Die 13. Geschichte

Buch von Diane Setterfield, Anke Kreutzer, Eberhard Kreutzer

Bewertungen

Die 13. Geschichte wurde insgesamt 65 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,1 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Die 13. Geschichte

    'Ein großartiges, magisches, wunderbares Buch!', wurde mir vorgeschwärmt 'Total öde, langatmig, voller endloser Beschreibungen!', wurde mir vorgejammert. Aber nach bestimmt drei Jahren, in denen dieses optisch wunderschöne Werk in meinem Regal ungelesener Bücher Staub sammelte, war es an der Zeit, mir meine eigene Meinung zu bilden.
    Und während ich definitiv dazu tendiere, der ersten Meinung zuzustimmen, kann ich doch verstehen, warum zumindest ein kleiner Teil der Leser enttäuscht zur zweiten Meinung kommt. Ich denke, es ist zum großen Teil eine Frage der Erwartungen, die man an das Buch hegt.
    Es ist spannend – aber es ist keine rasante Thrillerspannung, sondern eine unterschwellige, die sich in gemessenem Tempo aus den menschlichen Abgründen der wichtigsten Charaktere nährt. Düster, ja. Perfide. Aber auch philosophisch, und manchmal sogar schön. Es wirft Fragen auf, die es nicht alle beantwortet, und beantwortet dafür Fragen, bei denen man erst ganz am Schluss begreift, dass sie die ganze Zeit im Raum standen.
    Das Buch erzählt eine außergewöhnliche Familiengeschichte: der Wohnsitz der Angelfields ist wie eine Parallelwelt, ein abgesonderter Mikrokosmos, in dem menschliche Gepflogenheiten und Moralvorstellungen nur bedingt Gültigkeit haben. Ein Großteil meiner Faszination lag daher auch in den Charakteren begründet, die alle nicht ganz der gesellschaftlichen Norm entsprechen; von Generation zu Generation setzt sich etwas fort, das an Wahnsinn grenzt (oder darüber hinausgeht?), und dennoch fand ich die Charaktere glaubhaft und überzeugend, wenn auch nicht unbedingt sympathisch. Es geht viel um die Dynamik verschiedener Geschwisterpaare: Charlie und Isabelle, verbunden durch Obsession und eine gemeinsame Veranlagung zur Grausamkeit. Adeline und Emmeline, Zwillinge, die unterschiedlicher nicht sein könnten – wild, aggressiv und beinahe animalisch die eine, sanftmütig und liebevoll die andere.
    Im Mittelpunkt steht Vida Winter, die wohl berühmteste Autorin ihrer Zeit, über deren Vergangenheit jedoch rein gar nichts bekannt ist. In jedem Interview spinnt sie eine neue Wahrheit und erzählt Geschichten, die sich dann doch als Fiktion erweisen. Aber jetzt sieht sie das Ende ihres Lebens nahen und erwählt eine Biografin, Margaret, der sie die ungeschminkte Wahrheit diktieren will. Unter anderem die, dass sie Adeline Angelfield hieß, bevor sie zu Vida Winter wurde...
    Ihre Figur fand ich unglaublich gut geschrieben, und man fragt sich das ganze Buch über, wie und wann aus Adeline, dem verrohten, vernachlässigten Kind, die kultivierte Vida wurde. Es ist jedoch auch eine Geschichte über die Macht der Literatur, den manchmal fließenden Übergang zwischen Wahrheit und Fiktion.
    Das Buch hat eine dieser unerwarteten Wendungen zu bieten, bei denen man am liebsten direkt noch einmal auf der ersten Seite beginnen würde, um herauszufinden, wo man möglicherweise Hinweise überlesen hat – auf einmal ist alles ganz anders, aber eigentlich hat man die Puzzleteile nur die ganze Zeit falsch zusammengesetzt. Mir sind direkt ein paar Szenen eingefallen, die mit dieser neuen Informationen einen ganz anderen Sinn ergaben! Sehr geschickt konstruiert.
    Der Schreibstil ist einfach ein Gedicht, die Autorin hat eine ganz besondere, außergewöhnliche Ausdrucksweise. Sie liest sich lyrisch, beinahe poetisch, und das auch dann, wenn sie Schmutz und Verfall beschreibt, und die Atmosphäre ist immer so dicht, dass man sie schneiden könnte.
    Fazit:
    Diane Setterfield erzählt eine originelle, abgründige Familiengeschichte, die vor allem von ihren ungewöhnlichen Charakteren und dem wunderbaren Schreibstil lebt. Wer das Buch lesen möchte, sollte der Atmosphäre (viel!) Zeit geben, sich zu entfalten, und damit leben können, dass manche Fragen unbeantwortet bleiben.
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  • Rezension zu Die 13. Geschichte

    Alle Jahre wieder muss es ein Roman um ein Herrenhaus-Geheimnis sein. Mit "Die dreizehnte Geschichte" habe ich ein Prachtexemplar der Gattung erwischt. Mir ging es wie @Yael , ich konnte es nicht aus der Hand legen und hatte es an zwei Tagen (inklusive einer Nachtschicht) zu Ende gelesen.
    Eine Geschichte, in der sich damals und heute verquicken. Rätselhafte Ereignisse, mysteriöse Personen, ein wunderbares Anwesen, Gespenster, die nicht übernatürlichen Ursprungs sind, die obligatorischen Zutaten wie ein Brand, eine Verwechslung und verschwundene Leute - über allem thront die unergründliche Vida Winter. Eine angedeutete Liebesgeschichte, die erst beginnt, als das Buch endet. Also: Keine Kitschgefahr.
    Bücher en masse, eine Buchhandlung und Bibliotheken - und immer wieder die alten englischen Klassiker. Zu viele? Kann sein. Andererseits: Ich kannte alle (bis auf "Middlemarch") und habe ständig - erfolglos - versucht, irgendeine Beziehung zwischen den alten Büchern und der Handlung zu finden.
    […]
    Nur den Geistesblitz, mit dem Margaret hinter Vidas Geheimnis kommt, hätte ich lieber als logisch-durchdachte Gedankenkette gelesen.
    Und noch eins hätte ich mir gewünscht: Eine klare zeitliche Angabe. So weiß man nur: Die Eisenbahn und Taxis gabs schon, aber Handys noch nicht.
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  • Rezension zu Die 13. Geschichte

    Da es heute nochmal heiß und faul war, konnte ich das Buch früher als gedacht fertig lesen - und wieder war es mir fast unmöglich, kurze Pausen einzulegen. Zwar war das Ende ein bisschen langgezogen und zuerst ungewohnt, aber dann hat es mir doch gefallen, wie viel Wert die Autorin auch auf die kleinste Nebenfigur gelegt hat. Die eine Frage, die offen blieb, hatte für mich das Gruselige, mit dem der Roman u. a. beschrieben wird.
    Meine Meinung: Die dreizehnte Geschichte" ist eines jener Bücher, um die ich jahrelang herumschleiche und eigentlich nie so recht weiß, warum ich es nicht einfach mal zur Hand nehme und reinlese. Schadet niemandem, und es tut mir erst mal nicht weh. Und trotzdem gibt es einiger solcher Romane, die zwar meinen Geschmack ganz gut treffen könnten, vor denen ich aber dennoch zurückschrecke. Vielleicht, weil ich befürchte, dass mich die Story zwischen den Buchdeckeln dann wochenlang nicht loslässt.
    Ein bisschen so wird es mir jetzt wohl auch tatsächlich ergehen. Jedenfalls wird die ungewöhnliche Geschichte noch länger in mir nachhallen als die Zeit, in der ich sie buchstäblich verschlungen habe: Über 500 Seiten in drei Tagen (!). So spannend waren die fiktiven Biografien der ebenso fiktive
    Schriftstellerin Vida Winter, ihrer "Geisterschreiberin" Margaret Lea, den verwilderten Zwillingen und ihrer verruchten Abstammung, dass ich das Buch nur schwer aus der Hand legen konnte.
    Und auf merkwürdige Art ging es mir ähnlich wie der Erzählerin Miss Lea, die von Vida Winter engagiert wird, ihre Biografie niederzuschreiben:
    Nach und nach wird man hineingezogen in den Bann von Angelfield, dem geheimnisvollen Anwesen in Yorkshire und dessen Bewohnern - einer so verrückt und verschroben wie der andere. Ereignisse und Tragödien spielen sich ab, die auf den ersten Blick keine sind, oder die man sich als Leser nicht erklären kann, bis es erst im letzten Drittel des Buches zu Erklärungen kommt, die plötzlich alle einen Sinn ergeben, und mit denen man nicht gerechnet hat bzw. nicht rechnen konnte, wenn man die Geschichte nicht bereits kennt. Und ich liebe so etwas! Dieses erstaunte "Uff! Wie konnte das denn...? Ach ja, natürlich!"
    Einfach großartig, wie sich Vida Winters und Miss Leas Leben gleicht, ohne dass sie viel gemeinsam haben und sogar recht gegensätzlich sind. Bei Miss Lea hatte ich ständig das Lämmchen aus Daphne Du Mauriers "Rebecca" vor Augen (also Joan Fontaine^^), während die anfangs autoritär und selbstbewusst auftretende Vida Winter eine Grand Dame par exellence war. Zumindest an der Oberfläche, die im Lauf der Geschichte nicht nur äußerlich bröckelt. Und irgendwie erzählt "Die dreizehnte Geschichte" nicht nur zwei Lebensläufe, sondern auch von einer ungleichen Freundschaft, die sich erst entwickelt, dann aber aufgrund der Ähnlichkeit fast so etwas wie Ebenbürtigkeit erreicht zwischen den unterschiedlichen Frauen.
    Die einzelnen Schicksale der weiteren Charaktere haben mich ebenfalls emotional sehr berührt; besonders das des etwas einfältig wirkenden, herzensguten Kuchenmeisters Aurelius. Aber auch John the-dig und Mrs. Dunne haben sich einen Platz in meinem Leserherz erobert. Am wenigsten warm wurde ich mit der kurzfristigen Gouvernante der Zwillinge, die gemeinsam mit dem Doktor "Experimente" an den beiden Mädchen ausprobiert und sich ein wenig wie ein weiblicher Gregor Mendelsohn aufführt, auch, um den Dorfarzt zu beeindrucken, wie sich später herausstellt. Und ihre
    Tagebucheintragungen in Kursivschrift waren sehr ermüdend. Trotzdem fand ich es schön, dass auch sie nicht einfach sang- und klanglos zwischen den Seiten verschwand. Selbst Kater Shadow, das "zierliche Gespenst", das der jungen Besucherin in Yorkshire auf Schritt und Tritt folgt, erhält ein ihm würdiges Ende.
    Was mir - vielleicht erstaunlicherweise - nicht gar so gut gefiel, waren die ständigen Referenzen auf die ewig gleichen Klassiker. Dass Jane
    Eyre noch eine Bewandtnis mit dem Schicksal der Angelfields haben könnte, habe ich mir gedacht ohne das Buch zu kennen, doch die anderen
    Hinweise auf Sturmhöhe, Die weiße Frau und die Bibliophilie beider Protagonisten erschienen mir zuweilen übertrieben ("Was retten
    Sie zuerst? Bücher oder Menschen?"). Trotzdem ist dies mein einziger kleiner Kritikpunkt, der mich nicht davon abhält, diesem grandiosen, fantastisch geschriebenen und clever durchdachten Pageturner fünf Sterne zu geben.
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  • Rezension zu Die 13. Geschichte

    Ich habe dieses wunderbare Buch jetzt noch einmal gelesen und es hat für mich ncihts von seiner Faszination eingebüßt.
    Meine Meinung
    Das Buchcover ist schon mal eine Wucht. Das stach mir sofort ins Auge, als ich in meinem Buchladen die Regale langspaziert bin. Als ich dann im Klappentext las, dass eine Schriftstellerin und eine Buchhändlerin mitspielen, war es um mich geschehen. Ganz hin und weg war ich dann, als ich auf den ersten Seiten las, dass Margaret Biografien schreibt. Das ist nämlich ein Hobby von mir. Noch dazu teilt sie meinen Lesegeschmack: Biografien, Autobiografien, Memoiren, Tagebücher und Briefe.
    Vida Winter hat in 56 Jahren 56 Bücher geschrieben. Zweiundzwanzig Biografen haben schon versucht, ihr Leben zu erzählen. Sie hat sie alle an der Nase herumgeführt. Warum? Weil sie ein Geheimnis zu hüten hat. Ein Familiengeheimnis. Welches sie jetzt aber, wo sie todkrank ist, jemandem beichten möchte. Nur nicht irgend jemandem. Margaret Lea muss es sein.
    Warum ich, fragt sich Margaret, als sie eines Tages einen Brief von Vida Winter erhält und nach einem Besuch bei ihr erfährt, dass sie deren Biografie niederschreiben soll.
    Und wie in einen Strudel wird Margaret in die Geschichte der Vida Winter hineingezogen. Sie verliert sich fast darin. Kein Wunder: Sie macht sich Notizen, wenn Vida Winter erzählt, dann schreibt sie sie in ihrem Zimmer in Klartext auf und selbst nachts ist sie in ihren Träumen darin gefangen.
    Und so langsam, mit Hilfe ihres Vaters und eigener Recherchen, bringt sie Licht in das Dunkel dieser Familie und auch in ihre eigene, bisher geheimgehaltene Geschichte.
    Die Autorin hat einen wundervollen Schreibstil, der es mir sehr schwer machte, das Buch mal aus der Hand zu legen. Sie führt uns von einem Rätsel zum anderen. Manchmal denkt man, ha, jetzt hab' ich es. Jetzt weiß ich, wohin der Hase läuft. Und dann schlägt er wieder Haken. Aber jede noch so kleine Unklarheit wird am Ende aufgelöst.
    Und Vida Winter? Die hat uns des Rätsels Lösung in ihrem ersten Gespräch mit Margarete mitgeteilt. Aber: Weiß selbst sie die ganze Wahrheit? Eine Frage blieb zum Schluss offen. Für mich jedenfalls.
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  • Rezension zu Die 13. Geschichte

    Margaret Lea ist quasi im Antiquariat ihres Vaters aufgewachsen, seit Kindesbeinen liebt sie Bücher über alles. Nebenbei schreibt sie kleine Biographien über eher unbekannte Menschen aus der Vergangenheit, und sie wundert sich sehr, als sie eines Tages einen Brief von der höchst erfolgreichen, sehr zurückgezogen lebenden Schriftstellerin Vida Winter erhält, die sie zu ihrer persönlichen Biographin machen möchte.
    Also reist Margaret nach Yorkshire, um ihre Auftraggeberin zu treffen, eine streng wirkende, unberechenbare, todkranke Frau, die ihre Geschichte nur nach ihren eigenen Regeln zu erzählen bereit ist. Staunend und fasziniert erfährt Margaret von der Familie Angelfield, deren Anwesen vor über sechzig Jahren niederbrannte, von merkwürdigen Formen der Geschwisterliebe, von rätselhaften Zwillingsschwestern, die nach dem Tod der Eltern bei ihrem versponnenen Onkel und ein paar alten Dienstboten aufwuchsen, von verschwundenen Personen, (vermeintlichen?) Gespenstern und seltsamen Vorgängen in und um das Haus der Angelfields.
    Welche Rolle Vida selbst bei alledem spielt, erschließt sich Margaret erst ganz allmählich, während sie immer wieder über ihr eigenes Leben nachdenkt, denn auch in ihrer Familie gab es ein Geheimnis, das sie nur durch Zufall herausgefunden hat.
    Ein klassischer "Familiengeheimnis-Roman" mit allen Zutaten, die man sich vorstellt: ein düsteres altes Haus, schweigsame, undurchsichtige Personen, Tod, Krankheit und geistiger Verfall, das alles im kargen Hochmoor von Yorkshire. Lange Zeit tappt man als Leser im Dunkeln und kann nur Vermutungen über Vida anstellen, die sich wieder zerschlagen, bis sich am Schluss jedes, aber auch wirklich jedes Puzzleteilchen an seinen Platz fügt.
    Vielleicht fast ein wenig zu perfekt komponiert und dadurch in Nebenhandlungssträngen ab und zu vorhersehbar, aber ein schöner, nicht allzu anspruchsvoller Schmöker, in dem mir besonders die bibliophilen Passagen am Rande gefallen haben.
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Ausgaben von Die 13. Geschichte

Taschenbuch

Seitenzahl: 525

Hardcover

Seitenzahl: 528

E-Book

Seitenzahl: 521

Die 13. Geschichte in anderen Sprachen

  • Deutsch: Die 13. Geschichte (Details)
  • Englisch: The Thirteenth Tale (Details)

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