Charles Dickens - David Copperfield (Start: 05.02.2018)

  • Diese Mrs Mowcher -
    ihre Andeutungen habe ich nicht ganz verstanden. Bezieht sie sich auf Emily, d. h. wusste sie von der geplanten
    Entführung und eilte deswegen nach Yarnmouth? oder beziehen sich ihre Äußerungen auf Martha?
    Es bleibt bisschen unklar, finde ich.


    Auch Miss Dartles Verhalten habe ich nicht auf die Reihe gebracht. Sie würde Emily ganz furchtbar bestrafen, brandmarken, meine Güte - was hat sie nur so aufgebracht?
    Ist ihr Ähnliches passiert?


    Mrs Steerforth versucht, den "Schaden" mit Geld zu beheben, aber da verwahrt sich Mr. Pegotty dagegen. Mrs Steerforth lehnt eine Heirat kategorisch ab
    und beruft sich auf gesellschaftliche/ ständische Gründe. Mr.Pegotty hatte wohl auch ein bisschen Hoffnung gehabt, dass seine Emily ehrenhaft aus der Sache herauskommt.
    Ach, die Ehre.Mrs Steerforth ist auch tödlich gekränkt worden durch das Fehlverhalten ihres Sohnes.


    Drei unterschiedliche Frauen, die sich unterschiedlich äußern: versuchte Hilfeleistung bei Mrs Mowcher, unbändige Wut bei Miss Dartle und
    Kränkung und Blamage bei Mrs. Steerforth.

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Hat sie nicht bereits am Anfang - in dem Kapitel, in dem David mit Pegotty im Hausboot zu Besuch ist - schon als Kind immer davon geträumt, eine Lady zu werden?

    Das habe ich auch so in Erinnerung, weshalb mir Em'ly etwas hochnäsig vorkam. Vielleicht ist sie das aber auch gar nicht, sondern es sind nur die Prinzessinnen-Träume eines sehr jungen Mädchens. :queen:

    waren aber aus anderem Fleisch und Blut als Emily, das kleine Träumerchen.

    Die würde ich jetzt nicht mit dem kleinen Kätzchen Emily vergleichen.

    Vielleicht kann man sie doch vergleichen, zumindest die literarischen wie etwa mit Anna und Emma.
    Und die Realen?
    Ich denke, dass große Umwälzungen oftmals mit sehr kleinen Schritten und vielen Rückschlägen angefangen haben. Sicher waren auch einige der realen Frauen keine großen Heldinnen, die gleich die ganze Welt verbessern, sondern nichts anderes als ihre Träume leben wollten. Womit wir wieder bei der kleinen Em'ly und den ihrigen wären.

    Sollte Steerforth je die Idee haben, dort wieder aufzutauchen…..

    Ob den dort noch etwas hinziehen könnte? Segeln kann er in anderen und "sichereren" Gewässern ja auch.

    Überhaupt war das auch ein tiefer Einblick in ihr Leben und ihre Psyche - sehr spannend.

    Ja, diese Szene hat mir auch sehr gut gefallen. Wir haben Miss Mowcher ja als eine Person kennengelernt, die gerne tratscht und immer zu Späßen aufgelegt ist. Jetzt wissen wir, dass das nur eine Maske ist, eine Art Tarnung, um ihr Leben als Zwergin überhaupt fristen zu können.
    Kleinwüchsige Menschen wie Miss Mowcher hatten es damals gewiss sehr schwer.

    sondern gleich mit der ganzen Hand auf all den Dünkel hingewiesen, den die gesellschaftlich höher stehenden Schichten umgab

    Mich hat sogar etwas verwundert, dass Mrs. Steerforth sich jetzt so gegen ihren Sohn stellt, und ihm nur verzeihen will, wenn er ohne Em'ly zu ihr zurückkehrt. Nach Mutterliebe sieht das ja nicht aus, sondern nur nach dem von Dir erwähnten Standesdünkel.
    In den "unteren Schichten" bei Pegotty war das ja ganz anders. Dessen Liebe zur "gefallenen" Nichte hat keinen Augenblick nachgelassen.

    Sie war und ist wohl immer noch in irgendeiner Weise Steerforth verfallen

    Das denke ich auch, das sieht so nach verschmähter Liebe aus und würde irgendwie auch ihre Wut und ihren Hass erklären. Zurückweisung tut weh und verzeihen ist schwer, wenn man nicht zur Großmut neigt.

    Diese Mrs Mowcher -
    ihre Andeutungen habe ich nicht ganz verstanden.

    Ich hab das so verstanden, dass die liebe Miss Mowcher (mit ihrem riesigen Regenschirm, welch köstliches Bild) ganz verzweifelt ist, weil James auch sie hinters Licht führte, und sie glauben ließ, dass David in Em'ly verliebt sei. So hat er sie auf eine falsche Fährte gelockt, während er Zeit und Muße genug hatte, die Flucht vorzubereiten.


    Mrs Steerforth lehnt eine Heirat kategorisch ab
    und beruft sich auf gesellschaftliche/ ständische Gründe.

    Wobei ich mich gefragt habe, warum James mit der Kleinen überhaupt durchgebrannt ist. Wenn er sie von vorne herein nicht ehelichen will, hätte er es doch mit einer heimlichen Affaire leichter gehabt. Das hätte er schon organisieren können, wenn er gewollt hätte. Oder hat er doch ernste Absichten?

  • ch hab das so verstanden, dass die liebe Miss Mowcher (mit ihrem riesigen Regenschirm, welch köstliches Bild) ganz verzweifelt ist, weil James auch sie hinters Licht führte, und sie glauben ließ, dass David in Em'ly verliebt sei. So hat er sie auf eine falsche Fährte gelockt, während er Zeit und Muße genug hatte, die Flucht vorzubereiten.

    Bezieht sich das denn tatsächlich auf Emily?
    Der Name fällt kein einziges Mal, es ist nur die Rede von einem Mädchen.
    Und wir haben da ja noch das Mädchen Martha!
    Das ist der Punkt, wo mein Hirn immer noch vernagelt ist.
    Wen genau meint sie?
    Es ist ja so, dass der Erzähler uns oft genug neckt, geheimnisvolle Andeutungen gibt und dergleichen.
    Aber vielleicht denke ich zu verschwurbelt.

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Bin auch da und es herrscht mal wieder heilloses durcheinander, zumindest bei mir. Miss Mowcher fand ich klasse und auch Gummidge, vor allem weil ihre Veränderungen so direkt zu erkennen waren. So gemütlich wie Mr. Peggotty immer wirkte kaufe ich ihm ab, dass er James Steerforth erschlägt / tötet, falls er ihn sieht oder findet. 8-[
    Also auf alle Fälle muss noch einiges kommen sind gerade etwas über 50% des Buches :loool:

    :study: Feuerkind (Stephen King) 34 / 542 Seiten

    :study: Mit Nachsicht (Sina Haghiri) 0 / 268 Seiten


    SUB: 857

  • Das habe ich auch so in Erinnerung, weshalb mir Em'ly etwas hochnäsig vorkam. Vielleicht ist sie das aber auch gar nicht, sondern es sind nur die Prinzessinnen-Träume eines sehr jungen Mädchens.

    so stell ich mir das auch vor - die Kleine hat halt einfach geträumt und jetzt spielt ihr ein Mann vor, dass ihre Träume wahr werden könnten. Deswegen fällt sie auf Steerforth rein. 8-[

    Ja, diese Szene hat mir auch sehr gut gefallen. Wir haben Miss Mowcher ja als eine Person kennengelernt, die gerne tratscht und immer zu Späßen aufgelegt ist. Jetzt wissen wir, dass das nur eine Maske ist, eine Art Tarnung, um ihr Leben als Zwergin überhaupt fristen zu können.
    Kleinwüchsige Menschen wie Miss Mowcher hatten es damals gewiss sehr schwer.

    Ich bin fasziniert, dass Dickens diesen Charakter 1. überhaupt in ein Buch mit hinein genommen hat und 2. sich so tief in die Psyche und das Leben dieser Menschen hinein denkt. Ich weiß gar nicht, ob er auch zu Menschen wie Mrs Mowcher in seinem Leben Kontakt hatte - Menschen, die damals wohl hauptsächlich als Freaks galten :-s

    Mich hat sogar etwas verwundert, dass Mrs. Steerforth sich jetzt so gegen ihren Sohn stellt, und ihm nur verzeihen will, wenn er ohne Em'ly zu ihr zurückkehrt. Nach Mutterliebe sieht das ja nicht aus, sondern nur nach dem von Dir erwähnten Standesdünkel.

    Definieren wir Mutterliebe - für Mrs Steerforth ist es genau das: sie will das Beste für ihren Sohn und das ist in ihren Kreisen halt etwas anderes als in Pegottys. Und sie sieht ihn in der Pflicht, was für diese Kreise wohl auch normal war, und dieser Pflicht entzieht er sich. Aber Dünkel und jede Menge Eifersucht? stehen da auch Pate. Eifersucht ist irgendwie nicht das passende Wort, aber mir fällt grad kein besseres ein für "sie hat alles für ihn getan und nun dankt er es ihr so" :scratch:

    Wobei ich mich gefragt habe, warum James mit der Kleinen überhaupt durchgebrannt ist. Wenn er sie von vorne herein nicht ehelichen will, hätte er es doch mit einer heimlichen Affaire leichter gehabt. Das hätte er schon organisieren können, wenn er gewollt hätte. Oder hat er doch ernste Absichten?

    In der Fremde lässt sich so ein Techtelmechtel doch viel leichter ausleben - lassen wir die beiden z.B. nach Paris fahren, sich dort als Eheleute ausgeben und ein paar schöne Wochen genießen bis Steerforth ihrer überdrüssig wird. Dann kann er sich leicht absetzen und sein altes Leben wieder aufnehmen ohne Gefahr, irgendwo erkannt zu werden oder dass das Techtelmechtel auffliegt in der Gemeinde.

    Bezieht sich das denn tatsächlich auf Emily?
    Der Name fällt kein einziges Mal, es ist nur die Rede von einem Mädchen.

    Ja, das tut es - Mrs Mowcher bezieht sich explizit auf den Abend, an dem sie David in Steerforths Gesellschaft in Yarmouth kennen gelernt hat und damals haben sie über Emily geredet und David hat von ihr geschwärmt. Es braucht kein Name zu fallen um zu wissen, um wen es geht. Und mit Martha hatte David keinen weiteren Kontakt als den Abend in Pegottys Haus - in sie war er nicht verliebt, von ihr hat er nicht geschwärmt. Und da Mrs Mowcher in ihrer Arbeit bestimmt vieles hört und sieht, hat sie in Norwich schnell eins und eins zusammenzählen können, kam aber leider zu spät nach Yarmouth, um Emilis Durchbrennen zu verhindern.

  • Also auf alle Fälle muss noch einiges kommen sind gerade etwas über 50% des Buches

    Du bringst mich echt zum Lachen!
    Nein, da werden bestimmt noch einige Knoten gemacht,
    und wir haben ja auch noch einige Damen, die unter die Haube müssen,
    und einige Jungspunde, die sich läutern müssen!
    Schade, dass man sich nicht was wünschen darf!

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Menschen, die damals wohl hauptsächlich als Freaks galten

    ... aber vorwiegend im Zirkus auftraten ... kein leichtes Schicksal.

    "sie hat alles für ihn getan und nun dankt er es ihr so"

    Sehe ich auch so. Sie fordert ja auch eine Entschuldigung für die Beleidigung, die er ihr durch sein "törichtes Verhalten" angetan hat.
    Ihre Sichtweise ist natürlich für den armen Herrn Peggotty eine Ohrfeige. Bei ihm und Emily steht viel mehr auf dem Spiel als bei
    dem Jungspund, der sich die Hörner gerade abstößt.


    Mrs Mowcher bezieht sich explizit auf den Abend, an dem sie David in Steerforths Gesellschaft in Yarmouth kennen gelernt hat

    Das habe ich auch so in Erinnerung, aber das ist auch der Abend, an dem Martha gesichtet wurde.
    Na gut: also ist Emily gemeint, und damit wird die Handlung nicht noch verwickelter.
    Dennoch würde ich gerne wissen, was es mit Martha auf sich hat. Ich denke nach wie vor, dass sie
    etwas mit Steerforth zu tun hat. Oder eventuell mit einem seiner Kumpane.

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Bezieht sich das denn tatsächlich auf Emily?

    Ja, ich hab das schon so verstanden. Da hätte ich sonst niemanden ins Spiel gebracht.

    Aber vielleicht denke ich zu verschwurbelt.

    Das mit den "Verschwurbelungen" kenn ich gut; passiert mir auch des öfteren. :friends:

    Bin auch da und es herrscht mal wieder heilloses durcheinander, zumindest bei mir.

    Welches Durcheinander meinst Du genau? Eines im Text oder hast Du zeitliche Probleme?

    und jetzt spielt ihr ein Mann vor, dass ihre Träume wahr werden könnten. Deswegen fällt sie auf Steerforth rein.

    Ja, tut sie, weil er ihr gefällt. Ham ist ja wohl nicht unbedingt ihr Traummann, eher so etwas wie ein Bruder. Aber da Ham in sie verliebt ist, und auch Peggotty so viel an dieser Verbindung liegt, hat sie halt halbherzig eingewilligt.
    Dass sie sich nicht so arg zu Ham hingezogen fühlt, zeigt ja auch sehr gut die körperliche Distanz, die sie zu ihm hält, obwohl das sicher unbewusst passiert.

    Ich bin fasziniert, dass Dickens diesen Charakter 1. überhaupt in ein Buch mit hinein genommen hat

    Das war ich auch, aber er beschreibt sie so köstlich, überhaupt mit diesem Regenschirm, wo man gar nichts sieht von der Miss Mowcher. Das sind Szenen, die verliert man wahrscheinlich gar nie mehr ganz aus dem Gedächtnis, oder kann sich sofort wieder daran erinnern.

    Ich weiß gar nicht, ob er auch zu Menschen wie Mrs Mowcher in seinem Leben Kontakt hatte

    Ja, hatte er! Und weißt Du, warum ich das weiß? :P Weil mich Mr. Dickens so fasziniert, dass ich heute das Nachwort gelesen habe. Da steht, dass die "reale Miss Mowcher" die Fußpflegerin seiner Frau war. Diese hat sich im ersten Auftritt so deutlich wiedererkannt, dass sie Dickens gleich mal verklagte. Daraufhin hat er sie in einer zweiten Szene anders dargestellt, ernsthafter und positiver. So die Erklärung im Nachwort meiner Ausgabe.

    sie will das Beste für ihren Sohn

    Das wussten die Mütter also schon immer, was das Beste für ihre Söhne ist. Aber Du hast recht, so hat sie es sicher gesehen, und war das ihrer gesellschaftlichen Stellung auch schuldig.

    Eifersucht ist irgendwie nicht das passende Wort

    Doch, das passt schon, finde ich. Allerdings ist diese mütterliche Eifersucht eine ganz besondere, die sich kaum je ganz ausmerzen lässt.

    In der Fremde lässt sich so ein Techtelmechtel doch viel leichter ausleben

    Stimmt auch! Aber seine Mutter hat er damit schon sehr vergrämt. Also muss er auch von vorne herein gewusst haben, dass er mit der armen Em'ly nur sein Spiel treibt, um dann wieder in Mamas Arme zurückzukehren, der Schuft. Er dürfte sich ziemlich sicher gewesen sein, dass sie ihm auch verzeihen würde, dem heimgekehrten, verlorenen Sohn.

    Mrs Mowcher bezieht sich explizit auf den Abend, an dem sie David in Steerforths Gesellschaft in Yarmouth kennen gelernt hat und damals haben sie über Emily geredet und David hat von ihr geschwärmt

    Ich hab's auch so und nicht anders gelesen.

    Nein, da werden bestimmt noch einige Knoten gemacht,

    ... und sicher auch wieder gelöst. :)

  • Da steht, dass die "reale Miss Mowcher" die Fußpflegerin seiner Frau war. Diese hat sich im ersten Auftritt so deutlich wiedererkannt, dass sie Dickens gleich mal verklagte

    Ist ja interessant. Also die jetzige Ms Mowcher ist dann die
    nachgebesserte Variante. Ich denke, dass die echte Ms Mowcher zufrieden
    war!

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Also die jetzige Ms Mowcher ist dann die
    nachgebesserte Variante.

    :totlach: Ja, das trifft es gut! Anscheinend war sie damit zufrieden. Zumindest hat Rudolf Beck, der Verfasser des Nachworts, die Sache nicht weiter erwähnt.
    Im Nachwort findet sich überhaupt noch viel Wissenswertes, das ich am Ende der LR zusammenfassend erwähnen werde.

  • Einen wunderschönen guten Abend :D das Hörnchen hat eifrig gelesen heute, aber zu weit will ich nicht vorpreschen - deshalb nur Kapitel 33 für heute :wink:

    Das war ich auch, aber er beschreibt sie so köstlich, überhaupt mit diesem Regenschirm, wo man gar nichts sieht von der Miss Mowcher. Das sind Szenen, die verliert man wahrscheinlich gar nie mehr ganz aus dem Gedächtnis, oder kann sich sofort wieder daran erinnern.

    Ja, ich habe viele derartige Szenen aus den anderen Büchern im Kopf und diese Szene wird sich hinzugesellen als eine der besonderen :D

    Weil mich Mr. Dickens so fasziniert, dass ich heute das Nachwort gelesen habe. Da steht, dass die "reale Miss Mowcher" die Fußpflegerin seiner Frau war. Diese hat sich im ersten Auftritt so deutlich wiedererkannt, dass sie Dickens gleich mal verklagte. Daraufhin hat er sie in einer zweiten Szene anders dargestellt, ernsthafter und positiver.

    Ah, danke - ich habe dazu nämlich nichts gefunden. Das hat sie gut gemacht mit der Klage, wenn dadurch eine solch tolle Szene entstand :applause:

    Er dürfte sich ziemlich sicher gewesen sein, dass sie ihm auch verzeihen würde, dem heimgekehrten, verlorenen Sohn.

    Natürlich, er ist sich ihrer ganz sicher :-#


    Kapitel 33:
    David regelt die rechtlichen Angelegenheiten für Pegotty und scheint das gut zu machen. Für Pegotty ist das bestimmt eine Hilfe. Aber es kommt zu einem überraschenden Treffen dabei: Mr. Murdstone beantragt eine neue Heiratslizenz :wuetend: und wieder für ein blutjunges und vermögendes Mädchen :wuetend: die Arme kann einem leid tun und Pegottys Ausspruch kommt mir auch aus dem Herzen "Lord deviier her".
    Spenlow und David führen eine interessante Diskussion darüber, ob und inwieweit man das Prerogative Office modernisieren und verbessern könne. Auch hier bekommen wir wieder einen interessanten Einblick in Teile des damaligen Rechtssystems - man musste also (je nach Wohnort) das Originaltestament dort im Archiv hinterlegen, ob man wollte oder nicht. Nur die Aufbewahrung war offensichtlich mehr als dürftig und sehr anfällig. Doch Spenlow ist so mit den Systemen verwachsen, dass er keinen Handlungsbedarf sieht - er argumentiert damit, dass doch niemandem ein Schaden entstehe, da ja die Menschen ihre Unterlagen dort sicher aufbewahrt glauben, und niemandem geholfen sei, etwas seit Jahren funktionierendes in Frage zu stellen. Spenlow wird eindeutig als typisches Teil des englischen Rechtssystems dargestellt, das von den herrschenden Verhältnissen profitiert und deswegen kein Interesse daran hat, etwas zu verändern und evtl. sich selbst damit zu schaden. Das House of Commons wurde übrigens 1958 aufgelöst nachdem das Parlament neue Gesetze erlassen hatte.
    Tja, und der Rest des Kapitels hat nur noch ein Thema: Dora :love: David ist derart liebestoll, muss man schon sagen, dass er gar nichts anderes mehr im Kopf hat. Erst recht nach der Einladung zum Geburtstagspicknick…. hier trägt Dickens insgesamt schon extrem auf, das war mir dann ehrlich gesagt a bit too much. :-, Aber immerhin haben Dora und er eine Verbündete in Miss Mills, einer guten Freundin, die als Postbotin und Vermittlerin fungiert und den Beiden Gelegenheit verschafft, ungestört miteinander reden und sich treffen zu können. So verloben sich die zwei still und leise und hoffen, dass die Zukunft nur Gutes bringt - allerdings ohne wirklich über die Zukunft nachzudenken. Wir dürfen gespannt sein, wie sich dieser Strang der Geschichte entwickeln wird. :loool:

  • ich habe dazu nämlich nichts gefunden. Das hat sie gut gemacht mit der Klage, wenn dadurch eine solch tolle Szene entstand

    Deshalb sind unsere verschiedenen Ausgaben auch Goldes wert. Ein weiterer schöner Aspekt unserer LR.

    und wieder für ein blutjunges und vermögendes Mädchen

    Dahinter dürfte System stecken. Und er ist ja wirklich ein fürchterlicher Tyrann, der Davids Mutter ins Grab gebracht hat. Ob wir ihn nochmals treffen werden, diesen grauenhaften Mr. Murdstone?

    man musste also (je nach Wohnort) das Originaltestament dort im Archiv hinterlegen, ob man wollte oder nicht. Nur die Aufbewahrung war offensichtlich mehr als dürftig und sehr anfällig

    Da ist mir unser jetziges zentrales Testamentregister schon viel lieber. Schließlich soll ja auch alles, was man sich mühsam erworben hat, in die richtigen Hände gelangen.

    Tja, und der Rest des Kapitels hat nur noch ein Thema:

    :love::love::love:

    hier trägt Dickens insgesamt schon extrem auf, das war mir dann ehrlich gesagt a bit too much.

    Ja, schon, aber ich hab's so weit noch ganz gut vertragen, und fühlte mich in die eigene Jugendzeit mit der ersten großen Liebe zurückversetzt. Viel gescheiter als der gute David war ich damals gewiss auch nicht. :uups:
    Dickens beschreibt diese Verliebtheit so realistisch, dass man richtig nachempfinden kann, wie David mehrere Meter über dem Erdboden schwebt. Dazu gehört auch seine törichte Eifersucht auf andere Männer, weshalb er seinerseits mit anderen Damen flirtet, um wiederum Doras Eifersucht zu erwecken.
    Ganz reizend fand ich die Szene als Mr. Spenlow auf dem Ausflug im Wagen einnickt und David dieses Glück mit folgenden Worten begrüßt: "Heil dem Boden, auf dem die Rebe wuchs, der Sonne, die den Wein gereift, dem Kaufmann, der ihn verfälscht hatte." Ist das nicht herrlich?
    Und genauso köstlich fand ich die Szene, in der die beiden Turteltäubchen (und heimlich Verlobten) sich zanken und wieder versöhnen: "... dass die Waschküche mit der Mangel und all dem Zubehör zu einem Tempel der Liebe wurde." Wenn man so richtig, richtig verliebt ist, dann heiligt die Liebe auch die alltäglichsten Gegenstände, wie eben eine simple Wäschemangel. Das finde ich einfach grandios, wie Dickens derlei bedeutsame Kleinigkeiten so nebenbei in seine Geschichte eingeflochten hat.
    Ja, es muss wirklich eine traumhaft glückliche, ganz und gar törichte Zeit gewesen sein, an die David mit einem Lächeln voller Zärtlichkeit zurückdenkt. - Und ein wunderschönes Kapitel durften wir wieder lesen.

  • Ein schönes Kapitel. Möchte mal wissen ob jemand Strichliste führt über die Damen in die sich David alle verliebt. :loool:


    Interessant ist mal wieder der Einblick in ein altes Rechtssystem, was wohl mehr oder weniger funktionierte, aber Lücken größer als der gute und berühmtberüchtigte Schweizer Käse. :lol:


    Ich muss allerdings zugeben, dass ich froh bin wenn der Backstein zuende gelesen ist. :-#8-[


    Im Hinterkopf möchte ich aber noch die anderen Klassiker lesen wie Oliver Twist und Huckleberry Finn und Onkel Toms Hütte.


    Bin zumindest gespannt wohin wir noch geführt werden und wie das Buch endet. :-k

    :study: Feuerkind (Stephen King) 34 / 542 Seiten

    :study: Mit Nachsicht (Sina Haghiri) 0 / 268 Seiten


    SUB: 857

  • So verloben sich die zwei still und leise und hoffen, dass die Zukunft nur Gutes bringt - allerdings ohne wirklich über die Zukunft nachzudenken.

    Dazu schreibt Dickens zwei wirklich schöne und sehr passende Passagen, die mir so gut gefallen haben, dass ich sie zitieren muss.

    Zitat

    What an idle time it was! What an unsubstantial, happy, foolish time it was!


    und.....


    What an idle time! What an unsubstantial, happy, foolish time! of all the times of mine that Time has in it`s grip, there is none that in retrospection
    I can smile at half so much, and think of half so tenderly.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • Im Hinterkopf möchte ich aber noch die anderen Klassiker lesen wie Oliver Twist und Huckleberry Finn und Onkel Toms Hütte.

