Julia von Rein-Hrubesch - Das Flüstern der Pappeln

  • Als Hennie nach dem Studium und einigen Jahren im Ausland an den elterlichen Hof zurückkehrt, fühlt sie sich verloren. Sie weiß nicht, was sie mit sich und ihrem Leben anfangen soll.
    Bevor sie sich wirklich fragen kann, wonach sie auf der Suche ist, fallen ihr die Briefe in die Hände.
    Briefe, die ihre Großmutter geschrieben hatte, und die nun zurückkommen, einer nach dem anderen, Woche um Woche.
    Hennie findet heraus, dass die Schriftstücke für einen Mann bestimmt waren. Und dieser Mann war nicht ihr Großvater …
    Während die junge Frau glaubt, mehr und mehr einem Geheimnis auf der Spur zu sein, macht sie sich auf die Suche nach Antworten.


    Immer mehr taucht sie in die Vergangenheit ein; und während die ihre Türen für Hennie öffnet, muss sie sich fragen, ob diese sie auch in die Zukunft führen werden...(Klappentext)



    "Es ist wie ein Flüstern, welches ich vernehme. Wie ein Rascheln von Papier. Als ob ich jeden einzelnen der Briefe hier dem Land entnehme. Sie unter den Bäumen aufspüre, aus der Erde grabe. Und sie dann in meinen Händen entfalte." (S. 5 - Anfang)


    Hennie, 26 Jahre, kehrt wieder an den ländlichen elterlichen Hof zurück, nachdem sie in den großen Metropolen New York und London nicht das gefunden hat was sie gesucht hatte. Doch was sucht sie eigentlich? Wohin will sie? Wer ist sie und was würde sie überhaupt glücklich machen? Hennie weiß nicht einmal, ob sie aus diesen Gründen nach Hause zurückgekehrt oder ob sie vor etwas davongelaufen ist.
    Hinzu kommen die ständigen Auseinandersetzungen mit ihrer Mutter und die pflegebedürftige und im Sterben liegende Großmutter. Doch Letztere scheint noch eine Aufgabe für Hennie zu haben - die Aufgabe einem Familiengeheimnis auf den Grund zu gehen.
    Jede Woche kommt ein Brief an. Diese Briefe schrieb wohl einst ihre Großmutter an ihren Liebhaber und diese Briefe werden, einer nach dem anderen, wieder zurückgeschickt - Briefe voller Leidenschaft.
    Führen diese Briefe Hennie an ihr Ziel? Können sie ihr helfen sich selbst zu finden, indem sie in die Vergangenheit ihrer Familie eintaucht? (persönliche Inhaltsangabe)



    Auch wenn die Vermutung nahe liegt, dass dies ein Liebesroman ist, so ist er dies nur bedingt und nicht im eigentlichen Sinne. Es geht nämlich um die Liebe und Leidenschaft des Lebens an sich und genau dies zu finden.


    Hennie ist ruhelos, frustriert, ohne Halt und Zukunftsperspektive. Sie weiß weder was sie will, noch wohin sie will.
    Wie ein Blatt im Wind weht es sie mal hierhin, mal dorthin, doch zur Ruhe kommt sie nie. Diese innere Unruhe, Ziellosigkeit und Frustriertheit wurde von der Autorin auf wunderbare Weise eingefangen. Dies äußert sich in den Dialogen, welche meist einen Streit zwischen Hennie und ihrer Mutter beinhaltet, als auch die Gedankengänge von Hennie. Manchmal hat man das Gefühl, man hätte eine pubertierende 16-Jährige vor sich. Sie ist trotzig, bockig, gibt pampige Antworten und fühlt sich immer in gewisser Weise persönlich angegriffen.
    Aber genau das macht diese Geschichte so authentisch, denn genau so äußert sich Unzufriedenheit mit sich selbst und der Welt nun mal und genau so fühlt es sich an.
    Es zeigt auf, dass diese Empfindungen unabhängig vom Alter sind und man sich selbst mit 26 Jahren (und manchmal sogar noch mit 40) so fühlen kann wie ein 16-jähriges Mädchen, wie ein Blatt im Wind, wenn man auf der Suche nach sich selbst ist.


    Der Schreibstil ist flüssig und klar, sowohl poetisch, als auch direkt und schonungslos. Der Leser begleitet Hennie auf ihrem Weg zur Selbstfindung und auf der Suche nach der Leidenschaft des Lebens. Man kann erst aufhören zu lesen, wenn man den Weg mit Hennie zu Ende gegangen ist und man die Leidenschaft des Lebens zusammen mit ihr gefunden hat.


    Fazit:
    Ein wunderbares Buch über die Suche nach dem Glück und der Leidenschaft des Lebens. Ein Roman mit viel Gefühl, vielen Emotionen und Poesie.
    Eine Geschichte für jedes Alter, jeden Lebensabschnitt und für alle die auf der Suche sind.
    Dieser Roman enthält auf gerade mal 172 Seiten so viel Message, wie so mancher Wälzer nicht.
    Von mir gibt es daher eine absolute Leseempfehlung für dieses kleine aber feine Literaturschmankerl. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    © Pink Anemone

  • Klappentext von der Autorenseite


    Als Hennie nach dem Studium und einigen Jahren im Ausland an den elterlichen Hof zurückkehrt, fühlt sie sich verloren. Sie weiß nicht, was sie mit sich und ihrem Leben anfangen soll. Bevor sie sich wirklich fragen kann, wonach sie auf der Suche ist, fallen ihr die Briefe in die Hände. Briefe, die ihre Großmutter geschrieben hatte, und die nun zurückkommen, einer nach dem anderen, Woche um Woche. Hennie findet heraus, dass die Schriftstücke für einen Mann bestimmt waren. Und dieser Mann war nicht ihr Großvater … Während die junge Frau glaubt, mehr und mehr einem Geheimnis auf der Spur zu sein, macht sie sich auf die Suche nach Antworten. Immer mehr taucht sie in die Vergangenheit ein; und während die ihre Türen für Hennie öffnet, muss sie sich fragen, ob diese sie auch in die Zukunft führen werden.


    Autoreninfo von der Autorenseite:


    Julia von Rein-Hrubesch wurde 1979 in Gera geboren. Inzwischen lebt, arbeitet und schreibt die Autorin in Ingolstadt. Besuchen Sie Julia von Rein-Hrubesch auf ihrer Webseite: juliaschreibtblog.wordpress.com!


    Erster Satz:


    “Ich erwarte nichts von dir. Das habe ich nie.”


    Meinung:


    Ich habe noch nicht viele Selfpublisher-Romane gelesen und habe mich auch so ziemlich dagegen gesträubt. Aber dann kamen vor einiger Zeit schon zwei gute Krimis und so habe ich mich mal wieder umgeschaut in diesem Bereich.


    Durch Zufall und ich bezeichne es als glückliche Fügung bin ich auf das kleine, aber sehr feine Buch von Julia von Rein-Hrubresch gestoßen. “Das Flüstern der Pappeln” ist zwar nicht umfangreich von der Seitenzahl und das muss ein Buch auch nicht immer sein, aber unheimlich umfangreich an Gefühl, Thematiken, die niemanden fremd sein mögen und mit einer Sprache ausgestattet, die ich noch nicht oft gelesen habe. Ein Wohlfühlbuch könnte man meinen, allein durch den poetischen Sprachstil, aber dies ist es nicht nur, denn die Thematiken haben es in sich. Der Sterbeprozess der Großmutter, das Familiengeheimnis, der Konflikt von Hennie mit ihren Eltern und auch ihre eigentliche Selbstfindung – alles Themen, die einen berühren und auch traurig machen. In manchen Momenten musste ich schlucken, da mir vieles sehr vertraut war und heute noch ist.


    “Das Flüstern der Pappeln” hat mich in meinem Leben abgeholt. Wohl nicht nur mich, denn jeder hat einen Abnabelungsprozess und ich kann Hennies Flucht aus der bayerischen Enge gut verstehen. Jetzt muss ich gerade wieder schmunzeln, denn bis auf einmal ein Städtename fiel, bin ich nie auf die Idee gekommen, dass die Handlung in Bayern spielen könnte. Gerade die wundervollen Landschaftsbeschreibungen mit den Pappeln hat mich dazu verleitet, die gesamte Handlung in den Norden zu legen. Aber das nun nur am Rande, dies ist immer gerade wieder eingefallen, als ich die Besprechung eintippte.


    Hennie ist als Künstlerin sehr erfolgreich, steckt aber im Moment in der Krise und weiß nicht weiter. Wohin geht man dann am ehsten, auch wenn es nicht immer leicht war, nach Hause. In ihrem Fall auf einen Bauernhof in Bayern. Ihre Mutter und Großmutter arbeiten bzw. arbeiteten als Glaskünstler, und beide hätten nichts lieber gesehen, als das Hennie auch mit dabei wäre. Der Konflikt zwischen Hennie und ihrer Mutter schwelt auch jetzt noch. Man merkt deutlich, dass hier viel unausgesprochene Dinge an die Oberfläche drängen, und zu einem Ausbruch kommen werden.


    Insgesamt hat sie keine glückliche Beziehung zu den Eltern. Man merkt, dass sie sich von ihnen entfremdet hat und auch ihre Eltern haben Schwierigkeiten damit, dass Hennie wieder da ist. Sie fragen sich, was sie will und was sie vorhat. Für sie muss immer ein klarer Weg erkennbar sein.

    Dass das Leben so nicht spielt wissen wir alle. All dies und auch Hennies Suche nach sich selbst erzählt Julia von Rein-Hrubesch sehr gefühlvoll, leicht und poetisch. Mal melancholisch, mal voller Sehnsucht, wenn man die Briefe liest und Hennie ihre Gedanken dazu wieder gibt. Mit jedem Bild wirft sie neue Fragen auf und man verfolgt sehnsüchtig Hennies Weg mit den Briefen und möchte nur allzugern wissen, was es mit den Briefen auf sich hat, die Hennie aus dem Postfach in München holt.


    Viele Bilder, die Rein-Hrubesch geschaffen hat, klingen auch heute noch nach: Der Sensenmann, die Malerei im Moor, Hennies Erkenntnis am Ende und es gelingt nicht vielen Autoren, dass einzelne Buchszenen noch Wochen später bei mir nachklingen und bei der Erinnerung ein Lächeln auf mein Gesicht zaubern und mich an schöne Lesemomente erinnern.


    Fazit


    Ein Buch übers Ankommen, sich Selbstfinden in einer poetischen leichten aber auch tiefsinnigen Sprache. Ein Buch, dass nachklingt und einen nicht loslässt.


    Bewertung:


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Liebe Grüße von der buechereule :winken:


    Im Lesesessel


    Kein Schiff trägt uns besser in ferne Länder als ein Buch!
    (Emily Dickinson)



    2024: 010/03.045 SuB: 4.302

    (P/E/H: 2.267/1.957/78)