Ein schöner kleiner Krieg: Saigon 1961. 1963

Buch von Marcelino Truong, Tanja Krämling

Zusammenfassung

Serieninfos zu Ein schöner kleiner Krieg: Saigon 1961. 1963

Ein schöner kleiner Krieg: Saigon 1961. 1963 ist der 1. Band der Ein schöner kleiner Krieg Reihe. Diese umfasst 2 Teile und startete im Jahr 2012. Der letzte bzw. neueste Teil der Serie stammt aus dem Jahr 2015.

Bewertungen

Ein schöner kleiner Krieg: Saigon 1961. 1963 wurde bisher einmal bewertet.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Ein schöner kleiner Krieg: Saigon 1961. 1963

    Der Autor (Quelle: Egmont): Marcelino Truong wurde 1957 auf den Philippinen als Sohn einer französischen Mutter und eines vietnamesischen Vaters geboren. Er verbrachte seine Kindheit in den Vereinigten Staaten, in Vietnam und in England, bevor er sich in Frankreich niederließ. Als Absolvent der Hochschule für politische Wissenschaften und Englischlehrer kehrte er dem Bildungswesen schnell den Rücken, um sich als Maler, Illustrator, Pressezeichner und Comicautor zu verdingen. Er hat bereits zahlreiche Kinder- und Jugendcomics verfasst sowie unzählige Buchcover gestaltet.
    Klappentext (Quelle: Egmont): Vietnam in den frühen Sechzigerjahren. Marcelino ist fasziniert von den schweren US-Militärflugzeugen, die in Saigon eintreffen. Mit den Augen eines Kindes sieht er einen im Entstehen begriffenen Bürgerkrieg, dessen Tragweite noch niemand erahnen kann. In „Ein schöner kleiner Krieg“ zeichnet Marcelino Truong ein intimes Porträt von Saigon und haucht einer Epoche neues Leben ein, die den Lauf der Welt verändert hat.
    Französische, deutsche, spanische und englische Ausgaben:
    Die französische Originalausgabe erschien 2012 unter dem Titel „Une si jolie petite guerre. Saigon 1961-63“ in der Reihe „Denoël graphic“ im Verlag Éditions Denoël (269 Seiten).Die deutsche Übersetzung aus dem Französischen stammt von Tanja Krämling. Sie erschien 2015 unter dem Titel „Ein schöner kleiner Krieg: Saigon 1961 – 1963“ herausgegeben von Christopher Bünte, Textbearbeitung von Ulrike Marotz und gelettert von Ronny Willisch als Hardcover im Verlag Egmont Graphic Novel in Köln (271 Seiten im Format 22,2 x 15,7 Zentimeter).Die spanische Übersetzung stammt von Pablo Moiño Sánchez. Sie erschien 2015 unter dem Titel „Una guerrita de nada: Saigon 1961-63“ bei Spaceman Books in Palma de Mallorca (269 Seiten).Die englische Übersetzung stammt von David Homel. Sie erschien 2016 unter dem Titel „Such a lovely little war: Saigon, 1961-63“ bei Arsenal Pulp Press in Vancouver, Kanada (271 Seiten). Die Fortsetzung:
    Marcelino Truong führte sein Comic-Memoir 2015 in dem Band „Give peace a chance: Londres 1963-75“, erneut erschienen bei Denoël Graphic in Paris, fort (278 Seiten). Es gibt bereits eine englische Übersetzung von David Homel, die 2017 als „Saigon calling: London 1963-75“ erneut bei bei Arsenal Pulp Press in Vancouver (280 Seiten) veröffentlicht wurde.
    Inhalt:
    Washington D.C. (22 Seiten)
    New York – Saint Malo – Saigon (18 Seiten)
    Saigon, Juli 1961 (12 Seiten)
    42, Boulevard Nguyên Huê (8 Seiten)
    Project Beef-up (12 Seiten)
    Weihnachten 1961 & Têt 1962 (20 Seiten)
    Das Attentat vom 27. Februar 1962 (10 Seiten)
    Flashback (14 Seiten)
    Madame (14 Seiten)
    Die Katholiken von Vietnam (14 Seiten)
    Die strategischen Dörfer (6 Seiten)
    Totaler Krieg (14 Seiten)
    Die Säule der Trung-Schwestern (14 Seiten)
    Die Schlacht um Âp Bac (12 Seiten)
    Klick... Klick... Klick... (14 Seiten)
    Viele Grüße aus Nha Trang (8 Seiten)
    Die verlorenen Seelen (10 Seiten)
    Die buddhistische Krise (16 Seiten)
    London, Herbst 1963 (6 Seiten)
    Die Stimme der Waffen (10 Seiten)
    Epilog (13 Seiten)
    Danksagung (1 Seite)
    Meine Einschätzung:
    Der Autor erinnert sich an die Geschichte seiner Familie aus der Anfangsphase des Vietnamkrieges, als sein Vater, der im diplomatischen Dienst in Washington, D.C. tätig war, im Jahr 1961 nach Saigon versetzt wurde und mit seiner Familie umzog, um dort als Übersetzer für Ngô Đình Diệm zu arbeiten, dem ersten Präsidenten der Republik Vietnam, einem katholischen Kommunistenhasser im Süden des nach dem Indochinakrieges geteilten Landes, das sich fortgesetzt im Bürgerkrieg befand. Das Aufschaukeln der politischen Verstimmung des Landes, der Krieg zwischen auf der einen Seite den kommunistischen Kräften Nordvietnams und der Guerilla-Organisation NLF (der Nationalen Front für die Befreiung Südvietnams) und auf der anderen Seite der Armee Südvietnams und der Vereinigten Staaten von Amerika wird völlig vor der Folie des familiären Alltags eines kleinen Jungen von fünf, sechs Jahren erzählt.
    Auffällig wenig geht Truong dabei in die Tiefe seiner Familienbande, sondern er zeigt Vignetten des Aufwachsens: Kinder, die zum Spielen aus dem Zimmer geschickt werden, Besuche bei den Großeltern, Bummeln über den Markt, schwimmen im Freibad. Ihm scheint es wichtiger zu sein, die Normalität eines lauernden Kriegszustandes im Hintergrund eines normalen (Kinder-)Alltags zu zeigen und Wissen über Vorgänge in der Frühphase des Vietnamkrieges zu vermitteln, die den Augen der Weltöffentlichkeit weniger geläufig sind als spätere Erzählungen aus US-Kampfeinsätzen gegen den Vietcong, als seine Familie "zu analysieren". Das gelingt Truong auch sehr gut für mein Dafürhalten: Abschnitte, die reines Weltgeschehen referieren und private Augenblicke halten sich gut die Waage und stützen sich gegenseitig, zusätzlich gehalten durch einige Vorausgriffe in die Gegenwart, wenn der erwachsene Marcelino mit seinem Vater über die Zeit der frühen Sechzigerjahre in Saigon redet. Eine wichtige Quelle sind die erhalten gebliebenen tagebuchartigen Briefe der Mutter in die alte Heimat. Das wirkt alles wie aus einem Guss und zwingend in dieser Form. Dass Truong trotz aller Kritik am Gebaren der arroganten „Diệm-okratie“ und der südvietnamesisch-amerikanischen Allianz kein Freund des kommunistischen Nordens ist, nicht wie die westliche Linke blind sein will bezüglich des stalinistisch-unmenschlichen Regimes in Hanoi und daher wenig Ausgewogenheit walten lässt, finde ich wenig überraschend und kaum verwerflich, vor allem wenn der Blick des Buches auf die weltpolitischen Vorgänge über die Augen eines kleinen Kindes in privilegierter Innenperspektive aus dem Umfeld der Regierung in Saigon geworfen wird.
    Allerdings hätte ich es bevorzugt, wenn er seine familieninternen Verschiebungen und Konflikte stärker in den Blick genommen hätte: Die französische Mutter, die mit den Bedrohungen und Gefahren des Lebens in Saigon kaum umgehen kann, deren Gemütslage sich aber (wie sich später erwiesen hat) vor allem aus einer bipolaren Störung ergibt: mal manisch gut gelaunt, mal depressiv niedergeschlagen, ängstlich und weinerlich, kurz vorm Durchdrehen – sie wird in dem Comic-Memoir zu sehr auf die Chiffre einer hysterischen Schreckschraube reduziert, wohingegen der Vater vor allem mit ernster Miene beschwichtigende Worte spricht. Vielleicht ist es in der Rückschau eines (nun erwachsenen) Sohnes auch gar nicht zu leisten: Zu erzählen, wie Vater und Mutter, als man selbst sechs Jahre alt war, miteinander ausgekommen sind und die Schwierigkeiten in ihrem Familienleben gemeistert haben, in einer so aufregenden Zeit an einem so neuralgischen Punkt der Weltgeschichte gelebt und gearbeitet zu haben.
    Dessen ungeachtet hat mir der Perspektivwechsel, fort von US-Kampfeinsätzen im vietnamesischen Dschungel (an den man so gewöhnt ist), hin zu einer urbanen vietnamesischen Gesellschaft, in der sich der Krieg langsam im Alltag verankert, sehr gut gefallen. Das schleichende Ausbreiten des Wahnsinns, keine bereits in eine Hölle auf Erden verkehrte Welt. Die weltgeschichtlichen Verstrickungen, Personen und Ereignisse waren mir fast durchgängig nicht geläufig und mit Verve dargeboten.
    Die s/w-Zeichnungen mit breiten Strichen und dezent betonender roter oder blauer Kolorierung, immer wieder unterbrochen von einleitenden in voller Farbe erstrahlenden Seiten, fand ich stellenweise erstaunlich schön. Die Personenzeichnung in Mimik, Gestik und Körperhaltung ist stimmig und expressiv. Truong verwendet attraktive Perspektiven, ohne manieriert das Ungewöhnliche zu suchen. Der Wechsel in der Darstellung von geschichtlichen Verläufen (mit Symbolbildern und Karten) und familiären Alltagsszenen, was beides dramaturgisch gleich gut erzählt wird, ist ausgewogen und wirkt wie ein geschlossenes Ganzes.
    Dieses Comic-Memoir hat mir ein Leben und eine Zeit gut aufgeschlossen. Gerne bin ich in den Alltag in Bürgerkriegszeiten eingetaucht. Eine sehr informatives, aufregendes Stück Zeitgeschichte, das mich am Ende doch sehr beeindruckt hat.
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Ausgaben von Ein schöner kleiner Krieg: Saigon 1961. 1963

Hardcover

Seitenzahl: 272

Besitzer des Buches 1

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