Keigo Higashino - Unter der Mitternachtssonne / Journey Under the Midnight Sun / Byakuyako

  • Kurzmeinung

    Ernesto Spiritus
    Grossartig! Nur den Showdown hätte ich mir etwas ausgedehnter gewünscht.
  • Kurzmeinung

    buchregal
    Ein ungewöhnlicher Thriller, den ich nur empfehlen kann.
  • Osaka, 1973: In einem verlassenen Gebäude wird ein Toter aufgefunden. Es handelt sich um den Pfandleiher Kirihara, der ermordet wurde. Detektiv Sasagaki ist ein Polizist, der seine Fälle löst, da er beharrlich ermittelt. Doch in diesem Fall kommt er nicht weiter. Es gibt zwar eine Verdächtige, aber keine verwertbaren Indizien und auch kein Motiv. Doch es gibt in den folgenden Jahren weitere Mordfälle, die nicht aufgeklärt werden können. Die Sache lässt Sasagaki nicht los. Er will die Sache aufklären und irgendwann erkennt er eine Verbindung. Es hat mit Ryo, dem Sohn des Pfandleihers, und Yukiho, der Tochter der Verdächtigen von einst, zu tun.


    Dies ist mein erstes Buch des Autors Keigo Higashino. Ich hatte anfangs einige Schwierigkeiten, da ich aufgrund der fremden Namen doch einige Schwierigkeiten hatte, bis ich die Personen einordnen konnte. Doch nachdem ich mich eingelesen hatte, hat mich der Schreibstil begeistert. Ganz besonders hat mir aber gefallen, dass ich die Mentalität der Japaner, die von unserer doch erheblich abweicht, näher kennenlernen konnte. Insgesamt kommt mir alles ziemlich hoffnungslos und bedrückend vor.


    Die beteiligten Personen kann man sehr gut kennenlernen, denn sie werden sehr ausführlich beschrieben. Sasagaki ist ein fähiger Polizist, er will den Mordfall klären, der ihn nicht loslässt und wie besessen macht er weiter – zwanzig Jahre lang. Aber auch Ryo und Yukiho sind interessante und schwer zu durchschauende Personen.


    Eigentlich nimmt der Mordfall beziehungsweise die Morde gar nicht einmal die Hauptrolle ein, nein, es sind die handelnden Personen mit ihrer Persönlichkeit, ihren Verhaltensweisen und auch ihren Abgründen, die für einen fesselnden und spannenden Thriller sorgen.


    Es ist eine ausgesprochen komplexe Handlung, deren einzelne Stränge am Ende zu einem Showdown zusammenlaufen.


    Ein ungewöhnlicher Thriller, den ich nur empfehlen kann.

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Unter der Mitternachtssonne“ zu „Keigo Higashino - Unter der Mitternachtssonne / Journey Under the Midnight Sun“ geändert.
  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Keigo Higashino - Unter der Mitternachtssonne / Journey Under the Midnight Sun“ zu „Keigo Higashino - Unter der Mitternachtssonne / Journey Under the Midnight Sun / Byakuyako“ geändert.
  • Unter der Mitternachtssonne


    Ich kenne und liebe Keigo Higashino – er schreibt Kriminalromane, die in meinen Augen eben sehr japanisch gefärbt sind, aber gerade durch ihre Andersartigkeit bestechen. Bei Higashino geht es nie blutig zu – nein, die Spannung resultiert allein aus einer Art eiskalten, mathematisch präzisen Logik, mit der vor dem Leser Schritt für Schritt noch die kleinsten Hinweise ausgebreitet werden.

    Man muss bei Higashino tiefer schauen. An der Oberfläche mag das Verhalten der Menschen merkwürdig wirken – schließlich sind wir in Japan. Aber unter der kühlen Oberfläche lauern Stürme und Turbulenzen, dass es nur so kracht…!


    Dieses Buch weicht ein wenig von seinen anderen ab, die bisher in Deutschland erschienen sind. Erstens einmal ist „Unter der Mitternachtssonne“ besonders wuchtig- über 700 Seiten für einen Thriller, das ist schon ungewöhnlich. Auch ist dieses Buch keinem der bisher von Higashino bekannten Ermittler zuzuordnen. Es ist ein Stand- Alone-Thriller, der in Japan bereits 1999 veröffentlicht wurde, und nun endlich auch von deutschen Lesern genossen werden kann.


    Der Klappentext ist in meinen Augen ein wenig irreführend. Sicher, es geht um den Mord an einem Pfandleiher, der über 20 Jahre lang nicht aufgeklärt wurde. Aber es geht mitnichten nur um die Ermittlungen von Kommissar Sasagaki! Er taucht nur in den ersten und letzten beiden Kapiteln (von 13) überhaupt auf. Das Buch folgt also nicht chronologisch den Ermittlungen - nein, es ist weitaus raffinierter!


    Der Leser folgt, an einem losen Zeitstrahl, diversen Personen, die in das ursprüngliche Verbrechen verwickelt waren. Keines der Kapitel hat eine eindeutige zeitliche Zuordnung. Man muss schon genau „hinlesen“, um zu merken, dass wieder ein paar Jahre vergangen sind. Beispiele: jemand macht etliche Jahre nach dem Mord erfolgreiche Aktiengeschäfte. Woher hat er/sie die nötigen Kontakte, und das Know-How?? Da stimmt doch etwas nicht? Oder: Yukiho, die Tochter einer damals verdächtigen Frau. Sie scheint immer zu erreichen, was sie will. Sie manipuliert die Menschen in ihrer Umgebung nach Strich und Faden. Also war sie nie das unschuldige Mädchen, als das sie erschien…?? Weitere Beispiele: es werden illegal Videospiele vertrieben, Datenbanken gehackt, Konzerne ausspioniert, Ehen geschlossen oder verhindert. Und alles, wirklich alles, geht letzten Endes zurück auf den Mord an diesem Pfandleiher… das war überaus faszinierend zu lesen!


    Hätte ich Higashino nicht schon gekannt, hätte ich leicht überfordert sein können. Man muss als Leser hier schon wirklich auf jedes noch so kleine Detail achten. Alles hat eine Bedeutung! Ein Geräusch. Eine Armbanduhr, die in mehreren Kapiteln vorkommt. Merkwürdige zeitliche Übereinstimmungen. Ein Foto. Ein Schwangerschaftstest. Und so fort. Wie gesagt, Higashino ist nichts für „handelsübliche“ Thriller-Fans, sehr wohl aber etwas für Leser, die logisch herausgefordert werden wollen.


    Sehr schön fand ich das Eintauchen in die japanische Mentalität, die niemals offen etwas zugibt, sondern lieber tausend Ecken auf sich nimmt, um ans Ziel zu gelangen. Sehr gelungen ist auch die Schilderung der 70er und 80er Jahre. Man erkennt an vielen Details, wie der zivilisatorische und technische Fortschritt sich entwickelt hat. TV-Serien, die „in“ waren. Kinofilme. Der Zauberwürfel. Die Erfindung der Bankkarte. Die Einführung von Zeitarbeit. Das Aufkommen der Computer-Kriminalität. Es war wie eine kleine Zeitreise.


    Aber auch nach üblichen Maßstäben ist der Thriller mehr als gelungen! Der Spannungsbogen ist halt nur etwas länger gestreckt – über 20 Jahre und 700 Seiten. Die letzten beiden Kapitel haben es definitiv in sich. Hier geht es wieder um Kommissar Sasagaki. Er nimmt offene Fäden in die Hand, und findet – mit der Hilfe mehrerer Beteiligter – die Lösung heraus. Es ist ein sehr klassischer Showdown, der aber tragisch endet. Wiederum mehr als passend für ein Buch, das sich eigentlich einer Kategorisierung weitestgehend entzieht.


    Man beendet das Buch als Leser ein wenig atemlos – wow…! Was für ein Ritt. Eigentlich müsste man es sofort noch einmal von vorne lesen, um alle Hinweise im Nachhinein richtig zu verstehen. Ein unglaublich raffiniert konstruiertes Buch! Kühle Eleganz, gepaart mit untergründiger Spannung. Sehr zu empfehlen für Thriller-Fans, die einmal etwas anderes wollen.

    "Ein Mensch, der Ideale hat/
    Der hüte sich, sie zu erreichen!/
    Sonst wird er eines Tags anstatt/
    Sich selber andern Menschen gleichen."
    (Erich Kästner) :):)

  • Der Klappentext ist für mich etwas irreführend. Die Ermittlungen zum Mord an dem Pfandleiher bildet nur die Rahmenhandlung. Es wird die Geschichte um Ryo und Yohiko über einen Zeitraum von 20 Jahren erzählt. Dabei gibt er keinen kontinuierlichen Erzählstrang. Es wird immer in einzelnen Episoden erzählt, die in unregelmäßigen Abständen spielen. Es gibt keine Zeitangaben, man merkt es nur an der Handlung.

    Ich hatte am Anfang Schwierigkeiten in das Buch reinzukommen. Die japanischen Namen haben mich verwirrt, zumal mal der Vorname, mal der Nachname benutzt wurde. Ein Namensverzeichnis wäre hilfreich gewesen. Auch die Zeitsprünge und die Verwicklungen der verschiedenen Personen, die scheinbar nichts mit der Haupthandlung zu tun hatten, haben zu meiner Verwirrung beigetragen. Das Buch dümpelt zwei Drittel vor sich hin. Es lässt sich zwar gut lesen, hat aber nichts mit einen Thriller gemein. Erst im letzten Drittel zieht die Spannung an. Nun ergeben auch die vorhergegangenen Episoden einen Sinn. Die letzten 100 Seiten fliegen nur so dahin. Nur die Auflösung hätte ich mir etwas anders gewünscht.


    Der Schluss hat das Buch noch gerettet. Es gibt 4 Sterne von mir. Es war nicht mein erstes Buch von Keigo Higashino und ich werde auch noch weitere von ihm lesen.

    Sub: 5537:twisted: (Start 2024: 5533)

    Gelesen 2024: 14 / 1 abgebrochen

    gelesen 2023: 55/ 2 abgebrochen / 26075 Seiten

    gelesen 2022: 65 / 26292 Seiten

    gelesen 2021: 94 / 1 abgebrochen / 35469 Seiten


    :montag: Anders Roslund - Engelsgabe

    :study: John Katzenbach - Der Wolf


    Lesen... das geht 1 bis 2 Jahre gut, aber dann ist man süchtig danach.

  • Klappentext:

    Osaka, 1973: Der Pfandleiher Kirihara wird ermordet in einem verlassenen Gebäude aufgefunden. Der unerschütterliche Detektiv Sasagaki nimmt sich des Falls an, der von nun an sein Leben bestimmt. Schnell findet er heraus: Ryo, der wortkarge Sohn des Opfers, und Yukiho, die hübsche Tochter der Hauptverdächtigen, sind in das Rätsel um den Toten verwickelt. Beinahe zwanzig Jahre lang versucht Sasagaki mit zunehmender Verzweiflung, den Mord aufzuklären, in dessen Netz sich Täter, Opfer und Polizei verfangen haben. Bis über alle Grenzen hinaus, bis hin zur Obsession.


    Autor:

    Keigo Higashino, geboren 1958 in Osaka, Japan. Nach seinem Ingenieurs-Studium begann der Kapitän einer Bogenschützenmannschaft Kriminalromane zu schreiben. Viele davon wurden für Kino und Fernsehen adaptiert und mit Preisen ausgezeichnet. Er lebt zurückgezogen in Tokio.


    Allgemeines:

    Erscheinungsdatum: 10. März 2018

    Seitenanzahl: 720

    Verlag: Tropen

    Originaltitel: Byakuyako


    Eigene Meinung:

    Ich hatte vor einiger Zeit Keigo Higashinos „Böse Absichten“ gelesen und war verzaubert von seinem Stil und er hat mich aufgrund des Endes damals, begeistert zurückgelassen.

    Als ich jetzt sah, dass dieser Krimi von ihm 720 Seiten stark ist, musste ich erstmal schlucken und hatte die Befürchtung, dass ein Krimi mit einer solchen Länge viel zu lang wäre und sich zwangläufig einige Längen beim Lesen auftun würden.

    Zwischenzeitlich war genau dies der Fall. Es wird einem durch die nicht angekündigten Zeitwechsel auch nicht leichter gemacht, so rätselt man dann schon zwischendurch in welchem Ablauf das Ganze jetzt nun abgelaufen ist. Allerdings werden soviele Perspektiven beleuchtet, fast alle Figuren in diesem Roman haben eigene Kapitel und wenn man nicht aufmerksam liest, hat man schnell den Anschluss verloren. Gerade über die japanischen Namen stolpert man in dieser Fülle schnell.

    Doch irgendwie hat man dann wieder das Gefühl, dass jede Seite, die Higashino hier niedergeschrieben hat, seine Berechtigung hat, jeder Satz fügt ein weiteres Puzzleteil zusammen, das der Autor hier über die Länge seinen Werkes zusammenspinnt.

    Der bekannt nüchterne Sprachstil hat mich auch hier wieder überzeugt. Ich mag diese japanische Art zu erzählen einfach sehr gerne.


    Fazit: Es ist kein Buch für zwischendurch, man muss sich konzentrieren und sich darauf einlassen. Trotz einiger Längen war es für mich wieder ein ganz toller Higashino. Ein Autor, der es versteht seiner Geschichte eine solche Tiefe zu verleihen ohne emotionsgeladen zu wirken! :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • 1973 wird in Osaka ein Pfandleiher ermordet. Es gibt zwar einige Verdächtige, doch der Täter wird nicht gefunden.


    Der Leser begleitet in den folgenden Jahren mehrere Personen durch ihren Alltag. Nicht bei allen ist eine Verknüpfung mit der oben genannten Tat oder eine Verbundenheit untereinander offensichtlich. Erst nach und nach erkennt der Leser Zusammenhänge, ahnt Absichten oder Motive oder womöglich sogar Schuld. Der Roman ist sehr komplex und verlangt aufmerksames Lesen. Die japanischen Namen machen es zudem nicht immer leicht, Charaktere direkt früheren Szenen zuzuordnen. Bei meinem Ebook konnte ich leicht nach Namen suchen, und so gut erkennen, ob diese in früheren Kapiteln schon einmal eine Rolle spielten, wer den Roman in gedruckter Form liest, sollte sich vielleicht eine Liste anfertigen, um den Überblick zu behalten – es lohnt sich.


    Im Laufe der Geschichte lernt man nicht nur die Charaktere immer besser kennen, wodurch diese zunehmend Tiefe erhalten, auch die Beziehungen untereinander und zur Geschichte an sich werden klarer. Wirkt das Geschehen zunächst wie einzelne Episoden, merkt man mit jedem Kapitel mehr, dass vieles enger zusammenhängt als zunächst gedacht. Schon die einzelnen Teile der Geschichte sind interessant zu lesen, ihre Verbindung macht am Ende aber die Faszination aus, die die Geschichte, zumindest auf mich, ausübt.


    Mich hat die Geschichte sehr schnell gepackt, ich kann mir aber vorstellen, dass manch einer seine Zeit benötigt, um sich einzulesen. Es lohnt sich auf jeden Fall am Ball zu bleiben und nicht aufzugeben. Ich fand es ziemlich spannend zu sehen, wie sich nicht nur das Leben der Charaktere entwickelt, sondern dem Leser auch immer mehr offenbart wurde. Sehr gut haben mir auch die zeitlichen Hinweise gefallen, durch Angabe, was z. B. gerade im Kino läuft oder welches Buch momentan in ist, konnte man das Geschehen gut zeitlich einordnen, mir, der ich diese Zeiten selbst miterlebt habe, hat es auch die eine oder andere Erinnerung gebracht.


    Auch mit dem Ende wird womöglich der eine oder andere Probleme haben, ich fand es aber perfekt und sehr passend.


    Sehr viele japanische Autoren habe ich noch nicht gelesen, jedes Mal war ich aber positiv überrascht. So auch hier – der, übrigens bereits 1999 im Original erschienene, Roman hat mich gepackt, mich unterhalten und meine grauen Zellen arbeiten lassen. Ich empfehle ihn daher auch gerne weiter an jene, die komplexe Geschichten mögen und sich auch auf etwas andere Erzählstile einlassen können, und vergebe volle Punktzahl.

  • In Osaka finden Anfang der 70er des vorigen Jahrhunderts spielende Kinder in einem leer stehenden Gebäude die Leiche eines Pfandleihers. Eine große Geldsumme, die Yosuke Kirihara an dem Tag bei sich hatte, bleibt verschwunden. In ärmlichen Verhältnissen stirbt kurze Zeit später eine allein erziehende Mutter, der man ein Verhältnis mit Kirihara nachsagt. Ihre elfjährige Tochter Yukiho wird von einer Verwandten adoptiert, die großen Wert auf klassische japanische Erziehung mit Teestunde und Ikebana legt. Rückblickend hat Yukiho mit ihrer Adoption offenbar das große Los gezogen, weil ihre sorgfältige Erziehung später zur Grundlage ihrer ersten Ehe mit einem angesehenen Partner und ihrem märchenhaften Erfolg als Geschäftsfrau wird. Als Yukiho und Ryo, der etwas seltsame Sohn des ermordeten Pfandleihers, in der 9. Klasse sind, ereignen sich in ihrem Umfeld sonderbare Dinge, von denen - Überraschung, Überraschung - stets Yukiho zu profitieren scheint.


    Circa 10 Jahre nach Kiriharas Tod entsteht im Umfeld von Yukihos Jahrgang ein äußerst erfolgreiches kleines Unternehmen, das mit illegalen PC-Spielen handelt und ein geschicktes Händchen für die Beschaffung von Daten aller Art hat. Lange Zeit können betroffene Unternehmen sich nicht vorstellen, auf welchem Weg ihre höchst vertraulichen Daten in die Hände der Konkurrenz gelangen konnten. Yukiho wird zwar wiederholt von anderen Menschen als unangenehme Person, gar als Unglücksbotin eingeschätzt, geht jedoch aus allem ungeschoren hervor. So wie die Polizei schon 1973 im Mordfall Kirihara nicht genauer hinterfragte, wie Kinder denken, prüft auch später niemand nach, wie genau Yukiho geschäftlich so erfolgreich sein konnte. Ein privater Ermittler, der im Auftrag einer Unternehmerfamilie ihren Leumund als Heiratskandidatin unter die Lupe nehmen soll, wirbelt die alte Geschichte wieder auf; schließlich schaltet sich sogar einer der Ermittler von damals ein. Junzo Sasagaki ist nach 20 Jahren zwar längst pensioniert, blieb jedoch wie ein erfahrener Spürhund dem Fall von damals hartnäckig auf der Spur.


    Fazit

    Keigo Higashinos 1999 im Original erschienener Krimi wirkt mit seinem Einblick in die japanische Hackerszene der späten 70er und frühen 80er leicht verstaubt. Für Krimileser, die auf jedes Detail achten, um dem Täter evtl. selbst auf die Spur zu kommen, ist dieser Band aufgrund seiner Detailfülle und seiner sorgfältig ausgelegten Handlungsfäden jedenfalls wieder ein Fest. Neben offensichtlichen Verbindungen zwischen Figuren gibt es konspirative Netze, die erst noch aufgedeckt werden müssen. Was wann wo passierte, bleibt anfangs zunächst vage. Erst in der zweiten Hälfte des Romans wird die zeitliche Einordnung klarer, während alle Handlungsfäden sauber wieder zusammengeführt werden. Alle Namen, Orte, Tatortspuren, Artefakte, selbst die Heimatdialekte der Figuren sind wichtig für die Aufklärung, so dass man aufmerksam lesen muss und sich am besten ein Soziogramm der Figuren aufzeichnet. Als ersten Higashino-Krimi würde ich das Buch nicht unbedingt empfehlen, Higashino-Kenner werden jedoch schon ahnen, was auf sie zukommt ...

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    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Im Jahr 1973 soll Junzo Sasagaki von der Stadtpolizei Osaka den Mord am Pfandleiher Josuke Kirihara aufklären. Er wurde von spielenden Kindern in einem alten Gebäude auf einem gesperrten Gelände gefunden. Gleich zu Beginn gibt es einige Ungereimtheiten und außerdem einen größeren Geldbetrag, der vom Pfandleiher kurz vorher von der Bank geholt wurde und nun fehlt. Im familiären Umfeld von Kirihara haben alle Beteiligten ein überzeugendes Alibi. Für Sasagaki wird dieser Fall zu einer Lebensaufgabe und in die Aufklärung verbeißt er sich – selbst 20 Jahre nach der Tat. Im Folgenden macht die Geschichte einige Zeitsprünge und der Leser erfährt wichtige Details aus dem Leben von Roy Kirihara, dem Sohn des Pfandleihers, und von Yuhiko Nishimoto, später Yuhiko Karasawa. Ihre Mutter war vermutlich die Geliebte von Kirihara. Diese beiden Jugendlichen stehen im Mittelpunkt der jahrelangen Ermittlungen und man kann ihren weiteren Lebensweg mit verfolgen. Als Leser lernt man sie gut kennen und weiß, ihre Anwesenheit bedeutet nichts Gutes, denn mit Sicherheit wird gleich wieder ein Unglück geschehen. Roy und Yuhiko sind beide clever, unheimlich, intrigant und allein ihre Anwesenheit ist schon bedrohend. Detaillierter möchte ich auf die Geschichte nicht eingehen, man muss sie einfach lesen!


    Keigo Higashino gehört seit einiger Zeit zu meinen Lieblingsautoren. Mich fasziniert seine Art, Kriminalromane zu schreiben – fesselnd, intelligent und komplex. Man lernt immer wieder Neues über die Mentalität, Arbeits- und Lebensweise der Japaner.


    Ich habe mir gleich zu Beginn ein Personenverzeichnis angelegt, da mir klar war, dass bei 720 Seiten mit den japanischen Namen irgendwann die Übersicht verloren geht. Nichtsdestotrotz muss man dieses Buch aufmerksam lesen, um die Zusammenhänge nachvollziehen zu können.


    Für mich war auch dieses Buch wieder ein Highlight des Autors und ich werde es sehr gerne weiterempfehlen!

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: