Charles Dickens - David Copperfield (Start: 05.02.2018)

  • Kommentare bis Kapitel 51

    Mr. Peggotty reist weiterhin in der Weltgeschichte herum, Martha findet Emily und führt Mr. P. und David zu ihr.

    Und Miss Dartle in Höchstform. Geballte Bosheit.

    Etwas ungewöhnlich fand ich den absoluten Hass und Bosheit schon, aber dieser Auftritt war in seiner Art trotzdem gut, auch wenn ich die skizzierte Person nicht mag, aber das ist ein anderes Thema. :D

    Martha rettet sie offenbar vor der Prostitution (habe ich das richtig verstanden?).

    Das muss irgendwie zwischen den Zeilen gestanden haben. Irgendwie habe ich das völlig überlesen, aber zu der damaligen Zeit vielleicht nicht gänzlich ungewöhnlich, aber diese Prostitution habe ich nicht wirklich gelesen. :-k?( War das Interpretation oder stand das tatsächlich irgendwo? Hatte eher das Gefühl, dass Emly Angst vor beiden hatte.

    Wie fröhlich Mr. Omer ist - da können sich einige Kranke eine Scheibe abschneiden. Immer heiter! "Always look

    at the brigt sides of life!" Eine bewundernswerte Haltung.

    Und er will sein Teil dazu tun, dass für Martha gesorgt wird.

    Das wiederum habe ich auch so wahrgenommen. Omer ist eine tolle Person, allerdings ist im Hörbuch seine Sprechrolle derart nervig, weil der Sprecher seine Luftnot zwar gut, aber für mich trotzdem irgendwie nervig interpretiert. Aber Omer ist klasse als Figur und Mensch. Es läuft halt nicht alles rund, aber man muss das Beste draus machen, man kommt ja eh nicht lebend raus. :lol:

    Dickens hat die Umgebung, wo Emily oder Martha hausten, echt trist und sehr anschaulich beschrieben, ich hatte dieses heruntergekommene Haus total gut vor Augen.

    Das stimmt, konnte ich mir auch gut in meinen Kopfbildern vorstellen, wobei das auch heute so ist, wenn ich mir die ärmlichen Viertel einer Stadt anschaue, da sieht es meist auch aus wie bei Hempels unterm Sofa. :-#

    Miß Dartle legt ja wirklich jegliches Benehmen und Erziehung ab, so dermaßen haßerfüllt hätte ich sie mir nicht vorgestellt. So richtig bösartig waren ihre Versuche, Emily in den Selbstmord zu treiben. Ich hoffe, dass sie damit keinen Erfolg haben wird. Es klingt auch ein bisschen so, als wenn Miß Dartle sich der Unterstützung von Steeforth sicher wäre, als wenn er sie geschickt hätte.

    Ich fand den Auftritt trotzdem ganz gut, auch wenn ich Person und Charakter völlig verabscheue. :evil: Ich fand dieses Luft machen einfach gut und ging ja auch gut solange sich die Dartle sich alleine wähnte.

    Ob sie mit ihrer Scham und Reue leben kann, wird sich noch zeigen. Insofern ist die Auswanderung nach Australien für alle das einzig Richtige und es ist zu hoffen, dass die Seelen allmählich wieder heilen können. Mr. Pegotty ist wirklich bewundernswert um sie bemüht - ein herzensguter Mensch.

    Mr. Pegotty ist auch ein ganz wunderbarer Charakter. Eine ehrliche Haut mit dem Herz am rechten Fleck. :thumleft:

    Ich habe es auch so verstanden, dass Martha sie vor der Prostitution gerettet hat.

    Ich kann nicht zwischen den Zeilen lesen. :( Oder ich habe das ganz überlesen. Zumindest hatte ich nicht das Gefühl, dass es um Prostitution ging? :-k Aber wenn das alle schreiben, dürfte es wohl stimmen. :lol:

    Der Abschnitt mit Mr. Omer war schön, las sich aber auch wie ein Abschied von dieser Figur.

    Das stimmt, ich muss allerdings zugeben, dass ich bei Mr. Omer schon das Gefühl hatte, das bei ihm die Luft sehr knapp war. :-,:-# Also das der noch kein Herzinfarkt hatte grenzt an einem Wunder. :-#

    Auch vom Boot-Haus nehmen wir mit David in diesem Kapitel Abschied.

    Das war schön gezeichnet von Phiz und ich hatte auch ein sehr gemütliches Boot-Haus in meinem Kopf. :drunken:

    Ham allerdings wird vermutlich nie über sein gebrochenes Herz hinwegkommen, oder seht ihr das anders?

    Nein. Der stirbt sicherlich am "gebrochenen Herz".

    Dagegen ist Mrs. Gummidge wirklich rührend, wie sie zusammen mit Mr. Pegotty und Emily nach Australien aufbrechen wird. So ist auch sie glücklich untergebracht.

    Die hat sich auch richtig gut entwickelt. Erst war sie mir zu weinerlich und zu depressiv und irgendwie hat sie das Ablegen können bzw. diese negative Energie in positive Energie verwandeln können.

    Ich frage mich dann natürlich, wie Martha sich durchbringt. Meine Anfangsspekulation, dass sie von Steerforth

    schwanger ist und bei einer Abtreibung stirbt, stimmt ja nicht. Ich denke, dass sie sich prostituiert?

    Ich glaube ich muss das Kapitel nochmal lesen. ?(:?:

    Auf alle Fälle hat es mir gefallen, wie Dickens einen Zusammenhang herstellt zwischen Erziehung, sozialer Schicht

    und Moral.

    :thumleft:

    Wovon hat sie überlebt all die Jahre? Ich tippe ja drauf, dass sie ihren Körper dazu verkaufen musste...

    Mit welchen Worten im Buch macht ihr das eigentlich fest? Also ich habe da wirklich kein Wort drüber gelesen. ?( Also ich kann es mir zwar gut vorstellen, weil das früher in der ärmeren Bevölkerung häufiger der Fall gewesen ist, aber explizit stand es glaub ich nicht im Buch. :-k

    Im übrigen haben sich damals wohl viele Prostituierte in der Themse das Leben genommen, bis zu 15% der registrierten Prostituierten sprangen von der Westminster Bridge.

    :shock: War das eine Randnotiz im Buch oder hast du mehr Nachforschungen betrieben?

    Ich kann gut mitfühlen, denn zu 98% bin ich Weihnachten und Ostern nicht zu Hause

    Gründonnerstag 12 Stunden gearbeitet. Karfreitag 8 Stunden. Karsamstag 12 Stunden. Ostersonntag 12 Stunden. Ostermontag 4 Stunden 20 Minuten. Heute endlich frei. :lechz::love: Bin über die Feiertage so gut wie gar nicht zum lesen gekommen.

    Ich habe auch den Eindruck, dass der langwierige Mittelteil überwunden ist und hatte nach Kapitel 48 tatsächlich direkt Lust, mit Kapitel 49 weiterzumachen; ein gutes Zeichen! Und es geht endlich Heep an den Kragen

    :thumleft: Ich hatte in der Mitte auch eine Durststrecke. Wenn Heep brennt bin ich aber ganz vorne mit dabei. :twisted:

    Ich hab heut nacht noch überlegt, woher dieser unbändige Hass kommt. Könnte es sein, dass sie auf der einen Seite Steerforth nicht verzeihen kann, dass er sie durch die Narbe leicht entstellt hat, und sie dann einfach keines Auges mehr würdigt und sich hübschere Gefährtinnen nimmt, mit denen er dann spielt? Und dass sie gleichzeitig sich selbst nicht verzeihen kann, dass sie ihn trotzdem liebt?

    :thumleft: Finde diese Version / Theorie definitiv gut und einleuchtend. :thumleft:

    :study: Feuerkind (Stephen King) 34 / 542 Seiten

    :study: Mit Nachsicht (Sina Haghiri) 14 / 268 Seiten


    SUB: 857

  • Mit welchen Worten im Buch macht ihr das eigentlich fest? Also ich habe da wirklich kein Wort drüber gelesen

    ich auch nicht - es ist nur mein Eindruck. Martha schildert z. B. ihr Leben: von frühester Jugend an in übler Gesellschaft, nicht

    erzogen und auch von niemandem behütet. Die Missachtung, die ihr von ihrer Heimatstadt entgegengebracht wird, haben wir

    ja schon erlebt. Sie verlässt ihre Stadt und geht nach London - und wovon soll sie leben?

    Und wieso will sie sich in der Themse ertränken?

    Sie beobachtet ja auch, wie Emily angesprochen wird von einer Frau, die ihr Näharbeiten und Unterkunft anbietet. Da greift dann

    Martha ein und rettet sie.

    All das klingt so nach Prostitution.

    Wenn Heep brennt bin ich aber ganz vorne mit dabei.

    Also Du bist echt herzerfrischend :wink:

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Danke euch, heute geht es schon etwas besser :) Heute abend steht wieder ein Kapitel an (zwei, wenn das Kind gut schläft und das erste nicht so lang ist wie das gestrige :wink:)




    Ihr seid ja alte Hasen und habt bestimmt schon viele Leserunden mitgemacht; ist dieser Schwund normal?

    Ich bin kein so richtig alter Leserunden-Hase :lol: Ich habe zwei oder drei mitgemacht und die waren zu kürzeren Büchern. Ein bisschen Schwund ist immer, aber bei einem kürzeren Buch liest man mitunter nur ein, zwei Wochen... Das hält man leichter durch, schätze ich.


    Macht ihr nach dem Buch eigentlich erstmal eine Klassiker-Pause oder lest ihr gleich den nächsten? :wink:

    (Ich werde wahrscheinlich meinen begonnenen-und-während-der-Leserunde-links-liegengelassenen Wilkie Collins fortsetzen.)

  • Mit welchen Worten im Buch macht ihr das eigentlich fest? Also ich habe da wirklich kein Wort drüber gelesen. ?( Also ich kann es mir zwar gut vorstellen, weil das früher in der ärmeren Bevölkerung häufiger der Fall gewesen ist, aber explizit stand es glaub ich nicht im Buch. :-k

    Es wird nicht ausdrücklich gesagt, aber die gesamten Umstände sprechen dafür - so wie drawe es beschrieben hat. :wink:

    War das eine Randnotiz im Buch oder hast du mehr Nachforschungen betrieben?

    Das steht in meinen Randnotizen: 1840 haben sich 30 Prostituierte = 15% der registrierten Prostituierten von der Waterloo Bridge gestürzt. :cry: Es war wohl eine typische Art des Selbstmords. :cry:

    Und wieso will sie sich in der Themse ertränken?

    Sie beschreibt ja ihr Leben wie einen Fluss - einen sehr verdreckten Fluss... und so ist das Ende im Fluss fast logisch. Und ich denke, Dickens hat ganz bewusst diese Art der Selbstmordgedanken gewählt, weil es eben viele Prostituierte damals so taten.

    Sie beobachtet ja auch, wie Emily angesprochen wird von einer Frau, die ihr Näharbeiten und Unterkunft anbietet. Da greift dann

    Martha ein und rettet sie.

    All das klingt so nach Prostitution.

    für mich auch :wink: Wenn es sich nur um Näharbeiten gehandelt hätte, hätte sie Emily auch nicht gegen den Widerstand der anderen Frauen aus diesem Haus führen müssen. Und der Widerstand wird erwähnt, war also da.

    Macht ihr nach dem Buch eigentlich erstmal eine Klassiker-Pause oder lest ihr gleich den nächsten?

    Ich mache eine Klassiker-Pause :wink:

  • Letztes Jahr hatte ich Wilkie Collins „Die Frau in Weiß“ parallel zu Dickens „Grosse Erwartungen“ gelesen. Danach hatte ich erstmal genug vom Viktorianischen Zeitalter. Aber es gibt ja auch andere Klassiker.

    Allzu Leserunden-geeignet bin ich leider auch nicht. Durch viel Projektarbeit im Job kann ich selten länger als 2-3 Wochen voraus planen... Trotzdem melde ich mich gerne an, denn es hilft mir auch „am Ball zu bleiben“, und mehrheitlich schaffe ich es auch mit der „Kohorte“ mitzulesen. An Dickens liegt es jedenfalls nicht, ich lese in gemächlicheren Tempo alleine weiter.

  • Allzu Leserunden-geeignet bin ich leider auch nicht.

    bei Bleak House warst Du der perfekte Lesepartner :friends: und wer weiß wie es bei Dir beruflich bei der nächsten Leserunde aussieht, vielleicht ist es ja dann nicht mehr ganz so anstrengend wie jetzt nach dem Wechsel :wink:

  • Letztes Jahr hatte ich Wilkie Collins „Die Frau in Weiß“ parallel zu Dickens „Grosse Erwartungen“ gelesen. Danach hatte ich erstmal genug vom Viktorianischen Zeitalter. Aber es gibt ja auch andere Klassiker.

    Allzu Leserunden-geeignet bin ich leider auch nicht.

    Oh, "Die Frau in Weiß" habe ich auch noch vor mir - momentan bin ich an "Der Monddiamant" dran, liest sich wunderbar. Ich halte mich sehr gerne im 19. Jahrhundert auf - siehe das Sachbuch, in dem ich momentan zeitweise schmökere; vielleicht ist es ja sogar für den einen oder anderen Mitleser von Interesse. Abwechslung muss natürlich trotzdem sein.
    Im Moment bin ich auch nicht allzu leserundentauglich (kind- und jobbedingt) und lese den Schluss gemächlich nach :) Aber die Leserunde hat mich ganz schön weit mitgezogen! Ohne läge "David Copperfield" hier garantiert immer noch ungelesen.

    Nächstes Jahr zur vierten Dickens-Leserunde melde ich mich jedenfalls wieder an :wink:

    Oh, was wird denn dann gelesen (so es schon fest steht)?

    Ich mache eine Klassiker-Pause :wink:

    Ich lese immer so viel parallel, dass ich meist irgendwo im Stapel auch einen Klassiker habe :wink: Ansonsten würde ich wohl auch eine Pause machen.


    ***


    Ich hätte heute durchaus ein oder zwei Kapitel schaffen können, habe mich aber von "Sims 4" ablenken lassen, was ich seit einem halben Jahr nicht mehr gespielt habe... :uups: Morgen wieder :wink:

  • Kap. 51 - 54

    Und was für eine Schlüsselfigur er ist! Da hat ausgerechnet dieser Mann, der ja nun wirklich nicht grade die Arbeit erfunden hat, über Monate akribisch und systematisch alle möglichen Unterlagen und Beweise gesucht und zusammengetragen, um Heep des Betrugs und Diebstahls zu überführen. Was für eine Entwicklung, ich bin begeistert. :lechz:

    :loool: Micawber hat die Show seines Lebens gehabt und es so richtig ausgiebig und langatmig genossen. :twisted:

    Ach ja, und ich sag nur Australien :totlach: Jetzt bin ich mir nur nicht so ganz klar über die Motive, die die Tante zu diesem Vorschlag bewegen :-,

    Ich hatte die Vermutung, dass Tante Betsey die Familie Micawber auch aus der juristischen Schusslinie bringen will, denn immerhin war Mr. Micawber über längere Zeit der Gehilfe von Heep.

    Kapitel 53


    Ich habs doch immer gesagt: Dora und ihr Hund!

    Das ist ja eigentlich eine traurige Sache, und ich habe das Kapitel - sehr passend -

    Karfreitag Nacht gelesen.

    Ein trauriges Kapitel war das. (Mir geht das ja immer total an die Nieren, wenn treue und anhängliche Tiere zu ihren Herrchen & Frauchen wollen :cry:)

    Die gute Dora zeigte in dem Kapitel trotz ihrer Naivität doch sogar einige Weisheit in Bezug auf ihre Ehe. Habt ihr das auch so gesehen, dass sie Agnes ihren Segen für eine Verbindung mit David gegeben hat, als sie sie allein sprechen wollte? :-k

    Die Micawbers bleiben einfach die Micawbers - die ändern sich nicht. Wobei mir in diesem Kapitel Mrs Micawber fast lebensfremder erscheint als ihr Mann - wenn das überhaupt möglich ist.

    Aber echt, einfach "ja" oder "nein" sagen, funktioniert bei Mr. Micawber nicht. :roll: Er und seine Kinder versuchen aber zumindest, ehrliche Arbeit zu lernen, um in Australien klarzukommen, während seine Frau Briefe schreibt. #-o Ich musste so lachen, als der Schweinepriester die Laufzeit der Darlehen "vorsichtshalber" verlängert hat. :totlach: Zumindest können wir beruhigt sein, dass Mr. Pegotty in Übersee auf ihn aufpassen wird.

    Uriah Heep hat ihn allerdings wegen immenser Schulden in der Hand und lässt diese massiv gegen ihn die vollstrecken...zum Glück stehen seine Freunde für die Schulden ein. Die Vollstreckungsszenen sind aber zu köstlich. :totlach:

    Das ging mir genau so, das hat Dickens unwahrscheinlich atmospärisch und bildlich geschrieben - ganz großes Kino. :pray:

    Aber mal eine Frage: zu Beginn des Kapitels heißt es, dass David und die Tante ihre Cottages auflösen. Er will ins Ausland, sie zurück in ihr Haus in Dover. Aber hatte sie dieses Haus nicht zwischenzeitlich erst vermietet und dann doch verkauft? :scratch:

    Mir war auch so, als hätte sie es verkauft. :scratch:

    Ich habe das alles vor mir gesehen. Vor Jahren habe ich eine Sturmflut an der

    Nordsee erlebt und Dickens Beschreibungen haben die Bilder wieder hervorgeholt.

    Ich habe auch schon mal eine auf Norderney erlebt und hatte diese auch sofort vor Augen. :lechz: Damals liefen und standen die Menschen auch schief gegen den Wind, die Wellen peitschten über die Strandpromenade, der Sturm pfiff um die Häuser... :drunken:

    Zu Kap. 55 frage ich mich, ob Ham Steerforth töten oder retten wollte, so verbissen, wie er aufs Meer rauf ist? :-k So traurig wie es ist, hätte es irgendwie für Ham gar kein besseres Ende geben können, oder? Und auch Steerforth´Ableben fand ich aber sehr gut gewählt.

    Macht ihr nach dem Buch eigentlich erstmal eine Klassiker-Pause oder lest ihr gleich den nächsten? :wink:

    Ich werde auch erst einmal Klassiker-pausieren. Mal schauen, was das Lesejahr noch bringen wird, aber direkt im Anschluss brauche ich erst einmal etwas anderes.


    zu Kap. 56

    David hält es für seine Pflicht, Mrs. Steerforth und Miß Dartle über Steerforth´Tod zu informieren. Als Mrs. Steerforth David zu seinem Verlust kondoliert, hatte ich irgendwie das Gefühl, dass sie ihn auch zu mögen scheint und ihn aufrichtig bedauert. Und auch früher kam es mir vor, als würde sie David gern haben, zumindest habe ich das so zwischen den Zeilen rausgelesen. Respekt an Dickens, dass er solche leisen Töne und Nuancen in wenigen Worten unterbringen kann. :applause:

    Ich hab heut nacht noch überlegt, woher dieser unbändige Hass kommt. Könnte es sein, dass sie auf der einen Seite Steerforth nicht verzeihen kann, dass er sie durch die Narbe leicht entstellt hat, und sie dann einfach keines Auges mehr würdigt und sich hübschere Gefährtinnen nimmt, mit denen er dann spielt? Und dass sie gleichzeitig sich selbst nicht verzeihen kann, dass sie ihn trotzdem liebt?

    Mit deiner Vermutung lagst du ja ziemlich gut. :thumleft: Sie haßt ihn, sie liebt ihn, sie ist abhängig von ihm und verzeiht seiner Mutter nicht die schlechte Erziehung und seinen üblen Charakter. Allerdings misst sie dabei mit zweierlei Maß, denn als David seine Fehler kritisiert, schreibt sie Steerforth Unfehlbarkeit zu. #-oDieses Kapitel zeigt, dass eigentlich Steerforth´Tod Strafe genug für diese beiden Damen ist - die brauchen gar nicht zu brennen.

    Liebe Grüße,
    Tine


    :study: Ken Follett - Die Waffen des Lichts

    :study: Taylor Jenkins Reid - Daisy Jones & The Six

  • Dieses Kapitel zeigt, dass eigentlich Steerforth´Tod Strafe genug für diese beiden Damen ist - die brauchen gar nicht zu brennen.

    Das sehe ich auch so. Die beiden werden sich in ihrer Verbitterung die Hölle auf Erden bereiten und zusammenbleiben bis der Tod sie scheidet.

    Die Vorstellung ist schon beinahe traurig.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • Habt ihr das auch so gesehen, dass sie Agnes ihren Segen für eine Verbindung mit David gegeben hat, als sie sie allein sprechen wollte? :-k

    Ja, kam mir auch so vor - aber es hat mir nicht gefallen. Sie gibt ihren David quasi wie einen Gegenstand weiter an

    den nächsten Besitzer. David könnte eigentlich für sich selber sprechen ---- also ich fand das etwas kitschig.

    Ich gebe aber zu: ich kenne mich mit solchen Situationen nicht aus.

    ich weiß nur, dass viele frischen Witwer recht flott wieder unter der Haube sind :uups:, bestimmt nicht mit Zutun ihrer frisch

    verstorbenen Ehehälfte...

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Dieses Kapitel zeigt, dass eigentlich Steerforth´Tod Strafe genug für diese beiden Damen ist - die brauchen gar nicht zu brennen.

    Das sehe ich auch so. Die beiden werden sich in ihrer Verbitterung die Hölle auf Erden bereiten und zusammenbleiben bis der Tod sie scheidet.

    Die Vorstellung ist schon beinahe traurig.

    Und ich kann einfach nur sagen: geschieht ihnen recht in ihrer Bosheit. Das mag zwar gemein sein, aber mein Mitleid hält sich irgendwie in Grenzen :uups:

    Mir war auch so, als hätte sie es verkauft.

    Gut, dann geh ich heut abend nochmal auf die Suche im Buch. Ich hatte nämlich auch den Eindruck, dass David das Cottage verkauft hätte als er nach einiger Zeit in Dover nach dem Rechten schaute...:scratch:

    Zu Kap. 55 frage ich mich, ob Ham Steerforth töten oder retten wollte, so verbissen, wie er aufs Meer rauf ist?

    Nee, eindeutig retten sage ich. Ich glaub auch nicht, dass Ham Steerforth auf dem Schiff erkannte - das tat nur David, denke ich.

    dass sie ihn auch zu mögen scheint und ihn aufrichtig bedauert. Und auch früher kam es mir vor, als würde sie David gern haben, zumindest habe ich das so zwischen den Zeilen rausgelesen.

    Ja, den Eindruck hatte ich auch - sie mochte David irgendwie immer gerne, vielleicht hätte sie sich gewünscht, dass er mehr positiven Einfluss auf ihren Sohn genommen hätte.

    Mit deiner Vermutung lagst du ja ziemlich gut.

    Ja, hab ich beim Lesen auch gedacht :loool:

    aber es hat mir nicht gefallen. Sie gibt ihren David quasi wie einen Gegenstand weiter an

    den nächsten Besitzer.

    Man kann das auch anders sehen: sie trägt Vorsorge, dass ihr David nicht alleine bleibt und sieht in Agnes genau das was sie ist: Davids Idealbild einer Ehefrau. Ihr kann sie ihren geliebten Mann guten Gewissens anvertrauen. :wink:

  • Man kann das auch anders sehen: sie trägt Vorsorge, dass ihr David nicht alleine bleibt und sieht in Agnes genau das was sie ist: Davids Idealbild einer Ehefrau. Ihr kann sie ihren geliebten Mann guten Gewissens anvertrauen.

    Ja, genau das habe ich ja gemeint. Wieso meint sie, für David Vorsorge treffen zu müssen?

    Ich hatte das Gefühl, dass sie ihren David in Agnes' treue

    Hände übergibt und quasi grünes Licht für eine Heirat gibt.

    Und das irritiert mich. David ist inzwischen Manns genug, um das selber gebacken zu kriegen.

    ch hatte die Vermutung, dass Tante Betsey die Familie Micawber auch aus der juristischen Schusslinie bringen will, denn immerhin war Mr. Micawber über längere Zeit der Gehilfe von Heep.

    Darauf bin ich jetzt nicht gekommen, aber das passt!

    Dieses Kapitel zeigt, dass eigentlich Steerforth´Tod Strafe genug für diese beiden Damen ist - die brauchen gar nicht zu brennen.

    Bei Deinem Satz fiel mir spontan das Bild des Fegefeuers ein. Die beiden Damen schmoren also den Rest ihres Lebens

    im "Fegefeuer". Ob da ein Hausbrand nicht die leichtere Strafe wäre?


    Zu Kapitel 56:


    Miss Dartle behandelt Mrs Steerforth ja mit einer Grausamkeit, die ihresgleichen sucht.

    Wie ein Teufel tritt sie auf, der die arme Mrs Steerforth gnadenlos sticht, und sie tritt ständig nach, auch wenn

    Mrs Steerforth, jetzt im übertragenen Sinn, schon auf dem Boden liegt.

    Also mir hat Mrs Steerforth sehr leid getan. Da regt sich so was wie Solidarität unter Müttern in mir :wink:

    Hat sie das wirklich verdient? Steerforth ist doch nicht nur das Opfer einer zu laschen Erziehung (was

    immer das jetzt auch sein mag ...), er hat doch auch eigene Kräfte.


    Wie sehr Ihr den Zusammenbruch von Mrs Steerforth - hatte sie einen Schlaganfall?

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Ja, genau das habe ich ja gemeint. Wieso meint sie, für David Vorsorge treffen zu müssen?

    Ich hatte das Gefühl, dass sie ihren David in Agnes' treue

    Hände übergibt und quasi grünes Licht für eine Heirat gibt.

    Und das irritiert mich. David ist inzwischen Manns genug, um das selber gebacken zu kriegen.

    Okay, dann haben wir das also beide gleich verstanden. Aber ich glaube immer noch, dass sie David nicht bevormunden will, sondern sich einfach um ihn sorgt. Im übrigen wird dieses Thema auch heute noch oft aufgegriffen, auch wenn mir spontan kein Titel einfällt. Und ob David das noch gebacken bekommt - wer weiß, er hat schon ein Talent, sich selbst im Weg zu stehen :-,

    Darauf bin ich jetzt nicht gekommen, aber das passt!

    Ich auch nicht, aber das klingt total logisch, was Studentine über das "Rausnehmen" aus der juristischen Schusslinie schreibt.

    Bei Deinem Satz fiel mir spontan das Bild des Fegefeuers ein. Die beiden Damen schmoren also den Rest ihres Lebens

    im "Fegefeuer". Ob da ein Hausbrand nicht die leichtere Strafe wäre?

    Klar wäre das die leichtere Strafe 8)

    Miss Dartle behandelt Mrs Steerforth ja mit einer Grausamkeit, die ihresgleichen sucht.

    Dieser unbändige Hass ist irgendwie beispiellos, wirklich grausam. Damit zerstört sich nicht nur Mrs Steerforth, sondern auch sich selbst. Aus dieser Hassspirale führt doch kein Weg heraus. :shock:

    Hat sie das wirklich verdient? Steerforth ist doch nicht nur das Opfer einer zu laschen Erziehung (was

    immer das jetzt auch sein mag ...), er hat doch auch eigene Kräfte.

    Doch, sie hat große Teile davon verdient - auch wenn er eigene Kräfte hat und sie missbraucht, so ist er doch ein sehr großes Produkt seiner Erziehung. Und sie hat durch ihre Vergötterung des Sohnes nicht nur ihm, sondern vielen Menschen geschadet. Also die Inhalte hat sie auf jeden Fall verdient und auch einen Teil der Wut - ich hab nicht den Eindruck als ob sie Miss Dartle gegenüber jemals ein Anzeichen von Bedauern oder Mitgefühl gezeigt haben könnte in Bezug auf deren Stellung, die zum Teil bestimmt durch das Handeln des Sohns bestimmt wurden.


    Kapitel 57


    Die Auswanderung rückt näher und David hat eine große Aufgabe: Hams Tod vor Pegotty geheim zu halten. Auf der einen Seite finde ich es etwas unfair, den Tod eines geliebten Menschen zu verheimlichen, aber auf der anderen Seite kann ich sein Handeln verstehen. In dieser speziellen Situation, in der sich Pegotty mit Emily befindet, hätte es ihnen den Weggang nicht erleichtert, vielleicht sogar verhindert. Und wahrscheinlich für noch mehr Kummer gesorgt als eh vorhanden ist. Somit trifft er für mich die richtige Entscheidung. Dass er ausgerechnet Micawber zum Mitwisser macht, ist interessant - aber dieser ist der Aufgabe gewachsen und kann auch ausnahmsweise mal sein Plappermaul halten. Dieser "Entwicklungsroman" zeigt also diverse Entwicklungen, auch bei Micawber. Er schafft es, Pegotty genügend abzuschirmen so dass dieser auch durch die Presse o.ä. nichts von der Katastrophe erfährt. Dabei hat er selbst eine "heiße" Zeit - rin in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln, soll heißen verhaftet und gleich wieder freigelassen :totlach: Uriah Heep versucht alles um ihm zu schaden, aber Traddles und David kaufen Micawber immer wieder frei, so dass es zu einem typischen Micawber-Abschiedsabend kommt. Und dann zum endgültigen Abschied von diesem Teil von Davids Geschichte - für ihn wichtige und prägende Menschen reisen mit diesem Schiff um die halbe Welt und er muss Abschied nehmen. Die Szenen auf dem Schiff fand ich interessant. Ich denke nicht, dass Dickens diese so geschrieben hätte wenn es nicht auch üblich gewesen wäre. Mich hat es erstaunt, dass noch so viele Menschen einfach an Bord gehen konnten - aber auf der anderen Seite gab es halt noch keine Kais wie heute üblich, an denen man den Reisenden Glück wünschen konnte. Ich stell mir das ja als recht bedrückend vor, so unter Deck eingesperrt zu sein. :pale:

    Und wen hat es überrascht, als plötzlich auch Martha mit an Bord war? :loool:

  • Wieso meint sie, für David Vorsorge treffen zu müssen?

    Ich hatte das Gefühl, dass sie ihren David in Agnes' treue

    Hände übergibt und quasi grünes Licht für eine Heirat gibt.

    Und das irritiert mich. David ist inzwischen Manns genug, um das selber gebacken zu kriegen.

    Ich vermute, weil sie sofort erkannt hat, dass Agnes viel besser zu ihrem David passt. und das eigentlich schon immer wusste, seit sie Agnes kennengelernt hat. Das war schon beim ersten Zusammentreffen mit Agnes, dass sie sich danach das erste Mal ihrer eigenen weniger vorhandenen geistigen Tiefe bewusst wurde. Vielleicht hat sie auch Agnes´Zuneigung zu David erkannt und will ihr klarmachen, dass sie dem nicht entgegenstehen will und eine Beziehung zwischen den beiden billigt? :-k

    Wie sehr Ihr den Zusammenbruch von Mrs Steerforth - hatte sie einen Schlaganfall?

    Stimmt, könnte sein. Oder es ist einfach die Schockstarre, dass ihr über alles geliebter Sohn tot sein soll.

    Dieser "Entwicklungsroman" zeigt also diverse Entwicklungen, auch bei Micawber.

    :totlach: Ich vermute, er geht so richtig auf in der Rolle des Mitwissers und Verschwörers.

    Dabei hat er selbst eine "heiße" Zeit - rin in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln, soll heißen verhaftet und gleich wieder freigelassen :totlach: Uriah Heep versucht alles um ihm zu schaden, aber Traddles und David kaufen Micawber immer wieder frei, so dass es zu einem typischen Micawber-Abschiedsabend kommt.

    Diese vielen Verhaftungs- und Loskaufszenen fand ich zum kaputtlachen, sogar bis kurz vor Auslaufen des Schiffes ging das Ganze. :totlach: Die Micawbers werden vermutlich auch auf der Reise das ganze Schiff unterhalten. :loool:

    Immerhin schafft er es noch einmal, einen ordentlichen Punschabend :anstossen: auf die Beine zu stellen.

    Ich stell mir das ja als recht bedrückend vor, so unter Deck eingesperrt zu sein. :pale:

    Oh ja, die Vorstellung fand ich auch schrecklich. Da hat Dickens auch wieder so ein wahnsinnig anschauliches Bild gezeichnet, oder?

    Und wen hat es überrascht, als plötzlich auch Martha mit an Bord war? :loool:

    Öhm...mich. :uups: Ich hatte Martha seit dem Auffinden Emilys überhaupt nicht mehr auf dem Schirm und dachte, ihre Rolle wäre gespielt. Umso überraschter und auch erfreuter war ich, dass sie ebenfalls in Australien die Chance auf einen Neuanfang bekommen soll. :thumleft:

    Ganz toll fand ich die Beschreibung des ablegenden Schiffes als "Einen so schönen, so trauer- und hoffnungsvollen Anblick..." - das versinnbildlicht so sehr die nach vorn gerichteten Leben auf dem Schiff und gleichzeitig die verbleibenden am Ufer.


    zu Kap. 58

    Nachdem sich David nach Doras Tod so eingehend um seine Freunde gekümmert hat, ist die Luft raus und er versinkt in eine tiefe Depression und Trauer um die Toten in seinem Leben. Da bringt ihn auch das Reisen in ferne Länder vorerst nicht auf andere Gedanken, bis eines Tages in der malerischen Schweiz die Schönheit der Natur und ein Brief der verständnisvollen Agnes ihn langsam wieder in das Leben zurückbringen. Schön, dass er danach noch dort geblieben ist und auch wieder einen Roman geschrieben hat. So wie Dickens die Natur und Landschaft beschreibt, kann die Seele doch nur in so einer schönen Umgebung wieder gesunden. :love: Und sein Herz wendet sich allmählich Agnes zu, wobei ich das aus der Ferne etwas unrealistisch finde (aber vielleicht fehlt mir da ein bißchen die Romantik? :scratch: ). Seine Überlegungen lassen aber zumindest ein paar (selbstgemachte) amuoröse Missverständnisse in den nächsten Kapiteln erahnen. Andererseits kann ich verstehen, dass er das gute Verhältnis zu Agnes nicht durch irgendwelche Liebesgeständnisse gefährden will.

    Liebe Grüße,
    Tine


    :study: Ken Follett - Die Waffen des Lichts

    :study: Taylor Jenkins Reid - Daisy Jones & The Six

  • zu Kapitel 58

    Nachdem sich David nach Doras Tod so eingehend um seine Freunde gekümmert hat, ist die Luft raus und er versinkt in eine tiefe Depression und Trauer um die Toten in seinem Leben.

    Davids Zweifel, seine Verwirrung, all die schlechten Ereignisse die er durchleben musste, finden hier am Anfang des Kapitels ihren Ausdruck.

    Das ist sprachlich wieder ein Meisterstück von Dickens auch wenn es eine dunkle Zeit für David ist.


    Schon der letzte Satz aus dem Kapitel 57 weist darauf hin.


    Zitat

    The night had fallen on the Kentish hills when we were rowed ashore - and fallen darkly upon me.

    Dann setzt sich diese Stimmung fort am Beginn des Kapitel 8.


    Zitat

    It was a long and gloomy night that gathered on me, haunted by the ghosts of many hopes , of many remembrances , many errors,

    many unavailing sorrows and regrets.


    As a man upon the field of battle will receive a mortal hurt, and scarcely know what that he is struck, so I, when I was left alone with my

    undisciplined heart, had no conception of the wound with which it had to strive.

    Und dann noch einmal in der Rückschau auf die Dinge des Lebens.


    Zitat

    By imperceptible degrees, it became a hopeless consciousness of all that I had lost - love, friendship, interest; of all that had been shattered -

    my first trust, my first affection, the whole airy castle of my life; of all that remained - a ruined blank and waste, lying wide around me, unbroken,

    to the dark horizon.

    Einfach meisterhaft. Da fehlen mir glatt weitere Worte. Spricht ja auch für sich selbst.


    Schön auch, wie er durch die Eindrücke der Natur langsam wieder zu sich selbst findet. So wie Dickens die Natur beschreibt, möchte man mit

    in den Bergen und Tälern der Schweiz sein. Beeindruckend.


    Drei Jahre bleibt David weg, bis erv sich wieder auf den Weg nach Hause macht. Der Schlüsselsatz dieses Kapitels ist dann klar diese Erkenntnis:


    Zitat

    I had considered how the things that never happen, are often as much realities to us, in their effects, as those that are accomplished.

    Jetzt fehlt eigentlich nur noch der Weg zu Agnes und ich bin gespannt, ob das ohne größere Irrungen und Wirrungen vonstatten geht.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • Doch, sie hat große Teile davon verdient

    Hm.

    Ich wehre mich einfach gegen die Unterstellung, dass die Mütter an allem schuld sind - wenn ich das mal so überspitzt

    sagen darf. Ich bestreite in keiner Weise, dass sie Fehler gemacht hat.

    Aber bitte nenn mir mal eine Mutter, die das nicht auch macht - oder sich Vorwürfe macht, Fehler gemacht

    zu haben ...

    Ich glaube, ich habe heute meinen sehr privaten elegischen-Fehler-Mutter-Tag und daher das

    Bedürfnis, Mrs Steerforth zu trösten. Das ist doch furchtbar, was sie aushalten muss.

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Diese vielen Verhaftungs- und Loskaufszenen fand ich zum kaputtlachen

    Ich auch! Und wie alle sich einig sind, dass sie ihn freikaufen müssen - vermutlich sind sie alle

    froh, wenn diese Familie ein Haus weiter ist :-)

    Nach wie vor sind meine Freunde, die Micawbers, aber recht realitätsfremd. Wie sie sich auf die Auswanderung vorbereiten -

    erst einmal wird sich neu eingekleidet, mich hat das an Fasching + Kostümierung erinnert.

    Mrs. Micawber macht ein letztes Mal ein großes Palaver um ihre Familie. Als es klingelt, wird eine

    moralische Diskussion geführt um Verzeihen oder nicht - ach, und dann ist es nur der nächste Schuldeneintreiber.

    Wie profan :)

    Trotz dieser Niederungen des Alltags heben sie wieder ab zu neuen Höhenflügen:

    Das "Geschlecht der Micawbers wird hohen Rang und Ehren drüben erreichen", und Herr Micawber wird

    eine geschichtliche Person werden.



    Ich wüsste zu gerne, ob Dickens für diese Seifenblasen ein reales Vorbild hatte. So was Skurriles wie die Micawbers ist mir

    schon lange nicht in der Lektüre begegnet.


    Zu Kapitel 58

    So schöne Landschaftsbeschreibungen!

    Ich fand die Gegensätze interessant. Das Reisen - also Bewegung, Ortswechsel, Unruhe etc. - bringt David zur Ruhe und Reflexion. Der Abstand vom Alltag tut ihm gut. Interessant fand ich auch, dass er sich Agnes gerade wegen der Distanz annähert und er seine Liebe zu ihr entdeckt.

    Aber das nächste Hindernis ist bereits formuliert: er vermutet bei ihr rein schwesterliche Gefühle.

    Agnes fällt ihm also nicht zu wie die reife Birne, mit der Uriah Heep sie vergleicht, sondern da liegt noch eine Aufgabe vor ihm.


    Kapitel 59

    Nach 3 Jahren Abwesenheit zieht es David zunächst zu Traddles und seinem lebhaften Haushalt. Traddles scheint ja wirklich eine Seele von Mensch

    zu sein, dass er diese ganzen Mädchen so aushält und das dauernde Gewusele! Sophie ist sanft, sparsam, tüchtig, sie führt den Haushalt souverän, hier wird sie als Gegenbild zur kindlich-verspielten Dora geschildert.

    Murdstone treiben immer noch ihr Unwesen. Der alte Arzt erzählt die Beobachtungen seiner Frau, und man fragt sich, wieso die Nachbarn nicht eingreifen.

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Öhm...mich. :uups: Ich hatte Martha seit dem Auffinden Emilys überhaupt nicht mehr auf dem Schirm und dachte, ihre Rolle wäre gespielt.

    Nee, Dickens lässt die Guten nicht einfach so aus der Geschichte plumpsen :lol:

    er versinkt in eine tiefe Depression und Trauer um die Toten in seinem Leben.

    Nachvollziehbar, es ist ja auch viel passiert in den letzten Monaten

    So wie Dickens die Natur und Landschaft beschreibt, kann die Seele doch nur in so einer schönen Umgebung wieder gesunden.

    Geht es uns nicht allen so, dass wir davon positiv berührt werden - der eine mehr, der andere weniger, aber trotzdem irgendwie alle? Besonders wenn es uns nicht gut tut.

    Und sein Herz wendet sich allmählich Agnes zu, wobei ich das aus der Ferne etwas unrealistisch finde (aber vielleicht fehlt mir da ein bißchen die Romantik? :scratch: ).

    Ich finde grade das eher realistisch - er gewinnt Abstand von der Ereignissen, emotional und räumlich, und gerade das hilft ja oft, dass man sich gewisser Dinge bewusst wird. Genau so, wie drawe es hier beschreibt:


    Interessant fand ich auch, dass er sich Agnes gerade wegen der Distanz annähert und er seine Liebe zu ihr entdeckt.

    Ich fand es auch interessant und wie oben erklärt, auch nachvollziehbar. :wink:


    Ich fand die Gegensätze interessant. Das Reisen - also Bewegung, Ortswechsel, Unruhe etc. - bringt David zur Ruhe und Reflexion.

    Geht mir persönlich aber auch so: weg von zu Hause kann ich das Hamsterrad in meinem Kopf anhalten - zu Hause gelingt mir das wesentlich schlechter 8-[


    Das ist sprachlich wieder ein Meisterstück von Dickens auch wenn es eine dunkle Zeit für David ist.

    Sag mal, machst Du Dir beim Lesen eigentlich Notizen oder heftest Du Post-Its ins Buch? Du findest immer die schönsten Zitate, danke schön :friends:

    Drei Jahre bleibt David weg, bis er sich wieder auf den Weg nach Hause macht.

    Entschuldigt, wenn ich wieder etwas profan werde, aber wie haben die Menschen das eigentlich damals finanziell gehandhabt, wenn sie so lange im Ausland auf Reisen waren? Es gab ja eine Kreditkarten, mit denen man am nächsten Automat mal eben Geld abheben konnten? :scratch: Und wie, bitte schön, sind sie brieflich in Kontakt geblieben? Ich meine, die Post war ja nicht soooo schnell damals, jedenfalls nicht international. Wie also haben David und die anderen sich postalisch erreicht solange er unterwegs war? In der Schweiz war er dann ja fest an einem Ort, das war etwas anderes.

