Claire Winter - Die geliehene Schuld

  • Kurzmeinung

    drawe
    Roman aus der Nachkriegszeit, exakt recherchiert, eingängige Handlung
  • Kurzmeinung

    Amalia Zeichnerin
    ein spannender, historischer Roman
  • Inhalt:
    Der Krieg ist vorbei, doch auch die Zeit nach den schrecklichen Kriegsjahren hinterlassen ihre tiefen Spuren. Deutschland ist im Umbruch und vieles ist immer noch ungeklärt.
    Jonathan, ein junger Redakteur stößt durch einen Zufall auf grausige damalige Machenschaften, die er am Ende mit seinem Leben bezahlen wird. Doch wer wollte seinen Tod?
    Vera, eine gute Freundin und Kollegin, die seinen Verlust nicht einfach hinnehmen kann, nimmt seine Arbeit an diesem Fall wieder auf und beginnt Fragen zu stellen.
    Nichts ahnend, in welche Gefahr sie sich begeben wird....


    Meine Meinung:
    Nun habe ich auch den dritten Roman meiner Lieblingsautorin Claire Winter beendet und ich bin wieder so begeistert , wie bei ihren zwei vorherigen Büchern.
    Neben den „Schwestern von Sherwood“, reiht sich dieses Buch zeitlich nach „Die verbotene Zeit“ ein und behandelt die Zeitspanne von 1948 bis 1949 und
    beschreibt die deutsche Nachkriegszeit, mit all ihren dunklen Facetten.


    Claire vermittelt uns mit einem bildhaften Schreibstil einen Einblick in die damalige Zeit, indem sie vier fiktiven Protagonisten Leben einhaucht und der Geschichte
    durch eine sehr gute Recherchearbeit eine Authentizität verleiht, die ich so in dieser Art selten gelesen habe.
    Die Erzählung wechselt also zwischen den vieren immer wieder hin und her und hat eine schiere Spannung heraufbeschworen, die seines Gleichen sucht.
    Bereits am Anfang des Buches konnte ich gar nicht sagen, welchen Protagonisten ich mehr mochte, denn zu allen habe ich innerhalb der Erzählung eine
    Beziehung aufgebaut und habe sie gleichermaßen gerne verfolgt.
    Jeder der vieren hatte sein Päckchen nach dem Krieg zu getragen. Besonders Vera und Lina traf der Verlust geliebter Menschen schwer.
    Und anstatt sich zurückzuziehen und dem Leben seinen Lauf zu lassen, wachsen sie über sich hinaus. Auch Marie und Jonathan,
    der oft in Form von Rückblenden erzählt, nehmen eine tragische Rolle ein. Ihre unterschiedliche Entwicklung im Buch ist spürbar und ließ mich an manchen
    Stellen einfach atemlos zurück. Es ist also nicht nur eine Erzählung über die damaligen Verhältnisse, sondern dieses Buch verarbeitet auch eine verzwickte
    Familiengeschichte und sogar eine kleine zarte Liebesgeschichte, die sich sehr gut einfügt.


    Ganz am Anfang des Buches habe ich mich tatsächlich gefragt, wie die Autorin es schaffen wird, vier Protagonisten einen gleichbedeutsamen Platz in der Handlung
    einzuräumen, ohne das eine dieser Person so in den Hintergrund rückt, dass sie nachher nur noch eine schemenhafte Gestalt darstellt und in der Erzählung ihren Platz verliert.
    Dies kann ich in diesem Buch tatsächlich verneinen. Claire Winter hat es von der ersten bis zur letzten Zeile geschafft, dass ich gerne allen gefolgt bin und nie den Faden
    zu ihnen verloren haben.
    Geschickt waren auch die Handlungsverläufe verknüpft, sodass ich als Leser immer nur einen Teil erfahren habe und als es gerade so spannend war, es wieder zum nächsten wechselte.
    Es begeisterte mich also ungemein und ließ den Spannungsbogen bis zum Ende des Buches nie abflauen.


    Wenn es mir nur um die freudige Erwartung auf den weiteren Verlauf gegangen wäre, hätte ich das Buch wohl in einem Abend ausgelesen.
    Jedoch hat es in mir eine große Begeisterung hervorgerufen, das Buch tatsächlich nur kapitelweise zu lesen und meinen Gedanken zu dem Inhalt freien Lauf zu lassen.
    Was könnte diese Menschen miteinander verbinden? Welche Gefahren werden sie sich weiterhin aussetzen müssen? Werden alle Personen, diese rasanten Handlungsverlauf überleben?
    Diese Erzählung hat mich sehr in seinen Bann gezogen, sodass ich mich auch in meiner Freizeit damit beschäftigt habe.
    Dieses darüber Nachdenken betraf nicht nur Vera, Marie, Lina und Jonathan, da sie nur fiktive Persönlichkeiten darstellten.
    Vielmehr war es auch die damalige dunkle Zeit mit all ihren verarbeiteten Fakten im Buch. Fakten, die mir nicht so bewusst waren und eine Zeit in Deutschland aufzeigen,
    die sehr grausam war und die noch viele Menschen das Leben gekostet haben. Einen Teil einer Zeitgeschichte, der mein Wissen auf jeden Fall bereichern hat und mir noch
    lange Zeit im Gedächtnis bleiben wird.


    Mein Fazit:
    Claire Winters Buch „Die geliehene Schuld“ ist wieder einmal ein kleines Meisterwerk, was mich von der ersten Seite bis zur letzten restlos begeistern konnte und mich in ihren Bann gezogen hat.
    Es ist eine authentische Erzählung über eine dunkle Epoche unserer Zeit die noch lange in mir nachhallen wird.
    Ich vergebe sehr gerne verdiente :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: Sterne.

    "Von seinen Eltern lernt man lieben, lachen und laufen.

    Doch erst wenn man mit Büchern in Berührung kommt, entdeckt man, daß man Flügel hat." ( Helen Hayes )[/align]

  • Neben den „Schwestern von Sherwood“, reiht sich dieses Buch zeitlich nach „Die geliehene Zeit“ ein und behandelt die Zeitspanne von 1948 bis 1949

    Meinst du dieses Buch??? Da beginnt der Klappentext aber mit: London 1975
    Und ein bischen zur Autorin:
    Claire Winter – eigentlich Claudia Ziegler – ist eine deutsche Schriftstellerin. Sie wurde 1968 in Berlin geboren und studierte dort Französische Sprach- und Literaturwissenschaft, außerdem Publizistik und Germanistik. Sie arbeitete für das ZDF als freie Journalistin und schrieb zudem Drehbücher. Als Claudia Ziegler schreibt sie historische Romane

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Meinst du dieses Buch??? Da beginnt der Klappentext aber mit: London 1975Und ein bischen zur Autorin:
    Claire Winter – eigentlich Claudia Ziegler – ist eine deutsche Schriftstellerin. Sie wurde 1968 in Berlin geboren und studierte dort Französische Sprach- und Literaturwissenschaft, außerdem Publizistik und Germanistik. Sie arbeitete für das ZDF als freie Journalistin und schrieb zudem Drehbücher. Als Claudia Ziegler schreibt sie historische Romane

    Ich meinte tatsächlich "Die geliehene Schuld". Mein Anfangssatz bezog sich darauf, dass das Buch "Die verbotene Zeit" zur Zeit des zweiten Weltkrieges spielt und dieses eben zur Nachkriegszeit. Ich habe in meiner Rezension selbst nur den Titel vertauscht - ist aber schon geändert.

    "Von seinen Eltern lernt man lieben, lachen und laufen.

