Allein gegen die Schwerkraft: Einstein 1914-1918

Buch von Thomas De Padova

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Allein gegen die Schwerkraft: Einstein 1914-1918

Berlin 1914: Unmittelbar nach seinem Umzug in die Reichshauptstadt gerät Einsteins Welt ins Wanken. Seine Ehe mit Mileva scheitert, eine neue Frau tritt in sein Leben, Deutschland zieht begeistert in den Krieg. Kollegen wie Max Planck unterzeichnen chauvinistische Manifeste, sein Freund Fritz Haber wird zur treibenden Kraft eines grausamen Gaskriegs. In gewohnt kenntnisreicher Manier stellt de Padova das zerrissene Lebensumfeld in Einsteins frühen Berliner Jahren dar, in denen er zu einem leidenschaftlichen Pazifisten wurde. Und mit seiner Relativitätstheorie inmitten des Chaos die Physik revolutionierte.
Weiterlesen

Bewertungen

Allein gegen die Schwerkraft: Einstein 1914-1918 wurde insgesamt 4 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,5 Sternen.

(3)
(1)
(0)
(0)
(0)

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Allein gegen die Schwerkraft: Einstein 1914-1918

    Worum es geht
    Thomas de Padova erzählt in seinem bemerkenswerten Buch von der Entstehung der allgemeinen Relativitätstheorie mitten im Ersten Weltkrieg. Die Geschichte beginnt im Sommer 1913, als Albert Einstein ein Stellenangebot von der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin erhält. Die Aussicht, dort ohne Lehrverpflichtung ungestört arbeiten zu können, veranlasst ihn im Frühjahr 1914 von Zürich in die pulsierende Metropole zu übersiedeln. Doch sind auch private Gründe für diesen Schritt von Belang. Einsteins Ehe mit seiner einstigen Kommilitonin Mileva Maric ist denkbar schlecht, in Berlin wartet aber bereits eine neue Liebe auf ihn, seine geschiedene Cousine Elsa Löwenthal.
    Während sich Einstein in ein Mammutprojekt vertieft, und seine bereits 1905 erstellte spezielle Relativitätstheorie unter Einbeziehung der Gravitation zu verallgemeinern versucht, wird das Säbelrasseln im Sommer 1914 nach der Ermordung des österreichischen Thronfolgerpaares immer lauter.
    In einem zerrissenen Lebensumfeld und einer zusehends kollabierenden Welt hebt der Ausnahmephysiker in einem einzigartigen geistigen Kraftakt die newtonsche Vorstellung von der Schwerkraft aus den Angeln, und eröffnet der Wissenschaft eine völlig neue Perspektive auf Raum und Zeit.
    Der Autor
    Thomas de Padova, Jahrgang 1965, hat in Bonn und Bologna Physik und Astronomie studiert. Er lebt als freier Publizist in Berlin.
    "Das Weltgeheimnis" wurde 2010 zum Wissenschaftsbuch des Jahres gekürt. Hochgelobt wurde auch die Doppelbiografie "Leibniz, Newton und die Erfindung der Zeit".
    Wie es mir gefallen hat
    Thomas de Padova hat einen sehr interessanten Abschnitt der Biografie Einsteins für sein Buch ausgewählt, und nimmt seinen Protagonisten aus den verschiedensten Perspektiven unter die Lupe. Der Leser lernt ihn als genialen Forscher, als egoistischen Macho, besorgten Vater und überzeugten Pazifisten kennen. Immer wieder tritt er uns als humorvoller, aber auch sehr ironischer Freigeist entgegen, vor dessen bissigen Kommentaren niemand sicher ist, der aber auch über sich selber herzlich lachen kann.
    Lebendig beschreibt der Autor die Betriebsamkeit, die beim Eintreffen Einsteins in der Reichshauptstadt geherrscht haben mag, und auch die Aufbruchsstimmung in ein technisches Zeitalter ist allerorts spürbar. Die allgegenwärtigen Militärparaden faszinieren den gebürtigen Deutschen mit Schweizer Staatsbürgerschaft allerdings nicht im geringsten, der Kriegsausbruch schockiert ihn: „Unglaubliches hat nun Europa in seinem Wahn begonnen.“ Der Nationalismus und die Kriegseuphorie seiner deutscher Freunde und Kollegen lähmt zeitweise auch Einsteins Schaffenskraft, doch ganz im archimedischen Sinne geht die Arbeit an den „ewigen Dingen“ weiter.
    Geheimhaltung dürfte zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der wissenschaftlichen Welt nicht unbedingt üblich gewesen zu sein, zumindest spricht und publiziert Einstein ganz offen über seine Fortschritte und Zweifel. Diese Tatsache ruft schließlich auch den Mathematiker David Hilbert auf den Plan. In den letzten Monaten des Jahres 1915 liefern sich die beiden Geistesgrößen daher einen spannenden Wettlauf um die endgültige Formulierung der Weltformel.
    Der Autor verweist in diesem Zusammenhang auf den berühmt-berüchtigten Prioritätenstreit zwischen Isaac Newton und Gottfried Wilhelm Leibniz über die Erfindung der Differentialrechnung, den er in seinem hervorragenden Buch „Leibniz, Newton und die Erfindung der Zeit“ thematisierte. Dergleichen blieb Hilbert und Einstein zum Glück erspart, und gibt letzterem einmal mehr Gelegenheit, die Sache mit Humor zu nehmen. Es sei doch schade, wenn sich zwei „wirkliche Kerle“ nicht gegenseitig zur Freude gereichten.
    Völlig unbefangen ist Einstein auch seinen eigenen Theorien gegenüber. Immer wieder überprüft und hinterfragt er, was er herausgefunden und postuliert hat. Standesdünkel sind seinem Charakter eben in jeder Hinsicht fremd.
    Die Frage, inwieweit sich der auf seine Umgebung so leger wirkende Einstein vieles doch stärker zu Herzen nahm als es den Anschein hatte, bleibt unbeantwortet. So manches dürfte sich ihm jedenfalls auf den Magen geschlagen haben, machte ihm seine Gesundheit doch häufig zu schaffen.
    Zwischen Einsteins Gedankenexperimenten wird der Leser immer wieder über den Kriegsverlauf informiert. Besonders viel Raum widmet der Autor dem Einsatz chemischer Waffen, die für den qualvollen Tod tausender Soldaten verantwortlich waren. Einstein konnte die Kriegsbegeisterung vieler seiner Kollegen wie Max Planck, Fritz Haber oder Walter Nernst nicht verstehen, und bekannte sich stets zu Pazifismus und Völkerbundidee. Diese Anschauung isolierte ihn und begründete den Ruf seiner politischen „Naivität“.
    Hervorragend versteht der Autor Einstein aber nicht nur als Menschen und Wissenschaftler in seiner Berliner Lebenswelt darzustellen. Ebenso gut ist es ihm gelungen, seinen Lesern die faszinierende Entstehungsgeschichte der allgemeinen Relativitätstheorie zumindest skizzenhaft vor Augen zu führen. Dadurch vermag auch der physikalisch völlig Talentfreie eine Ahnung davon bekommen, zu welch geistigen Höhenflügen einige auserwählte Exemplare unserer Spezies in der Lage sind.
    Spannend und abwechslungsreich erzählt Thomas de Padova von der größten Einzelleistung der modernen Wissenschaft, führt dem Leser gleichzeitig aber auch die vielen Facetten der komplexen Persönlichkeit Einsteins vor Augen. Insgesamt habe ich ein sehr positives Bild des großen Mannes gewonnen, den ich in seiner bescheidenen, humanen Art sehr sympathisch finde.
    Mich hat das Buch total begeistert, und so will mir auch kein einziger Kritikpunkt einfallen. Gefehlt haben mir lediglich die wichtigsten biografischen Lebensdaten Einsteins im Anhang.
    Im übrigen kann ich nur sagen: Chapeau, Herr de Padova!
    Weiterlesen

Ausgaben von Allein gegen die Schwerkraft: Einstein 1914-1918

Taschenbuch

Seitenzahl: 312

Hardcover

Seitenzahl: 312

E-Book

Seitenzahl: 311

Besitzer des Buches 10

Update: