Joann Sfar – Das irdische Paradies/Le paradis terrestre

  • Kurzmeinung

    tom leo
    Vierter Band der Serie: Fabulieren. Altern. Rassismus - wie widerstehen??
  • Original : Französisch, 2005


    Graphic Novel/BD


    INHALT :
    In diesem 4.Band sind wir nach dem Besuch in Paris zurück in Algerien, in der Gegend von Oran. Unsere Katze ist einige Tage unterwegs mit dem Malka der Löwen (siehe auch Band 2 der Serie), dem Cousin des Rabbiners, wahre lebende Legende, aber eben alternd und sich nach dem Sinn des Lebens fragend.


    BEMERKUNGEN :
    Wir sind Zeugen einer (jüdischen) Erzähl- und Weisheitskultur : einerseits natürlich die des Autors selber, Joann Sfar. Aber hier natürlich weiterhin durch seine Personen hindurch, insbesondere den Malka, der durch seine Geschichten überall beliebter Gast ist. Ja, in diesem Band verschwimmen sogar hier und da die Konturen zwischen Erzählstrang und erzählten Geschichtchen. Und als Personen kommen auch die miteinander kommunizierenden Tiere vor : die Katze des Rabbiners natürlich, aber auch der Löwe des Malka, selber leicht alternd und nicht mehr ganz so furchterregend wie früher. Und nun gesellt sich hier gar eine Schlange zu, die mit einem tödlichen Biss eventuell ihre Dienste anbietet.


    Die Dialoge zeugen von weitergehenden Überlegungen, sind Ansätze zum Nachdenken. Sowohl auf einer persônlich-existenziellen Ebene, als auch gar auf einer gesellschaftlichen. Am Ende dieses Bandes steht auch das rassistisch geprägte Umfeld einiger Schein-Heiliger der Gesellschaft, die die Schuld an den Mängeln mal den Juden, mal den Arabern in die Schuhe schieben (aktuelle Frage…?!) Was kann eine Antwort sein ? Einige sehen in der reinen Gegengewalt diese, der Rabbiner aber spricht von was anderem.


    Ein wiederum wunderbarer Band ! Nun inzwischen mag man dieses Erzählen und will weitermachen, nicht wahr ?


    AUTOR :
    Joann Sfar (* 28. August 1971 in Nizza) ist ein französischer Comicautor, Filmregisseur, Drehbuchautor und Schriftsteller. Er studierte Philosophie an der Universität Nizza und erlangte darin einen Magisterabschluss, bevor er an der École nationale supérieure des beaux-arts de Paris Kunst studierte. Er arbeitet mit anderen Comiczeichnern wie Tronchet und Emmanuel Guibert in einem gemeinsamen Atelier und ist Zeichner und Comicszenarist einer Vielzahl von Serien für Kinder und erwachsenes Publikum.


    In « Die Katze des Rabbiners » thematisiert Sfar, selbst Jude, das Judentum im Maghreb. Er bezeichnet sich selbst als nicht religiös. Das Judentum ist für ihn in erster Linie Kultur, nicht Religion. Als Zeichner wird Sfar wegen seines fast skizzenhaft nervösen, virtuosen Strichs geschätzt.


    Am Festival International de la Bande Dessinée d’Angoulême wurde er 1998 mit dem Prix René Goscinny für das Album La Fille du professeur ausgezeichnet. Ebenfalls in Angoulême gewann er 2002 für sein Lebenswerk den Grand Prix de la Ville d’Angoulême. 2001 bekam er den Prix international de la Ville de Genève pour la bande dessinée für L'Académie des Beaux-Arts (erster Band der Serie Le Minuscule Mousquetaire).


    2010 gab er mit « Gainsbourg – Der Mann, der die Frauen liebte » sein Spielfilmdebüt als Regisseur und Drehbuchautor. Danach verfilmte Sfar gemeinsam mit Antoine Delesvaux mehrere Teile seiner Comic-Reihe « Die Katze des Rabbiners » zu einem animierten Spielfilm. Le Chat du rabbin wurde Anfang Juni 2011 in Frankreich veröffentlicht und brachte ihm den Preis für den besten Langfilm des Festival d’Animation Annecy sowie einen César ein.


    Sehr produktiver Zeichner : mehr als hundert Bände !


    Gebundene Ausgabe: 52 Seiten
    Verlag: avant-verlag; Auflage: 1 (Mai 2006)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3980942880
    ISBN-13: 978-3980942881

  • Hier eine Verlinkung zum Original auf Französisch, "Le paradis terrestre":


    Cartonné: 52 pages
    Editeur : Dargaud (16 septembre 2005)
    Collection : Chat du Rabbin (Le)
    Langue : Français
    ISBN-10: 2205057251
    ISBN-13: 978-2205057256

  • mehr als hundert Bände !

    :shock:

    Bauen die Bände aufeinander auf?

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • mehr als hundert Bände !

    :shock:

    Bauen die Bände aufeinander auf?

    Nein, "natürlich" nicht. Es handelt sich einfach um verschiedene Alben und zeugt von der Kreativität von Joann Sfar. Es gibt wohl - wenn ich recht erinnere, mehrere Serien unter seinen Werken.


    Die hier besprochene Serie "Die Katze des Rabbiners" hat im französischen Original inzwischen sieben Bände...

  • Da habe ich Dich missverstanden -

    erleichterte Grüße!

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Da habe ich Dich missverstanden -

    erleichterte Grüße!

    Ich habe mich wohl auch falsch ausgedrückt, da ich von "Bänden" geschrieben hatte, nicht von Büchern oder Alben. Leider merke ich nun häufig, dass mein Deutsch nicht mehr so exakt ist. Ic rede es relativ wenig und lebe halt in einem fremdsprachigen Umfeld. Insofern lag der Fehler ganz auf meiner Seite. Sorry.

  • Leider merke ich nun häufig, dass mein Deutsch nicht mehr so exakt ist.

    Davon merke ich nichts, ganz im Gegenteil.

    Mir sind Deine Rezensionen wichtig.

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • (...) aber auch der Löwe des Malka, selber leicht alternd und nicht mehr ganz so furchterregend wie früher. Und nun gesellt sich hier gar eine Schlange zu, die mit einem tödlichen Biss eventuell ihre Dienste anbietet.


    Ja, hier wird das Thema des Umgangs mit dem Altern und dem Tod sehr schön und bedenkenswert aufgegriffen, besonders in den Dialogen zwischen dem Löwen, der Schlange und der Katze. Und die alte Berberin hat mich sehr berührt. :cry:


    Interessant, dass am Ende dieses Buches der Rabbiner Jesus erwähnt wird: Wie kann man "sinnvoll" mit Gewalt umgehen - erdulden oder dagegen kämpfen, um noch Schlimmeres zu verhindern? Eine immer wieder brennende und aktuelle Frage, die seinerzeit den Theologen Dietrich Bonhoeffer gerade angesichts der Judenverfolgung unter dem Nationalsozialismus die Möglichkeit reflektieren ließ, "nicht nur die Opfer unter dem Rad zu verbinden, sondern dem Rad selbst in die Speichen zu fallen"...


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: Jutta Aurahs - Katzen :cat:

    :study: Han Kang - Griechischstunden

    :musik: Asako Yuzuki - Butter (Re-???)

    :musik: Satoshi Yagisawa - Die Tage in der Buchhandlung Morisaki

    :montag: Deb Olin Unferth - Happy Green Family (Reread)