    Bei den beiden Erstgenannten wäre ich auf jeden Fall dabei. Vor allem Mark Twains Meisterwerk >Huckleberry Finn< muss ich unbedingt noch einmal lesen.
    Das hat sich übrigens von allen seinen Romanen am schlechtesten verkauft, weil es ganz klar gegen die Skaverei Stellung bezieht.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • Hui, so ruhig hier heute? :-k alle noch geschockt vom Shutdown? :mrgreen:

    Dahinter dürfte System stecken. Und er ist ja wirklich ein fürchterlicher Tyrann, der Davids Mutter ins Grab gebracht hat. Ob wir ihn nochmals treffen werden, diesen grauenhaften Mr. Murdstone?

    Davon gehe ich aus, aber ich gehe auch davon aus, dass er noch irgendeine gerechte Strafe bekommt - am besten in Form einer passenden Frau :twisted:

    Und genauso köstlich fand ich die Szene, in der die beiden Turteltäubchen (und heimlich Verlobten) sich zanken und wieder versöhnen: "... dass die Waschküche mit der Mangel und all dem Zubehör zu einem Tempel der Liebe wurde."

    Köstlich fand ich, dass sie sich bereits nach einer Woche zankten :-,

    Möchte mal wissen ob jemand Strichliste führt über die Damen in die sich David alle verliebt. :loool:

    Ich nicht :P


    Das nächste, sehr kurze Kapitel, weist doch einige Überraschungen auf. Zum einen realisiert David, wie sehr Agnes sein Ruhehafen ist, wenn schon allein der Gedanke an sie ihn zur ruhe kommen lässt. Wie lange er wohl noch braucht um zu merken, dass er eigentlich Agnes liebt und zum Leben braucht? O:-) Der Kriegspfad von Mrs Crupp bringt mich zum Grinsen - Gott was für eine Alte. Das nimmt sie schon sehr persönlich, dass da eine Frau kommt und merkt, dass sie ihren Job nicht richtig macht. Und welche Angst unser guter David vor ihr hat - einfach herrlich. Da hat er wohl grad keinen A… in der Hose :totlach:
    Unser armer Traddles hat leider tatsächlich sein Lehrgeld gezahlt - wir haben es ja befürchtet. Aber er scheint wenigstens aufgewacht zu sein - der Verlust seines Tisches und der Blumenvase machen ihm doch sehr zu schaffen. Hoffen wir, dass dieser Schock ihn wirklich dauerhaft davon abhält, Mr. Micawber Geld zu leihen oder eine Bürgschaft einzugehen. So ganz trau ich dem leutseligen Traddles da noch nicht. Wenigstens seinen "Hausstand" bekommt er mit Hilfe Davids und Pegottys wieder. Das hat Dickens so schön beschrieben, wie sie sich quasi an den Laden heranschleichen, um die Straßenecke lugen, wie Pegotty so tut als würde sie lieber gehen als so viel Geld für die Dinge zu bezahlen und wie Traddles am Ende überglücklich mit der Vase in seinen Händen von dannen zieht - einfach bildlich schön, ich hatte Kopfkino vom Feinsten. Hab im Geiste die alten Straßen Londons gesehen und wie die Drei sich anpirschten, ganz lebhaft :love: Ich bin immer fasziniert, wie sehr mir Dickens die Bilder direkt in den Kopf zaubert, an den unerwartesten Stellen. Ich hab auch eine genaue Vorstellung im Kopf von Davids Wohnung oder überhaupt dem Haus - auch von Wickfields wunderschönem alten Haus in Canterbury. Das hab ich selten so deutlich wie hier. Ja, und wenn wir schon bei der Wohnung sind - da wartet ja dann eine echte Überraschung auf Pegotty und David: Tante Betsey Trotwood inklusive Mr. Dick, Gepäck, Katze und Vögeln. Wir erfahren noch nicht detailliert, was passiert ist - aber etwas Gutes kommt am Ende nicht heraus außer, dass die Tante Pegotty doch gut leiden kann, nachdem sie endlich einen anderen Namen hat.

  • Das war eine skurrile Nacht. Habe gedaddelt, dann ins Bett ein Kapitel gehört, dann festgestellt, dass ich Mülldienst habe in meiner Wohnung, dann zu meiner Wohnung gefahren und nebenher Kapitel 35 angefangen, gesehen dass tatsächlich keine Mülltonne draußen stand und um 3 Uhr 20 alle Mülltonnen rausgestellt. *rumpel,rumpel* und dann wieder zu mein Eltern gefahren und nebenher wieder David Copperfield gehört, dann gesehen das es nicht mehr viele Seiten sind und dann wieder gelesen und gehört bis Kapitelende, dann habe ich geschlafen. :D

    Das nächste, sehr kurze Kapitel, weist doch einige Überraschungen auf. Zum einen realisiert David, wie sehr Agnes sein Ruhehafen ist, wenn schon allein der Gedanke an sie ihn zur ruhe kommen lässt. Wie lange er wohl noch braucht um zu merken, dass er eigentlich Agnes liebt und zum Leben braucht?

