Lied der Weite

Buch von Kent Haruf, Peter Carey

Zusammenfassung

Serieninfos zu Lied der Weite

Lied der Weite ist der 1. Band der Choral der Weite Reihe. Diese umfasst 6 Teile und startete im Jahr 1984. Der letzte bzw. neueste Teil der Serie stammt aus dem Jahr 2015.

Bewertungen

Lied der Weite wurde insgesamt 16 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,3 Sternen.

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Meinungen

  • Ich mag seinen Schreibstil und die Leute in Holt.

    Steffi

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Lied der Weite

    Dieses Buch hinterlässt bei mir gemischte Gefühle. Der unaufgeregte Erzählstil hat mir gut gefallen, weil er nicht wertet und doch irgendwie so voller Wärme für die Figuren ist. Gefallen hat mir vor allem, dass man in den Kapiteln immer den gleichen Wissensstand hatte wie die Figur, deren Geschichte gerade erzählt wurde.
    Allerdings war die Erzählung für mich nicht immer realistisch bzw. nachvollziehbar und das hat mich dann doch irgendwie gestört.
    […]
    Dem kann ich zustimmen und muss sagen, dass mich diese beiden Brüder mehr als ein Mal beim Lesen irritiert haben. Ich konnte keine Verbindung zu ihnen herstellen, ganz anders als zu den anderen Figuren.
    Weit mehr hat mich jedoch gestört, wie bereitwillig Victoria zu den beiden alten Farmern gezogen ist. Würde eine verunsicherte schwangere 17-Jährige wirklich zu zwei alten, ihr fremden Brüdern ziehen, auf deren Farm seit dem Tod der Mutter keine Frau mehr gelebt hatte? Und wie kam Maggie Jones überhaupt auf diesen absurden Gedanken?
    […]
    Tatsächlich hätte ich mir mehr Hintergrundwissen gewünscht, frage mich aber gleichzeitig, ob das der Erzählung nicht auch einen Teil ihres besonderen Charmes genommen hätte. Ein wenig mehr Informationen hätten aber gewiss nicht geschadet.
    […]
    […]
    Diese beiden Brüder hat Haruf wirklich wunderbar hinbekommen. Ihre Herzensgüte ist auf den ersten Blick zwar unsichtbar, aber ich habe sie so schnell in mein Herz geschlossen, wie es nur selten vorgekommen ist. Auf sie passt das Sprichwort "harte Schale, weicher Kern" perfekt und ich kann absolut nachvollziehen, dass Victoria zu ihnen zurück wollte, nachdem sie sie erstmal kennengelernt hatte, (Aber wie zum Teufel ist Maggie Jones auf die verrückte Idee gekommen, eine 17-jährige Schwangere auf diese Farm zu bringen?!?)
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  • Rezension zu Lied der Weite

    Dies war nach "Unsere Seelen bei Nacht" mein zweiter Roman von Kent Haruf und er hat mir sehr gefallen.
    Haruf erzählt weitgehend ruhig und unaufgeregt von Schicksalen, die mir tief unter die Haut gegangen sind. Gut und Böse, Elend und Glück liegen hier immer wieder sehr nah beieinander. Der Autor kostet sowohl die Höhen als auch die Tiefen des Lebens voll aus, und bei alledem wird immer wieder deutlich, wie kostbar das manchmal kleine, manchmal auch große Glück des Alltags ist und wie sehr es sich lohnt, sich dafür zu öffnen, auch wenn es nicht das ist, was man ursprünglich mal vom Leben erwartet hatte. (Daher empfinde auch ich den Titel "Flüchtiges Glück" nicht als passend, denn es geht in diesem Roman eher um das Glück, das am Ende nicht verschwindet, sondern bleibt. Außerdem klingt der Titel in meinen Ohren ein wenig kitschig, und Nähe zu Kitsch würde ich diesem Roman jetzt sicher nicht vorwerfen. "Lied der Weite" passt viel besser.)
    Ich war dankbar für die vergleichsweise kurzen Kapitel und den Umstand, dass ich in der letzten Woche recht wenig Lesezeit hatte, sodass ich immer wieder nur kurze Abschnitte lesen, das Geschehen in Ruhe sacken lassen und darüber nachdenken konnte. Die Figuren würden mich ohnehin noch weiter beschäftigen, also habe ich mir gedacht, dass ich dann ja auch direkt mit "Abendrot" weitermachen kann...
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  • Rezension zu Lied der Weite

    „Plainsong“ heißt das Buch im Original: Choralgesang. Ein sehr passender Titel, in zweierlei Hinsicht.
    Der Autor lässt den Leser teilhaben am Leben grundverschiedener Menschen, die sich zwar kennen, weil in der Kleinstadt jeder jeden kennt, die aber ansonsten auf den ersten Blick kaum etwas gemeinsam haben. Er gibt ihnen authentische Stimmen, die sich zunächst nur wenig harmonisch zusammenfügen, als ihre Leben sich auf einmal überschneiden – jeder bringt seine eigenen Missklänge ein in diesen Choral: Einsamkeit. Depression. Das unerfüllte Bedürfnis nach Akzeptanz und Liebe.
    Die Annäherung beginnt nur vorsichtig, manchmal misstrauisch, aber man spürt sofort: da ist Resonanz. Da bringt einer im Leben des anderen etwas zum Schwingen.
    Die Missklänge verstummen zwar nicht über Nacht, am Ende wird das „Lied der Weite“ jedoch zu einem Choral der Hoffnung und des gegenseitigen Respekts.
    Die Schlüsselfigur des Romans ist in meinen Augen die schwangere 17-jährige Victoria, die von ihrer Mutter verstoßen wurde. Das setzt in der Kleinstadt einiges in Bewegung, vor allem unerwartete Hilfsbereitschaft: aufgenommen wird das Mädchen letztendlich ausgerechnet von den Brüdern McPheron, zwei alten Viehzüchtern, die ihr ganzes Leben lang Junggesellen waren und nicht die geringste Ahnung davon haben, wie sie mit einem Teenager umgehen sollen.
    Für diese beiden Charaktere allein hätte es sich schon gelohnt, das Buch zu lesen! Sie fühlen sich erst heillos überfordert von ihrer neuen Aufgabe, stürzen sich aber dennoch mit einer so schroffen wie herzzerreißenden Liebenswürdigkeit hinein – als hätten sie genau das ihr Leben lang vermisst. Dabei entbehren ihre Szenen nicht einer gewissen Komik, wenn sie versuchen, sich ihre neue Situation mit Dingen zu erklären, die sie kennen und von denen sie etwas verstehen. Einmal vergleicht Harold das Verhalten Victorias mit dem einer schwangeren Kuh:
    "Was redest du da?, sagte Raymond. Was ist denn das für ein Vergleich?
    Neulich hab ich drüber nachgedacht. Über die Ähnlichkeiten. Beide sind jung. Beide sind hier draußen auf dem Land, wo nur wir sind, um auf sie aufzupassen. Beide haben zum ersten Mal im Leben ein Baby im Bauch. Überleg doch mal.
    Raymond sah seinen Bruder entgeistert an. Sie waren vor dem Haus angekommen und hielten vor dem Drahtzaun auf der hartgefrorenen, zerfurchten Zufahrt. Herrgott noch mal, sagte er, das ist eine Kuh. Du redest von Kühen.
    Ich mein ja nur, sagte Harold. Denk doch mal drüber nach.
    Du sagst praktisch, dass sie eine Kuh ist, das sagst du doch.
    Das will ich damit überhaupt nicht sagen.
    Sie ist ein Mädchen, um Himmels willen. Keine Kuh. Du kannst doch nicht Mädchen und Kühe in einen Topf werfen.
    Ich hab ja nur gemeint, sagte Harold. Machst du dir eigentlich nie Gedanken?
    Doch. Ich denk auch manchmal nach.
    Na also.
    Aber ich muss nicht gleich drüber reden.
    Na gut. Ich hab geredet, bevor ich nachgedacht hab. Willst du mich gleich erschießen, oder wartest du, bis es finster ist?"
    Auch die anderen Charaktere erweckt Kent Haruf zum Leben, mit all ihren Marotten, Wünschen, Stärken und Schwächen – und das, ohne dem Leser jemals unmittelbar ihre Gedanken zu verraten. Man beobachtet ihr Verhalten sozusagen von außen, aber das beschreibt der Autor so prägnant, dass man schnell ein Gefühl für sie bekommt.
    Plainsong – plain song – plain
    „plain“ kann vieles bedeuten, schlicht, gewöhnlich, klar, pur... Und dies ist der zweite Grund, warum der Titel so passend ist: über lange Strecken erzählt das Buch vom ganz gewöhnlichen Alltag in einer ländlich gelegenen Kleinstadt, ruhig und mit sorgsamer Langsamkeit. Hundert Seiten ziehen am Leser vorbei, ohne dass viel passiert, ohne nennenswerten Spannungsbogen.
    Aber das ist nicht trivial, das ist das Leben.
    Die Geschichte entwickelt ihre ganz eigene Art von Spannung, denn es ist alles so echt, so lebendig, so berührend.Ich habe in jeder Szene mit den Charakteren mitgefiebert – auch wenn sie nur dabei waren, Zeitungen auszutragen.
    Schlicht, klar, pur… Das sind alles Attribute, die auf den Schreibstil von Kent Haruf zutreffen.
    Er erzählt in einfachen, bedächtigen Sätzen, die dennoch ihre ganz eigene Poesie entfalten. Sie treffen den Kern der Dinge, das Wesen der Menschen, die der Autor so liebevoll beschreibt.
    Am Schluss bleiben einige Dinge offen, nicht alle Fragen werden beantwortet. Wir haben die Charaktere ein Stück ihres Weges begleitet, aber im Leben gibt es nur wenige endgültige Enden… Und so kann man als Leser höchstens erahnen, wohin sie die Reise noch führen wird.
    Ich hoffe darauf, dass der Verlag auch „Eventide“ noch übersetzen wird, in dem einige der Charaktere aus diesem Buch, wie die McPherons, wieder eine wichtige Rolle spielen. Es ist aber gut möglich, „Lied der Weite“ als alleinstehendes Werk zu lesen.
    Fazit:
    In einer ländlich gelegenen Kleinstadt wird die schwangere Victoria von ihrer Mutter vor die Tür gesetzt. Durch einen Akt der Hilfsbereitschaft verändert sich daraufhin das Leben von sieben verschiedenen Menschen – vor allem das der beiden alten Viehzüchter, die das Mädchen bei sich aufnehmen, obwohl sie ihr ganzes Leben lang alleine gelebt haben und sie diese neue Aufgabe in hilflose Panik versetzt.
    Man könnte sagen, dass in diesem Buch strenggenommen nicht viel passiert. Der Autor lässt sich viel Zeit, den ganz normalen Alltag seiner Charaktere zu beschreiben, bis ins Detail und ohne Drama. Aber die Klarheit der Sprache und die Komplexität der Charaktere haben mich dennoch an das Buch gefesselt.
    Es hat diese Neuauflage auf jeden Fall verdient. (Das Buch ist 2001 schon einmal unter dem Titel „Flüchtiges Glück“ im btb-Verlag herausgebracht worden.)
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  • Rezension zu Lied der Weite

    Klappentext (gekürzt):
    Holt, eine kleine Stadt in Colorado, unweit von Denver: Auf den ersten Blick ist es ein einfaches Leben, das die Menschen hier führen, und doch haben sie alle ihre bewegende Geschichte. Da ist der Lehrer Tom Guthrie, der von seiner Frau verlassen wurde und nun mit seinen Söhnen Ike und Bobby allein zurückbleibt. Da ist die 17-jährige Victoria, die schwanger ist und von ihrer Mutter verstoßen wird. Da sind die eigenbrötlerischen Brüder McPheron, die seit Jahren ihre abgeschiedene Farm bewirtschaften. Eines Tages beschließt die tatkräftige Lehrerin Maggie Jones jedoch, Victoria bei den kauzigen Brüdern unterzubringen – und für die Brüder beginnt das größte Abenteuer ihres Lebens.
    Zum Autor:
    Kent Haruf (1943–2014) war ein amerikanischer Schriftsteller. Alle seine sechs Romane spielen in der fiktiven Kleinstadt Holt im US-Bundesstaat Colorado. Er wurde unter anderem mit dem Whiting Foundation Writers’ Award, dem Mountains & Plains Booksellers Award und dem Wallace Stegner Award ausgezeichnet.
    Allgemeine Informationen:
    Originaltitel: Plainsong
    Erstmals erschienen 1999 bei Alfred A. Knopf, New York
    Aus dem Amerikanischen übersetzt von Rudolf Hermstein
    Erzählt von einem unbeteiligten Beobachter
    316 Seiten
    Persönliche Meinung:
    Nehmen wir an: Draußen auf dem Lande außerhalb der Kleinstadt bewirtschaften zwei ältere Brüder eine Farm. Sie hatten nie die Chance, eine Familie zu gründen und schuften im Schweiße ihres Angesichts von früh bis spät, immer dem Wetter, den Jahreszeiten und dem Glück unterworfen.
    Nehmen wir an: Draußen auf dem Lande außerhalb der Kleinstadt bewirtschaften zwei ältere Brüder eine Farm. Sie sind zufrieden in ihrer selbst gewählten Einsamkeit und lieben ihre harte und dennoch erfüllende Arbeit, die Abwechslung und das still schweigende Einvernehmen ihrer langen Gemeinsamkeit.
    Nehmen wir an: Ein Mann, Lehrer, sorgt allein für seine Kinder, weil seine Frau tagaus tagein im Bett liegt und mit schweren Depressionen kämpft. Neben seinem Beruf, der ihm allerhand abverlangt, trägt er die Verantwortung für Haushalt, Freizeit und Erziehung allein. Seine beiden Jungs haben es nicht einfach, und eines Tages teilt die Mutter mit, dass sie die Familie verlässt.
    Nehmen wir an: Ein Mann, Lehrer, sorgt allein für seine Kinder, weil seine Frau tagaus tagein im Bett liegt und mit schweren Depressionen kämpft. Er liebt seinen Beruf – meistens – und hat Freude an seinen Kindern. Dass die Mutter die Familie verlässt, erschreckt zwar zunächst vor allem die Kinder, aber die beiden Jungs und ihr Vater können sich aufeinander einspielen und gestalten ihren Alltag mit neuer Vertrautheit.
    Natürlich: Es handelt sich beide Male um dieselben Personen in denselben Situationen. Wie man sieht, kann man ihr Leben aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten.
    Das sprichwörtliche Glas ist nun mal halb leer und gleichzeitig halb voll.
    Der eine Autor schreibt eine Erzählung mit wehmütigem, verzweifeltem oder gesellschaftskritischem Ton, der andere erzählt eine liebevolle leichte Geschichte.
    Wir müssen nur aufpassen, dass wir dem ersten Autor nicht das Prädikat „anspruchsvoll“ verpassen und dem anderen eine seichte Sicht der Dinge vorwerfen. Denn beide haben das gleiche Recht auf ihre Lesart. Solange die Zeichnung der Figuren echt, die Handlung folgerichtig und nachvollziehbar ist und die Sprache sich stilistisch Thema und Inhalt gerecht wird.
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Ausgaben von Lied der Weite

Hardcover

Seitenzahl: 384

Taschenbuch

Seitenzahl: 400

E-Book

Seitenzahl: 373

Lied der Weite in anderen Sprachen

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