    Doch erst wenn man mit Büchern in Berührung kommt, entdeckt man, daß man Flügel hat." ( Helen Hayes )[/align]

  • 1949 Berlin. Durch den Krieg hat die Journalistin Vera Lessing ihre gesamte Familie verloren, doch durch diesen schrecklichen Schicksalsschlag lässt sie sich nicht unterkriegen, sondern schaut nach vorn und stürzt sich in die Arbeit, die ihr gleichzeitig Halt und Ablenkung bietet. Da ereilt sie die furchtbare Nachricht, dass ihr bester Freund Jonathan Jacobsen, der ebenso ein guter Kollege von ihr ist, während Recherchearbeiten in Köln unter merkwürdigen Umständen ums Leben kam. Als Vera einen letzten Brief von Jonathan in den Händen hält mit der Bitte, seine Arbeiten fortzuführen, entschließt sie sich, seinem Wunsch zu erfüllen und auch die Gründe für seinen Tod aufzudecken. Schon bald findet Vera heraus, dass Jonathan mit einer Sekretärin namens Marie Weißenberg aus dem Stab von Konrad Adenauer persönlichen Kontakt hatte und auch mächtigen Leuten vom Geheimdienst mit seinen Nachforschungen über Kriegsverbrecher auf die Füße getreten ist. Aber mit ihrer Spurensuche begibt auch Vera sich in Gefahr, denn jemand ist ihr auf der Spur, der nicht möchte, dass all diese Dinge ans Licht kommen…


    Claire Winter hat mit ihrem Buch „Die geliehene Schuld“ einen sehr fesselnden und spannenden historischen Roman über die deutsche Nachkriegszeit vorgelegt, der sich fast schon wie ein Kriminalroman liest und den Leser von der ersten Seite an mitreißt. Das Buch entwickelt eine regelrechte Sogwirkung, man kann es kaum aus der Hand legen, bis die letzte Seite gelesen ist. Die Autorin ist bekannt für einen flüssigen, intensiven, bildhaften und atmosphärischen Schreibstil, als Leser hat man sofort Bilder vor dem inneren Auge – es ist, als wäre man hautnah mit dabei. Gleichzeitig lässt Winter den Leser das gesamte Gefühlsbarometer rauf und runter durchleben: von wütend bis ungläubig, von zornig bis mitleidig, von traurig bis fassungslos. Die Handlung wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, so kommen hier sowohl Vera als auch Jonathan, Marie und Lina zu Wort. Der Leser lernt so die Geschichte aus verschiedenen Sichtweisen und Handlungsmotiven kennen und bekommt ein vollständiges Bild der Gesamtgeschichte. Die Autorin hat eine sehr akribische Hintergrundrecherche betrieben und diese mit ihrer Handlung sehr geschickt verwoben. Die Nachkriegszeit und die anfängliche Wiederaufbauphase in Deutschland werden ebenso thematisiert wie die Macht der Geheimdienste, der Schutz von Kriegsverbrechern und auch das unrühmliche Verhalten der katholischen Kirche. Hier wurde Realität mit Fiktion so geschickt miteinander verknüpft, dass der Leser das Gefühl hat, einen Tatsachenbericht zu lesen, der so spannend ist, dass man beim Lesen zeitweise sogar das Atmen einstellt.


    Die Charaktere sind so vielfältig wie individuell ausgearbeitet und liebevoll in Szene gesetzt. Sie wirken so realitätsnah, lebendig und authentisch, dass der Leser sich mit ihnen gut identifizieren und mitfühlen kann, obwohl ihre Schicksale so unterschiedlich sind. Vera ist eine sympathische Frau, die trotz, oder gerade durch die vielen harten Prüfungen, die sie durchstehen musste, kraftvoll, mutig und selbstbewusst wirkt. Sie kaschiert ihren Kummer durch Stärke. Marie ist wissbegierig und auch etwas naiv, doch je mehr sie Nachforschungen über den Tod ihres Vaters betreibt, umso hartnäckiger wird sie, obwohl sie zum Außenseiter ihrer eigenen Familie wird. Jonathan ist ein Mann, der die Wahrheit sucht und nicht eher loslässt, bis er sie gefunden hat. Er ist wie ein Pitbull und ignoriert dabei die Gefahren, die sich ihm immer drohender in den Weg stellen. Lina hat furchtbares erlebt und überlebt, doch sie gibt den Menschen eine Chance und schenkt ihr Vertrauen kompromisslos. Sie ist nicht nachtragend, aber ebenfalls auf der Suche nach der Wahrheit. Auch die übrigen Protagonisten, von denen einige mehr als böse sind, steigern die Spannung der Handlung und machen das Buch zu einem wahren Pageturner mit hervorragendem Kopfkino als Zugabe.


    Mit „Die geliehene Schuld“ ist Claire Winter einmal mehr ein erstklassiger Roman gelungen, der nicht nur durch hervorragende Recherchearbeit und die Verdingung von Fiktion und Wirklichkeit besticht, sondern durch das der Leser Geschichte hautnah miterleben darf. Ein Lesehighlight par excellence! Eine absolute Leseempfehlung ist hier mehr als nur verdient. Chapeau, Frau Winter – besser geht es nicht!!!


    Meisterhafte :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:!!!

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Ich habe den - für mich nunmehr dritten - Roman von Claire Winter heute beendet, und er hat "Die Schwestern von Sherwood" (bislang mein Lieblingsbuch von ihr) abgelöst.


    Er ist von der Stimmung her von Beginn an düsterer und deutlich weniger romantisch als die beiden Vorgänger, entwickelt aber von Anfang an eine unheimliche Dynamik, einen Sog, der es mir fast nicht möglich gemacht hat, Lesepausen einzulegen.


    Die Perspektiven wechseln nicht nur zwischen die Hauptfiguren, sondern auch zwischen Charakteren, deren Sichtweise ich zu lesen nicht erwartet hatte, und manchmal wechselt die betreffende Person auch die Identität. Das sorgt für ein von Anfang an hohes Spannungslevel und große Abwechlsung im Geschehen.


    Die Charaktere sind mit Tiefe und vielen Facetten ausgestaltet, ihre Handlungen waren immer schlüssig für mich.


    Am meisten beeindruckt hat mich aber die tiefgehende und umfassende Recherche, die in diesem Roman steckt und ein Thema behandelt, das ich so in einem Roman noch nicht gelesen habe, das aber wie ich finde, unheimlich wichtig ist.


    Es war für mich auch spannend, mit Marie zu erleben, wie und unter welchen Bedingungen es zur Gründung der Bundesrepublik und der späteren DDR kam, wobei der Augenmerk auf der BRD liegt.


    Das Buch hat mich emotional mitgerissen, aber auch sehr aufgewühlt und nachdenklich gemacht. Es ist nicht "nur" ein historischer Roman, der der Unterhaltung dient sondern ein Buch, aus dem ich viel gelernt und viel für mich mitgenommen habe.


    Es ist ungeheuerlich, was Vera da aufdeckt, und Claire Winter geht in ihrem wertvollen Nachwort auch im Detail darauf ein, was Wahrheit und ws Fiktion in ihrem Buch ist. Toll finde ich auch ihre weiterführenden Literaturtipps, die es Interessierten ermöglichen, selber noch tiefer in das Thema einzusteigen.


    Eine Karte im Vorder- und Rückteil des Buches runden das Bild ab.


    Die Schilderungen sind sehr anschulich und lebendig, besonders beeindruckt hat mich die Alpenüberquerung, der sich Vera anschließt.


    Claire Winters' klare, flüssige Sprache sort dafür, dass ich nur so durch die Seiten geflogen bin und dass auch komplitiertere Sachverhalte verständlich vermittelt wurden.


    Von mir bekomt das Buch die volle Sternenzahl.


    Danke, Claire, für dieses tolle Leseerlebnis!

  • Der neuer Roman von Claire Winter "Die geliehene Schuld" habe ich im Rahmen einer Leserunde gelesen. Ich habe schon früher Romane der Autorin gelesen, und war jedes Mal zufrieden, so auch diesmal.


    Der Roman beginnt spannend und legt in der zweiten Hälfte an der Spannung noch mal zu.:thumleft: So, dass ich mich nicht beherrschen konnte, und das Buch schneller als geplant beendet habe. Claire Winter hat geschickt mit Zeitebenen gespielt, und verschiedene Erzählperspektiven eingesetzt. Das hat mir sehr gut gefallen, und ich muss anmerken, wenn die Kapiteln nicht die Überschrift am Anfang getragen hätten, hätte ich Schwierigkeiten gehabt, die Handlung zeitlich einzuordnen. So war es wunderbar gelöst.


    Was mir besonders an dem Roman gefiel, ist die emotionale Beteiligung als Leser. Mich haben die Geschehnisse richtig mitgenommen, ich war nicht mit allen Lösungen glücklich, denn ich bin eher eine, die idyllische Verhältnisse mag, O:-)aber ich verstehe die Notwendigkeit zu so einem Verlauf der Geschichte zu greifen.


    Dennoch hat es mich sehr mitgenommen - und das ist doch das wunderbare an den Bücher::drunken: Romane, die uns dazu bewegen mit den Charakteren mitzufiebern, und die Geschichte miterleben lassen. Sowohl gefühlsmäßig als auch vom Inhalt her, hat mir der Roman gut gefallen.


    Außerdem möchte ich die letzten Seiten des Buchs erwähnen: Danksagungen und einen Kapitel zu dem Thema: Wahrheiten und Fiktion. Sehr spannend war es zu erfahren, was in der Geschichte tatsächlich vorgekommen ist und was der Fantasie entsprang.


    Für alle, die an dem Thema interessiert sind, würde ich den Roman empfehlen.


    Bei Claire Winter bedanke ich mich besonders für die informative und aufmerksame Begleitung. Danke für die Einblicke in deine Arbeit.

    2024: Bücher: 65/Seiten: 28 761

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

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    Lese gerade:

    Midwood, Ellie - Die Violinistin von Auschwitz

  • Auch ich habe den Roman inzwischen beendet. Zum Inhalt wurde schon genug gesagt, deshalb komme ich gleich zu meiner Beurteilung.

    Mir hat "Die geliehene Schuld" sehr gut gefallen und ich habe allerhand Wissenswertes daraus entnommen, da ich mich zuvor nicht intensiv mit der unmittelbaren Nachkriegszeit beschäftigt hatte. Einige Informationen waren für mich - als Leser ohne große Vorkenntnisse zur Nachkriegszeit - neu und schockierend, z.B

    Die Aufteilung auf zwei aufeinander zulaufende Zeitebenen und zwei unterschiedliche Perspektiven (Jonathan, Marie einerseits, Vera andererseits ) empfinde ich als sehr gelungen, da diese Aufteilung mit den Cliffhangern an vielen Kapitelenden das Interesse stets wach hält und zum Weiterlesen animiert. Bisweilen erforderte der dauernde Perspektivwechsel zwar erhöhte Konzentration, aber durch die Angaben von Ort und Zeit sowie die Kennzeichnung der jeweils im Mittelpunkt stehenden Romanfigur konnte man (ich) doch den Überblick behalten.

    Die Handlung wird sehr anschaulich beschrieben, sie ist von der ersten Seite an fesselnd und wird in der zweiten Hälfte des Romans auch immer spannender. Es hat mir auch gefallen, dass es nicht für alle Romanfiguren ein Happy End gibt, das ist mir zwar beim Lesen ziemlich nahegegangen, aber es ist auf jeden Fall realistischer vor dem Hintergrund der Zeit.

    Die Charaktere der Romanfiguren sind detailliert ausgestaltet, besonders beeindruckend fand ich in diesem Zusammenhang die Entwicklung von Marie vom naiven jungen Mädchen zur kritischen, selbstbestimmten Frau.

    Das Autorennachwort zu Fakten und Fiktion und auch das Personenverzeichnis stellen eine Bereicherung dar, die dem Leser das Verständnis erleichtern.


    Ich vergebe eine uneingeschränkte Lese-Empfehlung für jeden, der sich vom Klappentext angesprochen fühlt und :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
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  • Claire Winter hat geschickt mit Zeitebenen gespielt, und verschiedene Erzählperspektiven eingesetzt. Das hat mir sehr gut gefallen, und ich muss anmerken, wenn die Kapiteln nicht die Überschrift am Anfang getragen hätten, hätte ich Schwierigkeiten gehabt, die Handlung zeitlich einzuordnen. So war es wunderbar gelöst.

    Genau das hat mir auch sehr gut gefallen. Die verschiedenen Zeitebenen, bei denen der Leser durch die Namen- und Datumsangaben bei jedem Kapitel genau weiß, wo er sich gerade aufhält und um wen es gerade geht. Und so setzen sich die Puzzleteile Stück für Stück zusammen.

    Die Geschichte ist sehr spannend, man fiebert mit den Protagonisten mit und rätselt auch mit. Leider geht es nicht für jeden Charakter gut aus, aber das gibt der Geschichte einen glaubhaften, realistischen Touch. Auch die Entwicklung der Protagonisten hat mich sehr begeistert, die Autorin haucht den Figuren ihrer Geschichten richtig Leben ein und lässt sie „echt“ wirken. Es gab für mich keine Längen, die Spannung wurde durchgehend aufrecht erhalten und nahm am Ende noch einmal richtig an Fahrt auf, so dass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen konnte.


    Und falls es mal Schwierigkeiten mit den Namen gab, lag dem Buch ein tolles Lesezeichen bei, auf dem die wichtigsten Protagonisten aufgeführt sind, auch am Ende des Buches findet man ein Personenregister. Am Schluss gibt es auch noch ein Nachwort, in dem die Autorin darüber aufklärt, was an der Geschichte Wahrheit und was Fiktion ist. Da habe ich auch noch einiges erfahren, was mir gar nicht so bewusst war, genauso wie durch die extrem gut recherchierte Geschichte auch. Ich kann gar nicht anders als 5 verdiente Sterne zu geben.

    Auf Veränderung zu hoffen, ohne selbst etwas dafür zu tun, ist wie am Bahnhof zu stehen und auf ein Schiff zu warten. (Albert Einstein)

  • Der Autorin ist wieder ein sehr interessanter Roman gelungen, dessen Nazihintergrund für Spannung sorgt. Viele der Täter konnten sich nach dem Krieg absetzen, flüchten, untertauchen oder sich ein Leben unter falschem Namen aufbauen. Die Grauen, die diese Teufel in Uniform verbreitet haben, ist zwischen den Zeilen noch spürbar. Auch wie der nazionalsozialistische Gedanke, gerade bei den Angehörigen aktiver Nazis verankert ist, passt sich gut der Handlung an. Die Protagonisten sind generell alle gut durchdacht und passen in das Bild der Handlung. Gekonnt gesetzte Twist, Rückblicke, Persepktivwechsel und unterschwellige Spannung sorgen für Abwechslung. Dem Lesefluss schadet dies nicht, dafür sorgt der flüssige Schreibstil.

    Nicht ganz im Reinen war ich am Ende mit dem Prolog. Was diese Handlung mit der eigentlichen Geschichte zu tun hat, ist mir nicht ganz klar.

    Das Titelblatt finde ich sehr schön gestaltet. Zwei Personen im Vordergrund heben sich von den farblos gehaltenen restlichen Menschen durch eine dezente Farbgebung ab. Auf dem vorderen und hinteren Vorsatz des Buches ist jeweils die Europakarte in den Nachkriegsjahren abgebildet. Die Einteilung Deutschlands mit den Besatzungszohnen und den wichtigen Städten auch farbig hervorgehoben. So kann man zwischendurch auch mal den Wegen folgen, welche die Protagonisten währen ihrer Nachforschungen gegangen sind.

    Mein Fazit:

    Der geschichtliche Hintergrund hat mir sehr gefallen. Auch wenn die Handlung frei erfunden ist, enspringt sie doch guter Recherchearbeit. Nicht jeder Nazi wurde von den Alliierten gefangen oder verurteilt. Vielen gelangt die Flucht, oder sie wurden von den Spionagediensten der Befreier angeworben. Verwicklungen der Nachkriegszeit, die wohl viele nicht kannten, ich auch nicht.

    Ein spannendes Drama, das Clair Winter hier zu Papier gebracht hat. Ich mag ihren Stil und die Zeit, in denen sie ihre Romane ansiedelt. Ihre Protagonisten, die den Mut besitzten sich gegen das Unrecht zu stellen und mit aller Macht, die ihnen zur Vefügung steht, versuchen dieses aufzudecken. Besonders mag ich, dass ihre weiblichen Heldinnen ganz normale Menschen sind, die sich trauen, tief zu bohren und auch weitermachen, wenn die Angst sie schier zu verschlingen droht.

  • Mein Fazit:


    Da ich über dieses Buch einige sehr positive Rezensionen gelesen habe, ging ich mit einer gewissen Erwartungshaltung heran. Schließlich wird nicht sehr oft auf die Zeit nach dem Krieg eingegangen.


    Die Autorin hat vor meinem inneren Auge die zerbombte Landschaft in den Großstädten sehr gut beschrieben und eine beklemmende Atmosphäre herauf beschworen. Vieles funktionierte noch nicht und es gab noch immer nicht alles, was der Mensch brauchte. Dennoch begann sich die Politik im Land wieder zu regen, das Grundgesetz wurde ausgearbeitet, die Entnazifizierung ging weiter voran und die Menschen schöpften wieder Mut und Hoffnung nach dem ganzen Elend des Krieges.


    In dieser Zeit agierten die Journalisten Vera und Jonathan. Verbunden durch eine innige Freundschaft und der Überwindung von tiefen traumatischen Erlebnissen versuchten sie –jeder auf eigene Weise – den Krieg hinter sich zu lassen. Während Vera das Thema Krieg am liebsten vergessen möchte, drängt Jonathan auf schonungslose Aufarbeitung, was ihm letztendlich zum Verhängnis wird.


    Die Erzählung der Geschichte wechselt sehr häufig. Im Grunde habe ich kein Problem damit, aber bei diesem Roman hat es mich manchmal gestört. Einerseits wird Veras abenteuerliche und zum Teil gefährliche Recherche-Reise erzählt. In Rückblicken kommt Jonathan zum Vorschein, wie er seine große Liebe kennen lernt und gleichzeitig bei verschiedenen Menschen unangenehme Fragen stellt. Ich hätte mir da an der einen oder anderen Stelle eine andere Erzählweise gewünscht, ich bin da einfach ein bisschen gestolpert.


    Die Dramatik der ganzen Geschichte wird erst zum Ende wirklich deutlich, denn die Autorin hat eine historische Person geschickt in ihre fiktive Geschichte eingebaut. Das finde ich sehr gelungen. Die Autorin hat alle Figuren sehr gut ausgearbeitet und genügend Raum gegeben, so dass ich sie gut kennen lernen konnte.


    Insgesamt ist es jedoch ein sehr spannender Roman, der mir verdeutlicht hat, dass es den Menschen nach dem Krieg noch lange nicht gut ging. Vier Sterne vergebe ich gerne und spreche eine Leseempfehlung aus.

