte und Zeit einfühlen kann. Und dass die Geschichte dann auch noch so spannend aufgebaut ist, macht es nur noch besser.

    Oh, vielen Dank. Das freut mich aber!

    Was den BDM betrifft: meine Mutter (Jahrgang 1929) musste (Pflicht für alle jungen Mädchen) - ich glaube 2x wöchentlich - dorthin, aber sie hat nach eigenen Aussagen nicht darunter gelitten. Da wurde viel Sport getrieben, was ihr viel Spaß gemacht hat. Falls dort eine rechte Indoktrination stattgefunden hat, kann die bei ihr nicht so richtig funktioniert haben, denn sie war zeitlebens sehr weltoffen.

    Ich denke auch, das war abhängig davon, wo man gelebt hat und wen man als "Führerin" beim BDM hatte. Und natürlich auch, wie alt man war.



    Es stimmt schon, was der Onkel von Marie sagt, das jeder eine Zukunft vor sich hat. Aber ich finde auch, das die Vergangenheit einen Menschen ausmacht. Und nicht mehr darüber zu reden, egal wie schwer die Zeit war, finde ich traurig. Aber es ist halt schwer, sich in die Personen rein zu versetzen, die einen Krieg miterlebt haben.

    Ja, das denke ich auch und ich glaube, dazu gehört es auch, Dinge aufzuarbeiten. Gerade wenn man eine andere Zukunft haben will.