Mario Giordano - Tante Poldi und der schöne Antonio

  • Kurzmeinung

    Chattys Buecherblog
    Band 3 der Reihe um und mit Tante Poldi und ihrem doch etwas ausschweifendem Leben
  • :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:
    Wie soll man Tante Poldis drittes Abenteuer beschreiben?


    Dolce Vita, bella figura, gutes italienisches Essen und ganz viel amore, das ist die eine Seite der Geschichte. Und diese Seite strotzt nur so vor Lokalkolorit, Urlaubsatmosphäre und Sommerflair. Der Autor beschreibt Land und Leute mit viel Liebe zum Detail, so dass man alles vor sich sehen, hören, riechen und schmecken kann, und er lässt sich Zeit dabei. Vielleicht nicht ganz das Richtige für Hardcore-Krimifans, aber schön zu lesen!


    Nun zur anderen Seite der Geschichte:


    Mafiosi, Fabelwesen, Geheimdienste und eine Vielzahl an schönen Antonios, und zusammen ergibt das den durchgeknalltesten Krimi, den man sich nur vorstellen kann. Waren die ersten beiden Abenteuer von Tante Poldi schon knallbunt und jenseits aller üblichen Maßstäbe von Glaubwürdigkeit, muss man sich hier von Anfang an darauf einlassen, seine Zweifel an der Tür abzugeben.


    Ehrlich gesagt wurde das selbst mir manchmal zu viel, und ich bin ein ganz, ganz großer Fan von Tante Poldi. In dieser Geschichte ist einfach alles möglich. Da wirbelt die über 60-jährige Poldi herum wie Jackie Chan oder betätigt sich als verführerische Spionin wie Mata Hari. Und über Wunderkinder, Zyklopen und Meerjungfrauen brauchen wir gar nicht erst reden.


    Gelegentlich ging mir da ein wenig die Spannung verloren, weil Poldi so übermächtig erschien, dass ihr sowieso nichts passieren konnte. Unterhaltsam fand ich das Buch dennoch immer, wenn auch auf Nicht-Krimi-Art.


    Poldi ist nach wie vor ein Charakter, den man wahrscheinlich liebt oder hasst. Sie ist laut, sie ist schrill, sie wirkt oft selbstsüchtig, und trotz allem ist sie auch ein Charakter mit einer gewissen Tragik. So lustig sie auch wirkt mit ihrer riesigen Perücke, ihrer frechen Art, ihren absurden Klamotten und ihrem enormen Alkoholkonsum, merkt man doch oft, dass sie eigentlich an Depressionen leidet.


    Immerhin ist sie ja ursprünglich nach Sizilien gezogen, um sich mit Meerblick zu Tode zu saufen.


    Und so leicht es auch wäre, Poldi zu unterschätzen, zeigt sie doch oft eine große Lebensweisheit. Ich konnte als Leserin sehr gut verstehen, warum es so viele Menschen gibt, die Poldi lieben und für Poldi fast alles tun würden.


    Der Autor zeichnet seine Charaktere ungemein liebenswert. Und so überlebensgroß, wie sie manchmal wirken, sind sie doch auch gleichzeitig sehr glaubhaft.


    Der Schreibstil ist eine Nummer für sich. Manchmal ist er grandios, vor allem, wenn der Autor Land und Leute beschreibt. Dann ist er wieder sehr überzogen, mit viel zu vielen Adjektiven und überdramatischen Metaphern. Aber! Anders dürfte er gar nicht sein. Man darf nicht vergessen, wer diese Geschichte erzählt: Nämlich Poldis Neffe, der Möchtegern-Schriftsteller, der sich manchmal für das größte literarische Talent aller Zeiten hält und dann übers Ziel hinausschießt.


    Mit dem Humor in diesem Buch ist es wie mit Tante Poldi selber, subtil ist was anderes. Aber wie Poldi sagen würde: Dezenz ist Schwäche. Da muss man als Leser einfach durch.


    | FAZIT |


    Poldis drittes Abenteuer setzt nochmal einen drauf. Schneller, lauter, schriller, verrückter. Vieles kann man hier einfach nicht mehr glauben, aber das soll man wahrscheinlich auch nicht. Ein richtiger Krimi ist das nicht mehr, obwohl es eine Leiche gibt und sowohl Geheimdienste als auch die Cosa Nostra eine Rolle spielen.


    Aber in meinen Augen liest man die Abenteuer von Poldi auch nicht wegen dem Krimi, sondern wegen der Poldi. Mir reicht das vollkommen, und ich werde die Reihe auf jeden Fall weiter verfolgen.


    Als Einstieg würde ich diesen dritten Band allerdings nicht empfehlen. Obwohl man ihn sicher auch ohne Vorwissen der ersten beiden Bände lesen kann, ist es besser, wenn man die Charaktere und die Vorgeschichte schon kennt.

  • Mein Leseeindruck:
    Irgendwie hatte es mir Tante Poldi angetan. Die ersten beiden Bände hatten mich zwar nicht gänzlich überzeugt, aber irgendwas war an dieser Protagonisten, das mich gefesselt hat. Es war so ein richtiger Sog, als ich das Buch in der Buchhandlung erblickt hatte. Sofort war klar, dass ich auch den dritten Band lesen wollte.

    Wie gewohnt, wurde auch hier viel Dialekt gesprochen, zwar bayrisch, aber dennoch gut verständlich. Ich mag diese dialektischen Einwürfe, da es die Story dann immer etwas auflockert und mir Land und Leute etwas näher bringt.

    Interessant war auch, dass auch in diesem Band von Poldis doch recht lockerem Sexleben berichtet wird. Nun gut, sie hatte in der Tat ein sehr ausschweifendes Leben geführt und wirkte dadurch etwas menschlicher, ja, man könnte schon fast sagen, etwas verruchter. Einfach passend zum Charakter.

    Sehr gut hat mir gefallen, dass die Ganovensprache ausführlich erklärt wurde. Wirklich interessant, mit welchen Zeichen sich hier verständigt wird. Da sollte wirklich jeder mal auf solche Symbole achten.

    Weniger gut hat mir dagegen gefallen, dass nahezu gefühlt alle Obst- und Gemüsesorten, die es auf einem Markt zu kaufen gibt, explizit beschrieben wurden. Man sollte eigentlich meinen, dass der Leser in seinem Leben doch schon einiges gesehen und probiert hat. Oder war es einfach nur, um ein paar Seiten zu füllen?

    Lesespaß oder Lesefrust?


    Gemessen an den beiden Vorgängern, fand ich diesen Krimi deutlich schwächer. Ob dem Autor so langsam der Stoff ausgeht. Zumindest hatte ich an einigen Passagen diesen Verdacht. Die Story zog sich in die Länge, zuviele doch seeeehr ausführliche Beschreibungen (siehe oben)
    Ich denke, dass es nun mit diesem dritten Band auch genug sein sollte. Tante Poldi hat irgendwie einfach nichts mehr zu sagen.

    Ach ja, eine Anregung habe ich trotzdem noch erhalten. Auf meiner Beerdigung sollte auch unbedingt Mama Mia gespielt werden. Wer diesen Krimi gelesen hat, wird meine Andeutung auch verstehen. *zwinker*

  • Dieser Krimi mit der bayerischen Tante Poldi in Sizilien ist recht unterhaltsam und auch spannend, aber teilweise etwas zu überdreht. Insgesamt aber liest es sich recht gut. Gelangweilt habe ich mich jedenfalls nicht.