Das Erbe der Kriegsenkel: Was das Schweigen der Eltern mit uns macht

Buch von Matthias Lohre

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Das Erbe der Kriegsenkel: Was das Schweigen der Eltern mit uns macht

Eine persönliche Geschichte, in der sich Millionen Deutsche wiederfinden Als der Vater des Journalisten Matthias Lohre stirbt, stirbt damit auch die Beziehung zu seinen Eltern. Eine Beziehung, die sich oft fremd angefühlt hat. Die Auseinandersetzung mit seinen Eltern wird für Lohre zu einer Reise in die Vergangenheit und zu einer Suche nach Versöhnung. Er zeigt exemplarisch, womit Kinder von Kriegskindern bis heute kämpfen: mangelndem Selbstwertgefühl, Schuldgefühlen und diffuser Angst. Geprägt durch eine Katastrophe, die sie nicht erlebt, aber doch zu spüren bekommen haben. Eine ermutigende Geschichte und eine letzte Chance für alle 40- bis 60-Jährigen, die Seelentrümmer ihrer Vergangenheit aufzuspüren.
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Bewertungen

Das Erbe der Kriegsenkel: Was das Schweigen der Eltern mit uns macht wurde insgesamt 2 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 5 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Das Erbe der Kriegsenkel: Was das Schweigen der Eltern mit uns macht

    Kriegskinder sind Menschen, die zur Zeit des 2. Weltkrieges aufgewachsen sind. Kriegsenkel sind die Kinder dieser oft unbewusst vom Krieg traumatisierten Menschen.
    Eine Kindheit in Angst, auf der Flucht, ohne Väter, die im Krieg starben, oder nach dem Krieg verschlossen zurückkehrten und ein Fremdkörper in der Familie blieben. Kinder deren Eltern sich mit Emotionen und Feingefühl schwer taten, weil sie es selber nicht kennengelernt haben und so nicht an den Nachwuchs weitergeben konnten. (Schon im ersten Weltkrieg wurden Kinder auf Gehorsam und emotionale Härte getrimmt). Fehlgeleitete Erziehungsideologien in den 30er und 40er Jahren, die eine Kinderseele zu brechen vermochten. Bombenangriffe, Zerstörung, Hunger, Verluste von geliebten Menschen, emotionale Kälte. All das haben Kinder in den Jahren des zweiten Weltkrieges erlebt.
    Keine gute Zeit um unbeschwert aufzuwachsen. Dass diese Kinder traumatisiert wurden wissen sie als Erwachsener aber oft nicht. „Früher war das normal. Damals gab es ja nichts. Wir hatten es nicht so gut wie ihr. Stell dich nicht so an“.
    Trotz vieler Entbehrungen haben die Kriegskinder es geschafft eine eigene Familie zu gründen. Vielleicht auch mit dem Ziel es besser als ihre Eltern zu machen. „Ihr sollt es mal besser haben als wir“ hörten die Kinder der 60er und 70er Jahrgänge nur zu häufig. Aber wie man es besser macht war deren Eltern einfach nicht in die Wiege gelegt. Die sogenannten „Kriegsenkel“ waren die Folge.
    Warum nun hat sich für die Nachkriegs Generation ein solcher Begriff geprägt?
    Eigentlich sind diese Krigsenkel gut behütet und in Friedenszeiten aufgewachsen. Aber dennoch ist da eine unbewusste Last, die man nicht ergründen kann. Irgend etwas stimmt nicht, aber was das ist kann man nicht benennen. Ständige Unsicherheit, kein Lebensziel vor Augen, immer nur Mittelmaß, nie auffallen, oft Kinderlosigkeit, weil man den Wert der Familie nicht zu schätzen lernte. Keine Nestwärme, selten Umarmungen, kaum ein Lachen. All das und noch viel mehr zeichnet Teile dieser Generation im negativen Sinne aus. Trotz dieser Gemeinsamkeiten gibt es „den“ Kriegsenkel nicht und jeder hat ein anderes Päckchen zu tragen. Andere Kinder dieser Zeit sind völlig unangetastet von den Kriegstraumata aufgewachsen und können die Kriegsenkel-Problmatik gar nicht nachvollziehen.
    Der Journalist Matthias Lohre allerdings kann es nur zu gut. Er ist ein Kriegsenkel. Er wuchs in ständiger Angst seinen verschlossenen Vater auf die Palme zu bringen auf. Nie laut lachen, nie laut spielen, das könnte den Vater ja in seiner Ruhe stören, die er so dringend brauchte.
    Beruflich ist Lohre auf Leistung getrimmt ohne es zu merken. Immer im Hinterkopf, dass es ja doch nie reicht. Die eigenen Ansprüche rührten daher, dass er dachte, er dürfe seine oft traurige Mutter nicht noch unglücklicher machen. Wesentliche Faktoren, die ihn das Gefühl für sich selbst verlieren ließen, denn er versuchte immer Halt für die Eltern zu sein und sie nicht zu enttäuschen.
    Nicht die Eltern trösten ihre Kinder, sondern die Kinder trösten ihre Eltern. Verkehrte Welt mit ungeahnten Schäden an der Kinderseele.
    Matthias Lohre hat sich auf Spurensuche begeben. Woher rührt das Verhalten der Eltern? Was haben sie persönlich in der Kriegszeit erlebt? Wurden auch sie traumatisiert? Erklärt der Krieg die innere Heimatlosigkeit Lohres? Ständig Höchstleistung aber doch nie zufrieden? Lohres Eltern sind beide verstorben. Ein Gespräch über diese Themen war nicht mehr möglich.
    Lohre wollte sich mit seiner Unwissenheit nicht abfinden und befragt Familienmitglieder um den Nebel der Vergangenheit zu lichten. Er begab sich auf die Reise in sein Heimatdorf um sich selbst dort zu erspüren. Er sprach mit seinem Onkel über den Vater, mit seiner Schwester über seine Kindheit, mit Psychologen über die Thematik, denn jeder hat seine Perspektive. Und so breitet sich ein Teppich von vollkommen neuen Einsichten vor Lohre aus, die ihm Verständnis für die Eltern und einen Friedensschluss mit seiner Kindheit bringen, auch wenn nicht alles vergeben und vergessen sein kann.
    Meine Meinung:
    Matthias Lohre schafft es einerseits aufgrund seiner ganzen journalistischen Erfahrung seine persönliche Spurensuche wie eine Geschichte mit der nötigen Distanz zu transportieren. Auf der anderen Seite weiß ich, dass es sein ganz persönliches Schicksal ist, das er versucht aufzuarbeiten.
    Dieser Spagat zwischen Information und Emotion ist ihm sehr gut gelungen.
    Es gab keine Seite auf der ich nicht einen Kloß im Hals gehabt hätte. Zum Schluss hin schreibt er sehr bewegende Worte an seine Eltern, die alles auf den Punkt bringen und mich zu Tränen rühren.
    Fazit:
    Wie oft ähneln sich die Beschreibungen einer diffusen „Kindheit im Nebel“. Wie froh kann man andererseits über die Gewissheit sein, dass es nicht für jeden so schlimm sein muss, wie dankbar kann man sich schätzen, wenn man überhaupt nicht betroffen ist.
    Die Emotionen, die dieses Buch aufwühlen sind nicht zu unterschätzen. Aber sie sind auch extrem wichtig für Betroffene.
    Sein Buch ist ein Apell das Gespräch mit den Verwandten zu suchen solange es noch geht, denn „Erinnerung fängt mit Reden an“ und Aufarbeiten vielleicht auch.
    Mich hat das Buch extrem berührt und ich sehe viele Menschen, gerade die ältere Generation, mit ganz anderen Augen und mit höchstem Respekt vor ihrer Lebenserfahrung.
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Ausgaben von Das Erbe der Kriegsenkel: Was das Schweigen der Eltern mit uns macht

Taschenbuch

Seitenzahl: 256

Hardcover

Seitenzahl: 256

E-Book

Seitenzahl: 257

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