  • Von Anbeginn liest sich dieser Roman spannend und man merkt, dass eine Menge an Recherche darin steckt. Es gelingt der Autorin sehr gut, das Nachkriegsdeutschland anschaulich zu beschreiben und auch die sehr unterschiedlichen, detailiert ausgearbeiteten Charaktere, aus deren Sicht die Handlung abwechselnd geschildert wird, wurden mir im Laufe der Zeit sympathisch. Ich konnte ihre Motivationen, Gedanken und Gefühle gut nachvollziehen und mit ihnen "mitfiebern". Die Handlung wird zunehmend komplexer, es ist kein Buch, das man mal eben schnell nebenbei lesen kann, sonst verliert man den Überblick und es gibt auch einiges an überraschenden Wendungen.

    Wie schon angemerkt, sind hier viele historische Ereignisse (z.B. die Nürnberger Prozesse) und auch historische Persönlichkeiten mit eingearbeitet und auf gekonnte Weise mit der weiteren Handlung verwoben. In diesem Zusammenhang empfehle ich auch, das Nachwort zu lesen, in dem die Autorin auf den historischen Hintergrund noch weiter eingeht.

    Was mich irritiert hat, waren die häufigen Zeitsprünge (1948/1949), das war teilweise etwas schwer zu lesen, aber anders hätte man diese Geschichte nur schwer oder gar nicht erzählen können, weil erst im Laufe der Zeit bestimmte Geheimnisse und politische Verwicklungen ans Licht kommen.

  • Ein zeitgeschichtlicher Roman, der sich einem problematischen Thema der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte annimmt: Wie konnte es dazu kommen, dass so viele Nazi-Größen nach Kriegsende im Ausland untertauchten – und einige von ihnen sogar im Auftrage der Alliierten weiter tätig waren?

    Einige Antworten auf diese Fragen hat Claire WINTER in eine kunstvoll konstruierte Familiengeschichte eingewoben.


    Einer Protagonistin, Marie Weißenburg, wird die Wahrheit über ihren Vater durch ihre Mutter und ihren beiden Brüder vorenthalten. Der Roman erzählt von der schmerzhaften Entdeckung der wahren Hintergründe, die weit über ein Familiendrama hinausreichen.

    Doch der Bogen wird weiter gespannt: Im erweiterten Bekanntenkreis von Marie sind zwei Journalisten (Jonathan und Vera) auf der Spur von Fluchtwegen und kriminellen Machenschaften von Alt-Nazis. Weiter kompliziert wird die ganze Angelegenheit dadurch, dass englische und amerikanische Besatzer unterschiedliche Interessen bzw. Ziele verfolgen. Und im Hintergrund bekommt man mit, wie im Umfeld von Adenauer – für den Marie als Sekretärin arbeitet – gerade unser Grundgesetz gebastelt wird


    Geboten wird ein durchaus anregendes Gebräu von historischer Aufklärung, Spannung und Liebesgeschichten – wobei ein besonderer Schwerpunkt auf die Ambivalenzen bzgl. der Loyalität gegenüber „Tätern“ in der eigenen Familie gesetzt wird. Die persönliche Reifung von Marie von einer „kleinen Schwester“ zu einer engagierten und charakterstarken jungen Frau bekommt viel Raum.

    Auf politischer bzw. zeitgeschichtlicher Ebene wird bewusst gemacht, wie weit unter dem Label „Antikommunismus“ die Zusammenarbeit amerikanischer Stellen mit Teilen der Nazi-Elite (besonders in den Geheimdiensten) ging.


    Bzgl. des „Herz/Schmerz-Faktors“ und der immer wieder recht pathetischen (auch mal kitschverdächtigen) Sprache teilen sich wohl die Geister: Wer so einen Roman liest, muss einfach wissen, dass bestimmte Klischees bedient werden, um einen bestimmten Publikumsgeschmack zu treffen. Hier wird Geschichte personalisiert und emotionalisiert – das muss aber nicht verkehrt sein. Man muss es nur mögen (oder in kauf nehmen).

    Wer historische Romane für sich als passenden Zugang zur Zeitgeschichte entdeckt hat, wird von diesem Buch sehr wahrscheinlich nicht enttäuscht werden.


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