Der Nazi & der Friseur

Buch von Edgar Hilsenrath

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Der Nazi & der Friseur

Dieser Roman aus Deutschlands schlimmster Vergangenheit hat seine eigene Geschichte. Erst sieben Jahre nach seinem Welterfolg in Amerika, Italien, England und Frankreich erschien der ursprünglich auf deutsch geschriebene »Der Nazi & der Friseur« auch in der Bundesrepublik. »Es wäre interessant zu wissen, was das deutsche Volk zu diesem Buch sagen würde«, schrieb Jahre zuvor Times Literary Supplement. Diese lang erwartete Antwort auf das Buch eines Juden mit deutscher Vergangenheit, Sprache und Kultur, das von der Geschichte dieses Landes diktiert und für das es geschrieben wurde, war ein überraschender sensationeller Erfolg. Doch es ist nicht nur der surreale Horror, der Kritiker und Leser dieser turbulenten Großdeutschland-Parodie betroffen machte. Es war nicht nur diese Geschichte von der Höllenfahrt des gelernten Friseurs und späteren SS-Oberscharführers Max Schulz aus der deutschen Provinzstadt, der, als Massenmörder an Tausenden von Juden nach dem Krieg gesucht, in der Identität seines durch ihn umgekommenen jüdischen Jugendfreundes Itzig Finkelstein Schutz sucht, der mit einem Sack voll Goldzähnen auf dem Schwarzmarkt in Berlin sein Geld macht und schließlich mit seinem Gesicht wie ein »Stürmer-Jude« unangefochten nach Israel auswandert und dort seinen gesicherten Lebensabend antritt. Der Erfolg gilt auch einem literarischen Meisterwerk, der Entdeckung eines großen Satirikers und seiner Sprache, »die wild wuchert und doch oft genug trifft, eine düstere und auch stille Poesie entfaltet«, wie Heinrich Böll schrieb.
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Bewertungen

Der Nazi & der Friseur wurde insgesamt 26 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,2 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Der Nazi & der Friseur

    Geschrieben 1968/69 auf Deutsch erschien es doch erst 1977, lange nach der Erstausgabe auf Englisch 1971. Das Buch gliedert sich in sechs Bücher, die jeweils in 6-22 Kapitel unterteilt sind. So entstehen recht überschaubare Einheiten.
    Ich schliesse mich, insbesondere in den ersten Teilen des Romans, den hier oft aufgetauchten gemischten Gefühlen an. Einerseits ist man vom Schwung des Autors und der Gewalt der Erzählung fasziniert, doch dann frage ich mich auch, ob es dermaßen deftig bis pervers zugehen muss. Wenn ich persönlich zu dem sehr delikaten Thema der Shoa ein derart geschriebenes Buch überhaupt zulassen kann, bzw. keine Leichtfertigkeit darin sehen will, dann wohl nur, weil Hilsenrath als Jude und Betroffener eventuell «das Recht hat, sich auf diese Weise zu äußern».
    «Wunderbar und schön», wie einige schrieben, würde ich dieses Buch allerdings nicht bezeichnen. Wenn dann markant und prägend. Natürlich fragte ich mich schon, was hinter der Geschichte stehen mag. Ob es glaubhaft ist, dass ein SS-Massenmörder sich jahrelang als Jude ausgibt und damit durchkommt, scheint mir eventuell nicht die erste Intention zu sein (wenn es denn überhaupt einen Sinn macht, über solchen Sinn zu spekulieren).
    Ich selber fragte mich wohl, ob dieses «Spiel mit den Identitäten», oder – wie es Max Schulz selber ausdrückt – diese dauernde Kunst zur Verwandlung nicht irgendwo dezent auf die «Verwechselbarkeit oder Nähe» von Identitäten und Personen anspielt, zudem auch auf kriminelles Vorgehen der Deutschen nach dem II. Weltkrieg. Es wird amüsant (?), ja klischeeartig, dargelegt, wie in ihren Kindheiten, und auch später, Max und Itzig verwechselbar waren, bzw. der eine die scheinbaren äußerlichen Charakteristika des anderen hatte etc. Dann geht es in weitestem Sinne um Rollentausch!
    Für uns ganz paradox wird es, wenn Schulz irgendwo behauptet, gar kein Antisemit zu sein. Und wir fragen uns, mit welchen Erfahrungen (nämlich hier bei ihm positive in der Kindheit bei den jüdischen Nachbarn und Freunden) man dennoch abrutschen kann in die Rolle eines Massenmörders : nämlich einfach durch übergebene Waffen und übertragene Beteiligung.
    Parallel dazu – und das war wohl für viele hie und da eine bittere Pille – läßt der Autor dann zudem im zweiten Teil manche Kritik los. Die Vorgehensweise, die Titel z.B. der Untergrundkämpfer im zu befreienden Palästina werden mit Begriffen aus dem Nazismus übertitelt! Manche Juden handeln, allerdings im Kleinen, auch einteilend, herabschätzend etc. Oh, welche Anmaßung.
    Und man versteht aus all diesen Gründen heraus, dass das Buch nicht so leicht zu publizieren war... Insgesamt gesehen wird das Buch mit zunehmender Seitenzahl immer noch feinsinniger und beobachtender. Den letzten Teil habe ich dann mit Bewunderung gelesen.
    Hinter allem makabren und sehr schwarzem Humor scheinen mir hier die für mich prägendsten Aussagen zu stehen. Letztere Überlegungen zeugen wohl von meiner eigenen Unmöglichkeit, ein Buch zu diesem Thema als reine Unterhaltungsliteratur zu lesen.
    Nicht wegen der Aussagen an sich, wohl wegen der Sprache und Herbheit im ersten Teil, würde ich dieses Buch nicht jedem ohne weiteres empfehlen können. Man muss schon kräftig schlucken können...
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  • Rezension zu Der Nazi & der Friseur

    So , ich habe das Buch heute ( vor ner halben Stunde) im Rahmen der Leserunde zu Ende gelesen. Das hier ist meine allererste Rezi , bitte gnädig sein.... :o
    Amazon: ( Inhalt)
    Worum geht es? Max Schulz, ein rein arischer, unehelicher Sohn der Minna Schulz wird nicht unbedingt auf der Sonnenseite des Lebens geboren. Alles was er an Kultur und Wissen vermittelt bekommt, erfährt er von seinem jüdischen Jugendfreund Itzig Finkelstein. So lernt er nicht nur Hebräisch, sondern er wird ebenso mit den jüdischen Gebräuchen vertraut gemacht. Während des Dritten Reiches wird Max ein SS-Mann und ein schlimmer Kriegsverbrecher. Um der Verantwortung für seine grässlichen Taten zu entgehen, schlüpft er nach Kriegsende in die Identität seines Jugendfreundes, der während der Nazi Zeit mit seinen Eltern in einem Konzentrationslager umgekommen ist. Er geht nach Israel, eröffnet in Tel Aviv einen Friseursalon und lebt dort als geachteter, unbescholtener Bürger weiter.
    Mir hat das Buch im großen und ganzen schon gefallen. Aber es ist unglaublich schwere Kost , wie ich finde; ein Vergleich mit Grass ist angebracht ( Hilsenrath ist aber besser ) So viel Metaphorik und Bildhaftigkeit ... Und diese Idee von Hilsenrath , dass ein Kriegsverbrecher sich zum Judentum rettet und da
    Grotesk!
    Was mir nicht gefallen hat: Wie auch bei Grass finde ich , dass einfach zu viel Perversität auftaucht. Vieleicht noch schlimmer...
    Also ich hab mir 8 von 10 Punkten notiert.
    Grüße, shia
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Ausgaben von Der Nazi & der Friseur

Taschenbuch

Seitenzahl: 480

Hardcover

Seitenzahl: 478

Hörbuch

Laufzeit: 00:11:40h

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