Klappentext
»Ich würde meiner Persönlichkeit weitere Rädchen hinzufügen
und sie so eines Tages perfektionieren.«
Konstantin Balthasar von Heerstein ist ein Lebemann – gutaussehend, charmant und pleite. Verstoßen von seiner Familie, mit einem Hang zu Alkohol, Kartenspiel und Frauen versucht er, über die Runden zu kommen. Mit dem Auftauchen eines Anwalts verändert sich jedoch plötzlich alles. Konstantin erbt die Verantwortung für ein Unternehmen, doch die Vorstandssitzungen mit biederen Geschäftsmännern langweilen ihn schnell. Stattdessen weckt das Hausmädchen Sandrin seine Neugierde, die junge Frau wacht über das Geheimnis des Hains hinter dem Herrenhaus. Dort lauert eine noch viel größere Versuchung, die Konstantins Ruf, Vermögen und Verstand gefährdet.
Auf das Buch bin ich durch das schöne Cover aufmerksam geworden, denn obwohl ich es eigentlich nicht so mag, wenn die Schrift dominiert, ist es mit den vielen Ranken und verspielten Ornamenten wunderrschön gemacht! Die Seitenzahl ist für meine Verhältnisse ja recht dürftig, trotzdem war ich gespannt, welche Geheimnisse sich hinter dem Herrenhaus wohl verbergen werden ...
Meine Meinung
Das Buch beginnt mit einer wunderschönen Widmung, die ich beim Lesen immer im Hinterkopf behalten habe:
"Für alle, die das Gefühl haben, nicht die Erwartungen zu erfüllen.
Das müsst ihr nicht. Ihr seid schon perfekt."
Diese Aussage zieht sich auch durch die ganze Geschichte, denn der Protagonist ist alles andere als der typische Held. Er hat viele Ecken und Kanten und auch wenn man oftmals auf Figuren trifft, die abgehalfterte Lebemänner sind und im Laufe der Ereignisse zum Superstar mutieren, entwickelt sich das ganze hier doch etwas anders. Konstantin scheint auf voller Linie gescheitert zu sein und es fällt ihm wirklich schwer, aus seinen "Fehlern" zu lernen bzw. sich daran anzupassen, was von seiner Familie und der Gesellschaft erwartet wird. Das macht ihn manchmal nicht unbedingt sympathisch aber sehr echt und lebensnah und gerade das hat mir an ihm wirklich gut gefallen!
Jenny Woods lässt ihn die Ereignisse aus der Ich-Perspektive erzählen, so dass man seine inneren Kämpfe mit sich selbst sehr gut nachvollziehen kann. Die Sprache dabei ist geprägt von der historischen Epoche, etwas umständlich formuliert, aber mit einer gewissen Rafinesse, die sehr viel Spaß macht und auch immer wieder mit Humor aufgelockert wird.
Dazu kommen kleine technische Spielereien aus dem Steampunk die eine passende Atmosphäre geschaffen haben.
Über den Hain hätte ich mir etwas mehr erwartet und auch über Sandrin, die Haushälterin, die ihm immer wieder bedenkenlos zur Seite steht. Dabei war sie mir fast zu selbstlos und verständnisvoll, da wären vielleicht ein wenig mehr ausdrucksstärkere Gefühle vonnöten gewesen, um sie mir etwas näher zu bringen. Sie war mir etwas zu glatt und zu großzügig.
Am Ende gerät das ganze etwas außer Kontrolle und ich war etwas überrumpelt wie sich das ganze aufgelöst hat. Damit hatte ich nicht gerechnet und es hat mir nicht so ganz zum Rest der Geschichte gepasst.
Insgesamt hat es mir aber gut gefallen, weil es etwas neues und ungewöhnliches ist und vor allem im Bezug auf das oben erwähnte Zitat sehr schön zeigt, dass jeder Mensch für sich selbst wissen und entscheiden sollte, wie er lebt und denkt. Deshalb war Sandrin wohl auch die Option der Autorin zu zeigen, dass man einfach Geduld haben muss und andere so nehmen, wie sie eben sind. Ob man sie mag oder nicht ist wieder eine andere Sache, aber jeder hat das Recht auf seine Sicht der Dinge, und je mehr man anderen das Gefühl gibt, sich angenommen zu fühlen, desto positiver werden die Auswirkungen sein.
Fazit: 4 Sterne
© Aleshanee
Weltenwanderer