Joann Sfar –Exodus / L’Exode

  • Kurzmeinung

    tom leo
    Sehr guter Folgeband der Serie: Auszug (Fremdsein?) nach/in Paris!
  • Original : Französisch, 2003

    Graphic Novel/BD


    INHALT :
    In diesem dritten Band der Serie reist die Familie nach Paris, um die Schwiegereltern des Bräutigams von Tochter Zlabya kennenzulernen. Dabei wird der algerische Rabbiner mit europäischen Lebensgewohnheiten und dem Katholizismus konfrontiert. Sein Weltbild und sein Gottvertrauen werden auf eine harte Probe gestellt.


    BEMERKUNGEN :
    In diesem Band wird die Welt des Rabbiners tüchtig durcheinander gewirbelt. Nach der Heirat von Zlabya und dem jungen französischen Rabbiner begleitet er, natürlich mit seiner Katze, seine Tochter auf Antrittsbesuch bei den Schwiegereltern in Paris. Bei den Jungverheirateten liegt auch ein erzählerischer Schwerpunkt : das Vergleichen der Provinzlerin und Algerierin mit den vermeintlich hübscheren Pariserinnen ; das Leben als Paar…


    Nun ist der Schwiegersohn zwar junger Rabbiner, aber seine Familie ohne Glaubenspraxis. Und Paris ? Für den algerienverliebten Rabbi eine verregnete Zumutung. Und dann die Sitten… Nein, mitmachen kann man da nicht. Gezwungen aber durch die Umstände, die Kontakte wie zB mit dem musizierenden Neffen (der aber so ganz anders lebt wie vorgestellt) ändert sich langsam seine Stimmung und er lernt, was ein Leben in und nach der « Übertretung » bedeutet. Was braucht es, um wirklich gottgefällig zu leben ? Letztlich eine Hymne an die Toleranz…


    Zu den Zeichnungen sage ich erneut, dass mir insbesondere die Tiere manchmal lieblos, bzw so dahingekritzelt erscheinen. Manche Musterung, mancher Hintergrund, das Beiwerk aber, die « Stimmung », sind oft gut eingefangen. Ein guter Band der Serie, empfehlenswert !


    AUTOR :
    Joann Sfar (* 28. August 1971 in Nizza) ist ein französischer Comicautor, Filmregisseur, Drehbuchautor und Schriftsteller. Er studierte Philosophie an der Universität Nizza und erlangte darin einen Magisterabschluss, bevor er an der École nationale supérieure des beaux-arts de Paris Kunst studierte. Er arbeitet mit anderen Comiczeichnern wie Tronchet und Emmanuel Guibert in einem gemeinsamen Atelier und ist Zeichner und Comicszenarist einer Vielzahl von Serien für Kinder und erwachsenes Publikum.


    In « Die Katze des Rabbiners » thematisiert Sfar, selbst Jude, das Judentum im Maghreb. Er bezeichnet sich selbst als nicht religiös. Das Judentum ist für ihn in erster Linie Kultur, nicht Religion. Als Zeichner wird Sfar wegen seines fast skizzenhaft nervösen, virtuosen Strichs geschätzt.


    Am Festival International de la Bande Dessinée d’Angoulême wurde er 1998 mit dem Prix René Goscinny für das Album La Fille du professeur ausgezeichnet. Ebenfalls in Angoulême gewann er 2002 für sein Lebenswerk den Grand Prix de la Ville d’Angoulême. 2001 bekam er den Prix international de la Ville de Genève pour la bande dessinée für L'Académie des Beaux-Arts (erster Band der Serie Le Minuscule Mousquetaire).


    2010 gab er mit « Gainsbourg – Der Mann, der die Frauen liebte » sein Spielfilmdebüt als Regisseur und Drehbuchautor. Danach verfilmte Sfar gemeinsam mit Antoine Delesvaux mehrere Teile seiner Comic-Reihe « Die Katze des Rabbiners » zu einem animierten Spielfilm. Le Chat du rabbin wurde Anfang Juni 2011 in Frankreich veröffentlicht und brachte ihm den Preis für den besten Langfilm des Festival d’Animation Annecy sowie einen César ein.

    Sehr produktiver Zeichner : mehr als hundert Bände !


    Gebundene Ausgabe: 48 Seiten
    Verlag: avant-verlag; Auflage: 1 (1. Dezember 2004)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3980772578
    ISBN-13: 978-3980772570

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Joann Sfar – Die Katze des Rabbiners – Bd 3: Exodus/Le chat du rabbin – Tome 3 : Exode“ zu „Joann Sfar –Exodus / L’Exode“ geändert.
  • Auch hier kann ich mich den positiven Eindrücken von tom leo anschließen. Es wird sehr schön gezeigt, wie der Rabbi mit seiner Gesetzestreue ringt, dann aber doch ins Fragen kommt, ob das seinen Gott überhaupt interessiert...

    Über die Reise nach Paris und die Ankunft des Vierergespanns dort habe ich mich beim Lesen prächtig amüsiert: Der Herr Papa benimmt sich sowas von peinlich, und gleichzeitig hat bestimmt fast jeder schon einmal solche oder ähnliche Szenen mit Vertretern der (womöglich auch noch eigenen) Elterngeneration erlebt, das war einfach köstlich. :lol:


    Wie immer gelingt es Sfar, bei aller Komik auch nachdenklich stimmende Szenen in seine Geschichten einzubauen. Hier denke ich vor allem an den sich als Araber verkleidenden maghrebinischen Juden, der mangels eines polnischen Akzents in Frankreich nie als "echter" Jude durchgehen würde. Sfar lässt diese vielfältigen Fremddefinitionen, was oder wie Juden und Jüdinnen aus Sicht ihrer christlichen oder muslimischen Nachbarschaft zu sein haben, immer wieder gekonnt einfließen und führt sie ad absurdum. Für diese Highlights verzeihe ich ihm auch so manche erzählerische Schwäche.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

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    :musik: Asako Yuzuki - Butter (Re-???)

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