Von Büchern und Inseln

Buch von Louise Erdrich

Bewertungen

Von Büchern und Inseln wurde insgesamt 7 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,6 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Von Büchern und Inseln

    Als Erdrich-Fan interessierten mich natürlich die autobiografischen Reisegeschichten der Autorin in die Landschaft ihrer Vorfahren mütterlicherseits und des Vaters ihrer jüngsten Tochter und ich bin den Beobachtungen und Reflexionen der Autorin übers Lesen und Geschichtenerzählen, übers Muttersein und über die Seen, Inseln und Geister sehr gern gefolgt.
    Wie immer schreibt Erdrich klug, ruhig, sensibel und mit feinem Humor. Sie schlägt dabei einen großen thematischen Bogen: Von witzigen Reisevorbereitungen einer Frau und Mutter, die eigentlich nicht so recht von zu Hause weg möchte, über bewegende Reflexionen über die späte Schwangerschaft, das Leben und Reisen im Rhythmus eines Kleinkindes, wo man zwischenzeitlich schon wieder anders unterwegs gewesen war, und lustige Vergleiche mit den halbwüchsigen Töchtern geht es auch zu verstörenden Themen. Die Geschichte ihres Freundes, des Vaters ihrer jüngsten Tochter, wird angerissen – einer glücklichen Kindheit in traditioneller Lebensweise folgte das traumatische Erlebnis des Geraubtwerdens in die staatlichen Schulen, wo die Kinder systematisch gebrochen wurden. Diese Biografiestücke kann man als exemplarisch für die Geschichte des Ojibwe-Volkes Mitte des vergangenen Jahrhunderts lesen. Erdrich stellt ihnen schöne und meditative, beruhigende Beschreibungen der Landschaft und ihrer Rolle für die traditionellen Ojibwe-Heiler gegenüber; man erlebt als halbwegs empathische Leserin also ein rechtes Wechselbad der Gefühle.
    Gelegentlich gleitet die Autorin dabei zu sehr ins Anekdotenhafte ab, verliert ihren Erzählbogen, der sonst auch bei diesem tagebuchartigen Buch erkennbar ist. Dies wird für mich jedoch reichlich aufgewogen durch die interessanten Einblicke in Erdrichs familiäre Hintergründe. Besonders aufgefallen ist mir dabei ihre unaufgeregte Akzeptanz des komplizierten Lebens ihres Freundes als Heiler im Norden, dem ihr eigenes kompliziertes Leben als Mutter älterer Kinder, Autorin und Buchhändlerin in Minneapolis gegenübersteht, verknüpft durch das kleine Kind, das sie offensichtlich durch zahlreiche Besuche mit dem Vater und seiner Welt vertraut machen will.
    Auch sie selbst sucht diese Welt ihrer mütterlichen Vorfahren tiefer zu durchdringen und bindet dabei spannende Informationen über die frühe Birkenrinden-Schriftkultur der Ojibwe sowie beeindruckende Beschreibungen und Deutungen der Bilder und Piktogramme auf den Felsen in den Seen, die von den Ojibwe immer noch aktiv verehrt werden, in ihre Erzählungen ein. Auch die Geschichten über die Bücherinsel sowie über die Bücher, die viele Ojibwe in Form von mündlich tradierten Geschichten in sich tragen, haben mir sehr gefallen.
    Meine Kritik am Buch bezieht sich nahezu ausschließlich auf die Arbeit des Verlags. Zum einen empfinde ich den Verlagstext als unpassend, da er die Erwartungen unnötig auf diese eine dort erwähnte Bücherinsel verengt, statt die Weite der Thematik (und des Buchtitels!) abzubilden. Verbesserungsfähig ist auch, wie leider fast immer beim Aufbau-Verlag, das Korrektorat, dem zu viele Fehler durchgerutscht sind (z.B. unterschiedliche Schreibweisen desselben Namens), aber auch des Lektorats: der Begriff "Mischling" für Menschen ist mittlerweile längst als problematisch verfemt, entstammt aber wohl noch der knapp zwanzig Jahre alten deutschsprachigen Erstausgabe. Auch die zahlreichen Lesefehler des Programms bei der Konvertierung ins eBook wurden nicht behoben. Das Cover jedoch gefällt mir sehr gut.
    Trotz dieser Kritikpunkte, die zu einem Stern Abzug geführt haben, habe ich das Buch sehr gern gelesen. Als Einstieg in das Werk der Autorin würde ich diesen autobiografischen Text jedoch nicht empfehlen!
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  • Rezension zu Von Büchern und Inseln

