Mochtar Lubis - Dämmerung in Jakarta / Senja di Jakarta

  • Beschreibung von amazon:


    "Die niederländischen Kolonialherren haben das Land verlassen. Die Aufsteiger lösen die soziale Frage glänzend - für sich und ihre Gefolgsleute. Wenn Müllwerker wie Saimun ihren Lohn für zwei Wochen erhalten, reichts kaum für die Hose auf Abzahlung. Gebratenes Hühnerfleisch ist ein unerschwinglicher Luxus.


    Mochtar Lubis entwirft in kräftigen Bildern das Panorama einer Großstadt - die Welt der Kaufleute, Beamten, Politiker, Schurken, der debattierenden Intellektuellen und der ewig zu kurz Kommenden. Der Roman, verfasst in einer Zeit, in der der Autor selbst politisch verfolgt wurde, gehört zu den großen Werken der indonesischen Literatur. Erst 1970, als er bereits in zahlreiche Sprachen übersetzt war, durfte er im eigenen Land erscheinen."


    Meine Rezension:


    Mochtar Lubis war zweifelsohne eine der großen Gestalten in der literarischen Welt Indonesiens. In seinem 1963 erschienen Roman "Dämmerung in Jakarta" (im Original "Senja di Jakarta" bzw. "Twilight in Jakarta") beschreibt er das Leben und Überleben in Indonesiens Hauptstadt Jakarta aus der Sicht mehrerer Protagonisten, die aus allen gesellschaftlichen und politischen Schichten stammen, und zeichnet damit ein hautnahes und authentisches Bild Indonesiens in den 50er- und frühen 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts.


    Obwohl Lubis in seinem Roman Einzelschicksale beleuchtet, stehen die Figuren doch exemplarisch für die verschiedenen politischen und intellektuellen Strömungen, die sich in der neu gegründeten Nation, die um Überleben und Anerkennung in der Staatengemeinschaft ringt, zu dieser Zeit in einem spannungsgeladenen Beziehungsgeflecht befinden.


    Was ist das überhaupt, Indonesien? Welche Kultur hat dieser Vielvölkerstaat? Wie ist ein solches Land am besten zu regieren? Wie steht es um die schwierige Frage nach dem Einfluss der Religion, hier des Islam, in die Angelegenheiten des Staates? Zentrale Fragestellungen des modernen Indonesiens, die Lubis messerscharf analysiert und mit den Schicksalen seiner vielen Protagonisen verknüpft. Und zwischen all diesen großen Fragen steht der "kleine Mann", Mitarbeiter der Müllabfuhr, wie Saimun und Itam, die tagtäglich auf den Straßen dieses urbanen Molochs um ihr Überleben kämpfen, während Parteimitglieder das instabile politische System gnadenlos zur Selbstbereicherung ausnutzen. Und all diese Schicksale sind dennoch miteinander verbunden, was Lubis meisterhaft in die Konstruktion seiner Romanhandlung integriert.


    Wer sich für das Schicksal Indonesiens in der turbulenten Zeit der 50er- und 60er-Jahre interessiert, kommt an Lubis' Roman nicht vorbei. Näher ans Geschehen als in "Dämmerung in Jakarta" gelangt man nicht. Nicht umsonst wurde Lubis' Werk erst Jahre nach seiner Erstveröffentlichung im Ausland (und dem Ende der "Sukarno-Ära") auch in Indonesien publiziert.

  • Und das Original lautet: Senja di Jakarta
    Leider nicht bei amazon.de, deshalb seht hier:
    https://www.goodreads.com/book/show/1921356.Senja_di_Jakarta
    Die englische Ausgabe heisst: Twilight in Djakarta

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • @Garuda


    ... und wieviele Sterne bekommt das Buch von Dir?

    :study: Joseph Roth, Hiob. MLR.

    :study: Vigdis Hjorth, Ein falsches Wort.

    :musik: Leonie Schöler, Beklaute Frauen.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • @drawe


    Hallo, drawe!


    Ich bin eigentlich kein Fan von diesen Sternen, aber ich würde dem Buch wohl 4,5 Sterne geben. Manche sagen, "Straße ohne Ende" sei Lubis' bestes Werk, aber ich halte "Dämmerung in Jakarta", ausgehend davon, was das Konzept des Romanes und die Intention des Autors gewesen ist, für nahezu perfekt umgesetzt. Ich hoffe, diese Einschätzung hilft dir weiter und beantwortet deine Frage.


    Viele Grüße
    Garuda

  • Ich hoffe, diese Einschätzung hilft dir weiter

    Ja, das tut es, danke!

    :study: Joseph Roth, Hiob. MLR.

    :study: Vigdis Hjorth, Ein falsches Wort.

    :musik: Leonie Schöler, Beklaute Frauen.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).