Matthew Quick - Anstand / The Reason You're Alive

  • Mathew Quick zeichnet mit David Granger einen derben, kantigen Charakter. Als Vietnam Veteran und Vollblut Patriot, der den Krieg blutig und hautnah miterlebt hat, trägt er sein Herz auf der Zunge. Er misstraut der Regierung und verhöhnt sie für das was sie ihm mit dem Vieatnam-Einsatz an Leib und Seele angetan hat. Der sinnlose Krieg hat in seinem Leben definitiv Spuren hinterlassen, die ihn bis heute quälen und gefährlich machen.


    Die ganze Zeit redet Granger als würde er einen Bericht verfassen und auf eine Art tut er das auch.
    Seine Ausdrucksweise ist teils vulgär aber es passt zu diesem knorrigen Typen.
    Wir erleben einen wütenden Mann, dem Fremde in seinem Land genauso zuwider sind wie sein linksliberaler, scheinheilig-korrekter Sohn Hank, der sich eigentlich viel rassistischer benimmt als sein patriotischer Vater. Der Sohn merkt es nur nicht.
    David Granger ist trotz seiner Härte ein fürsorglicher Familienmensch, dem man vieles hoch anrechnen muss. Er übernimmt Verantwortung für andere und hat ein großes Herz.


    Der Rote Faden in dem Buch ist sicherlich die Aufarbeitung der Vergangenheit und eine offene Rechnung, die noch beglichen werden muss.


    Meine Eindrücke:
    Matthew Quick zeichnet gekonnt ein glaubwürdiges Bild eines Vietnam Veteranen, das erahnen lässt, was diese Soldaten damals durchmachen mussten und wegen ihrer Traumata bis heute immer noch durchmachen. Dies tut er recht unaufgeregt. Blicke in die Vergangenheit wechseln sich mit dem Heute ab. Ein Rad greift da in das andere und der Erzählfluss lässt mich nicht los.
    Quick zieht geschickt die Fäden und schreibt gewohnt intelligent. Ich würde sogar sagen, dass er ein sehr leidenschaftliches Buch über und für Vietnam Veteranen geschrieben hat.
    Mir hat dieser Mix aus Familienkonflikten mit Grangers Sohn dessen niederländischer Frau, seiner Enkelin Ella, und Grangers Verarbeitung seines eigenen Schicksals im Krieg sehr gut gefallen.


    Fazit:
    Meiner Herkunft geschuldet fehlt es mir natürlich an der amerikanischen Lebensart, um dieses Buch bis ins Letzte zu verstehen.
    Aber mein Wissen und historisches Interesse reicht aus um die Tragweite des Vietnam Krieges und den Umgang der Amerikaner mit den Veteranen zu kennen. Vielleicht weiß ich auch mehr als so mancher amerikanischer Bürger. Zumindest, wenn man David Granger fragen würde. :-)


    Ich glaube, dass Mathew Quick den Finger in die Wunde vieler vom Glück verwöhnten amerikanischen Zivilisten legt und mächtig darin herumpokelt.
    Und ich glaube auch, dass die Vietnam Veteranen durch die Figur des David Granger eine Stimme bekommen.
    Dies ist eine gelungene Hommage an die Vietnam Veteranen, die von der Regierung nicht den Respekt bekommen, den sie verdienen, und von den Zivilisten einfach nicht das Verständnis erfahren, das nötig wäre. Mögen viele Amerikaner dieses Buch lesen und die Veteranen besser verstehen, denn für viele der Soldaten ist der Krieg bis heute nicht vorbei.
    Ich gebe eine absolute Leseempfehlung.

    Liebe Grüße, Tardigrada


    :study: "Moja Igra" von Luka Modrić (Autobiografija)

    :bewertung1von5: 2018 gelesen: 23 :bewertung1von5: 2017 gelesen: 120 :bewertung1von5: 2016 gelesen 140 :bewertung1von5:2018 - 2019 Leseflaute