Ahnen

Buch von Anne Weber

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Ahnen

Die Vergangenheit liegt vor uns als ein fremdes, fernes Land. Anne Webers nachdenkliche Erkundungsreise in die Vergangenheit führt in die faszinierende Welt ihres genau hundert Jahre vor ihr geborenen Urgroßvaters Florens Christian Rang, zu dessen Freunden und Korrespondenzpartnern Walter Benjamin, Martin Buber und Hugo von Hofmannsthal zählten. Sie führt uns schließlich bis in ein Dorf bei Posen, in dem der protestantische Theologe, Jurist, Philosoph und Schriftsteller eine Zeit lang als Pfarrer tätig war. Anne Weber spürt den Widersprüchen und Krisen, den Abrechnungen und Aufbrüchen ihres Urgroßvaters, der hier unter dem Namen Sanderling auftritt, nach, indem sie seine Schriften liest, seine Briefe und Tagebücher entziffert, und schließlich eine Reise auf seinen Spuren nach Polen unternimmt. Auf dem Weg zu diesem leidenschaftlichen und gespaltenen Menschen durch das »Dickicht der Zeit« stellt sich immer wieder ein gewaltiges Hindernis in den Weg: die deutsche und familiäre Vergangenheit, wie sie nach Sanderlings Tod 1924 weiterging. Und damit die Frage, wie es sich lebt mit einer Geschichte, die man nicht loswerden kann.
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Bewertungen

