Bewertungen

Charlotte wurde insgesamt 10 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,6 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Charlotte

    David Foenkinos - Charlotte
    Charlotte Salomon - ein fast ungelebtes Künstlerleben
    Charlotte Salomon, deren Leben wird in diesem biographischen Roman beleuchtet. Geboren am 16. April 1917, wächst sie in einem liberalen jüdischen Haushalt in Berlin Charlottenburg auf, der Vater ist Albert Salomon, ein jüdischer Arzt und die Mutter Franziska, geborene Grunwald, eine ehemalige Krankenschwester. In ihrer Kindheit muss Charlotte den Verlust der Mutter verkraften, ihr wird gesagt sie verstarb an einer Grippe, aber eigentlich hat sie sich 1926 umgebracht. Nun wird Charlotte von Kindermädchen großgezogen, was sich bei dem etwas wilden Charakter von Charlotte etwas schwierig gestaltet. Erst 1930 heiratet Albert Salomon erneut, Paula Lindberg, eine Sängerin, und mit dieser zieht wieder so etwas wie eine Mutterfigur in das Leben Charlottes ein. Wobei die Beziehung der beiden immer etwas wechselt. Ins Gymnasium geht sie bis 1933, bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten, sie beendet das Gymnasium frühzeitiger wegen beginnender Schikanen jüdischen Mitbürgern gegenüber. 1935/1936 geht sie an die Schule für bildende Kunst und erkennt wofür sie brennt, für die Malerei. Etwas später tritt auch Alfred Wolfsohn in ihr Leben, eigentlich der Gesangslehrer von Paula Lindberg, bei ihm erkennt Charlotte, das sie neben der Malerei auch noch für etwas anderes brennen kann.
    Das Ganze hier nur als eine kurze Zusammenfassung einiger wichtiger Daten von Charlotte Salomon. Gefallen hat mir die sehr empathische Beschreibung der Person Charlotte. Dem Roman zufolge und auch meiner anderen Recherchen im Netz muss Charlotte eine recht strahlende Person gewesen sein, definitiv eine Ausnahmekünstlerin, deren weiteres Künstlerleben uns sicher noch einiges beschert hätte, aber durch ein menschenverachtendes Regime frühzeitig beendet wurde.
    Ich habe die Künstlerin vorher nicht gekannt, also vielen Dank an den Verfasser, die Recherche und das Betrachten der Bilder hat mir viele Empfindungen gebracht und Neues für mein/e/n Hirn/Geist/Seele.
    Gut dargestellt finde ich die Einblicke, die dem Leser gewährt werden, durch die Schilderung der familiär gehäuften Depressionen der Familie Grunwald. Es macht sehr betroffen, wenn man sieht, dass eine nicht erfolgte medikamentöse Therapie solche Folgen hat. Und gleichzeitig können wir heute sehr froh sein, dass der Stand der heutigen Medizin ein anderer ist.
    Den Schreibstil des Herrn Foenkinos fand ich interessant und gekonnt. Kurze Sätze in fast versartiger Struktur. Am Anfang des Buches habe ich mich gefragt ob da meine Emotionen nicht zu kurz kommen. Nein, ganz gewiss nicht. Trotz dieser Struktur sprudelten meine Gefühle regelrecht. Danke dafür. Auch die immer wieder eingestreuten Informationen des Herrn Foenkinos zu seinem Schaffensprozess/Recherchen fand ich großartig.
    Am Ende möchte ich noch eine Fußnote erwähnen. "Die Optimisten kamen nach Auschwitz, die Pessimisten nach Beverly Hills" nach Billy Wilder S. 55
    Und noch etwas, dieses Buch wäre eine perfekte Lektüre für Schulklassen oder Lehrlinge. Damit allen klar wird. So etwas darf nie wieder geschehen!
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  • Rezension zu Charlotte

