Nell Leyshon - Die Farbe von Milch / The Colour Of Milk

  • Kurzmeinung

    Murphy12
    der Schreibstil scheint sehr einfach- abgebrochen
  • Kurzmeinung

    Corbie
    Für mich barg die Geschichte keine Überraschungen, der Schresibtil ist nicht schlecht, emotionen bietet er aber nicht.
  • Dass sie Zeichensetzung nicht beherrscht, ist weniger verwunderlich als ihre gute Rechtschreibung.

    Die Verfasserin kann eben die Erzählperspektive nicht konsequent durchhalten - das ist verständlich. Mich hat das nicht gestört, und Dich

    offenbar auch nicht.

    Ich sagte es oben schon: GERADE diese Auslassungen bzw. die Beschränkung auf die Fakten haben - jedenfalls bei mir - eine

    unglaublich emotionalisierende Wirkung gehabt, und mir geht diese Geschichte immer noch nach.

    :study: Joseph Roth, Hiob. MLR.

    :study: Vigdis Hjorth, Ein falsches Wort.

    :musik: Leonie Schöler, Beklaute Frauen.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Das Buch ist in meinen Augen hochemotional.

    Absolut - sie werden eben nur nicht geschrieben, sondern beim Leser ausgelöst und nachempfunden.

    Was die „Farbe von Milch“angeht: Milch war einmal eine satt gelb-weiße Masse, wenn man sie eine Zeitlang im Eimer stehen ließ, und nicht unsere wässrig weiße Flüssigkeit im Karton. Ich gehe davon aus, dass Marys Haare eine Farbe haben, die wir heute „weizenblond“ nennen würden.

    Das ist natürlich eine Erklärung. Ich hatte auch überlegt, ob dieses Symbol der weißen Haare auch für die Unschuld des Kindes Mary stehen könnte. :-k


    Ich freu mich, dass Dir das Buch genauso gut gefallen hat wie mir.

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • Nachdem Squirrel und Marie diesem Buch nun ihren Segen erteilt haben, habe ich mich zum ersten Mal seit Monaten leibhaftig in die Stadtbücherei begeben und es entliehen. Bei NetGalley könnte ich es sogar ohne Anfrage herunterladen, aber dann hätte ich - zumindest vor mir selbst - eine moralische Rezensionsverpflichtung... und ich weiß eben nicht, ob ich dieses Buch ganz lesen möchte (oder kann: Die fehlende Zeichensetzung irritiert mich schwer.).

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Die fehlende Zeichensetzung irritiert mich schwer.

    Du weißt, dass ich in dieser Beziehung auch zur pingeligen Sorte gehöre. Doch bei diesem Buch hat es mich nach ein paar Seiten, ich ich zum Eingewöhnen brauchte, nicht mehr gestört, weil es einfach zur Ich-Erzählerin, ihrer Art des Erzählens und dem Handlungsumfeld gepasst hat.

    Ich warte jetzt ganz gespannt darauf, ob es mit Dir und diesem Buch klappt. Ansonsten ist sehr viel drin, was zu Deinen bevorzugten Lesegewohnheiten gehört: England (obwohl das Buch überall spielen könnte), Vergangenheit und einfache Leute. :wink:

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Ansonsten ist sehr viel drin, was zu Deinen bevorzugten Lesegewohnheiten gehört: England (obwohl das Buch überall spielen könnte), Vergangenheit und einfache Leute.

    Das dachte ich mir eben auch, deshalb möchte ich es unbedingt (an)lesen. Wenn ich mein Challenge-Buch für den Juli beendet habe, mache ich mich gleich daran.

    Bei Daniel Kehlmanns "Vermessung der Welt" habe ich mich allmählich an das Fehlen der wörtlichen Rede gewöhnt, obwohl mich das am Anfang auch sehr gestört hat. Hoffentlich geht es mir hier auch so, denn ich bin eigentlich ein großer Freund von Interpunktion...

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    (Francis Bacon)
    :study:
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  • Inzwischen habe ich "Die Farbe von Milch" gelesen und kann bestätigen, dass die fehlerhafte Zeichensetzung und das Fehlen der Kennzeichnung wörtlicher Rede mich nach und nach weniger störten, da ich mich daran gewöhnte. Die ansonsten korrekte Rechtschreibung passte nicht so ganz dazu, aber immerhin ist der Erzählstil von Mary so einfach und wenig elaboriert, dass man ihr ihre Herkunft (Mädchen aus einer Bauernfamilie ohne Bildung) abnimmt.

    Dieser Erzählstil ist in der Tat ziemlich "unemotional"; dass Mary durchaus Emotionen hat, wird jedoch am Ende des Romans deutlich. Zuvor ist es meiner Interpretation nach so, dass sie in gewisser Weise resigniert hat und die Bestimmung Anderer über ihr Leben und auch die Gewaltausbrüche ihres Vaters als naturgegeben hinnimmt. Umso bemerkenswerter ist es allerdings, dass sie trotz drohender Repressalien ihre Meinung sagt.

    Sehr berührend finde ich das Verhältnis von Mary zu ihrem Großvater, er ist der Einzige, der ihr menschliche Wärme entgegenbringt und sie ist die Einzige auf dem Hof, die sich um ihn kümmert.

    Mr. Graham ist für mich der typische Vertreter einer Kirche, die ich insgesamt ablehne: ein Heuchler! Für mich war der Handlungsverlauf absolut vorhersehbar, auch wenn der Herr des Hauses sich zunächst als milder Arbeitgeber und humanitär eingestellter Mensch kreiert. Der Missbrauch einer schutzbefohlenen Minderjährigen ist absolut unverzeihlich - wenn der Herr Pfarrer seine Triebe nicht beherrschen kann, hätte er erneut heiraten oder auch bei seinen Reisen eine Prostituierte aufsuchen können. Letzteres wäre auch nicht "sündiger" als seine Lösung, ein von zuhause quasi verstoßenes, behindertes junges Mädchen auszunutzen. Ich habe mich darüber gefreut, wie Mary handelte, als für sie eine rote Linie überschritten wurde und konnte mich sehr gut damit identifizieren.

    Das Ende hat mich traurig gestimmt und bei mir große Empörung hervorgerufen, aber ich empfand es nicht als überraschend.

    Squirrel

    Meiner Ansicht nach spricht Mary in ihrer Erzählung den Leser direkt an. Offenbar ist es ihr ein Bedürfnis, sich vor diesem zu rechtfertigen, indem sie erklärt, was sie zu ihrem drastischen Schritt bewegte. Vielleicht sollte es auch eine Rechtfertigung gegenüber ihrer Familie sein, wenn man dieser den Inhalt des Tagebuchs nahebrächte.

    Ein sehr bedrückendes, aber auch eindrückliches Buch, das man sicher nicht so schnell aus seinen Gedanken verbannen kann!

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

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  • Im Jahre 1830 ist Mary ein Teenager, die mir ihren Eltern und ihren drei älteren Schwestern auf einem Bauernhof lebt. Da ihr Vater keinen Sohn bekommen hat, müssen seine Töchter von morgens bis abends schuften, um diesen „Fehler“ wieder gut zu machen. Marys Leben ändert sich jedoch, als sie ins Pfarrhaus zieht. Sie soll dem Pfarrer und seiner Haushaltshilfe bei der Pflege seiner Ehefrau helfen. Dort lernt Mary ein ganz anderes Leben kennen. Sie muss zwar auch viel arbeiten, aber diese Tätigkeiten sind körperlich nicht so anstrengend und sie hat sogar Zeit in Lesen und Schreiben unterrichtet zu werden. Ein paar Monate später ändert sich Marys Leben jedoch erneut.


    Aufgrund der vielen positiven Rezensionen und der Thematik gemäß der Kurzbeschreibung wollte ich das Buch schon lange lesen. Zunächst war ich über den Schreibstil verwundert. Mary hat gerade erst Lesen und Schreiben gelernt und die Autorin hat ihren Roman so verfasst, als würde Mary die Geschehnisse des letzten Jahres selbst zusammentragen. Dadurch ist der Schreibstil sehr einfach, es gibt keine Kommata und auch keine Anführungszeichen bei wörtlicher Rede, was zunächst etwas wunderlich zu lesen ist. Trotz der Schlichtheit habe ich mich manchmal gefragt, ob das Niveau nicht trotzdem etwas zu hoch ist für einen Lese- und Schreibanfänger.

    Mary ist eine sehr interessante Protagonistin. Sie ist einfühlsam, fleißig und obwohl sie eigentlich nie in einer Position ist, in der sie sich etwas herausnehmen darf, lässt sie sich den Mund nicht verbieten und sagt ihre ehrliche Meinung frei heraus. Leider ist diese Figur auch das Beste am Roman, welcher wenig Atmosphäre besitzt und so ungefähr jedes Klischee bedient, dass man sich bei diesem Setting vorstellen kann. Obwohl der Roman recht kurz ist, gibt es zahlreiche Wiederholungen (in Marys Leben gibt es halt nicht viel Abwechslung) und leider war alles an der Handlung für mich vorhersehbar. Natürlich darf ein Roman ungeschönt die Position von Frauen in der damaligen Zeit aufführen und dabei darf der Autor sich auch Klischees bedienen, denn die gab es damals sicherlich zuhauf, aber das alleine reicht meiner Meinung nach nicht und das hebt sich nicht von anderen Roman ab.


    Fazit: Marys Leben im frühen 19. Jahrhundert wird anschaulich geschildert. Sie ist eine tolle Protagonistin, aber leider konnte mich der Roman inhaltlich nicht überzeugen. Man kann den Roman lesen, aber ich hatte mehr davon erwartet.

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Inhalt: England 1830. Mary, ein 14jähriges Bauernmädchen, kommt als Dienstmagd in den Haushalt des Dorfpfarrers um sich um dessen kranke Frau zu kümmern.

    Das aufgeweckte junge Mädchen, das trotz einer Gehbehinderung bisher nur schwerste körperliche Arbeit in Stall und Feld kannte, wird mit ganz neuen Erfahrungen konfrontiert.



    Meine Meinung: Schon lange nicht mehr hat mich ein Buch sosehr in seinen Bann geschlagen, dass ich es an einem Tag ausgelesen habe.

    Das Buch erzählt in Marys eigenen Worten ihre Erinnerungen an das Jahr, das sie im Haus des Dorfpfarrers verbrachte. Der Erzählstil passt hervorragend zu dem jungen, zwar ungebildeten, aber intelligenten und für ihr Alter sehr reifen Mädchen.

    Die Sätze, die sie zu Papier bringt, sind zwar einfach und schlicht, aber gleichzeitig voller Gefühl und Ehrlichkeit.

    Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen, so gefesselt war ich von Marys Erinnerungen. Als Leser ahnt man schon bald, dass die Dinge sich nicht unbedingt zum Guten entwickeln.



    Fazit: Ein faszinierender Roman über ein außergewöhnliches Mädchen!

  • Frühling, Sommer, Herbst, Winter und wieder Frühling: Vier sehr ungleiche Schwestern lernt man in diesem Roman kennen, die sich in beklemmenden Lebensverhältnissen auf einem kleinen englischen Bauernhof befinden, geprägt von harter Arbeit, Lieblosigkeit und Gewalt. Wo keine ein Bett für sich allein hat und es verpönt ist, sich tagsüber auf einen Stuhl zu setzen, erlaubt sich jede der Schwestern ihre eigenen „kleinen Fluchten“ – übersteigerte Religiosität, Sex, die tröstliche Wärme an den Flanken einer Kuh… Mary, die jüngste, sucht, so oft sie kann, das Gespräch mit ihrem geliebten Großvater, der seit einem Unfall behindert und somit von den Eltern als nutzlos abgestempelt ist.


    Drei der vier Schwestern äußern bei einem verbotenen Ausflug Wünsche und Träume, die ihr Leben zum Besseren wenden sollen. Doch nur Marys Leben wendet sich, als sie Dienstmädchen im Pfarrhaus wird und zunächst die kranke Pfarrfrau umsorgen soll.


    Der Klappentext verrät meiner Meinung nach zu viel: Man ahnt, wie die Geschichte weitergeht, als die Pfarrfrau schließlich stirbt, und mehr möchte ich zum Fortlauf der Handlung jetzt auch nicht verraten – nur, dass sie mich gefesselt hat von der ersten bis zur letzten Seite.


    Der sprachliche Duktus des Buches erinnert mich stark an Alice Walkers Roman „Die Farbe Lila“ mit den Briefen der jungen Celie an Gott, wo es ja auch einige thematische Überschneidungen gibt; sehr unmittelbar, eindringlich und packend richtet sich der Text direkt an die LeserInnen. Dennoch finde ich es seltsam, dass die Einfachheit von Marys Schreibstil lediglich durch fehlende (niemals überflüssige!) Kommas dargestellt wird. Ich würde bei ihrem Bildungshintergrund auch Rechtschreibfehler erwarten – die das Buch dann natürlich schwerer lesbar gemacht hätten. Aber wenn schon, denn schon? Realistisch ist diese Art des Schreibens jedenfalls nicht und die vorliegende Lösung überzeugt mich nicht völlig. Hier wäre es interessant zu sehen, wie das im Original gehandhabt wird.


    Ein weiterer Kritikpunkt liegt für mich in dem Umstand, dass es mir schwerfällt zu glauben, dass sich für die so starke, direkte und ehrliche Mary nicht eine andere Lösung aufgetan hätte.


    Traurig und bedrückend ist es natürlich, wenn ich mir vorstelle, dass es Tausenden und Abertausenden junger Mädchen ähnlich wie Mary ergangen ist und immer noch ergeht; die äußeren Umstände dieser Geschichte sind ja sehr variabel und leider zeitlos.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    :study: Han Kang - Griechischstunden

    :musik: Asako Yuzuki - Butter (Re-???)

    :montag: Jane Austen - Stolz und Vorurteil (Reread)

    :montag: Sally Coulthard - Am Anfang war das Huhn





  • Um meine Eindrucke auch im Rezensionsthread festzuhalten, habe ich meine Meinung zu dem Buch hierher kopiert. Ich habe mich in dem Thread "Welche Bücher habt ihr abgebrochen" geäußert. Hier meine Meinung:


    "Ich kämpfe hier mit dem Buch "Die Farbe von Milch" - die viele positive wie auch negative Stimmen zu dem Roman, haben mich sehr neugierig gemacht, und ich bin ja ein Freund, vom "selber versuchen", :study: abbrechen würde ich es wohl nicht, dafür bin ich zu lese-neugierig, :wink: aber ich bin sehr nah dran, vor allem gefühlsmäßig .... :-, Die Thematik ist so was von nicht meins: erst Kühe, dann Hühner, dann Schafe, unendliche Arbeit, und keine Gefühle... Oder ich sage besser, bevor weitere Fragen aufkommen, Gefühle werden angedeutet, und fühlen sollte der Leser, :-,die Protagonisten vermitteln nicht gerade viel davon. Ich mag es eher, wenn man beim Lesen MITfühlen kann. Die Erzählung wirkt auf mich emotionslos, nüchtern und kalt. So der erste Eindruck. Ich muss dazu sagen, ich bin noch nicht all zu weit in der Geschichte vorgedrungen. Aber gepackt hat es mich immer noch nicht. O:-) Viel Arbeit, schweres Leben, furchtbare Verhältnisse zwischen Kindern und Eltern - verstehe ich alles, aber in der Sprache, in der es vorgetragen wird, in meinen Augen, recht einfachen..., bewegt es mich bis jetzt gar nicht. Ich hoffe sehr, dass es noch einen Wendepunkt in der Geschichte gibt. Und bin gespannt drauf"


    Da ich an dem Buch dran bleibe, bin ich gespannt, wie die Situation sich entwickelt. Einige BT-ler sprachen dafür, dass ich mir das Buch nicht entgehen lassen sollte. Also, ich lese weiter. :study:

    2024: Bücher: 73/Seiten: 32 187

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

    Dalai Lama

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    Lese gerade:

    Lapuente, Sofía/Shusterman, Jarrod - RETRO - Geh nicht online

  • Ich habe das Buch nun ausgelesen, nach vielen vielen Tagen... Selten hat mich ein Buch so beansprucht, dass ich so lange dran lesen musste.:-, Diese 200 Seiten sind mir echt nicht leicht gefallen und haben einiges von mir abverlangt. Aber das Ende hat mich mit allem versöhnt.

    Alles andere käme mir unglaubwürdig vor. Alles in allem ist es mit Sicherheit ein großartiges Buch. Von der Thematik her auf jeden Fall. Ich hatte mit der Erzählweise meine Schwierigkeiten, und auch mit einigem an dem Plot auch, denn die Protagonistin kam mir nicht in allen Momenten ihres Handels glaubhaft vor.

    Aber wie es auch ist, das Buch ist lesenswert. :thumleft:


    Die Geschichte hat mich unglaublich wütend gemacht, auch wenn ich verstehe, dass dieses Sujet für die angesprochene Zeit und die Gegebenheiten durchaus glaubwürdig ist. Man muss es der Autorin zugutehalten, dass die es in solchen einfachen Worten, in der mehr als einfachen Art ihre Geschichte zu erzählen, die Gemüter bewegen konnte. Mich hat es auf jeden Fall bewegt und angesprochen, nicht immer positiv. Aber es hat auf jeden Fall Anklang gefunden O:-)


    Auch zu dem Titel habe ich mir so meine Gedanken gemacht, ich weiß zwar nicht, ob es so stimmig ist, aber ich habe während des Lesens immer wieder dran denken müssen: an die Farbe von Milch - Weiß. Ich assoziiere Milch mit was Reinem, was Sauberem, was Gesundem, was nicht Verdorbenen, und so kam ich auf das Gedanken, dass die Autorin vielleicht dies gemeint haben könnte, als sie die Farbe der Haaren mit Milch assoziiert hat. Weiß- Rein- Unschuldig. Könnte, meiner Meinung nach, passen.

    Die Bewertung muss ich mir noch überlegen, denn dieses Buch hat mich ganz und gar durcheinander gebracht. :winken:

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    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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  • Alles in allem ist es mit Sicherheit ein großartiges Buch. Von der Thematik her auf jeden Fall. Ich hatte mit der Erzählweise meine Schwierigkeiten, und auch mit einigem an dem Plot auch, denn die Protagonistin kam mir nicht in allen Momenten ihres Handels glaubhaft vor.

    Aber wie es auch ist, das Buch ist lesenswert. :thumleft:

    Das freut mich jetzt, dass Du am Ende doch mit der Geschichte versöhnt bist. Du hast ja wirklich gekämpft :lol:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • Ich empfinde dieses Buch ebenfalls, wie einige andere hier auch, als sehr emotional. Gerade weil Mary ihre Emotionen nicht ausspricht bzw. aufschreibt. Und es spiegelt auch einfach die Zeit wieder und Mary sagt es mehrfach auch nebenbei: in ihrem Leben war bisher kein Platz für das Wälzen von Gedanken. Sie war von früh bis spät mit schwerer körperlicher Arbeit beschäftigt, ihr Magen war sicher auch selten gänzlich gefüllt gewesen, sie hatte Angst um ihren Großvater und Angst vor ihrem Vater. Da war nicht viel Platz für mehr, und das war wahrscheinlich auch gut so. Aber nur weil sie ihre Gefühle nicht klar benennt (oder benennen kann), heißt es nicht, dass sie keine hat. Mary verändert sich ja sehr während der Zeit im Haus des Pfarrers. Sie wird sehr ruhig und melancholisch, woran man ja auch merken kann, wie verstört sie ist.

    Insgesamt fand auch ich das Buch sehr vorhersehbar, bis kurz vorm Schluss. Aber auch der Schluss passt zu der starken und ehrlichen Art von Mary.

    Ich schwanke total zwischen 3,5 und 4 Sternen... ich habe nur wenig Vergleichbares gelesen, deshalb fällt mir die Bewertung schwer. Die vielen Wiederholungen waren natürlich einerseits nicht so spannend zu lesen, passten aber eben genau zur Geschichte. Und ich fand es interessant, noch einmal mehr über das damalige "einfache" Leben zu lesen. Es las sich für mich nicht wie ein Roman, sondern man könnte auch meinen, echte Tagebucheinträge vor sich zu haben. Das macht es nochmal zu einem anderen Leseerlebnis.


    Ich denke daher vergebe ich :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Mary ist mit einem missgebildeten Bein zur Welt gekommen, was ihre Familie aber nicht daran hindert, sie ebenso wie ihre drei Schwestern zum Anpacken auf dem Bauernhof einzuspannen, so wie man es eben tut in dieser ländlichen Gegend, wo es nichts anderes gibt als Äcker und Felder und Milchkühe und das Leben fast ausschließlich aus Arbeit besteht.


    Als Mary fünfzehn ist, überlässt der Vater sie gegen eine gewisse Entlohnung dem Haushalt des Pfarrers, dessen Frau leidend ist und eine Pflegerin braucht. Widerwillig zieht Mary ins Pfarrhaus, zum ersten Mal in ihrem Leben ist sie fort von zu Hause und tut sich schwer, sich in der neuen Umgebung einzugewöhnen, einem Haus, in dem es dicke Teppiche, schwere Vorhänge und viele Bücher gibt. Mit der Zeit wächst zwischen ihr und Mrs. Graham eine leise Zuneigung, während Mary allmählich lernt, die vielen Fettnäpfchen im Alltag zu umschiffen.


    Ralph, der Sohn der Grahams hingegen, der jedem Rock nachsteigt, ist ihr reichlich suspekt, und sie vermisst nach wie vor ihr Zuhause, insbesondere den Großvater, den einzigen, mit dem sie sich richtig unterhalten kann, der sie versteht und genauso wenig ein Blatt vor den Mund nimmt wie sie selbst.


    Und schon von der ersten Seite an wird spürbar, dass über Marys Bericht über dieses Jahr in ihrem Leben eine düster drohende Wolke hängt.


    Der Tonfall des einfachen Bauernmädchens ist perfekt getroffen, die Sprache ist schlicht, die Zeichensetzung eigenwillig, die Wortwahl nicht sehr elaboriert und voller Wiederholungen. Man erlebt Marys Welt ungefiltert durch Marys Brille und folgt dem Werdegang, den sie sich nicht selbst ausgesucht hat. Lange Zeit geschieht gar nichts Spektakuläres, man hat einfach teil an ihrem Leben, das so weit weg ist von aller Raffinesse, Bildung oder noch so bescheidenem Wohlstand.


    Dabei ist Mary weder dumm noch auf den Mund gefallen, sie hatte nur einfach nie das Glück, eine Schule besuchen zu dürfen. Ungeniert tut sie ihre Meinung kund, hält mit der Wahrheit nicht hinterm Berg und schert sich kaum darum, ob sie damit aneckt.


    In einem kitschigen Buch wäre sie sicher ein Rohdiamant, den der gütige Pfarrer und seine sanftmütige Frau zu schleifen verstehen - doch so läuft das hier ganz und gar nicht. Alles steuert auf ein böses Ende zu, so viel ist von Anfang an klar. Was jedoch tatsächlich passiert, enthüllt sich erst spät; zeitweise rechnet man schon kaum noch damit, bis es dann doch noch geschieht und unausweichlich auf einen Schluss zusteuert, der dann noch einmal zu überraschen vermag.


    Ungewöhnlich, etwas deprimierend, aber gut erzählt.

  • Jetzt habe ich noch die hochinteressante Diskussion im Thread nachgelesen.


    Und woher und von wem sollte Mary auch gelernt haben, Emotionen zu formulieren ...?

    Genau - so ähnlich, wie sie ja auch einmal sagt, dass sie sicher Träume und Wünsche hat, aber nicht weiß, worin die bestehen sollen.


    Außerdem wäre es wesentlich gebildeteren Menschen als Mary wohl schwergefallen, bei der Beschreibung all dessen, was ihr passiert ist, anders vorzugehen als relativ nüchtern und sachlich. Ich sehe das auch ein wenig als Schutz gegen die Gefühle, die sie sonst womöglich überwältigt hätten.

    Du weißt, dass ich in dieser Beziehung auch zur pingeligen Sorte gehöre. Doch bei diesem Buch hat es mich nach ein paar Seiten, ich ich zum Eingewöhnen brauchte, nicht mehr gestört, weil es einfach zur Ich-Erzählerin, ihrer Art des Erzählens und dem Handlungsumfeld gepasst hat.

    Das ging mir genauso. Normalerweise empfinde ich eigenwillige Grammatik oder Rechtschreibung meistens als fürchterlich gewollt und gekünstelt, aber hier hat es perfekt gepasst.

    Die ansonsten korrekte Rechtschreibung passte nicht so ganz dazu,

    Das stimmt schon, aber andernfalls wäre das Buch schlecht lesbar gewesen. Das muss dann schon extrem gut gemacht sein, um nicht zu nerven.

    Ein weiterer Kritikpunkt liegt für mich in dem Umstand, dass es mir schwerfällt zu glauben, dass sich für die so starke, direkte und ehrliche Mary nicht eine andere Lösung aufgetan hätte.

    Meinst Du? Ich weiß nicht ... unter ihren Lebensumständen hätte ich da wirklich relativ wenig Spielraum gesehen, zumal ihre Familie ihr weder sonderlich liebevoll zugetan war noch irgendwelche "Connections" gehabt hätte, um ihr zu helfen.

  • Ein weiterer Kritikpunkt liegt für mich in dem Umstand, dass es mir schwerfällt zu glauben, dass sich für die so starke, direkte und ehrliche Mary nicht eine andere Lösung aufgetan hätte.

    Meinst Du? Ich weiß nicht ... unter ihren Lebensumständen hätte ich da wirklich relativ wenig Spielraum gesehen, zumal ihre Familie ihr weder sonderlich liebevoll zugetan war noch irgendwelche "Connections" gehabt hätte, um ihr zu helfen.

    Ja, das meine ich nach wie vor. Wie du selbst geschrieben hast, ist Mary ja alles andere als auf den Mund gefallen. Und dann diese Duldsamkeit, wenn auch widerwillig - das war für mich nicht stimmig, auch wenn mir die sich daraus am Ende ergebenden Konsequenzen von der Logik der Geschichte her gefallen haben. (In der Sache natürlich nicht. :| )


    Auf jeden Fall ist es ein Buch, das sich bei mir eingebrannt hat und bei dem ich mich noch an vieles erinnere, auch wenn meine Bewertung damals nicht so goldig ausgefallen ist.

    :study: Han Kang - Griechischstunden

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  • Manchmal sind es gerade die Bücher, mit denen man nicht 100% zufrieden war, die lange bei einem bleiben. Ist doch schön, wenn es zumindest dafür reicht, dass man sich Gedanken um die Protagonisten macht und Alternativlösungen für sie sucht.


    Ich glaube, ich verstehe jetzt eher, was Du meinst, wo Du die Duldsamkeit erwähnst. Nicht ein anderes Ende, sondern schon früher einen anderen Weg in der Geschichte,


  • Nell Leyshon - Die Farbe von Milch



    Mein Haar hat die Farbe von Milch



    "Die Farbe von Milch" ist die Geschichte eines 14-jährigen Mädchens, die Geschichte von Mary, man schreibt das Jahr 1830, wir befinden uns auf dem Land, wahrscheinlich auf dem englischen Land. Die Geschichte ist in einer recht einfachen Sprache geschrieben, eine einfache Sprache, die der Leserin auch den Bildungsstand des Mädchens vermittelt. Aber genauso auch eine immense Nähe zwischen Leserin und Protagonistin erzeugt. Ebenso ist die Geschichte von einer bedrohlichen und düsteren Grundstimmung geprägt, man spürt es liegt etwas in der Luft und man wartet gespannt auf das Kommende. Diese Geschichte erzeugt einen deutlichen Sog bei mir und ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen. Und das Buch hat mir sehr gefallen.



    Mary, eine Bauerstochter, hat kein einfaches Leben, muss viel schwere Arbeit auf dem Bauernhof erbringen, die Familie ist arm und hat fast keinen Besitz. Der Bauernhof wird von dem gewalttätigen Vater geleitet und die Bewohner des Hofes haben zu funktionieren. Wenn dies einmal nicht so klappt, wird nicht geredet, sondern geschlagen. Mary ist nicht nur optisch auffällig, sondern auch noch gehbehindert, dadurch erbringt sie auch nicht das erwünschte Arbeitspensum, steht in der Hierarchie des Bauernhofes recht weit unten.



    Trotzdem hat sich die geistig recht gut aufgestellte Mary ihre positive Weltsicht bewahrt, sie sieht immer irgendwo das Gute, beobachtet ihre Umgebung recht genau, weiß diese mit ihren recht präzisen aber ungefilterten Meinungen aufzurütteln, zu verblüffen und schildert ihr Leben in einer einfachen, aber sehr positiven Form. Dies macht sie sehr sympathisch.



    Einen Freund hat sie auf dem Bauernhof, ihren Großvater, dieser sieht das Potenzial von Mary und die Beiden tun sich gut. Beide sind empathische Menschen, stehen damit aber allein auf dem Bauernhof.



    Dann tobt das Leben …



    Und Mary kommt ins Pfarrhaus, soll der kranken Pfarrersfrau helfen. Sie lernt eine neue Welt kennen, eine reichere Welt. eine auch vom Arbeitspensum deutlich einfachere Welt, durch ihr sympathisches Wesen lernt sie auch hier schnell menschliche Zuneigung kennen.



    Dann tobt das Leben wieder ...