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Ahnen

    Original : Deutsch, 2015 ; in der von ihr selber übersetzten französischen Fassung heißt es « Vaterland » (Titel auf Deutsch!)
    INHALT :
    Anne Weber begibt sich auf eine Entdeckungsreise, die in die befremdende und faszinierende Welt ihres Urgroßvaters und damit in die Abgründe und Höhenflüge einer ganzen Epoche führt. Florens Christian Rang – im Buch Sanderling genannt – war Jurist, Pfarrer in zwei Dörfern bei Posen, Schriftsteller und Philosoph. Er korrespondierte mit Hugo von Hofmannsthal, war befreundet mit Martin Buber und Walter Benjamin. Doch auf der Reise zu diesem Urgroßvater stellt sich immer wieder ein gewaltiges Hindernis in den Weg: die deutsche und familiäre Vergangenheit, wie sie nach Sanderlings Tod weiterging. ›Ahnen‹ ist eine ebenso poetische wie reflektierte Zeitreise, die zugleich von den Sehnsüchten und dem Schmerz der Gegenwart erzählt.
    (Quelle : S.Fischer Verlag)
    BEMERKUNGEN :
    Bei diesem Buch handelt es sich also nicht um einen Roman, sondern – wie es bei einem Gespräch im Deutschlandfunk ausgedrückt wurde – um einen «autobiografischen Lang-Essay », eine Entdeckungsreise der besonderen Art. Dabei geht die Autorin nicht so sehr streng chronologisch dem reichhaltigen Leben ihres Urgroßvaters Florens Christian Rang (1864-1924) nach (siehe auch für einen eventuellen Überblick : https://de.wikipedia.org/wiki/Florens_Christian_Rang ), sondern streut immer wieder überaus interessante Reflexionen über das ein, was man weitesthin « deutsches Wesen» und Deutschsein nennen kann/könnte. Dabei ist vielleicht noch besonders ihre Generation (ich fühle mich als ein Jahr älterer Zeitgenosse absolut mitangesprochen von all diesen ihren Überlegungen) unmittelbar betroffen. Fragen könnte man sich, ob die schwere geschichtliche Last in diesen letzten Jahren dabei ist, von den Schultern der Heranwachsenden zu gleiten ? Dabei geht es um die unausweichliche Besonderheit, heute diesem Volk anzugehören. Es stellt sich – auch im Buch – öfter die Frage nach Verantwortung, Schuld, Identität etc. Selbst in der Ablehnung bleiben diese Fragen höchst wichtig und interessant. Mehr noch: treffend, erschütternd. Man merkt es der Autorin an, dass es sich hier um ein existenzielles Suchen und Fragen handelt. Und wir können uns mit ihr diesen Fragen stellen.
    Und dieses Suchen und Fragen geschieht eben in unüberwindlichem Abstand zum Ahnen durch das in jenen verheerenden 30iger und 40iger Jahren Geschehene, das sich unausweichlich jedem Deutschen anhaftet : Zeit, Raum, Erfahrungswelten schieben sich zwischen mir und dem Beobachteten. Wie dabei denken, dass wir den anderen wirklich dort abholen und verstehen, wo er gestanden hat ?
    Man merkt ihr derart manchmal ein Zögern an, angesichts ihres Urgroßvaters, der beizeiten auch seltsame Dinge von sich gegeben hat, und angesichts des naziergebenen Großvaters, des Sohnes von Sanderling... Sie bleibt weniger in wirklich ausführlichen Berichten über das Leben ihres Ahnen stecken, sondern legt vielmehr den Schwerpunkt in die Aufarbeitung. Dabei ist sie selber « aktiv » : als Reisende, Dokumentenerforscherin etc. Dies ergibt einen sehr lebendigen Bericht ! Anne Weber zeigt sich dabei unglaublich aufgeweckt, breitgefächert. Sie « assoziiert » viel, scheint manchmal gar zu springen von einem Thema zu einem anderen, doch bei genauem Betrachten, sind diese verbunden. Intelligenz und Empathie, Gefühl kommen hier zusammen in einer sehr ansprechenden, nie langweiligen Schreibe. Ich entdeckte diese Autorin hier zum ersten Mal. So ist die angeschlagene Sprache sehr lebendig, beizeiten auch durchwebt von einem feinen Humor, dann wieder eher von großer Ernsthaftigkeit.
    Ich las – ich lebe ja in Frankreich ! - die französische Fassung. Es ist nicht nur, wenn ich recht verstehe, eine 1:1 Übersetzung, die sie selber leistet, sondern auch eine « Fassung ». Es wäre für mich nun interessant, die deutsche Version zu lesen ?!
    Zumindest für eine gewisse Generation von Lesern ein überaus interessantes und nachdenklich stimmendes Buch mit einer Menge an « Stoff » !
    AUTORIN :
    Anne Weber (* 13. November 1964 in Offenbach am Main) lebt als deutsche Autorin und literarische Übersetzerin in Paris. Sie besuchte das Wolfgang-Ernst-Gymnasium in Büdingen und bestand dort 1983 ihr Abitur. Sie lebt seit 1983 in Paris. Dort studierte sie französische Literatur und Komparatistik an der Sorbonne. Von 1989 bis 1996 arbeitete sie in verschiedenen französischen Verlagen. Daneben übersetzte sie Texte deutscher Gegenwartsautoren und Sachbücher ins Französische. Ihre eigenen, seit 1998 veröffentlichten Werke, verfasste sie anfangs in französischer Sprache und übersetzte sie später ins Deutsche. Inzwischen schreibt Anne Weber ihre Texte wieder zuerst in deutscher Sprache, um sie danach auch ins Französische zu übertragen.
    Ihr Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter dem Heimito-von-Doderer-Preis, dem 3sat-Preis, dem Kranichsteiner Literaturpreis. Ihre Bücher schreibt Anne Weber auf Deutsch und Französisch.
    Gebundene Ausgabe: 272 Seiten
    Verlag: S. FISCHER; Auflage: 3 (12. Februar 2015)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3100022475
    ISBN-13: 978-3100022479
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Ausgaben von Ahnen

Hardcover

Seitenzahl: 267

E-Book

Seitenzahl: 272

Besitzer des Buches 2

  • Mitglied seit 5. Oktober 2008
  • Mitglied seit 30. März 2006
Update: