Marsali Taylor - Eine Handvoll Asche/A Handful of Ash

  • An einem Abend kurz vor Halloween stolpert Cass Lynch fast buchstäblich über eine Leiche, als sie in einem ruhigen Viertel des Städtchens Scalloway unterwegs ist, und muss zu ihrem großen Entsetzen feststellen, dass sie die junge Frau mit den langen blonden Haaren kennt. Es handelt sich um die Tochter der Frau, der sie momentan bei Gartenarbeiten hilft, um sich ihr Studium an der Marineakademie zu finanzieren.


    Eine merkwürdige, etwas unheimliche Stimmung liegt in diesen Tagen über den Shetland-Inseln, nicht nur wegen des erschreckenden Todesfalls, sondern auch, weil alte Bräuche der Jahreszeit nach wie vor hochgehalten werden (und Cass selbst schon fast bereit ist, an Geister zu glauben). Dass die Tote mit einigen Gleichaltrigen im Clinch lag, ist bekannt, aber Cass ist nicht sicher, ob das Grund genug gewesen sein konnte, ihr tatsächlich Böses anzutun.


    Die offiziellen Ermittlungen übernimmt ein alter Bekannter von Cass (oder ist er nicht sogar schon mehr als das?) - der bekennende Kiltträger Gavin Macrae ist wieder mit von der Partie und kümmert sich um den offiziellen Part, während Cass sich ihre eigenen Gedanken macht und sich schließlich selbst mit mehr oder minder unverblümten Drohungen konfrontiert sieht. Ob die als bloßes leeres Geschwätz zu Halloween zu werten sind oder man sie doch ernst nehmen sollte, ist ihr nicht ganz klar. Auf jeden Fall will sie Annettes Mörder finden, alleine schon ihrer Teilzeit-Arbeitgeberin zuliebe.


    Dass Cass, passionierte Seglerin, neuerlich auch Studentin und Hilfsgärtnerin, in einem so begrenzten Umfeld wie den Shetlands immer wieder in Mordfälle hineingerät, ist natürlich ziemlich konstruiert, aber nichts, was man nicht auch tausend anderen Krimiserien vorwerfen könnte und somit gut hinnehmbar. Vor allem, weil Marsali Taylor die Geographie der Inseln, die Besonderheiten des dortigen Lebens und Cass' Liebe zu ihrer Heimat und zum Meer so schön zu schildern versteht.


    Der Kriminalfall selbst hat mich diesmal nicht ganz so überzeugt, zumal ich lange Zeit die Befürchtung hatte, er könne in eine eher abstruse Richtung abdriften. Am Ende kriegt die Autorin aber doch die Kurve und führt die Ermittlungen zu einer überraschenden, aber nachvollziehbaren Lösung (die mir deutlich besser gefallen hat als das, was ich zunächst vermutet hatte).


    Im nunmehr dritten Band ist mir die zunächst etwas spröde wirkende Cass durchaus ans Herz gewachsen. Schön, nicht nur die Entwicklung ihres Verhältnisses zu Gavin Macrae zu beobachten, beileibe keine glattgebügelte Lovestory, sondern auch eine Annäherung an ihre Mutter zu sehen. Etwas gewundert hat mich Cass' plötzliche Religiosität, die war mir zuvor so nie aufgefallen und wirkte ein bisschen aufgesetzt.


    Einen der nächsten Bände möchte ich dann mal im Original lesen, denn auch diesmal hat mich die Übersetzung nur bedingt überzeugen können. Dafür wurde dem Buch diesmal wenigstens ein originalgetreuer deutscher Titel vergönnt, die englische Version heißt auch "A Handful of Ash".


    Ein solider Krimi und ein schönes Wiedersehen mit liebgewonnenen Figuren.