Jessie Burton - Das Geheimnis der Muse - The Muse

  • Kurzmeinung

    Xirxe
    Unterhaltsame Geschichte über zwei Frauen im England der sechziger Jahre und Spanien kurz vor der Revolution.
  • Das Geheimnis der Muse erzählt von zwei jungen Frauen, deren Leben durch ein Gemälde schicksalhaft miteinander verwoben sind: Olive, eine talentierte Malerin am Vorabend des Spanischen Bürgerkriegs, und Odelle, eine angehende Schriftstellerin im London der Swinging Sixties.


    London, 1967. Odelle Bastien, aus Trinidad nach England gekommen, um ihren Traum vom Schreiben zu verwirklichen, ergattert einen Job in der renommierten Kunstgalerie Skelton. Durch einen sensationellen Fund – ein Gemälde des seit dem Spanischen Bürgerkrieg verschollenen Künstlers Isaac Robles –, wird Odelle in eine Geschichte verstrickt, die ihr Leben völlig auf den Kopf stellt. Denn um das Gemälde rankt sich ein folgenschweres Geheimnis, das ins Jahr 1936 zurückreicht, als Olive Schloss, eine begabte junge Malerin, in Andalusien auf den Künstler und Revolutionär Isaac Robles trifft. Eine Begegnung, die ungeahnte Konsequenzen nach sich zieht ...
    Zwischen dem schillernden London der Sechziger und dem schwülheißen Andalusien der Dreißiger entspinnt sich diese fesselnde und betörende Geschichte um große Ambitionen und noch größere Begierden...(Klappentext)


    ✵✵✵✵✵


    "Am Ende gelingt ein Kunstwerk nur dann, wenn sein Schöpfer den unverrückbaren Glauben daran besitzt, der es ins Dasein bringt." (S. 455 - Ende)


    Hier eröffnet sich einem ein Roman über zwei starke Frauen und deren Liebe und Leidenschaft zur Kunst.


    Mit Odelle Bastien betreten wir das schillernde London der 60er Jahre.
    Sie ist aus Trinidad nach London gekommen, um ihrem Traum Schriftstellerin zu werden näher zu kommen. Doch England ist nicht so schillernd wie es ihr zu Hause erzählt wurde. Sie hat mit Rassismus und Vorurteilen zu kämpfen und ihr großer Traum scheint daran zu zerplatzen. Doch dann tritt die exzentrische Marjorie Quick, Leiterin einer Kunstgalerie, in ihr Leben. Diese nimmt sich ihrer an und ab diesem Zeitpunkt kommt Fahrt in Odelle's Leben. Doch ein Gemälde, welches durch Odelle's Freund den Weg in die Gallerie findet, scheint die starke und selbstbewusste Mrs. Quick völlig aus der Bahn zu werfen und Odelle macht sich auf die Suche nach dem Grund.


    Mit Olive gelangen wir in das gebeutelte und kurz vor dem Bürgerkrieg stehende Spanien der 30er Jahre.
    Sie führt ein privilegiertes Leben als Tochter einer reichen Erbin als Mutter und einem renommierten Kunsthändler als Vater. Doch glücklich ist sie nicht. Immer steht sie im Schatten ihrer wunderschönen und charismatischen Mutter, welche ihre Depressionen in Alkohol ertränkt. Weder Mutter noch Vater wissen um ihre Leidenschaft zur Malerei. Doch diese Leidenschaft scheint ihr abhanden gekommen zu sein, bis sie auf den Revolutionär Isaac Robles trifft. Dieser entfacht nicht nur die Leidenschaft der ersten Liebe in ihr, sondern auch die zur Malerei. Wie im Wahn beginnt sie zu malen, doch nur für sich und heimlich in ihrem Zimmer, denn als Frau würden ihre Werke nie anerkannt werden. Bis sich die Ereignisse überschlagen und nicht nur der spanische Bürgerkrieg alles zu zerstören droht.


    Zwei Frauen, zwei Geschichten und doch verbindet sie ein Geheimnis, welches von den spanischen 30ern bis ins England der 60er reicht.
    Der Gegenstand - das geheimnisvolle Gemälde...(pers. Zusammenfassung)


    ✵✵✵


    Dieser Roman enthält eine unglaubliche Sprachgewalt. Die Autorin schafft es gekonnt die Atmosphäre der jeweiligen Zeit einzufangen und an den Leser zu transportieren. Das heiße und brodelnde Andalusien mit seinen kräftigen, aber auch leicht melancholischen Klängen und dann das kühle, regnerische London - nachdenklich und doch auch bissig.


    "....ihre auftoupierte Hochfrisur war fest wie Beton, und die Menge an Eyeliner, die ihre Augen umrahmten, hätte genügt, um fünf Pharaos zu schminken." (S. 21)


    Doch eines haben beide Handlungsstränge gemeinsam - die Leidenschaft zur Kunst und vor allem bei Bastien auch die Liebe zur Literatur. Diese äußert sich vor allem durch die Vergleiche zu gelesenen Büchern die Bastien bei Beschreibungen herstellt.


    "Der Garten hinter dem Haus war ein bisschen verwildert wie in einem Roman von Hodgson Burnett - ungestutzte Büsche; knorrige Zwetschgenbäume, zerbrochene Tontöpfe mit Minze, prächtig gedeihende Ackerveilchen." (S. 171)


    Der Roman enthält Kultur, Geschichte und vor allem den Weg der Frauen zur Emanzipation und Toleranz.
    Dies alles in einem unglaublich atmosphärischem Schreibstil, der es erlaubt sich in jede der beiden Hauptprotagonistinnen hineinzuversetzen.
    Trotz der vielen Wendungen enthält dieser Roman aber auch ein paar Längen, welche den Lesefluss etwas beeinträchtigen und die Spannung schmälern. Vor allem in Bezug auf die spanische Revolution, die zwar vorhanden ist, einem jedoch trotzdem als Leser sehr weit weg vorkommt.


    Das Cover ist einfach unglaublich und nimmt die Thematik gekonnt auf. Auch die Gestaltung des Buchinneren ist wunderschön und passend. Ein wunderschönes Buch in einem wunderschönen Kleid.


    Fazit:
    Ein unglaublich sprachgewaltiger Roman voller Leidenschaft und packender Thematik, der mich, trotz ein paar vorkommender Längen, gut unterhalten und mitreißen konnte. Dies war mit Sicherheit nicht mein letzter Roman von Jessie Burton.
    Von mir gibt es daher eine absolute Leseempfehlung! :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:


    © Pink Anemone

  • Die junge Odelle aus Trinidad kommt auf der Suche nach einem besseren Leben in das nur scheinbar liberale London der sechziger Jahre. Nach einigen Jahren als Schuhverkäuferin (trotz Hochschulstudium) bekommt sie eine Stelle in einem Kunstinstitut, wo sich Quick, eine leitende Mitarbeiterin, ihrer annimmt. Als ein Freund Odelles ein Gemälde vorbeibringt um es schätzen zu lassen, gerät Quick völlig außer sich und stürzt davon. Odelle beginnt nachzuforschen, was es mit diesem Bild auf sich hat.
    Diese Geschichte wird immer wieder unterbrochen von einem zweiten Erzählstrang, der rund 30 Jahre zuvor im andalusischen Spanien einsetzt und die Entstehung des Gemäldes beschreibt. Harold, Kunsthändler, Sarah, seine begüterte Ehefrau und ihre gemeinsame 19jährige Tochter Olive sind vor dem sich bereits abzeichnenden II. Weltkrieg geflüchtet in der Hoffnung, dort in Frieden leben zu können, bis sich die Weltlage wieder beruhigt hat. Dort lernen sie die 16jährige Teresa und ihren älteren Bruder Isaac kennen, der nicht nur ein glühender Republikaner sondern auch Maler ist. Olive, die ebenfalls malt, fühlt sich sofort zu ihm hingezogen.
    Um es gleich vorweg zu schreiben: Nein, es ist keine schnulzige Liebesgeschichte unter der heißen Sonne Andalusiens vor dem Hintergrund der Revolutionswirren Mitte der dreißiger Jahre. Natürlich geht es auch um Liebe, doch die Geschichte zwischen Olive und Isaac ist nur ein Teil einer Erzählung über eine Gemeinschaft, die sich eher zufällig in der Verworrenheit dieser Zeit im ländlichen Spanien gefunden hat. Es geht um das Erwachsenwerden, die Situation der Frauen, die damaligen Gesellschaftsverhältnisse und nicht zuletzt um die Kunst an sich. Das ist ein bisschen viel auf einmal, und so wird Manches eher oberflächlich und plakativ dargestellt.
    Die Zeit der Sechziger in London wirkte auf mich deutlich überzeugender, was vielleicht auch daran liegen mag, dass Odelle hier als Ich-Erzählerin fungiert. Ich hatte das Gefühl als würde sie neben mir sitzen und konnte nicht aufhören zuzuhören bzw. natürlich weiterzulesen, zumindest zu Beginn. Leider hielt die Autorin diesen überaus süffigen Schreibstil nicht vollständig durch, dennoch blieb die Geschichte bis zum Schluss unterhaltsam.
    Alles in allem eine kurzweilige und auch spannende Lektüre mit kleinen Abstechern zur Kunst und in die Zeit der späten Sechziger Londons und des vorrevolutionären Spaniens.

    :study: Das Eis von Laline Paul

    :study: Der Zauberberg von Thomas Mann
    :musik: QUALITYLAND von Marc-Uwe Kling

  • ENTHÜLLUNGEN UM EIN GEMÄLDE

    Dieser Roman von Jessie Burton erfüllte meine Erwartungen voll und ganz. Auf 455 Textseiten und in sechs Teilen mit inhaltsreichen, aussagekräftigen Überschriften entwickelt sie eine Story, die es in sich hat. Die Kapitel, die 1936 spielen sind mit römischen Zahlen und die von 1967 mit arabischen Zahlen gekennzeichnet.

    Ich war sehr angetan vom Schreibstil und konnte es nicht erwarten, wie es weitergeht. In zwei Handlungsebenen stellt die Autorin die Lebenswege zweier, nein eigentlich dreier junger Frauen vor.


    Inhalt:

    Im Jahre 1936 beginnt die Geschichte um Olive Schloss, einer 19jährigen sehr talentierten Malerin, Tochter reicher Eltern im schon in Aufruhr befindlichen Spanien. Der Bürgerkrieg kündigt sich an. Olive bewarb sich an einer Kunstakademie und wurde auf Grund ihres Maltalentes angenommen. Jedoch beginnt sie ihr Studium nicht. Der Vater, ein Kunsthändler, weiß von alldem nichts. Er hält von Frauen in der Kunst nicht viel. Sie malt heimlich und versteckt ihre tollen Bilder.

    Mit ihren Eltern, die gemeinsam mit ihr von England nach Spanien kamen, bewohnt das junge Mädchen eine Finca in dörflicher Umgebung in der Nähe von Malaga. Die ortsansässigen Geschwister Teresa und Isaac Robles kümmern sich um die Belange der Familie. Jeder hat ein Geheimnis und die unheilvolle Allianz zwischen den fünf Personen nimmt ihren Lauf...

    1967, - 41 Jahre später – , begegnen wir im Swinging London der dunkelhäutigen Odelle Bastien, die aus Trinidad stammt. Sie berichtet aus der Ich-Perspektive und bringt einem die sie umgebenden Personen sehr nahe und viel Licht ins Dunkel. Da sind: Cynthia, ihre beste Freundin, ebenfalls aus Trinidad stammend, der sie alles anvertrauen kann. Lawrie, der weiße, junge Engländer, den sie lieben lernt und der ein geheimnisumwittertes Gemälde von seiner verstorbenen Mutter erbt. Nicht zuletzt ist da noch ihre Arbeitgeberin in der Kunstgalerie, die feinsinnige, elegante Majorie Quick, die Odelle sehr in ihr Herz geschlossen hat. Quick übernimmt auch die Initiative, um Odelles großes Schreibtalent publik zu machen. Mit dem Gemälde und der Kreativität der jungen Frau schließt sich bei der Person Quick ein Kreis, auf den ich hier nicht näher eingehen kann, nicht ohne zu spoilern.


    Meine Meinung:

    Von Jessie Burton wurden die beiden Handlungsebenen ganz geschickt choreographiert mit einigen überraschenden Wendungen. Sie führte mich immer wieder auf falsche Fährten. Wie sie ihre Figuren agieren läßt, wie sie sich entwickeln oder auch nicht in ihrer jeweiligen Epoche, das ist äußerst spannend zu lesen. Zumindest ein Leben hätte ganz anders verlaufen können, aber dann gäbe es diese fesselnde Geschichte nicht. Mit der betreffenden Person habe ich ein bißchen gehadert, aber solche Menschen soll es geben.

    Jessie Burton brachte mir im Nu die Protagonisten nahe. In einer unkomplizierten, einfachen Sprache wird hier kommuniziert. Sehr unterhaltsam! Nebenher bekommt man einen Einblick in die Mode, die Frisuren, die Musik der Endsechziger, in die Lebensverhältnisse in London zu der Zeit. Immer wieder erfährt man auch so nebenher von den Seitenhieben, die beide, sowohl Odelle als auch die Freundin Cynthia, wegen ihrer dunklen Hautfarbe abbekommen.


    Cover:

    Es macht neugierig, ist interessant anzusehen und anzufassen (erhabene Buchstaben) und vermittelt bei den Gegenständen den Inhalt des Buches (z. B. Pinsel und Schreibmaschine).


    Fazit:

    Für dieses Buch gebe ich gern meine Lese- und Kaufempfehlung sowie die höchste Bewertung! :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Das Geheimnis der Muse erzählt von zwei jungen Frauen, deren Leben durch ein Gemälde schicksalhaft miteinander verwoben sind: Olive, eine talentierte Malerin am Vorabend des Spanischen Bürgerkriegs, und Odelle, eine angehende Schriftstellerin im London der Swinging Sixties.


    Als erstes hat mich das Cover verzaubert, so schön und geheimnisvoll. Auch der Klappentext hat mich neugierig gemacht.

    Das Buch spielt in zwei Handlungsebenen, 1967 in London und 1936 in Andalusien. Das Schicksal der beiden Frauen und ihrer Familien wird unsentimental erzählt. Auch gerät die Liebesgeschichte nicht schmalzig. Mich hat die Geschichte gefesselt. Man ahnt die gesamte Zeit, dass das Gemälde und dessen Entstehungsgeschichte die Hauptrolle im Buch spielt. Erst zum Schluss werden die Zusammenhänge aufgeklärt.

    Obwohl das Genre nicht zu meinem Beuteschema gehört, hat mir das Buch sehr gut gefallen. Es erhält von mir 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.

    Sub: 5539:twisted: (Start 2024: 5533)

    Gelesen 2024: 10

    gelesen 2023: 55/ 2 abgebrochen / 26075 Seiten

    gelesen 2022: 65 / 26292 Seiten

    gelesen 2021: 94 / 1 abgebrochen / 35469 Seiten


    :montag: Rafik Schami - Wenn du erzählst erblüht die Wüste

    :montag: Eva Almstädt - Akte Nordsee- Der Teufelshof


    Lesen... das geht 1 bis 2 Jahre gut, aber dann ist man süchtig danach.

  • „Nicht jeder erhält am Ende, was er verdient.“ Mit diesem Satz beginnt Jessie Burton ihren Roman „Das Geheimnis der Muse“ und führt den Leser an zwei Schauplätze in zwei Zeiträumen, zum einen nach Spanien ins Jahr 1936 und zum anderen ins London der späten 60er Jahre.

    1967 bewirbt sich Odelle, eine junge Frau aus Trinidad, als Schreibkraft am Skelton Institut, einer kleinen Galerie. Odelle selbst ist eine talentierte Schriftstellerin, hat aber ihre diesbezüglichen Träume auf Eis gelegt. Erst ihre Chefin Marjorie Quick, die sie unter ihre Fittiche nimmt und eine gewisse Zuneigung zu ihr zu hegen scheint, animiert sie, Vertrauen in ihre Fähigkeiten als Schriftstellerin zu haben, und ermutigt sie, eigene Arbeiten zu veröffentlichen.

    Auf einer Party trifft Odelle Lawrie, einen jungen Mann, der Gemälde geerbt hat, dessen Wert im Skelton Institut geprüft wird. Das auffällige Bild hat augenscheinlich eine seltsame Wirkung auf Quick. Es entpuppt sich als Werk von Isaac Robles und führt ins Spanien des Jahres 1936.

    Hier hat sich Olive Schloss, neunzehnjährige Tochter eines einflussreichen jüdisch-österreichischen Kunsthändlers und seiner britischen Frau, hinter dem Rücken ihrer Eltern um die Aufnahme an einer angesehene Londoner Kunstakademie beworben und von dort eine Zusage erhalten. Da treten Isaac Robles – ein Maler und Revolutionär – und dessen Schwester Teresa in ihr Leben. Olive verliebt sich in Isaac und gerät mit ihrer Familie in einen Strudel der Ereignisse angesichts des beginnenden spanischen Bürgerkrieges...

    Jessie Burtons Roman "Das Geheimnis der Muse" zeugt von einer deutlichen Auseinandersetzung mit der Materie. Er ist vielschichtig und komplex und beschäftigt sich in beiden Zeitebenen neben der Liebe und Leidenschaft mit Fragen nach der Herkunft und künstlerischen Authentizität, der Wertstellung von Frauen im Bereich schöpferischen Künste. Daneben spielen Faschismus, Antisemitismus und Krieg in Spanien in den dreißiger Jahren sowie der Rassismus in London in den sechziger Jahren eine Rolle. Der Autorin gelingt es, diese breit gefächerten Themen sorgfältig darzustellen, ohne sie eindimensional und stereotyp zu betrachten. Durch den Wechsel zwischen den eng miteinander verschlungenen Zeitrahmen setzt die Autorin geschickt bemerkenswerte Hinweise und baut ein kompliziertes, wenngleich schlüssiges Gefüge um das „Geheimnis der Muse“ auf.

    Dabei werden beide Geschichten von unverwechselbaren Persönlichkeiten getragen und weisen signifikante Parallelen auf. Sowohl Olive als auch Odelle sind Frauen mit kreativen Fähigkeiten, und beiden fehlt aus unterschiedlichen Gründen das Selbstbewusstsein, zu ihren Gaben zu stehen. Die Autorin beschreibt nachvollziehbar die äußeren Hindernisse und Reaktionen sowie die inneren Zweifel und Ängste, denen ihre Heldinnen auf dem Weg zur Künstlerin ausgesetzt sind.

    In der Einzelbetrachtung überzeugen Olive und Odelle und insbesondere auch Quick als ausgeprägte Charaktere, wohingegen Lawrie blass bleibt. Zudem mutet der Part in den sechziger Jahre insgesamt verhaltener und nachdenklich an. Im Gegensatz hierzu ist die Szenerie in Spanien wesentlich lebendiger, emotionaler und (farb)intensiver, nicht nur in der Beschreibung der Landschaft. Hier wird Jessie Burton vor allem der Visualität der Malerei gerecht. Trotzdem wirken beide Zeitebenen hervorragend in ihrer Verknüpfung.

    „Am Ende gelingt ein Kunstwerk nur dann, wenn… sein Schöpfer den unverrückbaren Glauben daran besitzt, der es ins Dasein bringt.“ (Seite 455)

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Jessie Burton - Das Geheimnis der Muse


    Wen die Muse küsst


    Dieser Roman ist ein extrem spannendes, wunderbares und betörendes Buch. Es geht um Kunst, um Künstlerinnen und um das, was Menschen zu Künstlern macht. Und es geht auch um das, was gute Kunst ausrichten kann bei den Menschen, was für eine Kraft in ihr liegen kann. Die Autorin beschreibt das in einer berührenden magischen Sprache, die süchtig macht, eine extreme Sogwirkung besitzt. Dieses Buch macht schon fast süchtig. Man kann es ganz schlecht wieder aus der Hand legen. Und ich habe es sehr bedauert diese Bilder nicht sehen zu können, so plastisch wurden sie erklärt. Die Erklärung der Farbgebung und Darstellung haben ein großes Interesse bei mir ausgelöst.


    Es ist ein Roman, der in zwei Handlungssträngen/Zeitebenen erzählt wird. Einmal sind wir 1967 in London, und in der zweiten Erzählebene sind wir 1936 in Spanien, auf einem Gut und Dorf in der Nähe von Málaga. Erzählt werden die Geschichten von zwei Künstlerinnen, die erstere, Odelle, eine junge Frau aus Trinidad, kommt nach London, erfährt Rassendiskriminierung, findet Arbeit in einer Kunstgalerie und schreibt Gedichte/Geschichten, durch Zufall kommt sie in Kontakt zu einem Bild, das sie beeinflussen und verändern wird; die zweite, Olive, eine junge Frau in Spanien, deren Familie überstürzt nach Spanien aufgebrochen ist, ist begeisterte Malerin, kommt vor dem Hintergrund des spanischen Bürgerkrieges in einen Strudel von Ereignissen, die sie verändern werden. Beide sind stark gezeichnete Charaktere, die einen Weg gehen, Dinge über sich herausfinden und an diesen Erfahrungen wachsen. Jede für sich wird die Kunst als ihren Lebenszweck empfinden und für diesen Lebenszweck Entscheidungen treffen. Und natürlich geht es auch um die Liebe und Begierden, und wie jede der beiden Frauen mit diesem Thema umgeht. Beide Erzählstränge verdichten sich am Ende, es wird eine ungeheure Spannung aufgebaut und die beiden Stränge treffen sich schlussendlich und die Geschichte ergibt ein Ganzes.


    Es geht um die Kraft der Kunst und das man für die Kunst brennen muss, um ein wahrer Künstler zu sein.


    Unbedingt Lesen !