    In einer nahezu unberührten Seenlandschaft in Ojibwe Country liegt sie, die legendäre Bücherinsel mit einer Bibliothek aus mehr als 11.000 Bänden. Gemeinsam mit ihrer kleinen Tochter macht sich die Schriftstellerin Louise Erdrich auf, um diesen magischen Ort zu besuchen und dort den Medizinmann Tobasonakwut zu treffen, den Vater ihres Kindes. Auf dieser Reise erreicht sie nicht nur die gesuchte Insel, sondern entdeckt auch die spirituelle Heimat ihrer Vorfahren auf ganz neue Weise.
    Nach „Der Nachtwächter“ ist „Von Büchern und Inseln“ für mich das zweite Buch aus der Feder von Louise Erdrich. Während es sich bei ersterem um einen Roman handelt, der lose auf der Familiengeschichte basiert, handelt es sich bei diesem nun um einen autobiografischen Text, der Anfang der 2000er Jahre spielt. In emotionaler Manier, mit sehr ehrlichen und klaren Worten erzählt Erdrich dabei in der Ich-Forum und im Präsens von ihrem Leben als Mutter, der Liebe zu ihren Töchtern, der Beziehung zu Tobasonakwut, aber vor allem ihrem Verhältnis zur Sprache und Kultur ihrer Ojibwe-Vorfahren.
    Die Autorin berichtet mitreißend von Gaben an die Geister, von pflanzlichen Heilmitteln und beeindruckenden Felsbildern, von langen Kanufahrten über den See, bei denen sie ständig Angst hat, ihre kleine Tochter aus dem Wasser fischen zu müssen und schließlich von dem geradezu unmöglichen Unterfangen, sich mit dem herumreisenden Tobasonakwut irgendwo zu einem festen Zeitpunkt zu verabreden. Besonders im Fokus stehen außerdem das Verhältnis zur Natur, die Geschichte der Ojibwe und das langsame Aussterben der Stammessprache Ojibwemowin.
    Das alles ist unheimlich interessant, ich muss jedoch zugeben, dass ich mir aufgrund des Titels einen anderen Schwerpunkt des Buches vorgestellt und erhofft hatte, nämlich denjenigen der Liebe zur Literatur. Erst in der zweiten Hälfte des Textes wird das überhaupt zum Thema, wenn die Autorin von ihren liebsten Büchern, dem Ojibwe-Dichter Al Hunter, dem Besuch auf der Bücherinsel und schließlich ihrem eigenen Buchladen „Birchbark Books“ erzählt. Hiervon hätte ich gerne noch viel mehr gelesen.
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  • Rezension zu Von Büchern und Inseln

    Unterwegs im Ojibwe-Land
    Klappentext:
    Louise Erdrich begibt sich auf eine Reise ins Land der Ojibwe, aus dem ihre indianische Großmutter stammt. Diese Region aus Seen und Wäldern an der Grenze von Minnesota und Ontario durchstreift sie auf der Suche nach dem Geist ihrer Vorfahren – und auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage, warum sie sich von Büchern so unwiderstehlich angezogen fühlt. Ihre Romane, u.a. »Liebeszauber«, »Die Rübenkönigin« oder »Die Antilopenfrau« sind bei namhaften deutschen Verlagen erschienen und wurden allesamt Bestseller.
    Rezension:
    Die US-amerikanische Autorin Louise Erdrich, Tochter eines deutschen Einwanderers und einer Indianerin, begibt sich auf Spurensuche ins Land ihrer Vorfahren mütterlicherseits, ins traditionelle Land des Ojibwe-Stammes. Begleitet wird sie nur von ihrer jüngsten Tochter im Babyalter und auf Teilstrecken von deren Vater, einem Ojibwe-Medizinmann.
    Diese Reisebeschreibung führt den Leser in eine hierzulande und wohl auch in den dichtbevölkerten Regionen Nordamerikas kaum bekannte Gegend an der US-amerikanisch-kanadischen Grenze. Kern des Ojibwe-Landes ist ein großes Seengebiet mit zahlreichen Inseln, auf denen die alten Ojibwe ihre Felszeichnungen hinterlassen haben. Auch die Informationen zur Sprache der Ojibwe sind interessant, hat diese doch einen sehr ungewöhnlichen Aufbau (siehe Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Ojibwe_(Sprache) ).
    Während die Autorin die landschaftlichen und geographischen Gegebenheiten sehr interessant und bildlich darstellt und dem Leser so die Region nahebringt und Interesse weckt, lässt sie ihre Gedanken zwischendurch leider immer wieder zu Themen abgleiten, die in keinem Zusammenhang zu den Örtlichkeiten oder den Ojibwe stehen. Diese Gedankengänge kann man zwar teilweise fast als philosophisch bezeichnen, doch stören sie den Lesefluss sehr. Deshalb kann man dieses Büchlein auch eher Lesern empfehlen, die Gefallen am Philosophieren finden, als solchen, die sich primär für Land und Leute interessieren.
    Fazit:
    „Von Büchern und Inseln“ ist eine Reisebeschreibung für eher philosophisch interessierte Leser.
    Alle meine Rezensionen jetzt auch zentral im Eisenacher Rezi-Center: rezicenter.wordpress.com
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Ausgaben von Von Büchern und Inseln

E-Book

Seitenzahl: 150

Hardcover

Seitenzahl: 144

Taschenbuch

Seitenzahl: 160

Von Büchern und Inseln in anderen Sprachen

  • Deutsch: Von Büchern und Inseln (Details)
  • Englisch: Books and Islands in Ojibwe Country (Details)

Besitzer des Buches 9

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