Die gläserne Frau

Buch von Monica Ali, Anette Grube

Bewertungen

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Die gläserne Frau

    In der Kleinstadt in den USA, in der Lydia lebt, liegt der sprichwörtliche Hund begraben. Ein unspektakuläres Nest, in dem das Leben seinen beschaulichen Gang geht und Lydia ihre Zeit hauptsächlich mit ihrer Arbeit im Tierheim und mit ihrem Trüppchen von Freundinnen verbringt.
    Was dort niemand weiß: die attraktive dunkelhaarige Mittvierzigerin war einmal die meistfotografierte Frau der Welt. Damals, als sie noch blond und kreuzunglücklich mit dem britischen Thronfolger verheiratet war und noch nicht Lydia Snaresbrook hieß. Damals, bevor sie sich aus dem goldenen Käfig befreien und untertauchen konnte, mit Hilfe eines loyalen Untergebenen, einfach abhaute aus einem Leben voller Verpflichtungen, Erwartungen, Konventionen (und Paparazzi).
    Durch einen unglücklichen Zufall droht ihre erfolgreiche Tarnung jetzt aufzufliegen, ausgerechnet zum zehnten Jahrestag ihres Verschwindens, zu einem Zeitpunkt also, zu dem damit zu rechnen ist, dass die ganze mysteriöse Geschichte noch einmal kräftig von der Regenbogenpresse und anderen Medien aufgewärmt wird, und Lydia steht vor der schwierigen Frage, wie sie damit umgehen soll oder ob ihr überhaupt eine andere Wahl bleibt, als erneut zu verschwinden.
    Monica Ali stellt ein reizvolles Gedankenexperiment in die Mitte ihres Buches: Was wäre, wenn Prinzessin Dianas Tod nur vorgetäuscht gewesen wäre (denn dass es sich um die Prinzessin von Wales handelt, ist sonnenklar, auch wenn ihr Name nie genannt wird) und sie stattdessen in einem vollkommen unspektakulären Leben an einem unscheinbaren Ort Zuflucht gesucht hätte?
    Sie hat eine recht plausible Idee, wie das Ganze vonstatten gegangen sein könnte, und auch Lydias Seelenzustand im Verlauf ihres neuen Lebens schildert sie einfühlsam und glaubhaft - von der ersten Euphorie über die schwierige Phase der tatsächlichen Neuorientierung und ein stets schlechtes Gewissen ihren zurückgelassenen Söhnen gegenüber bis hin zu dem Punkt, an dem sie sich in ihrer selbst gewählten Identität gut eingelebt hat.
    Das plötzliche Auftauchen des alten Bekannten, das ihre Anonymität gefährdet, reißt alte Wunden wieder auf, weckt aber schließlich auch ihren Kampfgeist. Die Entwicklung dieses Handlungsstrangs konnte mich am Ende aber nicht so richtig begeistern, weil sie doch ziemlich plakativ ausfällt.
    Gut gemacht ist der Aufbau des Buches mit seinen drei Perspektiven. Neben Lydia erzählt in der Gegenwart auch der Mann, der sie ganz unerwartet wiedererkennt, ein etwas abgewrackt erscheinender Ex-Paparazzo, dessen Kapitel ein bisschen gewollt auf harten Kerl gebürstet sind. Die Briefe und Tagebucheinträge des Angestellten, der Lydia damals zur Flucht verholfen hat, bilden hingegen einen gelungenen Gegenpart zu Lydias Erzählstimme und dröseln allmählich die tatsächlichen Geschehnisse während und kurz nach ihrem Verschwinden auf.
    Ein spannendes Gedankenexperiment, das solide umgesetzt ist, aber zum (etwas überstürzt wirkenden) Ende hin nachlässt.
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Ausgaben von Die gläserne Frau

Taschenbuch

Seitenzahl: 384

Hardcover

Seitenzahl: 384

E-Book

Seitenzahl: 384

Besitzer des Buches 5

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