Dollars für den Kardinal

Buch von Emma Lathen

Zusammenfassung

Serieninfos zu Dollars für den Kardinal

Dollars für den Kardinal ist der 12. Band der John Putnam Thatcher Reihe. Diese umfasst 24 Teile und startete im Jahr 1961. Der letzte bzw. neueste Teil der Serie stammt aus dem Jahr 1997.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Dollars für den Kardinal

    Die Autorinnen (Wikipedia): Emma Lathen ist das Pseudonym zweier amerikanischer Geschäftsfrauen, der Ökonomin Mary Jane Latsis (geboren am 12. Juli 1927, gestorben am 29. Oktober 1997) und der Juristin Martha Hennissart (geboren 1929), die sich während ihres Harvard-Studiums kennenlernten und gemeinsam Kriminalromane verfassten, außerdem auch unter dem Pseudonym R. B. Dominic.
    Ihre bekannteste Romanreihe bilden die 24 Krimis mit dem Wall-Street-Bankier und Hobbydetektiv John Putnam Thatcher, die sie zwischen 1961 und 1997 veröffentlichten. Thatcher, ein junggebliebener Sechzigjähriger, ist Vizepräsident der drittgrößten Bank der Welt, der Sloan Guaranty Trust, der immer wieder in Fälle von Unterschlagung, Mord und Totschlag verwickelt wird. Irgendwann siegt entweder seine Neugier, oder seine Geduld wird derart strapaziert, dass er um des lieben Friedens willen die Straftaten aufklärt.
    Inhalt (Klappentext): Die Hundeleine im Tresor und das Präservativ im Schließfach - das sind Dinge, wie sie bei der Räumung einer Bank zutage kommen. Und eine Menge Geld natürlich. Hat es der Attentäter darauf abgesehen? Aber wieso droht er auch dem Kardinal von New York mit einer Bombe? Die dann nicht in St. Patrick, sondern in einer kleinen Vorortkirche explodiert? John Putnam Thatcher ist verblüfft - was einem Wall-Street-Bankier nicht oft passiert. Verblüfft wie Bestattungsunternehmer Omara, als ihn hinterrücks ein Fleischerbeil niederstreckt. Nur dass Thatcher sich sehr schnell erholt. Im Gegensatz zu Omara. Und dem Mörder.
    Der Roman „Ashes to Ashes“, 1971 als zwölfter Teil der John-Putnam-Thatcher-Reihe erschienen, wurde 1972 in der deutschen Übersetzung von Felicitas Feilhauer unter dem Titel „Dollars für den Kardinal“ als Ullstein-Taschenbuch 1452 veröffentlicht. Die 143 Seiten kosteten damals 2,80 DM.
    Den mitten im Berufsleben stehenden Vizepräsidenten einer Bank als mehr oder weniger unwilligen Hobbydetektiv zu inszenieren und ihn zum Sympathieträger einer Romanserie zu machen (und nicht etwa zum Schurken ), ist schon etwas besonderes im Krimibereich. Ich lese ja sonst eher weniger solche "gemütlichen" Whodunits, aber dieser Aufhänger machte mich doch neugierig. Enttäuscht wurde ich nicht!
    In dieser Geschichte kommt der Bankier Thatcher mit kriminellen Machenschaften in Berührung, weil seine Bank für eine Immobilienfirma bürgen soll, die an dem Ort einer alten, katholischen Schule ein modernes Wohnhaus errichten möchte. Die Erzdiözese ist nicht mehr in der Lage, die Pfarrschule in Flensburg, einer Gemeinde vor den Toren New York Citys, weiter in Betrieb zu halten: Der Kardinal will sie kurz gesagt veräußern, um Geld einzunehmen. Gegen dieses Ansinnen gründet sich eine Elterninitiative, die ihre Kinder in dem beschaulichen Wohnort auch in Zukunft katholisch erzogen wissen will. So also, wie es immer war. Omara, der Vorsitzende der Initiative strengt sogar – befeuert durch einen windigen Anwalt – eine Klage gegen den Kardinal an, worüber der Ort geteilter Ansicht ist: Darf man der Katholischen Kirche so am Zeug flicken? Kurz, nachdem Omara im Vertrauen die Äußerung tätigt, er vermute, eine bestimmte Person wolle die Elterninitiative für eigene Zwecke benutzen, wird er erschlagen aufgefunden.
    Die Lage verwickelt sich zusehends. Aus dem ganzen Land reisen Protestler an, die ihrerseits etwas an der Kirche zu kritisieren haben: Vor allem eine renitente Befürworterin der Empfängnisverhütung (der Roman ist von 1971) will die Publizität der Vorgänge in Flensburg ausnutzen, um auf die eigene Sache medienwirksam hinzuweisen. Der Elternprotest droht, zur Farce zu verkommen. Da lässt sich der neue, etwas weniger sattelfeste Vorsitzende von dem windigen Anwalt vor einen neuen Karren spannen: Neben der katholischen Kirche soll es auswärtigen Grundstücksbesitzern an den Kragen gehen. Ist Flensburgs Grund und Boden in „ausländischer“ Hand, die die Häuser verkommen lässt und notwendige Reparaturen auf die lange Bank schiebt? Die Bürgerseele ist begeistert bereit, auch in dieses Horn zu stoßen. Dabei vergessen manche, dass es doch eigentlich um eine Schule für ihre Kinder gehen sollte. Aber dann erhalten die Hauptverwaltung von Thatchers Bank, die Immobilienfirma und die Kirchenverwaltung plötzlich Bombendrohungen – und das Blatt wendet sich ...
    Das Vergnügliche an diesem Cozy Mystery ist nicht die Auflösung des Mordfalls. Die Frage nach dem Täter gerät sogar ein wenig ins Hintertreffen, bzw. wird von den gewieften Autorinnen hinter den stark satirisch angehauchten Erzählsträngen rund um den Rummel der Elterninitiative verborgen. Das schon fast hysterische Treiben dieser unerfahrenen Protestgruppe und der schildbürgerartige Trubel, der sich um ihre Machenschaften entwickelt, ist das Pfund, mit dem der Roman geschickt wuchert: Immerhin schaffen es die besorgten Eltern, dass bei ihrer Spontankundgebung vor dem Gebäude der Vereinten Nationen in New York die dort ständig anzutreffenden jüdischen und arabischen Dauerdemonstranten einträchtig mit dem „katholischen Eltern-Widerstand“ vereint für die Wahrung von Mieterrechten die Fäuste erheben. Das mache mal einer nach!
    Das große Augenmerk, das auf das Alltagsleben in einer kleinen Vorstadtgemeinde gelegt wird und der etwas angestaubte, ruhige Sechzigerjahre-Stil erinnerten mich übrigens sehr (und sehr positiv) an die hervorragenden Rabbi-Small-Krimis von Harry Kemelman. Doch im Gegensatz zum sehr engagierten, etwas nervösen Rabbi David Small ist Bankier Thatcher (jedenfalls in diesem Roman der Serie) mehr gleichgültiger Beobachter ohne große kriminalistische Ambition. Doch irgendwann lässt es sich nicht verhehlen: Er muss etwas tun, damit ihm die desolaten Vorgänge rund um die katholische Schule nicht noch mehr Zeit rauben – und seine Bank womöglich noch in ein schlechtes Licht setzen. Er unterhält sich mit Leuten und zählt mit seinem Banker-Verstand eins und eins zusammen. Und irgendwann stiefelt er dann mit dem Wissen los, den Täter überführen zu können. Sprung in die Zeit nach der Verhaftung des Mörders – und Thatcher präsentiert den verblüfften Nebenfiguren (und den vielleicht verblüfften Lesern) den genauen Hergang der Tat und den Täter auf dem Silbertablett. Nach dem ganzen Gewuhre um die katholischen Wutbürger von einst, ist der Krimi dann wieder beim Whodunit angekommen.
    Wer Spaß an juristischem Hickhack hat, wer mit böser Schadenfreude dem durcheinander gehenden Geschrei aufgebrachter Kleinstädter in eilig einberufenen Notstandstreffen in Turnhallen lauscht und dem Zerkrachen bürgerlicher Heileweltwünsche beiwohnt, wer nicht immer nur die gängigen Krimis mit knallharten Privatdetektiven oder gesättigten Freizeit-Kriminalisten lesen will, sondern Schulter an Schulter mit dem Vizepräsidenten einer Großbank einen Blick in die kriminellen Seiten der Hochfinanz werfen will und klassisch sauber durch einen im Grunde freundlichen Mitratekrimi alter Schule geführt werden will, der kann guten Gewissens zu diesem schnell gelesenen Roman der Reihe mit John Putnam Thatcher greifen. Die Spannung hält sich in Grenzen, aber das Vergnügen über die Verwirrungen, die die gutgläubige Entrüstung besorgter Eltern nehmen kann, ist groß. Dem kann auch die Aufklärung des Verbrechens nichts mehr hinzufügen, die hier – wie so oft – immer auch etwas Enttäuschendes an sich hat. Doch in diesem Roman ist genug satirisches Futter drin, um auch langfristig Genuss zu verbreiten. Ich werde mich definitiv noch nach weiteren Romanen der lang laufenden Serie umschauen!
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