Der Klavierstimmer

Buch von Pascal Mercier

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Der Klavierstimmer

Geschenkausgabe im kleinen Format, bedrucktes Ganzleinen mit Lesebändchen. Ein berühmter italienischer Tenor wird während der Aufführung von Puccinis 'Tosca' auf offener Bühne erschossen. Die Kinder des Täters, die Zwillinge Patrice und Patricia, reisen nach Berlin, um zu verstehen, wie es zu dieser Tat kommen konnte. Schicht für Schicht legen sie die Beweggründe frei, die ihren Vater, einen legendären Klavierstimmer und glücklosen Opernkomponisten, zur Waffe greifen ließen. Jahre zuvor waren sie vor ihrer inzestuösen Liebe in verschiedene Hemisphären geflohen. Ihr Wiedersehen und die zunächst unbegreifliche Tat des Vaters führen dazu, daß sie ihre Sprachlosigkeit beenden und aufschreiben, wie sie ihre einstige Intimität erlebt haben. Ein befreiender Prozeß des Erinnerns beginnt. Ausstattung: mit Lesebändchen
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Bewertungen

Der Klavierstimmer wurde insgesamt 11 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 2,4 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Der Klavierstimmer

    Mich hat einzig und allein der Stil vor einem Abbruch bewahrt. Weil mir aber schon der Anfang nicht gefallen hat, habe ich sehr mit mir gerungen und dann doch weitergelesen.Am wenigsten hat mir der erste Abschnitt des Romans gefallen, in dem es ja fast ausschließlich um die inzestiöse Liebe von Patricia und Patrice geht. Hier hat mich auch noch gestört, dass es stilistisch nicht den kleinsten Unterschied in der Sprache der Geschwister gibt. Selbst Zwillinge werden sich doch nicht völlig identisch ausdrücken. So erschien mir die ganze Schreiberei wie in einem Guss, und gerade nach einer Lesepause hätte ich oft nicht zu sagen gewusst, wer nun gerade das Wort hat.Außerdem kann ich nicht begreifen, wie sich Geschwister, die miteinander aufgewachsen sind, dermaßen ineinander verlieben können. Das finde ich einigermaßen unrealistisch, weil man doch weiß, dass eine gewisse Fremdheit gegeben sein muss, damit man sich überhaupt in jemanden verlieben kann. Das hat die Natur also ganz weise eingerichtet.Jedenfalls hat diese für meinen Geschmack zu detailliert beschriebene Verliebtheit in mir ein Gefühl der Abwehr, um nicht zu sagen, des Ekels hervorgerufen. Wer will schon so genau wissen, was der Bruder empfindet, wenn er das Haar der Schwester hochhebt, um sie auf den Nacken zu küssen. Damit aber nicht genug, muss man sich auch noch die Gefühlsvariante der anderen Seite anhören.Da war mir dann die übrige familiäre Tragödie fast noch lieber als diese ewige geschwisterliche Gefühlsduselei.
    Alles in allem gesehen, war das jedenfalls einer der Romane, die ich für durchaus entbehrlich halte.
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  • Rezension zu Der Klavierstimmer

