Grenzfall

Buch von Merle Kröger

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Grenzfall

Deutschland 1992. Im deutsch-polnischen Grenzgebiet fallen in den frühen Morgenstunden plötzlich Schüsse. Zwei Menschen sterben im Weizenfeld. Mord oder fahrlässige Tötung? Erst Jahre später kommt es zur Gerichtsverhandlung. Die Schützen werden freigesprochen. Der Dokumentarfilm 'Revision' (2012) ist die filmische Untersuchung der damaligen Opfer- und Täterperspektiven. Merle Krögers Roman 'Grenzfall' geht noch einen Schritt weiter. Im ersten Teil zoomt sie sich literarisch an die handelnden Personen des Dramas im Grenzgebiet heran, im zweiten Teil, der heute spielt, schreibt sie die fiktive Geschichte der Kinder der Erschossenen und verstrickt sie ein weiteres Mal in einen Kriminalfall, der die Grenzen der europäischen Rechtsauffassung scharf ins Bild rückt: Wir schreiben das Jahr 2012. In Rumänien kämpft die Wanderarbeiterin Adriana ums Überleben ihrer Familie und fasst einen verzweifelten Entschluss: Sie reist nach Deutschland und fordert Entschädigung für den Tod ihres Vaters. Doch die Sache läuft anders als geplant: Adriana landet in Untersuchungshaft. Sie wird beschuldigt, den Schützen von damals erstochen zu haben. Die Berliner Roma-Community schickt ihr Juristin Mattie Junghans als Rechtsbeistand. Aber Adriana vertraut der deutschen Anwältin nicht …
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Serieninfos zu Grenzfall

Grenzfall ist der 3. Band der Matti Junghans Reihe. Diese umfasst 3 Teile und startete im Jahr 2003. Der letzte bzw. neueste Teil der Serie stammt aus dem Jahr 2012.

Bewertungen

Grenzfall wurde insgesamt 4 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,3 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Grenzfall

    Die Autorin (Wikipedia): Die am 19. Juli 1967 in Plön geborene Merle Kröger ist eine deutsche Krimi-Schriftstellerin, Drehbuchautorin, Filmemacherin und Produzentin. Sie studierte Filmwissenschaft und Publizistik an der Freien Universität Berlin. Seit 1987 macht sie eigene Videos und Filme und ist als freie Mitarbeiterin für diverse Fernsehsender tätig. Mehrere Dokumentarfilme liefen auf deutschen und internationalen Festivals und wurden mehrfach ausgezeichnet, u.a. "Der Tag des Spatzen" oder "Havarie". 2003 feierte sie mit ihrem Krimi-Debüt „Cut!“ auch erste Erfolge als Krimi-Schriftstellerin. Sie ist in Künstlergruppen aktiv und Mitbegründerin der Autorengruppe und Produktionsfirma „dogfilm“ und der Medienkunst-Plattform „pong“. Sie lebt seit 1985 in Berlin.
    Inhalt (Klappentext): Was geschah 1992 im deutsch-polnischen Grenzgebiet? Sicher ist: Es gab zwei Tote. Und es hat gebrannt. Der Rest ist gnädig überdeckt von zwanzig Jahren Alltag im wachsenden Europa - Demokratie und Wohlstand für alle. Für alle? Wir schreiben das Jahr 2012. Europaweit verdingen sich Migranten zur Erntearbeit, doch es gibt immer weniger zu tun. Die rumänische Wanderarbeiterin Adriana kämpft ums Überleben ihrer Familie und fasst einen verzweifelten Entschluss: Sie reist nach Deutschland und sucht den Mörder ihres Vaters. Wahlsommer in der Gemeinde Kollwitz. Was der Landkreis braucht, ist Stabilität und friedlicher Wettbewerb. Was er ganz bestimmt nicht braucht, ist eine gefährliche Fremde, die die Volksseele zum Kochen bringt. Und schon sammelt sich vor der Justizanstalt ein lynchlustiger Mob. Mattie Junghans, die Frau ohne festen Lebensentwurf, ist selbst eine Grenzgängerin zwischen verschiedenen Welten. Und sie erkennt schnell, dass der Schlüssel zum aktuellen Fall in der Vergangenheit liegt. Quer durch Europa folgt sie der Spur der Roma-Familien, deren Verlust noch immer ungesühnt ist.
    „Grenzfall“ liegt der Dokumentarfilm Revision zugrunde, den Merle Kröger zusammen mit Philip Scheffner entwickelt hat. Der Film hatte seinen Kinostart in Deutschland am 13. September 2012 und heimste diverse Preise ein. Der Roman erschien im November 2012 beim Hamburger Argument Verlag und erhielt 2013 den Deutschen Krimipreis als bester deutscher Kriminalroman. Die Krimi-ZEIT schrieb im November 2012: "Empathisch scharfer Blick in europäische Angstzustände." "Grenzfall" ist der dritte Roman mit der wiederkehrenden Hauptfigur Mattie Junghans und hat 352 Seiten.
    Merle Krögers Polit-Thriller "Grenzfall" befasst sich mit dem Schicksal zweier rumänischer Flüchtlinge, die bei ihrem illegalen Grenzübertritt 1992 in Mecklenburg-Vorpommern anscheinend versehentlich von zwei Jägern erschossen wurden. Nur warum hat das Getreidefeld, in dem die Opfer lagen, dann auch noch angefangen zu brennen? Ein wahrer Fall von Vertuschung, Rassismus und Wegsehen, der sich kurz nach Solingen und Rostock-Lichtenhagen ereignet hat, der die Filmemacherin und Autorin Merle Kröger an der Seite von Philip Scheffner bereits zur Herstellung des sehr interessanten Dokumentarfilms "Revision" veranlasst hat, in dem die Täter- und Opferperspektiven des wahren Falles rekapituliert werden.
    Der Roman, den ich nach dem Film gelesen habe, hat mir ebenfalls gut gefallen, so wie er die wahre Geschichte von damals mit einer fiktiven Geschichte von heute verzahnt, wie in ihm die deutschtümelnden Jammerlappen, die damals vor Flüchtlingsunterkünften aufmarschierten und Steine und Brandsätze warfen, den deutschtümelnden Jammerlappen von heute gegenübergestellt werden, die heute vor Flüchtlingsunterkünften aufmarschieren, auch wenn ich mich erst etwas an die Hauptfigur Mattie Junghans, eine taffe, freiheitsliebende Frau, und ihren etwas unübersichtlichen Bekanntenkreis gewöhnen musste, da es sich um den dritten Teil einer Reihe mit bereits etablierten Serienfiguren handelt, die mir bis dahin nicht vertraut waren.
    Der Teil mit Wanderarbeiterin Adriana, einer Romni-Frau, die 20 Jahre nach dem Tod ihres Vaters nach Deutschland fährt, um die ihrer Familie zustehende Entschädigung einzufordern (worüber die Familie aufzuklären bis dahin niemand für nötig hielt), die bald Rache sucht und in einen Mordfall verstrickt wird, hat mich dagegen von Anfang an gepackt. Schließlich soll der Fall, der inzwischen auch Auswirkungen auf die regionale Politik in dem kleinen Ostseestädtchen hat, wo sich erneut hasserfüllte Bürger zu ausländerfeindlichen Straßenaktionen versammeln, auf Betreiben der Berliner Roma-Community von dem "eher linken" Anwaltsbüro, für das Hauptfigur Mattie seit kurzem die Öffentlichkeitsarbeit macht, wieder aufgerollt werden.
    Ein "Thriller", der seine Spannung weniger aus dem Spiel mit Ängsten zieht (wie man es gewohnt wäre), sondern aus dem Appell an Empathie und sozialer Empörung. Und was das angeht, war ich während des Lesen sehr (an)gespannt! Dicht dran an der bundesdeutschen Wirklichkeit und an diversen Lebenswelten von linksalternativen Kreisen, rumänischen Roma-Familien und neobürgerlichen Medienfuzzis, mit Schauplätzen an der Ostsee, in Berlin-Kreuzberg und Treptow, Rumänien und kurz auch Spanien und Frankreich.
    Die Kriminalliteratur ist meiner Ansicht nach im Grunde das denkbar geeigneteste Genre, um den Finger in die Wunden der Gesellschaft zu legen und Dreckecken auszuleuchten. Aber wer sich "nicht auch noch in Unterhaltungsliteratur" mit diesen Problemen beschäftigen mag (und es meist auch sonst nicht tut), wird wohl keine Freude an Merle Krögers unkonventionellen, schön poltrigen Politthriller über Migration, Antiziganismus, europäische Rechtsverständnisse, Rassismus und die armseligen Ängste satter Wutbürger haben. Mir gefällt sowas: spannende und relevante Geschichten aus der deutschen Wirklichkeit zu lesen, um Sachverhalte besser zu begreifen und Stimmen zu hören, die man sonst nur selten hört. Da muss gar nicht alles "perfekte Literatur" sein.
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Ausgaben von Grenzfall

Taschenbuch

Seitenzahl: 352

Besitzer des Buches 9

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