Nancy Pfeil - Das Flüstern der Schatten

  • Thalél Malis (Das Flüstern der Schatten) - Nancy Pfeil


    Tagträumer Verlag
    412 Seiten
    High-Fantasy
    Band 2
    Erscheint am 01. März 2018


    ‼️ Achtung, da es sich um einen zweiten Band handelt, sind Spoiler zum ERSTEN Teil nicht ausgeschlossen ‼️


    Inhalt:

    Man sagt, Liebe sei unsterblich.
    Aber in der Unsterblichkeit,
    in welcher alte Schulden neues Unheil bringen,
    aus Verbündeten Gegner werden und der Feind ein Vertrauter,
    wo die Zukunft im Dunklen liegt
    und die Hoffnung einzig darin besteht,
    dass du aufgibst, was du am meisten begehrst,
    wird das Ende nur eines überdauern:
    die Liebe oder die Unsterblichkeit.


    "Danis?" Neylas Stimme verblasste. "Ich weiß, dass du hier bist."
    Leise verwehte ein Windhauch den Schnee zu Neylas Füßen.
    Die Spitze eines Pfeils streifte ihren Hals. Neyla zuckte zusammen.
    Benommen tastete sie nach der Wunde und zerrieb das warme Blut zwischen ihren Fingern. Die Königin taumelte ein paar Schritte rückwärts.
    Dann fing sie sich und rannte so schnell davon, als würde der Tod selbst sie verfolgen.
    Die Jagd hatte begonnen.
    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


    Meinung:


    Nach dieser Lektüre gibt es zwei Dinge, denen ich mir absolut sicher bin:

    • Diese Frau kann schreiben. wie. eine. Göttin. der. Poesie.
    • Sie braucht beim Schreiben dringend (oder besser gesagt immer noch) mehr Alkohol.

    Denn mit dem Alkohol, so ihre Worte, spricht die Liebe aus ihr.
    Und das, liebe Leser, fehlt mal so gänzlich in diesem zweiten Band.


    Für all jene, die nicht mehr so ganz wissen, was in Thalél Malis - Das Flüstern der Flammen geschehen ist, fasse ich das nochmal kurz zusammen, aber keine Sorge, möglichst spoilerfrei.


    Die Welt von Thalél Malis ist gespalten in Jordanes und Anartier, zerstrittene Länder, die einander nichts schenken. Während die anartischen Krieger hauptsächlich durch die Lahnwälder streifen und von Stammesoberhäuptern regiert werden, sitzt in der Stadt Thalél Malis der König von Jordanes auf dem Thron.
    Seine Schwester, Neyla von Thalél Malis, soll laut seiner Order zur Kriegerin ausgebildet werden und sich gleichzeitig anartische Sitten und Bräuche aneignen, um einen Frieden zu schließen, der eigentlich gar nicht möglich ist.
    Ihr zur Seite steht Danis Bork.
    Ein anartischer Krieger, der seit gefühlten Ewigkeiten ein Gefangener Jordanes ist.
    Und so nimmt die Geschichte zwischen Neyla und Danis ihren Lauf.
    Sie kämpfen in Schlachten um- und gegeneinander, in der Liebe und im Hass.


    Der zweite Band setzt nach der Schlacht von Thalél Malis an.
    Nachdem die Stadt in Flammen stand und viele (meiner Meinung nach zu viele) Protagonisten in den Tod gingen.
    So auch Neylas Ehemann.
    Und der Weg der Schattenkrieger war geebnet.


    Es ist schon etwas länger her, seit ich den ersten Band gelesen habe und doch schafft es die Autorin durch ihren Schreibstil und das langsame Herantasten an die Charaktere mir alles wieder vor Augen zu führen.
    Hier mal ein Detail, da mal ein Detail und schwupps - war fast alles wieder da.
    Im zweiten Band dreht sich alles um Ariel Frost, der nach dem Dahinscheiden der ehemaligen anartische Rädelsführer, jetzt das Amt des Stammesführers inne hat - zusammen mit Luv Arter und Staffen Morgen.
    Ich könnte euch so viel zu den beiden erzählen, aber ich muss mich beschränken, sonst wird diese Rezension wieder viel zu lang.


    An Ariels Seite steht, mit gebrochenem Herzen, aber erhobenen Hauptes Neyla, Königin von Thalél Malis.
    Gemeinsam stellen sie sich der nächsten Bedrohung entgegen.
    Und die kommt in Form von Göttern und Schatten.
    Von Siegeln und Weltentoren.
    Von Druiden und Gesandten.
    Von Sturmkriegern und Eistyren.
    Von Hellheim und den Eldrids.
    Von Eiben und Ragnarög.


    Ich weiß ehrlich gesagt nicht genau, wie ich meine Gefühle aktuell formulieren soll. Auf der einen Seite bewundere ich Nancys Schreibstil. Ihre Gedanken. Ihre wahnsinnige Wortgewandtheit. Ihre Fähigkeit ganze Welten zu erschaffen und real wirken zu lassen. Ich möchte dringend mehr von Neylas Abenteuern lesen, von Ariels Aufgabe Luv und seine Liebe Blanca zu finden, zu retten, zu was auch immer.
    Auf der anderen Seite geht mit dieser Wortgewaltigkeit auch große Verantwortung einher. Viele Informationen prasseln im zweiten Band auf einen ein, und man braucht erstmal eine Weile, um das Gewicht tragen zu können.
    Aber dann, wenn man alles erfasst hat und sich das große Ganze zeigt - dann ist diese Fortsetzung ein echtes Highlight - aber ein Highlight mit Problem.


    Es gibt so viel zu entdecken, so viele Beziehungen zu analysieren, so viele Schlachten zu schlagen.
    Das Flüstern der Schatten ist ein magisches Buch, das man genießen muss, um seine Vielfältigkeit zu erleben.
    Ich bin Thalél Malis verfallen.
    Aber am zweiten Band hab ich mir ein manches Mal auch die Zähnchen ausgebissen. Durch den poetischen Stil und die fehlende romantische Tiefe, wirkt es stellenweise etwas langatmig.
    Es ist jetzt nicht so, dass überhaupt keine emotionalen Momente vorhanden sind, sondern eher so, dass sie bei den ganzen anderen Eindrücken einfach untergehen.


    Ohne Len Bold, den Stammesführer der Rebellen, hätte es nicht ansatzweise etwas Knistern gegeben. Aber das ist im Endeffekt irgendwie okay.
    Kennt ihr das?
    Wenn man eine Geschichte so sehr mag, dass, wenn das, worauf man sonst immer Wert legt, fehlt, man einfach darüber hinweg sehen kann?
    So ist das hier.


    Ich freue mich auf die weitere Reise von Neyla, Ariel, Len, Luv, Lenores, Blanca, Dáyla, Nevida, Staffen, Ais und vielen anderen.
    Möge das Weltentor standhalten und Sagards Schutzschild nie versiegen.


    Fazit:


    Mit „Das Flüstern der Schatten“ ist der Autorin eine bildgewaltige, eiskalte Fortsetzung gelungen, der dem ersten Band nur in Sachen Liebe nachsteht.
    Viele Handlungsstränge laufen in Band zwei zusammen, formen neue Herausforderungen und Möglichkeiten.
    Eine Leseempfehlung für alle, die sich gern mit Göttern, Schnee, Eis und Kälte beschäftigen. Für alle, die sich in Geschichten fallen lassen und in High-Fantasy ertrinken können. Für alle, die keine gewaltigen Herzschmerzliebesszenen brauchen und sich mit Schatten und Dunkelheit trösten können.


    „Die Liebe folgt keiner Logik. Sie achtet nicht die Gesetze.
    Und auch nicht die Menschen.“
    (Pos. 2876 von 6554)


    Bewertung:

    ⭐️⭐️⭐️⭐️ (4,5/5)