    Ich kann mich Rosalitas negativer Kritik in fast allen Punkten anschließen, nur fällt mein Urteil erheblich drastischer aus: Ich finde, das Buch ist ein ziemlicher Schmarren. Es als „ein >Buddenbrook< unserer Zeit“ zu bezeichnen, wie es auf der Rückseite heißt, grenzt da fast schon an Verleumdung. Denn während Thomas Mann in seinem hochironischen Roman über den Untergang einer Lübecker Kaufmannsfamilie humoristisch mit Sprache und Leitmotiven spielt, seine Personen sehr individuell zeichnet und jeden Hauch von Pathetik tunlichst vermeidet, ist das Buch von Mercier theatralisch, reich an Plattitüden und gänzlich humorfrei. Die Protagonisten gehen bierernst durchs Leben, schwer ankend unter dem Haufen Schicksal, der über sie ausgeschüttet ist. Mercier hat sich kräftig aus dem Fundus der Familientragödie bedient: Es geht um Inzest, Missbrauch, Liebesenttäuschung, Krankheit, Unfall, Drogenabhängigkeit, Selbstmord und Mord, die üblichen Verdächtigen also, allerdings meist nur zart angedeutet, weil hier selbstverständlich nicht plumpe Action, sondern sensible Gedankentiefe waltet.
    Das Geschick der Romanfiguren interessiert mich allerdings nicht die Bohne, dazu wirken sie zu attrappenhaft. Denn sie erzählen nicht nur ihr Leben, nein, sie interpretieren und analysieren es auch gleich noch und das in einer ungemein gewählten, mit sehr blumigen Vergleichen ausgeschmückten Sprache, kurz, sie sind allesamt kleine Philosophieprofessoren und Schriftsteller und heißen in Wirklichkeit Pascal Mercier alias Peter Bieri. Von „kompositorischer Raffinesse“ (Klappentext) bemerke ich auch nicht viel, dazu sind die Aufzeichnungen der Zwilling allzu offensichtlich an den Leser gerichtet. Auch scheint der Autor im Fortgang seiner Schilderungen ein wenig vom Weg abgekommen zu sein. Zunächst erzählt er sehr breit von den Geschwistern und ihren Gefühlen nach der Trennung, wendet sich dann über hunderte von Seiten der Geschichte des Mordfalls zu, um schließlich auf den letzten Metern überhastet den Bogen zum Anfang zurückzuschlagen. Der Schluss des Buches wirkt auf mich ziemlich konstruiert und abrupt.
    Im Klappentext wird dem Roman des Weiteren noch „psychologische Eindringlichkeit“ bescheinigt. O ja, eindringlich ist er, eine jener minutiösen Seelenzergliederungen, bei denen jedes Wort, jede Geste, jeder Blick bedeutungsschwanger im Raume nachhallen. Das Anhalten eines Uhrpendels, ein Wurf beim Volleyballspiel, die falsche Aussprache eines Städtenamens oder ein Reklameschild am Haus, alles ist mit Bedeutung aufgeladen, alles hat etwas Demonstratives. Dabei ist die ganze Story doch recht simpel gestrickt und vorhersehbar. Manchmal artet sie fast in Küchenpsychologie aus. Das Verhalten des Vaters (Heimkind!) empfand ich oft als kindisch, wie überhaupt die ganze Mordfallgeschichte auf mich melodramatisch und albern wirkte.
    Gegen Ende des Romans sagt der Protagonist Patrice über die Erzählung eines fiktiven chilenischen Schriftstellers (vermutlich Mercier selbst), er liebe sie, weil sie so genau sei. Damit hat er das Manko dieses Buches formuliert. Es ist genau, zu genau. Mercier will seine Personen vollkommen transparent machen. Wenn aber alles bis zum letzten Winkel ausgeleuchtet, jede Empfindung psychologisch aufgedröselt, jedes Erinnerungspuzzlesteinchen um und um gedreht wird, bleibt kein Geheimnis mehr übrig, nichts, was der Leser selbst entdecken kann. Die Geschichte ist ohne Reiz, sie wirkt nicht anregend, sondern lähmend (und hat tatsächlich eine richtiggehende Leselethargie bei mir ausgelöst). Merkwürdig, dass ein Autor, der mit „Nachtzug nach Lissabon“ zwar nicht einen perfekten, aber stimmungsvollen und interessanten Roman geschrieben hat, ein solch langweiliges und ausgewalztes Befindlichkeits- und Beziehungsgeschwafel zusammenkonstruieren kann.
    Anders als Rosalita finde ich allerdings nicht, dass die Musik einen zu breiten Raum einnimmt. Wenn’s denn man so wäre! Aber Musik als solche kommt doch eigentlich gar nicht vor. Und wenn doch, wie im Falle der „Michael Kohlhaas“- Partitur, dann dient sie nur wieder der Veranschaulichung psychologischer Vorgänge.
    Meine Kritik hätte ich auch kürzer fassen können, etwa so: Prätentiöse Sprache, theatralische Handlung, papierene Figuren und glattgestrickte Psychologie, aber Mercier will es ja partout genau haben.
    Gruß mofre
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  • Rezension zu Der Klavierstimmer

    Nachdem es hier bereits einen "Ich lese gerade ...." Thread zu diesem Buch gibt erlaube ich mir, auch einen "richtigen" Rezensionsthread zu eröffnen:
    Auf offener Bühne wird ein Opernsänger erschossen, der Verdächtige Frederic Delacroix – von Beruf Klavierstimmer - wird verhaftet und landet im Gefängnis. Dieser Vorfall ist der Grund, die seit Jahren getrennte Familie wieder zusammenzubringen.
    Die Kinder von Delacroix, die Zwillinge Patrice und Patricia, haben sich vor sechs Jahren – aus Flucht vor den Auswirkungen ihrer inzestuösen Liebe zueinander – in entfernte Teile der Welt abgesetzt. Das Zusammentreffen nehmen sie nun zum Anlass, ihre Gefühle, Gedanken – die nie ausgesprochen wurden – jeweils in Tagebuchform niederzuschreiben. Auf diese Weise wird die Familiengeschichte zurück bis in die Generation der Urgroßeltern offengelegt. Viele Hintergründe kommen ans Tageslicht, Enttäuschungen, Schicksale, tragische Ereignisse, überraschende Wendungen. Zudem wird auch hier – wie so oft bei Mercier - der klassischen Musik gebührend gehuldigt.
    Stilistisch ist das Buch natürlich hervorragend – Mercier versteht es, Gefühle, Leidenswege, Tragik eindringlich zu schildern. Der Knalleffekt zu Beginn, verschiedene Erzählebenen und Zeitblenden machen das Buch von der ersten Seite an spannend, alleine die Ausflüge in die klassische Musik waren mir persönlich zu ausufernd und langatmig.
    Für meine Begriffe war das Buch auch zu „schicksalsträchtig“. Jeder – wirklich jeder – hat einen unvorstellbaren Leidensweg durchgemacht. Nicht nur die Familienangehörigen, auch die Personen am Rande haben jeder für sich ein ordentliches Päckchen zu tragen – teilweise auch sehr an den Haaren herbeigezogen. Daher ist die Geschichte für mich realitätsfern und unglaubwürdig. Das hier beschriebene Schicksal reicht normalerweise für 17 Familien.
    Nach "Nachtzug nach Lissabon" und "Lea" habe ich vorerst einmal genug von Pascal Mercier, mir ist er dann doch ein bisschen zu pathetisch.
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Ausgaben von Der Klavierstimmer

Taschenbuch

Seitenzahl: 736

Hardcover

Seitenzahl: 500

E-Book

Seitenzahl: 737

Hörbuch

Laufzeit: 00:07:58h

Besitzer des Buches 47

Update: