Nell Leyshon - Die Farbe von Milch / The Colour Of Milk

  • Kurzmeinung

    Murphy12
    der Schreibstil scheint sehr einfach- abgebrochen
  • Kurzmeinung

    Corbie
    Für mich barg die Geschichte keine Überraschungen, der Schresibtil ist nicht schlecht, emotionen bietet er aber nicht.
  • Klappentext:

    Mein Name ist Mary. Mein Haar hat die Farbe von Milch. Und dies ist meine Geschichte.

    Mary ist harte Arbeit gewöhnt. Sie kennt es nicht anders, denn ihr Leben auf dem Bauernhof der Eltern verläuft karg und entbehrungsreich. Doch dann ändert sich alles. Als sie fünfzehn wird, zieht Mary in den Haushalt des örtlichen Dorfpfarrers, um dessen Ehefrau zu pflegen und ihr Gesellschaft zu leisten – einer zarten, mitfühlenden Kranken. Bei ihr erfährt sie erstmals Wohlwollen und Anteilnahme. Mary eröffnet sich eine neue Welt. In ihrer einfachen, unverblümten Sprache erzählt sie, wie ihr Schicksal eine dramatische Wendung nimmt, als die Pfarrersfrau stirbt und sie plötzlich mit dem Hausherrn alleine zurückbleibt.


    Autorin:

    Nell Leyshons erster Roman, Black Dirt, stand auf der Longlist des Orange Prize und auf der Shortlist des Commonwealth Prize. Ihre Theaterstücke und Hörspiele erhielten ebenfalls zahlreiche Auszeichnungen. Für ihren zweiten Roman, Die Farbe von Milch, war sie neben James Salter und Zeruya Shalev für den Prix Femina nominiert. Nell Leyshon wurde in Glastonbury geboren und lebt in Dorset.


    Allgemeines:

    Erscheinungsdatum: 22. September 2017

    Seitenanzahl: 208

    Verlag: Eisele

    Originaltitel: The Colour of Milk


    Eigene Meinung:

    Von diesem Buch habe ich schon einige sehr positive Rückmeldungen bekommen, so dass es mich dann doch mal interessierte, obwohl der Klappentext selber mich nicht unbedingt angesprochen hätte.

    Erzählt wird aus der Sicht von Mary, die ihr Erlebnis für den Leser aufschreibt und ihm so quasi ihre Geschichte nahebringt. Was mir hier sehr gut gefallen hat, Nelly Leyshon schafft es tatsächlich das Umfeld Marys sehr klar und intensiv hervorzubringen. So erfährt der Leser vieles über die Arbeit auf einem Hof und den Gepflogenheiten innerhalb der Familie.

    Was mir aber das Lesen sehr verleidet hat, ist die Tatsache, dass es keine wörtliche Rede gibt, sie jedenfalls nicht als solche gekennzeichnet wird. Zudem ist Mary in ihrer Erzählung sehr emotionslos und ich bin mir nicht sicher, ob ich dahinter jetzt eine psychische Störung oder eine Krankheit (Haar mit der Farbe von Milch?) dahinter vermuten soll oder ob es nur ein Stilmittel der Autorin ist. Leider gab es auch kein Nachwort, dass mir diese Überlegung abgenommen hätte. Mir fehlte da einfach der Bezug zur Protagonistin, weswegen mich die Geschichte selber auch nicht fesseln konnte. Aufgrund der geringen Seitenzahl habe ich es dann noch zu Ende gelesen.


    Fazit: Kann man lesen, muss man aber nicht :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Fazit: Kann man lesen, muss man aber nicht :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:I

    Ich kann dir dabei nur zustimmen. Nach den positiven Lesestimmen musste ich es unbedingt auch haben aber es war gar nicht mein Geschmack.

    Mary habe ich auch als sehr emotionslos empfunden und der Schreibstil konnte mich überhaupt nicht berühren.

    Heute lese ich zum ersten Mal eine Meinung dazu, die das mal Buch nicht in den höchsten Tönen gelobt hat. :wink:

    "Von seinen Eltern lernt man lieben, lachen und laufen.