    Sorry, aber so alltägliche Dinge find ich einfach extrem spannend, aber auch verwirrend für mein modernes Gehirn. :uups:

    Jetzt fehlt eigentlich nur noch der Weg zu Agnes und ich bin gespannt, ob das ohne größere Irrungen und Wirrungen vonstatten geht.

    Ich bin zwar fertig, aber ich verrate nichts :-,


    Ich wehre mich einfach gegen die Unterstellung, dass die Mütter an allem schuld sind

    Ich möchte ja gar nicht behaupten, dass die Mütter immer an allem schuld sind. :friends: Ich empfinde es nur in diesem Falle so. Wäre sie eine grässliche bösartige Mutter gewesen, so hätte Davids eigener Charakter, sein Wesen, sich vielleicht anders entwickelt, sich distanziert zu ihr. Aber sie hat ihn vergöttert, er war alles und perfekt für sie und niemals hat sie ihn korrigiert solange er lebte. Alles was er tat war perfekt und wunderbar - warum also sollte er etwas ändern an seinem Verhalten? Und dadurch trägt sie für mich die Verantwortung dafür, wie er wurde was er war.

    Und ich weiß, wovon ich rede, denn bei mir war es genau anders herum: ich habe alles in meinem Leben getan um nur ja nicht so zu werden wie meine Mutter. Und ich war erfolgreich dabei. Aber damit habe ich, auch genau aus dem "Anreiz" der Distanzierung heraus, die Verantwortung für mein Leben übernommen und sei es nur drum, um zu beweisen, dass ich eben nicht so bin wie behauptet und mein Leben den vorhergesagten Weg nimmt.


    Ich glaube, ich habe heute meinen sehr privaten elegischen-Fehler-Mutter-Tag

    den dürfen Mütter ja auch haben :kiss:

    Und wie alle sich einig sind, dass sie ihn freikaufen müssen

    Immerhin hätten sie ohne ihn niemals Uriah Heep ausgeschaltet und damit Agnes und Mr. Wickfield aus ihrer Misere befreit sowie das Vermögen von Tante Betsey zurückbekommen. Also haben sie schon einigen Anlass, Micawber dankbar zu sein und ihm zu helfen. :wink:

    Mrs. Micawber macht ein letztes Mal ein großes Palaver um ihre Familie. Als es klingelt, wird eine

    moralische Diskussion geführt um Verzeihen oder nicht - ach, und dann ist es nur der nächste Schuldeneintreiber.

    Wie profan :)

    und wie herrlich diese Szene, ich hab mich echt gekringelt. Das hat Dickens wieder herrlich geschrieben.

    Ich wüsste zu gerne, ob Dickens für diese Seifenblasen ein reales Vorbild hatte.

    Ich versuche mal, ob ich etwas darüber herausfinde.... da war was, wenn ich mich recht erinnere :-k


    Nach 3 Jahren Abwesenheit zieht es David zunächst zu Traddles und seinem lebhaften Haushalt. Traddles scheint ja wirklich eine Seele von Mensch

    zu sein, dass er diese ganzen Mädchen so aushält und das dauernde Gewusele! Sophie ist sanft, sparsam, tüchtig, sie führt den Haushalt souverän, hier wird sie als Gegenbild zur kindlich-verspielten Dora geschildert.

    Traddles und Sophie sind hier das komplette Gegenstück zu David und Dora - aber sie verkörpern doch auch genau Davids Traum einer Ehe und Familie. Hier wird nicht nur Dora gespiegelt, sondern beide, denke ich.

    Murdstone treiben immer noch ihr Unwesen. Der alte Arzt erzählt die Beobachtungen seiner Frau, und man fragt sich, wieso die Nachbarn nicht eingreifen.

    Warum sollten sie? Mit welcher Handhabe? Selbst heute kannst Du kaum eingreifen, wenn es bei Nachbarn schief läuft, da braucht es schon sehr viel. Was hätten die Nachbarn denn tun sollen?


    So, und mir ist hier bei diesem Zeitsprung mehrerer Jahre etwas aufgefallen, was ich tatsächlich nicht für möglich gehalten hätte. Aber habt Ihr bemerkt, dass Dickens mit keinem Wort mehr auf Ham eingeht? Dass David Mr. Pegotty die Katastrophe verschweigt, war für mich ja passend. Aber mit keiner Silbe wird darauf eingegangen, dass da ja auch noch Pegotty selbst an seiner Seite ist, Hams Tante. Aber nichts, Schweigen darüber, ob und wann und wie er ihr die traurige Nachricht beibringt oder wie Ham bestattet wird oder was in Yarmouth passierte mit Hams Besitz. Und ich bin fertig mit dem Buch und damit nochmals 10 Jahre weiter in der Geschichte Davids, das taucht auch nicht mehr auf und wird wohl damit auch nicht mehr erwähnt werden. So ein "Loch" in der Geschichte hätte ich echt nicht erwartet. :shock:

  • Mir war auch so, als hätte sie es verkauft.

    Gut, dann geh ich heut abend nochmal auf die Suche im Buch. Ich hatte nämlich auch den Eindruck, dass David das Cottage verkauft hätte als er nach einiger Zeit in Dover nach dem Rechten schaute...:scratch:

    Studentine Ich hab's gefunden: Kapitel 43 ganz am Anfang, als David und seine Tante die Wohnung in Buckingham Street endlich aufgeben können und sich die zwei benachbarten Cottages in Highgate mieten. Da heißt es:

    Zitat von Dickens

    My aunt, however (who has sold the house at Dover, to good advantage) ...

    Dann hat Dickens tatsächlich mal ein, zwei Fädchen in seiner Geschichte verloren - hier das Haus und dann wie oben erwähnt auch noch Pegotty. Aber das tut der Geschichte echt keinen Abbruch, ich hab sie genossen :D


    drawe ich hab keinen Hinweis in den Notizen finden können, dass Mr. Micawber einer Person aus Dickens Umfeld nachempfunden wurde. Nur Mrs Micawber ähnelt ja seiner Mutter indem sie anfangs davon träumte, ein Institut für junge Mädchen zu eröffnen. Aber vielleicht findet sich in der Einleitung, die ich unterbrochen hatte, ja noch irgendetwas. Die lese ich natürlich auch noch. :)