Das Märchen vom letzten Gedanken

Buch von Edgar Hilsenrath

Bewertungen

Das Märchen vom letzten Gedanken wurde insgesamt 2 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 5 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Das Märchen vom letzten Gedanken

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    Wie in einem orientalischen Märchen erzählt Edgar Hilsenrath in diesem großen historischen Epos vom Leidensweg und der Vernichtung des armenischen Volkes durch die Türken im ersten Holocaust des zwanzigsten Jahrhunderts. Der letzte Gedanke eines Menschen, so heißt es im Märchen, stehe außerhalb der Zeit. In Hilsenraths Epos über den ersten und bis heute wenig bekannten Völkermord des letzten Jahrhunderts an den Armeniern sitzt der letzte Gedanke des Thovma Khatisian auf dem Stadttor der anatolischen Stadt Bakir und durchlebt noch einmal den Leidensweg des armenischen Volkes, das jahrhundertelang im Kampf um sein geteiltes Land und seine Autonomie immer wieder unterlag.
    Als letzter Sproß seiner Familie folgt der Gedanke Thovmas, geleitet von dem Märchenerzähler Meddah, den Lebensspuren des Vaters, die aus einem kleinen idyllischen Bergdorf in die Folterkammern der türkischen Machthaber führen, und wird Zeuge jenes großen Armenierpogroms 1915, mit dem die Regierung in Konstantinopel das armenische Volk endgültig auszulöschen versuchte. Mit den Mitteln eines orientalischen Märchens, aus Überlieferungen, Sagen und Legenden dieser gepeinigten Nation schöpfend, greift Hilsenrath weit zurück in die armenische Geschichte und stimmt eine berührende Totenklage um die Opfer aller Völkermorde an. Ein grausames Buch und dennoch ein Buch der Liebe, des Glaubens und der Wunder.
    Meine Meinung:
    Das Buch beginnt mit einem Dialog, oder eher gesagt Monolog, denn der Märchenerzähler, Meddah, steckt im Kopf des „Protagonisten“. Überhaupt wird das ganze Werk mehr oder weniger im Dialog vorgetragen, und diese Ausführung hat mir sehr gut gefallen, denn erstens steckt man direkt mitten in der Handlung, und zweitens wird durch diese Dialogform die Handlung abgemildert, das Grausame etwas verpackt.
    Auch die Mentalität der Türken, zunächst einmal alles lange zu debattieren, bevor man handelt, wird dadurch gut transportiert.
    Die Sprache ist wunderbar poetisch, märchenhaft, obwohl Hilsenrath viele derbe Wörter verwendet, und schonungslos Brutalität offen legt.
    Die Thematik vom Buch finde ich absolut schreibwürdig, und ich bewundere den Mut des Autors über dieses gewagte Thema so offen zu schreiben. Bis zum heutigen Tag ist es eigentlich ein Tabuthema, was erst vor kurzen wieder Schlagzeilen machte. Nicht dass ich jetzt den Türken irgendwelche Vorwurfe machen würde, denn ich weiß nicht ob sich das überhaupt für eine Deutsche schickt. Die Frage nach der Schuld, wo dieser Völkermord noch länger zurückliegt, erübrigt sich eigentlich, aber er sollte offen und ehrlich in den Geschichtsbüchern verzeichnet sein. Nur ein Volk, welches sich mit dieser Thematik auseinandersetzt hat und dazu steht, kann meiner Meinung nach für eine bessere Zukunft Verantwortung tragen.
    Das Buch ist sehr aktuell, wenn man bedenkt, dass die Türkei in die europäische Union aufgenommen werden möchte. Bisher war ich für diese Aufnahme, doch nach der Lektüre habe ich da meine Bedenken.
    Fazit: Ein grandioses Buch, eine absolute Empfehlung, sprachlich ein Meisterwerk und von der Thematik uneingeschränkt lesenswert.
    (PS In meinem Blog habe ich eine Rezi der etwas anderen Art geschrieben. Da sich diese aber in keinster Weise mit dem Rezi-Muster deckt, wollte ich sie hier nicht einstellen ;) )
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Ausgaben von Das Märchen vom letzten Gedanken

Taschenbuch

Seitenzahl: 640

Hardcover

Seitenzahl: 505

Besitzer des Buches 7

Update: