Joe Fischler - Veilchens Winter

  • Valerie „Veilchen“ Mauser, hochverdienter Star bei der Wiener Kripo, wird ans LKA in ihrer Tiroler Heimat berufen. Vom Neuanfang im „Heiligen Land“ erhofft sie sich ein einfacheres, ruhigeres Leben. Da hat sich Valerie aber böse geschnitten. Gleich am ersten Arbeitstag überträgt ihr der Landesvater höchstpersönlich einen äußerst delikaten Fall. In kürzester Zeit wird Valerie zum Spielball von Politik, Hochfinanz und ausländischem Kapital – in Gestalt eines vor kurzem eingebürgerten Oligarchen und Tiroler Neo-Hoteliers. Ein ungeklärter Todesfall und ein entführtes Kind bringen Valerie gehörig ins Schwitzen – ein mörderisch spannender Fall im gar nicht heiligen Land Tirol!…(Klappentext)


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    „>>Mama?<<, krähte sie mit sattem Bass. >>Kind, um Himmels willen! Bist du krank?<< Valerie Mauser drehte sich auf die Seite und hustete. (S. 5 – Beginn)


    Ich freute mich riesig darauf diesen Alpenkrimi zu lesen. Mal wieder etwas lockeres und witziges. Das es jedoch so „witzig“ wird hätte ich nicht gedacht.


    Alles beginnt damit, dass Valerie Mauser, genannt Veilchen, von Wien nach Innsbruck versetzt wird. Gemütliche Leut‘, prachtvolle Berge und eine ruhige Kugel schieben. So hatte sie sich das Ganze zumindest vorgestellt..unser Veilchen. Vielleicht deswegen ein Grund weshalb man sich gleich bei der Antrittsfeier einen so mächtigen Schnapsrausch umhängt, sodass man Filmrisse hat und sich alles erstmal durch den Kopf gehen lassen muss.
    In diesem Zustand wird Valerie sogleich vom Landeshauptmann in sein Büro zitiert. Die Hütte brennt, denn die Tochter des millionenschweren russischen Oligarchen wurde entführt und dieser wird nun erpresst. Forderung: 3 Millionen, keine Polizei. Natürlich muss daher alles äußerst diskret ablaufen, ergo wirklich keine Polizei, sowie auch sonst kein Wort zu irgendwem. Veilchen ist auf sich alleine gestellt und muss nun ohne Hilfe die Tochter finden und die Täter dingfest machen. Nur gut, dass man in Tirol als Kriminalbeamtin keiner geregelten Arbeit nachgeht, sondern machen kann was man will, und so beginnt die Jagd nach den Entführern, die vor nichts zurück zu schrecken scheinen. (persönl. Inhaltsangabe)


    Man erkennt vielleicht meinen leicht ironischen Unterton und das hat auch seinen Grund, denn so richtig ernst nehmen kann ich diesen Krimi nicht. Gut, vielleicht ist das auch so gewollt, aber ein bisschen Realitätsnähe wäre schon wünschenswert gewesen.


    Veilchen, eine der besten Kripo-Beamten, agiert zeitweise weder professionell, logisch noch nachvollziehbar und manche Handlungen und Geschehnisse sind etwas realitätsfern.
    Zudem wird hier einiges an Klischees aufgefahren. Sei es der Hansi Hinterseer-Verschnitt von Landeshauptmann, bis hin zu den Tirolern für die jeder ab Salzburg aus dem Balkan zu kommen scheint. Bischt a Tiroler, bischt a Mensch. Bischt koa Tiroler, bischt a Oasch.


    Was mich jedoch am meisten störte, war die nicht aufhören wollende und oft überzogen wirkende Komik. Die Handlung wird nämlich immer wieder durch, meiner Meinung nach, übertrieben lustige Gedanken oder Slapstickeinlagen unterbrochen und das leider allzu oft.


    „>>Der Groschen war gefallen<< hätte auch allzu abgedroschen geklungen. Noch dazu waren Groschen Geschichte, wie die Schillinge, nur die ‚falschen Fünfziger‘ gab’s noch. Die heißen heute Fuffis. Falsche Fuffis…“ (S. 71)


    Danach folgten zwei „normale“ Sätze und dann wieder eine humoristische Einlage. Mit der Zeit hat mich das nur noch genervt, denn die Handlung wollte dadurch so gar nicht voranschreiten. Hinzu kommt dann auch noch das, aus dem Nichts auftauchende, imaginäre Teufelchen Veilchens, welches auf ihrer Schulter sitzt und, wär hätte das gedacht, ebenfalls witzige Sprüche ablässt. Das war für mich einfach too much. Lustiger Schmäh hin oder her, aber alles hat irgendwann seine Grenzen erreicht. Hier geht der Krimi auf Kosten der Witze und des Humors unter (wer hätte gedacht, dass sowas mal aus meinem Mund kommen würde?).


    Ab der Mitte, mit dem Auftauchen ihres ehemaligen Kollegen Stolwerk, wird es jedoch besser. Viel besser! Die humoristischen Einlagen wirken nicht mehr so übertrieben und wurden auf ein erträgliches Maß reduziert. Die Dialoge sind pfiffig und auch wirklich zum Schmunzeln.
    Auch die Handlung nimmt hier an Fahrt auf und somit auch die Spannung. Am Ende konnte mich der Autor sogar mit einer überraschenden Auflösung begeistern.


    Der Schreibstil selbst ist klar und flüssig und auch die Erzählweise, abgesehen von den übertriebenen Komik-Elementen, lädt zum Weiterlesen ein.
    Wäre es nur von Anfang an so gewesen…ich wäre vor Begeisterung nicht mehr zu halten gewesen.


    Fazit:
    Wenn der Krimi von Anfang an so verlaufen wäre, wie von der Mitte an, dann hätte er wohl volle Punktzahl erhalten. So musste ich mich jedoch durch übertriebene und nicht enden wollende humoristische Einlagen kämpfen, welche die Handlung erheblich bremsten und meistens gar nicht so witzig waren. In der ersten Hälfte geht der Krimi also auf Kosten der Witze und Komik komplett unter.
    Mit den Klischees hätte ich mich noch anfreunden können (vor allem weil sie gar nicht so weit hergeholt sind), doch an diesen teils nicht nachvollziehbaren und realitätsfernen Handlungen hatte ich schon ein bissl zu knabbern.
    Nichtsdestotrotz wird dieser Krimi ab der Hälfte richtig gut -> rasant, spannend, überraschende Wendung. Hier sind auch die Dialoge und so manche Geschehnisse wirklich witzig und zum Lachen. Tja, weniger ist eben oft mehr.
    Lesern die auf humoristische Witze-Krimis stehen und es mit der Realität nicht so genau nehmen, kann ich diesen Alpenkrimi ohne Bedenken empfehlen.
    Ob ich nun auch den 2. Teil dieser Reihe lesen werde, weiß ich noch nicht. Bin noch etwas hin und her gerissen.
    Von mir gibt es zwar eine Leseempfehlung, diese richtet sich jedoch vor allem an die Freunde dieser Art von Krimis. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    © Pink Anemone