Karin Seemayer - Die Tochter der Toskana

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlag):
    Die Wege der Freiheit.
    In der Toskana, 1832: Antonellas Traum ist es, zu kochen und Wein anzubauen, doch sie soll den reichen Sohn des Müllers heiraten. Voller Verzweiflung bricht sie aus der Enge ihres kleinen Dorfes in den Apuanischen Alpen aus und flieht nach Genua. Die Reise ist gefährlich, denn Italien gleicht einem Pulverfass. Überall regt sich erbitterter Widerstand gegen die Herrschaft der Habsburger. Daher ist Antonella froh, als sie Marco trifft, der ihr Geleit anbietet. Was aber verheimlicht er ihr? Und wieso fühlt sie sich trotzdem so zu ihm hingezogen? Als sein Geheimnis offenbart wird, muss sie allen Mut aufbringen, um sein Leben zu retten...
    Die Geschichte einer starken Frau zur Zeit der italienischen Freiheitskämpfe.


    Autorin: (Quelle Amazon) Karin Seemayer wurde 1959 in Reutlingen geboren, lebte von 1960 bis 1993 in Frankfurt und seitdem im Taunus.
    Mit acht Jahren schrieb sie ihre ersten Tiergeschichten auf die Rückseite gebrauchter Telex-Rollen, die ihre Mutter aus dem Büro mitbrachte, da ihr der Papierverbrauch ihrer Tochter zu hoch war. Es folgten Wildwestgeschichten, dann Science-Fiction, und später, als Teenager, schrieb sie Liebesgeschichten.
    Anfang zwanzig packte sie das Fernweh. Sie machte eine Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau und war die nächsten Jahre beruflich und privat viel unterwegs.
    Viele ihrer Romanideen sind auf diesen Reisen entstanden.
    Die Umsetzung der Ideen musste jedoch warten, bis ihre drei Kinder erwachsen waren.Am 15.7.2014 erschien ihr Debüt „Die Sehnsucht der Albatrosse“ im Harper Collins Imprint Books2read. Ein Jahr später folgte die Fortsetzung „Das Geheimnis des Nordsterns“
    Seit 2016 ist Karin Seemayer Mitglied bei DeLiA, der Vereinigung deutschsprachiger Liebesromanautoren.
    Die „Sehnsucht der Albatrosse“ belegte 2014 Platz 2 der besten deutschsprachigen Debüts bei Lovelybooks.





    Im Dezember hatte ich an dieser Stelle ja bereits das Prequel zu diesem historischen Roman, „Die Tochter der Toskana – Wie alles begann“ vorgestellt, und am Freitag wurde nun endlich das E-Book in meine Kindle App geliefert!
    Meine Meinung: Auch wenn Karin Seemayer mir mit der Zeit zu einer sehr lieben Kollegin geworden ist, mit der sich nicht nur herrlich prokrastinieren, sondern auch recherchieren und Ideen prüfen lassen lässt, und obwohl mich ihre zweibändige „Saga der Albatrosse“ komplett begeistert hatte, muss ich zugeben, dass ich überaus kritisch an diesen historischen Roman herangegangen bin.
    Gerade wenn man eine Buchreihe so liebt wie ich diese beiden Bücher, dann wird man als Leser mitunter allzu leicht enttäuscht. Sei es, weil man mit überzogenen Erwartungen an die Lektüre geht, sei es, weil dem Autor nichts wirklich Neues mehr einfällt.
    So sehr ich mich auch mühte, vor allem, nachdem ich das Prequel gelesen hatte, konnte ich meine Erwartungshaltung nicht mehr runterschrauben. Im Gegenteil. Sie wuchs noch.
    Und stellte Karin Seemayer vor eine Aufgabe, die selbst erhelblich bekanntere Autoren bereits gerissen haben.
    Aber ganz von Anfang an:
    Das Buch führt uns zurück in das heimatliche Dorf von Karin Seemayers Heldin Antonella, das wir bereits in der Vorgeschichte kennengelernt haben. Aus dem Mädchen ist eine junge Frau geworden, die sich deutlich abhebt von ihrer mit beiden Beinen im Leben stehenden Protagonistin Sarah aus den „Albatrossen“.
    Fast schon ist man geneigt, in der naiv-unschuldigen Art des ungebildeten Bauernmädchens die Blaupause für einen klassischen historischen Roman zu erkennen. Aber Karin Seemayer wäre nicht meine liebste Autorin von historischen Romanen, wenn sie dieses langweilige Strickmuster aufnehmen würde.
    Sie stattet Antonella nicht mit irgendwelchen hochfliegenden Träumen aus, die zum Scheitern verurteilt sind, sondern zeichnet mit Detailtreue und ganz viel Liebe die authentische Figur einer Frau aus dem 19. Jahrhundert. Eine karge Umwelt, harte Lebensbedingungen haben die kindlichen Zukunftsträume, die sie mit ihrer Freundin Francesca hegte, auf die Größe der Kobolde schrumpfen lassen, die (da bin ich mir sicher) in den Bergen rund um den Monte Ventasso hausen.
    Auch wenn sie nicht wirklich etwas für Paolo empfindet – das schier unfassbare Glück, dass der ebenso schmucke wie begehrte Müllerssohn ausgerechnet um sie, die Tochter eines armen Schäfers wirbt, lässt sie nicht kalt. Und wenn es auch nur die Vorstellung ist, als Ehefrau des reichsten Mannes im Dorf nie mehr frieren zu müssen – im Ausgleich daran wird sie sich gewiss schon irgendwann an seine Küsse gewöhnen, die bei ihr so gar nicht das Herzklopfen hervorrufen, von dem die Lieder und ihre Freundinnen erzählen …
    Karin Seemayer gelingt es sehr gut, dieses Denken glaubhaft zu transportieren, mich fröstelte es, obwohl ich beim Lesen unter der warmen Bettdecke steckte.
    Als dann Marco auftritt, um Antonella zu retten, zitiert Karin Seemayer gekonnt ein Klischee aus den Plots gängiger Historienschinken – nur, um es auf den folgenden Seiten Mal um Mal zu widerlegen. Die schüchterne Antonella wächst, sie begehrt gegen den Fremden auf, der sie so anders behandelt als sie von den meist arrangierten Ehen ihrer Heimat kennt.
    Und etwas anderes wächst … nicht nur das zarte Pflänzchen der Zuneigung zwischen den beiden, sondern auch die Flamme der zweiten Unabhängigkeitsbewegung Italiens.
    Auf ganz wunderbare Weise versteht Karin Seemayer es, die geschichtspolitischen Hintergründe, Lokal- und Zeitkolorit mit der Liebesgeschichte so ausgewogen und abwechslungsreich zu verweben, dass man beim Lesen nie in Versuchung gerät, einen Abschnitt zu überblättern.
    Im Gegenteil, ich flog über die Seiten nur so dahin, und stellte allzu schnell fest, dass die 400 Seiten des Buches zur Gänze verschlungen waren, sodass mir jetzt nichts bleibt, als auf die Fortsetzung dieser spannenden Familiensaga zu warten, an der die Autorin dem Vernehmen nach bereits sitzt.
    Karin Seemayer hat mit „Die Tochter der Toskana“ ihren Rang als meine Lieblingsautorin historischer Romane noch einmal gefestigt.


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    Diese Buchvorstellung/Leseempfehlung erschien zuerst auf meinem Blog katharina-muenz.com

  • 1832 Toskana. Antonella ist 19 Jahre alt und lebt mit ihren beiden Schwestern und ihren Eltern im kleinen Dorf Cerreto. Sie liebt es zu kochen und interessiert sich auch für den Weinanbau und dessen Verarbeitung. Da ihr Vater als Schäfer kein reicher Mann ist, muss er seine Töchter gut verheiraten. Für Antonella wirbt der Müllersohn Paolo, allerdings hat er den Ruf, ein Frauenheld zu sein. Als Antonella dies mit eigenen Augen unfreiwillig beobachten kann, will sie von Paolo nichts mehr wissen. Als dieser sie im Wald bedrängt, wird Antonella von einem attraktiven Fremden namens Michele gerettet, der zufällig in der Nähe war. Michele ist der Sohn eines adligen Weinbauers, doch er ist auch ein Deserteur und als Aufrührer inkognito unterwegs. Als Antonella von ihrem Vater gezwungen wird, Paolo zu heiraten, beschließt sie, sich Michele bis Genua anzuschließen und zieht mit ihm heimlich davon. Während ihrer abenteuerlichen Reise kommen sich die beiden immer näher, doch Antonella ahnt nicht, dass Michele in geheimer Mission unterwegs ist und mit dem Bund der Carbonari Italien von den unliebsamen Herrschern befreien will. Die italienische Armee ist Michele als Deserteur auf den Fersen, während die Polizei ihn als Aufrührer sucht. Antonella gerät dadurch zwischen die Fronten. Wird sie eine Zukunft mit Michele haben?


    Karin Seemayer hat mit ihrem Buch „Die Tochter der Toskana“ einen sehr mitreißenden, spannenden und unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und saugt den Leser regelrecht in das Buch hinein, das sich nicht mehr aus der Hand legen lässt. Schnell folgt er als unsichtbarer Schatten Antonella bei ihren täglichen Arbeiten, Träumen, Gedanken und dann auf ihrer abenteuerlichen Reise durch die Berge nach Genua. Die Landschaftsbeschreibungen sind so bildhaft, dass man die wunderschöne Gegend der Toskana, aber auch die Hafenstadt Genua mit den imposanten Palazzi regelrecht vor Augen hat. Der Spannungsbogen wird recht schnell aufgebaut und schraubt sich während der Handlung immer weiter in die Höhe. Der historische Hintergrund wurde von der Autorin sehr schön recherchiert und mit ihrer Handlung verwebt. Ebenso spricht sie verschiedene Themen an, unter anderem geht es um die Rolle der Frau zur damaligen Zeit, der nicht viel anderes übrig blieb, als durch eine angemessene Hochzeit versorgt zu sein. Gelang ihr das nicht, blieb ihr nicht viel mehr, als als Hure zu enden. Auch Bildung war der einfachen Bevölkerung nicht zugänglich, so konnten viele Menschen der unteren Schichten weder schreiben noch lesen. Gleichzeitig werden die verschiedenen Gesellschaftsschichten und deren Machtverhältnisse innerhalb der Handlung sehr deutlich.


    Die Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet und mit individuellen Eigenschaften versehen, weshalb sie durchweg glaubhaft, real und authentisch wirken. Antonella ist eine junge Frau mit Träumen. Sie liebt es, zu kochen und auch die Weinverarbeitung interessiert sie. Sie kann nicht lesen und schreiben, doch hat sie bestimmte Erwartungen für ihr Leben, die sich allerdings den Wünschen ihrer Eltern zu beugen haben. Antonella wirkt zurückhaltend, aber herzlich und mit genügend Mitgefühl für andere ausgestattet. Als sie den Entschluss fasst, ihrer vorhersehbaren Zukunft zu entfliehen, zeigt sie eine Menge Mut, der sie wohl selbst überrascht. Doch je länger sie auf Wanderschaft ist, umso stärker und mutiger wird sie. Es ist schön zu beobachten, wie sie über sich hinaus wächst und sich immer mehr zutraut und dadurch an Selbstbewusstsein gewinnt. Michele ist als Sohn eines Adligen geboren und liebt die Arbeit auf dem Familienweingut. Doch als zweiter Sohn wird er dies nicht erben, obwohl er sich mit seinem älteren Bruder wunderbar versteht. Sein Vater ist ein harter Mann, der seinen Weg für ihn vorbestimmt hat. Erst wird er zum Jurastudium geschickt, um dann in der Armee zu landen. Doch beides ist nichts für Michele, so dass er sich auf einen gefährlichen Pfad begibt. Michele ist ein sympathischer Mann, der sich um andere sorgt und kümmert. Dabei ist er sich auch immer der Gefahr bewusst. Aber er lässt niemanden im Stich. Auch die anderen Protagonisten wie der Seemann in Genua oder der Priester, der den beiden zur Flucht verhilft, tragen zu dieser runden und schönen Geschichte bei.


    „Tochter der Toskana“ ist ein rundum gelungener historischer Roman über die Liebe, Träume und Überzeugungen. Das Buch besticht nicht nur durch einen wunderschönen Erzählstil, sondern lässt den Leser hautnah am Geschehen teilhaben. Wunderbare Lesestunden garantiert, die eine absolute Leseempfehlung mehr als verdienen!


    Absolut gelungener Roman für :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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