Oscar de Muriel - Der Fluch von Pendle Hill - A Fever Of the Blood

  • Kurzmeinung

    Ayell
    Spannend von der ersten bis zur letzten Seite.
  • Kurzmeinung

    mondy
    Bisschen arg viele Zufälle / viel Glück und ziemlich wilde Story, aber trotzdem unterhaltsam.
  • Dies ist der 2. Teil der viktorianischen Krimi-Reihe "Frey & McGray" und man kann diesen Teil durchaus auch unabhängig vom 1. Teil "Die Schatten von Edinburgh" lesen. Um die ganzen Zusammenhänge verstehen und so mancher Handlung folgen zu können, ist es jedoch durchaus von Vorteil zuvor den ersten Teil zu lesen.


    Neujahr 1889. In Edinburghs berüchtigter Irrenanstalt ermordet ein gefährlicher Psychopath eine Krankenschwester. Kurz bevor ihm die Flucht gelingt, unterhält er sich mit einer jungen Patientin, die seit Jahren kein Wort gesprochen hat. Wieso hat sie ihr Schweigen gebrochen? Sind die Gerüchte von schwarzer Magie wahr, die in den Fluren der Anstalt kursieren? Inspector McGray geht der Fall sehr nahe, denn die junge Frau ist seine Schwester. Zusammen mit seinem Partner Ian Frey verfolgt er den Mörder durch das ganze Königreich – bis zum Pendle Hill, Sitz der gefürchteten Hexen von Lancashire, wo die beiden genialen Ermittler einem furchtbaren Geheimnis auf die Spur kommen …(Klappentext)


    ⚝⚝⚝⚝⚝⚝⚝⚝⚝⚝



    "1624 - 31. Okober / >>Zieh die Vorhänge auf<<, befahl Lord Ambrose, nach Luft ringend vor Anstrengung. >>Ich muss sehen, wie sie sterben.<< (Seite 9 - Anfang)


    Und in diesem Jahr begann die verhängnisvolle Geschichte der Familie Ardglass, welche im Jahre 1889 ihren grausamen Höhepunkt erreichte.
    Der Sohn von Lady Ardglass, Lord Joel Ardglass, ist dem Wahnsinn verfallen und fristet sein Dasein in der Irrenanstalt in Edinburgh.
    Eines Nachts ermordet er auf bestialische Weise eine Krankenschwester und flüchtet. Zuvor wurde er beobachtet, als er mit einer Mitpatientin ein Gespräch führte.
    Das Unglaubliche daran - diese sprach seit Jahren kein Wort mehr.
    Das Schicksalhafte - sie ist die Schwester von Inspector McGray.
    Der wahnsinnige Lord scheint auf einer Mission zu sein und hinterlässt auf seiner Flucht eine Spur der Verwüstung, die bis nach Lancashire führt. Immer knapp auf seinen Fersen das Ermittler-Duo Inspector McGray und Inspector Frey, denen bei der Verfolgung immerzu der Glaube an Hexen und schwarze Magie unterkommen.
    Können die beiden den Wahnsinnigen stoppen und was verbirgt sich wirklich hinter dieser schwarzen Magie, die nun sie zu verfolgen scheint? (persönliche Inhaltsangabe)


    ⚝⚝⚝


    Mit Inspector Frey und Inspector McGray begleitet der Leser ein sehr ungleiches Ermittlerpaar, die mich irgendwie an Bud Spencer und Terence Hill erinnern, jedoch ohne dem ganzen "Haudrauf".


    Inspector Ian Frey - höflich, kultiviert, ehemaliger Oxfordstudent, durch ein großzügiges Erbe finanziell unabhängig und ein britischer Gentleman durch und durch. Frey wurde vor einem Jahr nach Edinburgh versetzt, "Edin-Blöd-Burgh" wie er es nennt, und muss sich mit dem weniger kultivierten Schotten Inspector McGray als Partner rumschlagen.


    Inspector Adolphus McGray - ursprünglich ebenfalls aus gutem Hause, jedoch inklusive Familientragödie und alles andere als kultiviert und feinzüngig. Ein typischer Schotte eben - direkt, laut und ungehobelt. Außerdem ist er dem Mystischem sehr angetan und hat die "Kommission zur Aufklärung ungelöster Fälle mit mutmaßlichen Bezug zu Sonderbarem und Geisterhaftem" gegründet.
    Für ihn ist dieser Fall daher mehr als nur interessant und im Verlauf legt er eine wahre Besessenheit an den Tag, als wäre er selbst verhext worden. Zudem ist dies für ihn ein sehr persönlicher Fall, da er der Meinung ist, durch dessen Aufklärung findet er einen Zugang zu seiner Schwester.
    Dass er dabei mit dem "Londoner Mädchen" Frey zusammenarbeiten muss, der ihn immerzu ins Gewissen redet und jedes Mal bei unangenehmen Gerüchen droht in Ohnmacht zu fallen, begeistert ihn auch nicht wirklich.


    Diese beiden können irgendwie nicht mit, aber auch nicht ohne einander und liefern sich immer wieder heftige Wortgefechte, die einen schmunzeln und manchmal gar laut auflachen lassen. Also trockener und derber britischer Humor inklusive.


    ">>Och, hören Sie doch auf! Sie hören sich ja an wie ein Pfau, dem die Eier gequetscht werden.<<
    >>Wenn Sie dies mit solcher Überzeugung behaupten, müssen Sie schon eine Menge Vogelhoden in der Hand gehabt haben!<< (Seite 97)


    Wie auch schon im 1. Teil trifft hier rationale Ermittlerarbeit auf Mystik und gibt dem Ganzen einen ganz speziellen Touch, der sich von anderen historischen Krimis abhebt.


    Der Schreibstil ist flüssig und die Wortwahl etwas der damaligen Zeit angepasst, ohne jedoch altbacken zu wirken, sondern dem Krimi Authentizität verleiht. Zudem ist dieser 2. Teil wesentlich temporeicher und beinhaltet eine Wendung nach der anderen. Als Leser hat man das Gefühl, als wäre man selbst an dieser Jagd nach Lord Ardglass und den Hexen beteiligt. Es bleibt kaum Zeit zu verschnaufen.
    Hier läuft es einem außerdem nicht nur einmal kalt über den Rücken, was vor allem der bildhaften Sprache geschuldet ist.


    "Das sie auf dem Rücken gelegen hätte, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Zwar lag sie mit dem Gesicht nach oben, doch war ihre Wirbelsäule grausam deformiert und schauerreich gewölbt - ihre Brust schwebte in der Luft, während ihr Gewicht auf ihren Hüften und Schultern ruhte. Kein menschlicher Rücken konnte sich so verbiegen, ohne dass Wirbel dabei gebrochen wären." (Seite 43)


    Manchmal war es, bezüglich der Jagd, jedoch zu viel des Guten. Diese scheint irgendwie so gar kein Ende nehmen zu wollen und ich ertappte mich dabei, bei einer neuerlichen Wendung mit den Augen zu rollen und zu denken: "Jetzt ist aber auch mal gut mit dem Hin- und Her-Gerenne."
    Das ist jedoch Meckern auf hohem Niveau, denn das Ende enthält eine überraschende Auflösung und alles Gerenne und Jagen hatte durchaus Sinn - meistens zumindest.


    Das Interessante an diesem Krimi ist jedoch, dass die Hexenprozesse von Pendle Hill tatsächlich stattgefunden haben und der Autor den Krimi darauf aufgebaut hat.
    Ebenso die sich um Hexen rankenden Sagen und Legenden der englischen Hexen wurden darin aufgenommen.
    Im Nachwort erhält man weitere Informationen zur Entstehung dieses Krimis. Bei Oscar de Muriel lohnt es sich also auch die Anmerkungen des Autors zu lesen.


    Fazit:
    Auch der 2. Teil der "Frey & McGray"-Reihe konnte mich gut unterhalten.
    Ich schmunzelte, lachte, kaute vor Spannung den ein oder anderen Nagel ab und musste bei der Jagd mehrmals selbst erst zu Atem kommen. Ein viktorianischer Krimi, der einem also regelrecht mitreißt.
    Daher gibt es von mir eine absolute Leseempfehlung und ich hoffe, dass es noch viele weitere Teile geben wird. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:


    © Pink Anemone

  • Mein Fazit: Von Anfang an wirklich sehr spannend aufgebaut, was aber gerade am Ende dann leider etwas nachgelassen hat. Das kam für mich durch die vielen Irrungen und komplexen Aufklärung, die sich am Schluss, um zur Lösung zu gelangen, etwas gezogen hat.


    Während mir im ersten Band noch das grobe, ja ordinäre Verhalten grade von McGray etwas zuviel war, hat sich der Autor in diesem Teil etwas zurückgenommen, was ich angenehmer empfand. Der Schotte ist zwar trotz allem noch recht derb in seiner Ausdrucksweise und eigensinnig stoisch in seinen Handlungen, aber mit seiner familiären Hintergrundgeschichte hat er trotzdem mein Verständnis dafür.

    Frey dagegen hält immer noch an seinem "Dandy Status" fest, rauf sich aber immer mehr mit den Sitten seines Partners zusammen.


    Der Mystery Anteil hatte dieses Mal mit viel Hexenwerk zu tun, was ich sehr gelungen fand. Nur die vielen Verwicklungen, die am Ende zu weitreichende Ausmaße angenommen haben, wurden dann doch etwas ermüdend ...

    Obwohl es mir insgesamt echt gut gefallen hat und ich den größen Teil packend fand, werde ich die Reihe wohl nicht weiterlesen. Mir fehlt so das gewisse Etwas, der kleine Funke, der nicht übergesprungen ist.


    Ein Zitat möchte ich unbedingt zeigen, dass ich wirklich großartig finde:

    "Du triffst deine eigenen Entscheidungen, und dass mir diese nicht gefallen, heißt nicht, dass sie falsch sind." Seite 293

    Meine Bewertung: 4 Sterne