Andreas Maier,‎ Christine Büchner - Bullau: Versuch über Natur

  • Original : Deutsch, 2008


    INHALT :
    Eine farbige, sehr persönliche Mischung aus Erinnerung, Recherche und Reflexion wird zu einer Annäherung an das altmodische Fach Naturkunde. Anhand von Spaziergängen in der Wetterau und im Wendland, in Südtirol und im Odenwald beschreiben Christine Büchner und Andreas Maier ihre « éducation naturelle ». Ihr »Traktat über den Seelensegen der Naturerfahrung« (Frankfurter Allgemeine Zeitung) ist eine Einladung an die Leser, sich auf die Natur einzulassen, und eine Anleitung zum Glücklichsein.
    »… aber die Wahrheit ist, dass wir uns gar nicht interessieren für Ehrenpreis oder Kleiber oder Weg 2 unterhalb des Bullauer Hofs. Es ist kein Interesse, es ist etwas anderes. Es ist vielleicht eine Sehnsucht. Eine Sehnsucht nach dem, wie es sein könnte. Wie es sein könnte, wenn etwas anders wäre. Ja, aber was?«
    (Quelle: Suhrkamp)


    BEMERKUNGEN :
    Bullau, ein Ort im Odenwald, steht hier stellvertretend für jene teils öfter besuchten und bewanderten Orte, in denen das Paar Christine Büchner und Andreas Maier zusammen "sich etwas Fremdes vertraut machen"». Und hier also die bis dato oft unbenannten, ungreifbaren Vögel, Blumen, Bäume, Erscheinungen (in) der Natur. Sie sind Spätentwickler, -entdecker, die dieses gemeinsame Vorgehen und geteilte Freude langsam entdecken. Ein Geschenk ! Dingen einen Namen geben können, und eben dadurch sie wahrnehmen (können) !


    Hier schreiben die beiden quasi vierhändig, sprechen in der Wir-Form. Es heißt dann schon mal : « einer von uns ». Und wenn man die Vitas der beiden kennt kann man schlußfolgern, wer es gewesen sein muss. Dennoch : Dieses Buch wird auch zu einem wunderbaren Beispiel an gemeinsam erlebter Naturerkundung, -erwanderung in und anhand der gemeinsam erlebten Erfahrungen. Ein schöner Aspekt !


    Längere, objektiv gehaltene Schilderungen gemachter Spaziergänge, Wanderungen, so genannter « Erstbeobachtungen » oder Wahrnehmungen nehmen viel Platz ein. Manchmal gefolgt, begleitet von Überlegungen nahezu philosophisch-kultureller Art. Was bedeutet diese oder jene Erfahrung ? Wie führt die wachsende Aufmerksamkeit und das Entdecken, Wahrnehmen in der Natur zu quasi geistigen Entdeckungen, Schlußfolgerungen, die manchmal auch konkret politische oder gesellschaftliche Konsequenzen haben (könnten, sollten) ? An einigen Stellen merkt man eine spirituelle Übertragung des Erlebten, zB in Bezügen zu Meister Eckhart oder Hildegard von Bingen : « Etwas sein lassen, wie es ist, dh auf den Menschen bezogen : insofern er blüht oder stirbt oder schaut oder sich genügt, nicht insofern er will und strebt und kauft. »


    An anderer Stelle wurde die Kritik einige Male fast beißend. Diese sticht dann ein wenig ab vom Gesamtton und -eindruck, die eine gewiße Form von Frieden, Harmonie ausstrahlen.


    Ein wunderbares kleines, unspektakuläres, aber feinsinniges Buch, das vielen auf ihren persönlichen Erkundigungstouren in der Natur irgendwie bekannt sein und Wiedererkennungseffekt hervorrufen könnte.


    AUTOREN :
    Andreas Maier (* 1. September 1967 in Bad Nauheim) ist ein deutscher Schriftsteller. Er studierte Altphilologie, Germanistik und Philosophie in Frankfurt am Main. Seine Romane stehen in der Tradition des österreichischen Autors Thomas Bernhard, mit dem er sich 2002 in seiner Dissertation auseinandersetzte (veröffentlicht als Die Verführung. Die Prosa Thomas Bernhards). Maiers Werke spielen bevorzugt in der Wetterau, in Tirol oder Frankfurt und thematisieren gedankenlose Sprachkultur und (fehlgeleiteten) politischen Aktionismus. Maier äußert sich auch in Zeitungsartikeln und seinen Poetikvorlesungen zu Fragen der Politik, des Umweltschutzes und der richtigen Lebensführung. Seine Romane wurden in mehr als zehn Sprachen übersetzt.
    Maier lebte in Brixen, Südtirol, dann in Frankfurt am Main. Seit dem Frühjahr 2014 lebt er mit seiner Frau, der Theologin Christine Büchner, in Hamburg. Er ist seit 2005 Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland und seit 2015 Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg.


    Christine Büchner (* 1970 in Frankfurt am Main) ist eine deutsche römisch-katholische Theologin und Autorin. Sie studierte von 1989 bis 1995 Katholische Theologie, Germanistik und lateinische Philologie an der Goethe-Universität Frankfurt. Von 1995 bis 1997 leistete sie das Studienreferendariat ab. Die Hanns-Seidel-Stiftung förderte sie von 1998 bis 1999 mit einem Promotionsstipendium. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Katholische Theologie der Goethe-Universität Frankfurt im Fach Systematische Theologie arbeitete sie von 1999 bis 2004. Im Jahr 2003 wurde sie mit der Arbeit Gottes Kreatur – „ein reines Nichts“? Einheit Gottes als Ermöglichung von Geschöpflichkeit und Personalität im Werk Meister Eckharts promoviert. An der Eberhard-Karls-Universität Tübingen studierte sie in den Jahren 2004 und 2005 Sanskrit. Dort arbeitete sie als wissenschaftliche Angestellte an der Katholisch-Theologischen Fakultät (Dogmatik und Dogmengeschichte) von 2004 bis 2006, wo sie 2008 für Dogmatik und Ökumenische Theologie habilitiert wurde und von 2008 bis 2013 als Privatdozentin lehrte. Gleichzeitig erhielt sie die Graduiertenförderung durch die Universität Tübingen und die Gerda-Henkel-Stiftung. Zwischen 2006 und 2011 hatte sie mehrere Lehraufträge an der Goethe-Universität Frankfurt. Als Studienrätin in Frankfurt unterrichtete sie von 2007 bis 2013. Sie wurde 2014 auf die Professur für Katholische Theologie an der Universität Hamburg berufen. Frühere und aktuelle Forschungsschwerpunkte sind die Mystik und Spiritualität, Theologie der Gabe, Theologiegeschichte des Mittelalters, komparative Theologie mit Schwerpunkt Christentum/indische Philosophien und Religionen und das theologische Denken von Frauen in der Geschichte der Theologie und in der Gegenwart.


    Taschenbuch: 127 Seiten
    Verlag: Suhrkamp Verlag; Auflage: 3 (25. Februar 2008)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3518459473
    ISBN-13: 978-3518459478