    :-k Das ist richtig, aber zur Zeit liebt er nur und wahrhaftig Dora. Dora first, Agnes second quasi. :loool::totlach: Aber unwahrscheinlich halte ich diese Theorie nicht, aber zur Zeit tönt es wirklich so, als ob Dora die richtige ist, aber bei David dreht sich der Wind ja auch relativ schnell. :lol:

    Unser armer Traddles hat leider tatsächlich sein Lehrgeld gezahlt

    :friends: Ich mag Traddles und ich habe das Gefühl, dass er daraus gelernt hat. Ich wünsche ihm mal was richtig positives.

    Der Kriegspfad von Mrs Crupp bringt mich zum Grinsen - Gott was für eine Alte.

    ein wirklich schrulliger Charakter, die gehörig auf den Senkel zu gehen weiß, gut das die Tante da ist, die mag ich in ihrer rauen Art und Weise. :friends:

    So ganz trau ich dem leutseligen Traddles da noch nicht. Wenigstens seinen "Hausstand" bekommt er mit Hilfe Davids und Pegottys wieder.

    Das war sehr schön beschrieben wie die drei den alten Hausstand wieder zurückholten. :applause:

    und wie Traddles am Ende überglücklich mit der Vase in seinen Händen von dannen zieht - einfach bildlich schön, ich hatte Kopfkino vom Feinsten.

    :love: Das habe ich zu 90% meines Lesens. Ich lese mit Kopfkino, was auch erklärt wieso ich so langsam lese, gerade wenn Autoren viel beschreiben. :love:

    Tante Betsey Trotwood inklusive Mr. Dick, Gepäck, Katze und Vögeln. Wir erfahren noch nicht detailliert, was passiert ist - aber etwas Gutes kommt am Ende nicht heraus außer, dass die Tante Pegotty doch gut leiden kann, nachdem sie endlich einen anderen Namen hat.

    Hier greife ich etwas vor und war zugleich auch etwas schockiert, denn ich habe nicht erwartet, dass die Tante finanziell am Ende ist. So wie ich das verstanden habe ist es teilweise aus ungeschicktem spekulieren ihres Geldes und teilweise durch ein Umstand, den ich noch nicht so erblickt habe, durch Jane Murdstone. Auf alle Fälle hat sie da scheinbar auch ihre Flossen im Spiel.


    Dann taucht auch wieder Uriah Heep auf und trifft auf Tante Betsey Trotwood :loool::totlach: Das war herrlich. Die Tante ist einfach die beste Figur im Buch. :applause:

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    SUB: 857

  • um 3 Uhr 20 alle Mülltonnen

    Im Ernst??
    Meine Güte.
    Und dann auch noch gelesen!
    Ich hinke hinterher. Kranke Kindlein bringen einen komplett aus
    dem Rhythmus.

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Im Ernst??Meine Güte.
    Und dann auch noch gelesen!
    Ich hinke hinterher. Kranke Kindlein bringen einen komplett aus
    dem Rhythmus.

    :totlach: Ja und es tut mir auch mega leid, aber bis 6 Uhr hätte ich nicht ausgehalten oder 7 Uhr oder wann die halt immer so kommen. :-k Ich bin ein absoluter Nachtmensch, bin auch erst 15 Uhr heute aufgewacht, obwohl ich das eigentlich anders geplant habe, aber heute Nacht gegen 0 Uhr ins Bett und 9 Uhr auf stehen. Morgen dann wieder 0 Uhr ins Bett und 7 Uhr aufstehen. Muss ja schließlich zum Zug. :loool::study::study::study:


    Bin gespannt. Am Telefon habe ich scheinbar richtig nette Gäste zum übernachten gefunden. :love:
    Nehme das Buch aber nicht nach Leipzig mit und versuche heute und morgen vor allem noch ein paar Kapitel zu lesen. :D


    Ich bin gespannt auf das Ende und ich hoffe, dass Murdstones sterben.

    :study: Feuerkind (Stephen King) 34 / 542 Seiten

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