Die lachenden Ungeheuer

Buch von Denis Johnson

Bewertungen

Die lachenden Ungeheuer wurde insgesamt 2 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Die lachenden Ungeheuer

    Der Autor (Quelle: Rowohlt): Denis Hale Johnson, 1949 in München als Sohn eines amerikanischen Offiziers geboren, gilt nach neun Romanen und den Story-Sammlungen „Jesus‘ Sohn“ und „Die Großzügigkeit der Meerjungfrau“ als einer der wichtigsten Autoren der amerikanischen Gegenwartsliteratur. Für sein Vietnamkriegsepos „Ein gerader Rauch“ wurde ihm der National Book Award verliehen, die Novelle „Train Dreams“ stand – wie auch „Ein gerader Rauch“ – auf der Shortlist des Pulitzer-Preises. 2017 erhielt er posthum für sein Gesamtwerk den Librry of Congress Prize for American Fiction. Er lebte zuletzt in Idaho, USA, und starb im Mai 2017.
    Klappentext (Quelle: Rowohlt): Roland Nair und Michael Adriko haben sich lange nicht gesehen. Vor zehn Jahren, während des Bürgerkriegs, haben sie in Sierra Leone zusammen viel Geld verdient. Noch heute nennt der eine den anderen Freund. Und doch spielen beide ein doppeltes Spiel. Kurz nach dem Wiedersehen machen sie sich gemeinsam mit Adrikos Verlobter auf den Weg in ein Dorf, irgendwo im Grenzland zwischen Uganda und dem Kongo. Dort soll die Hochzeit stattfinden. Aber die Reise führt geradewegs ins Herz der Finsternis.
    Englische, niederländische, französische, italienische und deutsche Ausgaben:
    Die amerikanische Originalausgabe erschien 2014 unter dem Titel „The Laughing Monsters“ bei Farrar, Straus und Giroux in New York (228 Seiten), neuaufgelegt u.a. 2016 bei Vintage Books in London.Die niederländische Übersetzung von Peter Bergsma erschien 2014 unter dem Titel „De lachende monsters“ bei De Bezige Bij in Amsterdam (251 Seiten).Die französische Übersetzung von Éric Chédaille erschien 2015 unter dem Titel „Les monstres qui ricanent“ bei Christian Bourgois in Paris (261 Seiten).Die italienische Übersetzung von Silvia Pareschi erschien 2016 unter dem Titel „Mostri che ridono“ bei Einaudi in Turin (222 Seiten).Die deutsche Übersetzung von Bettina Abarbanell erschien 2017 unter dem Titel „Die lachenden Ungeheuer“ im Rowohlt Verlag in Reinbek bei Hamburg, neuaufgelegt im Juni 2018 als rororo-Taschenbuch Nr. 26984 im Rowohlt Taschenbuch Verlag. Redaktion: Nikolaus Stingl (267 Seiten).
    Meine Einschätzung:
    Der Roman versucht die paranoid aufgeheizte politische Stimmung nach dem Terroranschlag vom 11. September 2001 einzufangen, bei der Mythen und Legenden, Gerüchte und ein Körnchen Wahrheit verschwimmen und jeder auf Gespenster, Lügengespinste und Vermutungen Jagd macht. Der Schauplatz Afrika (u.a. Sierra Leone, Uganda, Kongo) sorgt für eine Atmosphäre aus Unsicherheit, Hochstapelei, Geheimnistuerei und Gewalt, in der keiner weiß, was der andere im Schilde führt, kein Verlass auf staatliche Stellen ist, und geheime Händel, Vetternwirtschaft und Korruption die Stimmung prägen. Hier gehen die Uhren sprichwörtlich anders. Ein Malaria-Fiebertraum, eine große Geheimnistuerei, bei der unklar ist, was zu holen ist. Die Verluste sind immer immens und ein Großteil der Gewinne geht für das Schmieren von Fluchthelfern und Passfälschern drauf. Immer ist jemand einem einen Gefallen schuldig, jeder betrügt jeden und versucht, die eigenen Schäfchen ins Trockene zu bringen. Ein Paradies für Glücksritter und feige Abenteurer, die zu unzuverlässig, verantwortungslos und wankelmütig sind, um andernorts Bestand zu haben: Schnacker und Großsprecher, die nur als Mythos und Schemen bestehen können.
    Kein Spionageroman, wie ihn die Mehrheit der Leser erwarten (und entsprechend enttäuscht ist), sondern eine düstere Studie über mental und emotional sich auflösende Charaktere, extrem unsichere Kantonisten in einer Kakophonie aus Illoyalität und Verlogenheit. Freunde sind sie, so lange bis sie einander verraten können. Die Moral löst sich in Wohlgefallen auf. Sogar die Liebe scheint Behauptung, die Frau in der Ferne ist eine reine Adresse, an die man sein Tagebuch richten kann: Eine Beichte in den leeren Raum, die gar nicht abgeschickt wird, weil das Internet in Afrika ständig zusammenbricht.
    Der Roman hat mich unglaublich fasziniert in seiner Ungewissheit, die auch schon durch die scheinbare Unverbundenheit der einzelnen Romanteile befeuert wird: Hier will einem niemand eine geschlossene Handlung und Lösung vorgaukeln, sondern vor allem das Implodieren von Humanität und Loyalität in einer Staubwolke aus Paranoia, Unverantwortlichkeit und Eigensinn vor Augen führen. Das Treiben der Agenten, Soldaten und Staatsbeamten ist genauso halbseiden und fragwürdig wie die Geschäfte von Verbrechern, Schiebern und Verrätern. Ihr geopolitisches Auftreten erscheint im Grunde wie ein Kampf gegen die Moderne, wenn sie völlig enthoben von ethischen Gesichtspunkten wie alte europäische Kolonialkräfte und Glückssucher in uralten Klischees verharren, die schon Graham Greene aufgespießt hat. Der Kampf gegen den Terror als Chance eines reaktionären Rollbacks. Eine unübersichtliche Welt, in der jeder sich selbst der Nächste ist.
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Ausgaben von Die lachenden Ungeheuer

Taschenbuch

Seitenzahl: 272

Hardcover

Seitenzahl: 272

E-Book

Seitenzahl: 256

Die lachenden Ungeheuer in anderen Sprachen

  • Deutsch: Die lachenden Ungeheuer (Details)
  • Englisch: The Laughing Monsters (Details)
  • Französisch: Les Monstres Qui Ricanent (Details)
  • Italienisch: Mostri che ridono (Details)
  • Niederländisch: De lachende monsters (Details)

Besitzer des Buches 3

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