    Doch erst wenn man mit Büchern in Berührung kommt, entdeckt man, daß man Flügel hat." ( Helen Hayes )[/align]

  • Fazit: Kann man lesen, muss man aber nicht :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:I

    Ich kann dir dabei nur zustimmen. Nach den positiven Lesestimmen musste ich es unbedingt auch haben aber es war gar nicht mein Geschmack.

    Mary habe ich auch als sehr emotionslos empfunden und der Schreibstil konnte mich überhaupt nicht berühren.

    Heute lese ich zum ersten Mal eine Meinung dazu, die das mal Buch nicht in den höchsten Tönen gelobt hat. :wink:

    Sehr schön. Mich hat es nur etwas gewundert, dass es schon so viele gelesen hatten und keine Rezension existierte. Mich würden natürlich auch die anderen Stimmen interessieren :)

  • Ich habe das Buch auch gelesen und ich fand den Schreibstil sehr besonders.


    Die Autorin hat eine sehr einfache Sprache mit vielen Wiederholungen gewählt und wollte so vermutlich zum Ausdruck bringen,das Mary erst 15 Jahre alt ist,viel gearbeitet hat und bis zum Einzug in die Pfarrersfamilie keine Bildung erfahren hat .

    Die Geschichte ist aus der Sicht von Mary erzählt worden,die beschreibt,wie hart ihr Leben auf dem Bauernhof war und wie sie in der Pfarrersfamilie gelebt hat .

    Nach dem Tod der Pfarrersfrau wurde ihr Lesen und Schreiben beigebracht,aber das nicht ohne "Gegenleistung".

    Durch den Schreibstil wurde mir näher gebracht,wie emotionslos und entbehrungsreich das Leben von Mary war und das sie sich dem Willen des Vaters beugen musste.


    Ich habe dem Buch :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:gegeben ,weil ich den Schreibstil gut fand.Das Buch war aber sehr bedrückend und mit dem Ende hätte ich so nicht gerechnet

  • Fazit: Kann man lesen, muss man aber nicht

    Danke für Deine Rezension. Ich hatte darüber nachgedacht, dieses Buch bei NetGalley anzufragen, dann aber davon Abstand genommen, da mich der Erzählstil (angetestet beim "Blick ins Buch" bei amazon) befremdet hat.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Zudem ist Mary in ihrer Erzählung sehr emotionslos und ichbin mir nicht sicher, ob ich dahinter jetzt eine psychische Störung oder eineKrankheit (Haar mit der Farbe von Milch?) dahinter vermuten soll oder ob es nurein Stilmittel der Autorin ist.

    Mary ist in äußerster Armut aufgewachsen, hat ein sehr karges, von harter Arbeit geprägtes Leben geführt und kaum emotionale Zuwendung erfahren. Lesen und Schreiben hat sie erst gelernt, als sie ins Pfarrhaus gezogen ist. Dementsprechend knapp und einfach im Ausdruck ist ihr Bericht gehalten, für mich war das stimmig. Emotionen brauchten für mich hier nicht über die Sprache transportiert zu werden, sondern sind beim Lesen entstanden - und das nicht zu knapp. Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen. :thumleft:

    :montag: Judith Hermann - Daheim


    "Sehnsucht nach Liebe ist die einzige schwere Krankheit, mit der man alt werden kann, sogar gemeinsam."
    (Bodo Kirchhoff: Die Liebe in groben Zügen)


  • Ich fand die Geschichte einfach nur toll, die Schreibweise passte genau zu der „einfachen Art“ von Mary, so dass ich das Gefühl hatte, dass die Geschichte tatsächlich von einem jungen Bauernmädchen aus dieser Zeit erzählt worden ist.


    Zuerst zum Cover, das hat mir ausgesprochen gut gefallen. Die sanften Farben passen hervorragend zu dem Buch.

    Es geht um Mary, eins von 4 Mädchen, die auf dem elterlichen Hof leben und von morgens bis abends arbeiten. Für sie ist das der normale Alltag. Freundliche Worte oder Gesten gibt es nicht, Schulbildung oder ähnliches auch nicht, einfach nur die praktische Arbeit. Bis der Pfarrer Marys Vater anspricht, ob er eines der Mädchen gegen Entgeld entbehren könnte um bei der Pflege seiner kranken Frau zu helfen. Der Vater entscheidet sich für die gehbehinderte Mary, die den Hof nur widerwillig verlässt. Ungern lässt sie ihren kranken Großvater zurück.

    Von da an ändert sich Marys Leben gravierend, besonders nach dem Tod der Frau des Hauses.

    Der Schreibstil ist im Tagebuchstil gehalten, ohne große Zeichensetzung und mit einfachen Worten. Es war passend zu Mary, die ihr Herz auf der Zunge trägt und ausspricht, was sie denkt. Ich empfand die Geschichte als sehr interessant und gelungen und würde, wenn es möglich wäre, mehr als 5 Sterne vergeben. Besonders nachdem das Ende mich überrascht und betroffen zurückgelassen hat.

    Auf Veränderung zu hoffen, ohne selbst etwas dafür zu tun, ist wie am Bahnhof zu stehen und auf ein Schiff zu warten. (Albert Einstein)

  • Das Buch ist mir gefühlt überall begegnet und durch die viel guten Bewertungen die das Buch erhalten hat, wurde ich neugierig auf die Geschichte von Mary.


    Klappentext
    Mary ist harte Arbeit gewöhnt. Sie kennt es nicht anders, denn ihr Leben auf dem Bauernhof der Eltern verläuft karg und entbehrungsreich. Doch dann ändert sich alles. Als sie fünfzehn wird, zieht Mary in den Haushalt des örtlichen Dorfpfarrers, um dessen Ehefrau zu pflegen und ihr Gesellschaft zu leisten – einer zarten, mitfühlenden Kranken. Bei ihr erfährt sie erstmals Wohlwollen und Anteilnahme. Mary eröffnet sich eine neue Welt. In ihrer einfachen, unverblümten Sprache erzählt sie, wie ihr Schicksal eine dramatische Wendung nimmt, als die Pfarrersfrau stirbt und sie plötzlich mit dem Hausherrn alleine zurückbleibt.


    Das Buch hat einen sehr einfachen Schreibstil, es gibt keine wörtliche Rede und alles wirkt sehr simpel. Zum Buch passt dieser Schreibstil aber perfekt, da Mary, die hier ihre Geschichte erzählt aus sehr einfachen Verhältnissen kommt und das lesen und schreiben nicht in Perfektion beherrscht.


    Die Geschichte an sich war sehr vorhersehbar und bot nur wenig Überraschungen. Dazu wirkt leider alles auch sehr emotionslos, nüchtern und oberflächlich. Die Geschichte hat es einfach nicht geschafft mich zu berühren. Zu keinem Zeitpunkt konnte ich mit May mitfühlen oder mitleiden, was ich eigentlich sehr schade finde. Dadurch hatte ich auch immer weniger Lust da Buch noch weiter zu lesen, ich konnte das Buch zu jedem Zeitpunkt aus der Hand legen und mich immer wieder daran erinnern noch weiter zu lesen.


    Leider konnte mich das Buch nicht überzeugen. Der Schreibstil passt zwar zu der Protagonistin und ist daher gut gewählt. Die fehlenden Emotionen überschatten aber viel Positives, daher bekommt das Buch nur :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: Sterne.

  • Mir hat das Buch gut gefallen, ich hatte keinerlei Probleme mit dem Stil oder der Schreibweise. Und auch wenn die Geschichte zu großen Teilen vorhersagbar ist, so bleibt das abschließende Ende lange im Dunkeln bzw. vermutet man einen anderen als den geschilderten Ausgang. Der aber ist für mich schlüssig mit der Protagonistin und ihrem Verhalten durch die ganze Geschichte hinweg. Manchem mag die Protagonistin zu "modern" erscheinen in ihren Äußerungen, mir nicht - ja, sie sagt sehr deutlich ihre Meinung, aber sie hat auch praktisch nichts zu verlieren, ist sie doch von Geburt an stigmatisiert durch ihre Behinderung und durch ihre familiären Verhältnisse stark eingeengt ohne eine wirkliche Aussicht auf eine positive Zukunft.


    Was mir aber das Lesen sehr verleidet hat, ist dieTatsache, dass es keine wörtliche Rede gibt, sie jedenfalls nicht als solchegekennzeichnet wird.

    Aber das ist schlüssig, wenn man bedenkt, wie und wann Mary lesen und schreiben gelernt hat. Sie hat dabei gerade einmal gelernt, einen Punkt zu setzen. Von weiterer Interpunktion ist sie meilenweit entfernt. Und sie hat es anhand der Bibel gelernt - nicht gerade eine Vorlage für eine romanhafte Schreibweise. Insofern war das für mich passend und schlüssig.

    Nicht ganz schlüssig waren für mich die Fehlerfreiheit und das perfekte "Hochdeutsch", also das völlige Fehlen von Dialekt. Das passt für mich nicht zur Geschichte, denn als Bauernmädchen ohne jedwede Bildung wird sie wohl kaum dialektfreies Englisch gesprochen haben.

    Geschrieben ist der Roman übrigens als ob Mary ihre Geschichte jemandem erzählt - wem, ist nicht klar, im Prinzip spricht sie direkt immer den Leser an mit ihrem "Ich habe gesagt, dass ich Dir.....", das immer wiederkehrend zwischen und in den Kapiteln aufscheint.


    Zudem ist Mary in ihrer Erzählung sehr emotionslos

    Auch das passt für mich - für Emotionen blieben in ihrem Leben keine Zeit und keine Freiräume. Sie kann sich Emotionen nicht leisten, muss einfach dort agieren wo man sie hinstellt und alles mit sich machen lassen, was man und Mann mit ihr tun.... da ist kein Platz für Emotionen in einem solchen Leben. Ihre emotionslose und sachliche Art führen dann aber auch dazu, dass sie an Mr. Graham genau die bigotten Punkte aufdeckt und anspricht, die auch den Leser anspringen und ihn - in diesem Falle mich und wohl auch Siebenstein - zur Weißglut gebracht haben. :evil: Weswegen mir das Ende auch gefällt :twisted:

    Auch ihr Vater zeigt diese Heuchelei im Verhalten dem Neugeborenen gegenüber, er ist auch kein Sympathieträger der Geschichte. Einzig gegen Ende handelt er ein einziges Mal mit einem Hauch von Gefühl, was mich dann tatsächlich überrascht hat.

    Haar mit der Farbe von Milch?

    Das bleibt für mich das große Fragezeichen - der Titel und die immer wiederkehrende Erwähnung dieser weißen Haare. Darauf kann ich mir keinen Reim machen, finde keine Erklärung und für die Geschichte war das meines Erachtens völlig überflüssig. Falls irgendjemand eine Idee hat, was uns die Autorin mit diesem Titel und dieser Besonderheit sagen will, immer her damit. :ergeben:


    Diese kurze Geschichte (die Seitenzahl ist eigentlich noch geringer, werden doch gewisse Absätze gebetsmühlenartig wiederholt vor Beginn eines neuen Kapitels), die anhand der Jahreszeiten ein Lebensjahr der Protagonistin umfasst und dabei doch beispielhaft das Leben von Millionen Bauernmädchen darstellt, lohnt schon ein genaueres Hinsehen und Lesen. Knapp und frei von Gefühlen wird das harte Leben geschildert, dass auf Nichts und Niemand Rücksicht nimmt und dem aber auch niemand wirklich entkommt - es sei denn, er nimmt den Weg der Protagonistin dieser Geschichte. Sympathisch ist hier kaum jemand, auch Mary nicht wirklich, aber glaubhaft in der Darstellung sind sie alle, leider.


    €nigma vielleicht solltest Du doch mal das Buch in der Bücherei ausleihen, ich könnte mir schon vorstellen, dass es ein Buch für dich ist. Auch wenn Du am Ende bestimmt genauso Gift und Galle spuckst wie ich bzw. Dich über gewisse Dinge freust :twisted:

  • vielleicht solltest Du doch mal das Buch in der Bücherei ausleihen,

    Die Bücherei/ Onleihe hat dieses Buch nicht, bei NetGalley steht es jetzt zum Runterladen ohne Anfrage bereit. Ich habe etwas Bedenken, dass es mir nicht gefallen könnte. Ich müsste es zwar nicht unbedingt rezensieren, aber ich strebe weiterhin eine "Feedback-Rate" von 100% an, die ich beibehalten will.:-k (Es ist für mich selbstverständlich, dass ich jedes Buch, das ich umsonst bekomme, auch fertig lese und ein Feedback gebe.)


    Nachtrag: Ich habe mir nochmal die Leseprobe bei amazon angesehen, die fehlerhafte Orthographie (das Fehlen der Kommas) stört mich ziemlich. Ich weiß nicht, ob ich das über 200 Seiten aushalte....

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Ich leihe es Dir auch gern :wink:

    Danke :friends:, aber im Moment bin ich gut bestückt. Ich habe schon wieder ein Buch bei NetGalley UK im Auge, das ich mir wahrscheinlich schnappen werde, sobald ich mein derzeitiges Rezensionsexemplar bearbeitet habe.:lechz:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Ich habe Eure Anmerkungen mit Interesse gelesen.

    Da fällt immer wieder das Wort "emotionslos".


    Es stimmt, Mary ist schnoddrig und redet viel, teilweise recht unverblümt, aber

    ich finde das Buch bisher (Ende erstes Drittel) hoch emotional.

    Die Gefühle werden nicht angesprochen und damit irgendwie auch zer-sprochen, sondern

    entfalten sich beim Leser gerade durch die unterkühlte Art des Erzählens.

    Und woher und von wem sollte Mary auch gelernt haben, Emotionen zu formulieren ...?

    Mir gefällt das indirekte bisher gut, es lässt mir als Leser viel Raum.

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • 1930: Mary wächst als jüngstes Kind mit drei Schwestern auf einem Bauernhof auf. Anders als ihre Schwestern, kann Mary weniger gut auf dem Hof mitarbeiten, denn sie hat eine Behinderung. So beschliesst der Vater eines Tages, dass Mary als Haushälterin in das Pfarrhaus geht. Dort muss sie sich nicht nur um Küche und Haushalt, sondern auch um die kranke Frau des Pfarrers kümmern.



    Der Schreibstil in diesem Buch ist es, was es wohl zu etwas ganz Besonderen macht. Da man als Leser von Beginn weg weiss, dass Mary, die mit Mühe schreiben und lesen kann, ihre Erlebnisse aufschreibt, erwartet man keine literarischen Höchstleistungen. Denn Mary ist ein Bauernmädchen um 1930, das keine Schule besucht hat. Das entbehrungsreiche Leben und Arbeiten auf dem Hof stand immer im Vordergrund, Bildung war zweitrangig. So ist die Sprache sehr einfach, fast derb gehalten. Eigentlich gehörten der Authentizität wegen, wohl noch viele Fehler in Marys Text. Doch davon hat die Autorin Abstand genommen. Passend zu der erzählenden Person ist der Schreibstil allemal.

    Leider erfährt man nicht genau, was Mary für eine Behinderung hat, diese wird wohl bewusst vage gehalten. Denn der Fokus dieser Story liegt auf anderem. Wie zum Beispiel die Töchter vom Vater lieblos als Mägde behandelt werden…immer mit dem Hintergedanken, dass Söhne noch mehr hätten leisten können. Das Frauenbild der damaligen Zeit drückt voll durch und auch wenn ich weiss, dass Töchter früher weniger galten, schockiert es mich in jedem Buch aufs Neue. Hier sehr subtil, jedoch auch sehr deutlich gezeichnet.

    Die Handlung ist eher ruhig, auch ist Mary nicht besonders gut darin, ihre Gefühle zu beschreiben. Was in anderen Büchern flach und leer daher kommt, macht in "Die Farbe von Milch" den Reiz aus. Gerade die ruhige Handlung, lässt einen lange gespannt warten, was denn da noch kommt. Und sensibler auf die Interaktionen von Mary mit den verschiedenen Figuren reagieren. Obwohl Mary nicht direkt ihre Gefühle beschreibt, spürt man sehr deutlich, wie sie zum Beispiel zu Beginn im Pfarrhaus unter Heimweh leidet. Sehr ausdrucksstark, wenn ich auch nicht weiss, wie die Autorin das in all dem kargen und einfach gehaltenen Schreibstils geschafft hat.

    Leider hat mich die Geschichte, das dahinplätschern der Handlung, sowie die etlichen Wiederholungen gegen Mitte des Buches doch etwas gelangweilt. Zudem steuert die Handlung auf den grossen Knall zu, den man unweigerlich kommen sieht. Eine überraschende Wendung ganz am Schluss empfand ich hingegen wieder als sehr gut gemacht. Mir hat leider eine andere und zusätzliche Erzählperspektive gefehlt. So bleiben, abgesehen von Mary, die andern Figuren blass.

    Das Buch ist mit 208 Seiten nicht besonders lang. Das ist auch gut so, denn ich denke, wenn es noch 100 Seiten in dem Stil weiter gegangen wäre, hätte ich wohl es nicht zu Ende gelesen.

    Etwas versöhnt hat mich, dass sich gegen Schluss Fragen, wie zum Beispiel, wie Mary schreiben gelernt hat, aufgelöst werden. Auch das überraschende Ende, in dem die Zukunft von Mary angedeutet werden, hat mir sehr gut gefallen.

  • Bei den meisten Büchern gehe ich locker damit um, wenn jemand eine völlig andere Meinung zu ihnen hat als ich. Andere Bücher gibt’s, da würde ich die Verfasser der ablehnenden Rezensionen am liebsten mit der Nase in die Seiten stoßen, um ihnen zu zeigen, was sie offenbar übersehen, überlesen oder nicht bemerkt haben. Das passiert bei Büchern, die mich emotional besonders packen.


    Wenn ich also hier ein wenig laut werde, seht es mir bitte nach.


    Das Buch ist in meinen Augen hochemotional. Wenn ein Kind (und Mary ist noch ein Kind) vom Vater geprügelt wird, den ganzen Tag nichts anderes tun darf als schuften schuften schuften und wenn dieses Kind sexuelle Gewalt erfährt, dann ist Emotion da. Und was für eine! Es wäre unerträglich, würde das Kind auch noch explizit über seine Gefühle bei den Gewalterfahrungen sprechen / schreiben.

    Stellenweise wollte ich am liebsten nicht mehr weiterlesen, weil man ahnt, was passieren wird und es eigentlich nicht wissen will.


    Mary hat unmittelbar vor den Ereignissen schreiben und lesen gelernt. Sie schreibt so, wie sie spricht. Ohne Punkt und Komma also. Dass sie Zeichensetzung nicht beherrscht, ist weniger verwunderlich als ihre gute Rechtschreibung.

    Anfangs stolpert man vielleicht ein bisschen, hat sich aber nach einigen Seiten daran gewöhnt, denn einen Satz, der wegen fehlender Kommas oder Punkte missverständlich wäre, habe ich nicht gefunden. Eher halte ich gelegentlich die Ausdrucksweise und die perfekte Rechtschreibung für das einzig nicht authentische.


    Was die „Farbe von Milch“ angeht: Milch war einmal eine satt gelb-weiße Masse, wenn man sie eine Zeitlang im Eimer stehen ließ, und nicht unsere wässrig weiße Flüssigkeit im Karton. Ich gehe davon aus, dass Marys Haare eine Farbe haben, die wir heute „weizenblond“ nennen würden.


    Danke, Squirrel :friends:

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)