Drei starke Frauen

Buch von Marie Ndiaye

  • Kurzmeinung

    mondy
    Sprachlich anspruchsvoll, aber gut lesbar, inhaltlich heftig und teilweise verstörend

Bewertungen

Drei starke Frauen wurde insgesamt 10 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,4 Sternen.

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Meinungen

  • Sprachlich anspruchsvoll, aber gut lesbar, inhaltlich heftig und teilweise verstörend

    mondy

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Drei starke Frauen

    Während Erzählung 3 erschütternd ist (die Frau, die nach dem Tod ihres Mannes aus dem Senegal nach Europa flieht, sich aber als Prostituierte in einem Lager wiederfindet), Erzählung 1 berührt (die Frau, die zu ihrem ungeliebten Vater in den Senegal zurückkehrt, um als Anwältin den Bruder bei einem Mordprozess zu vertreten), finde ich Erzählung 2 (der Mann, der die Geschichte seiner Ehe erzählt) grauenhaft.
    Geht es in Erzählung 2 überhaupt um die Frau oder zeigt sie nicht eher das Psychogramm eines unsympathischen Mannes, der sein Denken und Handeln in Atome zerlegt und um Verständnis und Liebe buhlt?
    Auch der verschachtelte Schreibstil der Autorin ist gewöhnungsbedürftig. Warum schreibt jemand so gekünstelte, verschwurbelte Sätze mit ineinander gefügten Nebensätzen und Partizipialkonstruktionen?
    Auch wenn das rückseitige Cover die renommierte Literaturkritikerin Iris Radisch zitiert, die das Buch eins der großartigsten nennt, das sie in letzter Zeit gelesen hat - mich konnte es nicht vom Hocker reißen.
    Vielleicht hätte das Buch eine bessere Wertung verdient als meine , aber leider hat ausgerechnet Erzählung 2 - mit 166 Seiten die längste - die beiden anderen übertönt.
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  • Rezension zu Drei starke Frauen

    So wie schon in etlichen ihrer früheren Bücher und Stücke geht es auch im neuen Roman der 1967 in Frankreich geborenen Marie Ndiaye und Problem von Menschen, die mehrfache ethnische Identitäten in sich tragen. Selbst als Tochter einer französischen Mutter und eines senegalesischen Vaters geboren hat sie die Phänomen der Entwurzelung und der verzweifelten Suche nach Identität nicht selten regelrecht gefangen zwischen zwei Kulturen . Seit sie vor etwa drei Jahren aus Protest gegen die Einwanderungspolitik von Nicolas Sarkozy Frankreich verlassen hat, lebt sie selbst in einer Art Exil.
    Von Menschen im Exil erzählt auch ihr neues Buch „Drei starke Frauen“. Der Verlag bezeichnet es als einen Roman, doch es sind eher drei miteinander verbundene Erzählungen. Erzählungen, die das Leben und den Lebenskampf von drei ganz unterschiedlichen Frauen beschreiben. In einem Interview sagt die Autorin:
    „Ich wollte drei Frauen darstellen, die extrem verschieden sind. Sie haben nicht die gleichen Chancen, sie leben völlig unterschiedliche Leben. Aber dennoch verbindet sie etwas, das nur schwierig zu beschreiben ist: Sie haben eine große Zuversicht, tiefes Vertrauen in sich und ihre Menschlichkeit.“
    Und das ist es auch, was den Leser bei der Lektüre regelrecht gefangen nimmt. Wie die drei Frauen trotz eines jeweils schlimmen Schicksals ihre Würde bewahren und ihr Leben annehmen, das erzeugt weniger Mitleid, sondern wirkliche Sympathie.
    Die drei in einem Roman zusammengefassten Erzählungen berichten von Frauen, die in ihrem Leben ohne Männer auskommen (müssen), und denen die Erfahrung von Glück außerhalb ihrer selbst nicht geschenkt ist. An einer Stelle beschreibt das Marie Ndiaye so:„Doch ihr Herz schlug langsam, friedlich, und auch sie fühlte sich so, langsam, friedlich, unerreichbar, im Schutz ihrer unangreifbaren Menschlichkeit.“
    Dieses Erdulden des eigenen Schicksals, ja darin gerade seine eigene Würde zu finden und sie zu erhalten, das ist sicher nicht eine Haltung, die den gegenwärtigen Mustern von Frauenidentität entspricht. In den Lebensberichten der „Drei starken Frauen“ aber überzeugt sie den Leser und nötig ihm Respekt und Hochachtung ab.
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  • Rezension zu Drei starke Frauen

    Drei Frauen, drei Leben, drei Schicksale. Drei eigenständige Geschichten, die subtil miteinander verwebt sind.
    Norah ist Rechtsanwältin, ihr Vater hat seine Frau und die beiden Töchter verlassen, den Sohn hat er mitgenommen. Norah wurde nichts geschenkt im Leben und als sie jetzt ihr Vater, zu dem sie jahrelang keinen Kontakt hatte, zu sich bittet um ihn bzw. seinen Sohn aus der Klemme zu helfen, regt sich in ihr großer Widerstand, alte Wunden reißen auf und der Fokus wird auf Vorfälle in ihrer Kindheit gerichtet, die sie lieber vergessen würde…
    Fanta ist die zweite Protagonistin. Ihre Geschichte erfährt man von ihrem Ehemann Rudy, einem suspendierten Französischlehrer, der voller Mannesstolz Fanta aus dem Sumpf geholt hatte, den großen Gönner gespielt hat und ihr die Welt zu Füßen legen wollte, ehe er von seiner Vergangenheit eingeholt wurde und sein wahres Ich zum Vorschein trat, Aggressivität und Gewalt überhand nehmen und er das Leben beider zerstörte.
    Die dritte Geschichte erzählt von Khady. Nach dem Tod ihres Mannes wird die kinderlos gebliebene Frau von dessen Familie nur geduldet, um diesem Schicksal zu entrinnen begibt sie sich in die Hände von Schleppern, die sie nach Frankreich bringen sollen. Sie ist fürchterlichen Zuständen ausgesetzt, wird betrogen, ausgenutzt und landet schließlich als Prostituierte in einem Durchgangslager.
    Alle drei Schicksale spielen sich zwischen Senegal und Frankreich ab und führen in diesen – zumindest mir - so fremden Kulturkreis. Allen drei Frauen ist von kleinauf ein Schicksal in einem von Männern und von Gewalt beherrschten Umfeld auferlegt, dem es kein Entrinnen gibt. Keine der drei Frauen stellt sich aktiv gegen dieses Schicksal, sie ertragen Erniedrigungen, Demütigungen und Gewalt. Dennoch erscheinen sie als starke Frauen, den sie behalten sich bis zuletzt und in jeder Situation ihre Würde und Menschlichkeit und lassen so die Männer – seien es Väter oder Ehegatten – schwach aussehen. Sie dulden das Schicksal, nehmen seelische und körperliche Verletzungen mit einer erstaunlichen Gelassenheit hin, ohne aber passiv zu wirken, ohne sich geschlagen zu geben.
    Sprachlich ausgefeilt, detailreich, mit manch magischen Elementen gespickt und sehr elegant schildert Marie NDiaye die Gefühlswelten der Protagonistinnen, doch für mich wirken dadurch die Bitterkeit, die Tristesse, die Härte und die Grausamkeit noch beklemmender. Das Buch berührte mich tief und ich halte es mit der Sabine Rohlf (Berliner Zeitung) die meinte „Mit ihrer eindringlichen und ziemlich schonungslosen Wirklichkeitsnähe sagt NDiaye sehr viel über eine Welt, in der die einen vom Design ihrer Einbauküche, die anderen vom schlichten Überleben träumen“
    Inwieweit Marie NDiaye, geb. 1967, aufgewachsen in einem Vorort von Paris, der Vater verließ die Familie Richtung Senegal als sie ein Jahr alt war, ihre senegalesischen Wurzeln und ihre Familiengeschichte verarbeitete, lässt sich nur erahnen. Sie lebte in vielen Ländern Europas ehe sie sich vor einigen Jahren mit ihrer Familie in Berlin niederließ. Für "Drei starke Frauen" erhielt sie den Prix Goncourt 2010, sehr verdient, wie ich meine!
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Ausgaben von Drei starke Frauen

Taschenbuch

Seitenzahl: 342

Hardcover

Seitenzahl: 418

E-Book

Seitenzahl: 344

Hörbuch

Laufzeit: 00:09:15h

Drei starke Frauen in anderen Sprachen

  • Deutsch: Drei starke Frauen (Details)
  • Französisch: Trois Femmes Puissantes (Details)

Besitzer des Buches 23

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