    Charlotte Salomon, eine jüdische Künstlerin, die 1943 in Auschwitz vergast worden ist, ist lange von der Kunstwelt und Kunstkritik kaum beachtet worden. Dabei hätte sie neben Paula Modersohn-Becker, Marc Chagall und anderen in einem Atemzug genannt werden und zu einer der bedeutendsten Künstlerinnen de 20. Jahrhunderts gezählt werden können.
    Als der Schriftsteller David Foenkinos zum ersten Mal von ihr erfährt und ihre Bilder sieht, treibt die Lebensgeschichte dieser jungen Frau ihn um, sie raubt ihm nachts den Schlaf, wie er berichtet, und sie geistert durch viele seiner letzten und erfolgreichen Romane. „Die Vorstellung, was aus ihr hätte werden können, wäre sie nicht ihrer jüdischen Herkunft wegen von den Nazis ermordet worden, ist zum Verzweifeln.“
    Jahrelange Recherchen führen schlussendlich zu einem Roman, mit dem Foenkinos erfolgreich versucht, diesem Leben und dieser Lebensgeschichte gerecht zu werden. Es ist ein Roman geworden, der aus relativ kurzen Sätzen besteht, nach denen er jedes Mal eine neue Zeile beginnt. So entsteht ein sehr dichtes und unter die Haut gehendes Leseerlebnis, das Charlotte Salomon dem Leser ganz nahe kommen lässt.
    Charlotte Salomon wird 1917 als Tochter jüdischer Eltern in Berlin geboren und wächst als einziges Kind einer bürgerlichen Familie auf, deren Geschichte vom Dunkel zahlreicher Suizide überschattet ist, die auch Charlotte eine tiefe Traurigkeit eingeprägt haben. Als sie neun Jahre alt nimmt sich die Mutter das Leben und Charlotte wird fortan von wechselnden Kindermädchen betreut, von denen einzig das Fräulein Hase ihr Herz erreicht. Nach der Heirat des Vaters, eines angesehene Chirurgen mit der gefeierten Opernsängerin Paula Lindberg gehen eine Zeitlang berühmte Künstler und Wissenschaftler bei den Salomons ein und aus. Doch die Machtergreifung der Nazis beendet das alles schlagartig. Der Vater verliert die Lehrbefugnis, die Stiefmutter ihre Engagements. Kurz vor dem Abitur muss Charlotte die Schule verlassen. Genau in dieser Zeit entdeckt sie ihre Begeisterung für die Malerei und findet in ihr einen Weg, der düsteren Wirklichkeit zu entfliehen. Foenkinos beschreibt das so:
    "Künstler erreichen in ihrem Leben einen bestimmten Punkt.
    Einen Punkt, an dem sich eine innere Stimme zu Wort meldet.
    Etwas in ihnen breitet sich unaufhaltsam aus, wie Blutstropfen im Wasser."
    Als eine der letzten Jüdinnen wird sie 1935 an der Berliner Kunstakademie zugelassen, doch 1939 muss sie zu den Großeltern nach Villefranche in Südfrankreich fliehen. Dort malt sie wie im Rausch einen Zyklus mit über tausend Gouachen expressionistischen Stils, in denen sie ihr ganzes Leben erzählt. „Leben? Oder Theater?“ betitelt sie dieses „Singspiel“, das sie 1942 mit den Worten „Das ist mein ganzes Leben“ einem Vertrauten übergibt.
    Das Versteck in Frankreich, wo sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Alfred Nagel lebt, wird bald zum Verhängnis. Als die SS die schwangere Charlotte Salomon am 21. September 1943 abholt, ist sie 26 Jahre alt.
    Ihre Bilder sind heute im „Joods Historisch Museum“ in Amsteramm ausgestellt. Dort hat sie Davoid Foenkino vor vielen Jahren gesehen und hat sie später zur Grundlage seines Romans gemacht, der ihm lange stilistisch Kopfzerbrechen bereitete:
    "Ich spürte ständig das Verlangen, eine neue Zeile zu beginnen.
    Um durchatmen zu können.
    Irgendwann begriff ich, dass ich das Buch genau so schreiben muss".
    Jede Zeile ein Satz. Es ist ihm damit ein überaus lebendiges Porträt gelungen. In seinem literarischen Andenken meldet sich Foenkinos immer wieder selbst zu Wort und gibt Rechenschaft über seine Arbeit als Autor. Er überwindet Konzeptionen und gängige Normen für eine Biografie und schafft so ein eigenes Kunstwerk, das dem der Charlotte Salomon gerecht wird.
    Seine poetisch-reduzierte Sprache, seine hohe Emotionalität, seine Mischung von Tatsachen und Fiktion verschafft dem Leser ein einzigartiges Erlebnis. Die hohen Auflagen in Frankreich und die Auszeichnungen, die das Buch erhalten hat, kommen nicht von ungefähr.
    Ein ganz außergewöhnliches Buch.
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Ausgaben von Charlotte

Hardcover

Seitenzahl: 240

Taschenbuch

Seitenzahl: 256

E-Book

Seitenzahl: 240

Hörbuch

Laufzeit: 00:04:57h

Charlotte in anderen Sprachen

Besitzer des Buches 15

Update: