Jenseits der blauen Grenze

Buch von Dorit Linke

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Jenseits der blauen Grenze

Die DDR im August 1989: Hanna und Andreas sind ins Visier der Staatsmacht geraten und müssen ihre Zukunftspläne von Studium und Wunschberuf aufgeben. Stattdessen sehen sie sich Willkür, Misstrauen und Repressalien ausgesetzt. Ihre einzige Chance auf ein selbstbestimmtes Leben liegt in der Flucht über die Ostsee. Fünfzig Kilometer Wasser trennen sie von der Freiheit – und nur ein dünnes Seil, das ihre Handgelenke verbindet, rettet sie vor der absoluten Einsamkeit …
Weiterlesen

Bewertungen

Jenseits der blauen Grenze wurde insgesamt 5 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,6 Sternen.

(4)
(0)
(1)
(0)
(0)

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Jenseits der blauen Grenze

    Tolle Rezi, @El Novelero und ein super Leseeindruck, @Frühlingsfee.
    Nachdem ich das Buch vor 2 Tagen beendet habe, geistert die Geschichte immer noch in meinem Kopf herum. Für mich war es vor allem eine Reise in meine DDR-Kindheit - seien es die beschriebenen Klamotten , die Witze ("Angola" ), der beschriebene (Schüler-)Alltag (wer ging eigentlich nicht auf eine Karl-Marx oder Friedrich-Engels-Schule und hatte dort Pioniernachmittage oder Altstoffsammlungen), die Fernsehsendungen ("Medizin nach Noten" ), die Musik, die Nahrungsmittel (Nudossi ), die Sprache ("urst" ) oder die im Buch erwähnten Bücher (z. B. "Käutzchenkuhle" oder "Die Reise nach Sundevit") ...das hat mich schon sehr berührt. Regelmäßig hatte ich beim Lesen den Dialekt von Sachsen-Jensi im Ohr. Lustig war die Schilderung der Jugendweihe - ich konnte mir so richtig vorstellen, wie schrecklich die Klamotten waren. Auch an die Pflicht zur Demonstration am 1. Mai kann ich mich noch gut erinnern oder an die verbreitete und fast schon glorifizierte Vorstellung vom "Goldenen Westen" (während die DDR-Medien ständig berichtet haben, wieviele Drogentote es wieder in West-Berlin gab ). Weil ich zur Wende erst 11 Jahre alt war und die DDR unbeschwert als Kind erlebt habe, war für mich umso interessanter und spannender, wie der DDR-Alltag für Jugendliche war, die neben den Herausforderungen des Heranwachsens und Erwachsenwerdens auch noch den Druck eines von Repressalien und Überwachung geprägten Regimes überstehen und ihren Platz im (Berufs-)Leben finden müssen. Ich habe mich gefragt, was Menschen dazu antrieb, die oftmals lebensgefährliche und waghalsige Flucht aus ihrer Heimat anzutreten und die Autorin hat dies in meinen Augen sehr gut beantworten können - aber ohne groß den anklagenden Zeigefinger zu erheben. Der Schreibstil ist sehr angenehm und die Autorin verleiht ihren Figuren so eine Tiefe, dass man sich ihnen sehr nahe fühlt. Ein ganz tolles Buch , das von mir die vollen bekommt und - wie von @Frühlingsfee schon erwähnt - viel mehr Leser verdient.
    Weiterlesen
  • Rezension zu Jenseits der blauen Grenze

    Was kann ich nach so einer ausführlichen und großartigen Rezension noch sagen?
    ich versuche es trotzdem, denn dieses Buch hat es verdient, bekannter zu werden und neue Leser anzulocken!
    DDR 1989: Hanna und Andreas sind zwei ganz normale Jugendliche. Hanna ist sehr gut in der Schule und möchte gerne Biologie studieren. Außerdem ist sie Leistungsschwimmerin in ihrem Sportverein. Ihr Freund Andreas gerät immer wieder in Schwierigkeiten, er hat sogar schon einige Zeit in einem Jugendwerkhof (was nichts anderes als eine Besserungsanstalt mit Arbeitspflicht ist) verbracht.
    Im zweiten Handlungsstrang wird die Flucht der beiden durch die Ostsee, wie sie die lange Strecke von 50 km von Rostock bis Fehmarn schwimmen, mit all seinen Schwierigkeiten geschildert.
    In diesem Buch geht es auch um das Erwachsenwerden: was will ich vom Leben, und wie kann ich es erreichen. Hanna und Andreas erkennen sehr genau, dass ihnen in der DDR keine zweite Chance geboten wird. Und sie ziehen ihre Konsequenzen. Sehr eindringlich wird der Druck geschildert, dem alle Jugendlichen in der DDR ausgesetzt sind. Auf Geheiß der Obrigkeit sollen sie den vorgegebenen Weg zu gehen, für individuelle Wünsche ist kein Platz. Ich habe durch dieses Buch besser als durch viele Stunden Geschichtsunterricht erfahren was es heißt, in der DDR aufgewachsen zu sein.
    Mir hat dieses Buch ausnehmend gut gefallen. Ich vergebe: und eine eindeutige Leseempfehlung!
    Weiterlesen
  • Rezension zu Jenseits der blauen Grenze

    Inhalt
    Die DDR im August 1989: Hanna und Andreas sind ins Visier der Staatsmacht geraten und müssen ihre Zukunftspläne von Studium und Wunschberuf aufgeben. Stattdessen sehen sie sich Willkür, Misstrauen und Repressalien durch den Staat ausgesetzt. Wie es scheint liegt ihre einzige Chance auf ein selbstbestimmtes Leben in der Flucht über die Ostsee nach Westdeutschland. Fünfzig Kilometer Wasser trennen sie von der Freiheit – und nur ein dünnes Seil, das ihre Handgelenke verbindet, rettet sie von der absoluten Einsamkeit…
    (Adaption Klappentext)
    Über das Buch und die Autorin
    Dorit Linke wurde 1971 in Rostock, in der damaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR), geboren und wuchs dort auf. Sie machte Abitur, war Leistungssportlerin und auch Rettungsschwimmerin. Die politischen Entwicklungen unter Michail Gorbatschow, die Ende der 80er Jahre auch die Wende in Ostdeutschland einleiteten, erlebte sie bewusst mit. Sie nahm an den Montagsdemonstrationen teil und war 18 Jahre, als die Mauer fiel und die Menschen in Ost- und Westdeutschland wieder zueinander fanden. Jenseits der blauen Grenze ist Dorit Linkes erster Roman und erzählt vom Leben als Jugendlicher in der DDR, sowie von einer dramatischen Flucht über die See in den Westen. Sie lebt und arbeitet heute in Berlin.
    Jenseits der blauen Grenze ist am 21. Juli 2014 beim Verlag Magellan erschienen und wurde bereits für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2015 nomminiert. Die Handlung der Hardcoverausgabe umfasst 300 Seiten. Hinzu kommen die Danksagungen und Quellenverweise, sowie ein vierseitiges Glossar von Abkürzungen und Begriffen, die in der DDR geläufig waren, aber sicher nicht jedem Leser geläufig sind.
    Meine Meinung
    Jenseits der blauen Grenze ist aus der Perspektive der Protagonistin Hanna Klein geschrieben und erzählt in zwei Handlungssträngen einerseits vom Leben als Kind bzw. Jugendlicher in der DDR und zum anderen von den Gefahren und Strapazen einer waghalsigen "Republikflucht" über die Ostsee nach Westdeutschland. Die Handlung beginnt schon direkt am Strand von Warnemünde, wo sich Hanna und Andreas in den Dünen vor den Scheinwerfern der NVA-Grenztruppen verstecken müssen, und mit dem Beginn ihrer Flucht. Hanna wollte eigentlich Biologie studieren, bekam jedoch wegen ihres verwirrten Großvaters immer wieder Probleme mit der Staatssicherheit. Sie kennt Andreas schon von der Grundschule und zusammen sind die beiden bereits durch dick und dünn gegangen. Außerdem gibt es dann noch Sachsen-Jensi, wie er von Hanna und Andreas genannt wird, der zugezogene aus Dresden, der mit seinem sächsischen Dialekt die Rostocker "Fischköpfe" in seiner neuen Klasse zum Lachen bringt und verschreckt und der sich schnell mit Hanna und Andreas anfreundete. Die drei sind fast untrennbar miteinander verbunden und das ist ein wesentlicher Aspekt für den weiteren Verlauf der Geschichte.
    Sie wissen schon, dass "ihre" DDR nicht immer das hält, was ihnen in den Medien versprochen wird. Gerne nehmen sie, was natürlich nicht gerne gesehen wird, Geld und Süßigkeiten vom "Klassenfeind" aus dem Westen an und sie begehren in der Schule immer wieder gegen die mehr oder minder linientreue Lehrerschaft auf. Zwar ist die fleißige Hanna hierbei eher zurückhaltend, dennoch kommt sie irgendwann unter die Räder des Staatsapparats. Andreas und ganz bestimmt Sachsen-Jensi machen Hannas Mangel an "konterrevolutionärer" Einstellung jedoch wieder wett. Jensis bisweilen öffentlich erzählte Witze gegen den Staat und des DDR-Regime sind immer wieder überaus erfrischend zu lesen und aus seinem Mund der pure Sarkasmus. Er weiß um die persönlichen Einschränkungen und hat resigniert, weshalb er versucht sie mit seinem Witz zu überspielen.
    […]
    Der Dresdner Junge hat es wirklich faustdick hinter den Ohren. Als Leser begleitet man die drei durch eine Jugendzeit in der DDR und ihre vielen kleinen und größeren Probleme, die oft durch ihre kritische Haltung gegenüber der Staatsmacht entstehen, oder einfach nur, weil sie versuchen nach ihren eigenen Vorstellungen zu leben.
    Obwohl die Personen und deren Geschichte von der Autorin erfunden wurde, so wird sie doch durch die vielen interessanten Alltagsbezüge und die kleinen Details lebendig, die Dorit Linke in ihr Buch einfließen lässt. Das zeigt sich schon beim typischen Vokabular, wie zum Beispiel Gleitschuhe (Schlittschuhe), Goldbroiler (Brathähnchen) und Raider (wie der Schokoriegel Twix in den 80ern noch hieß).
    Dann natürlich die wundervoll intonierten Passagen von Sachsen-Jensis ursächsischen Dialekt, den er hin und wieder zum Besten gibt. Wundervoll! Man erkennt, dass Dorit Linke in Ostdeutschland aufwuchs und weiß wovon sie spricht. Ihr Können als Autorin beweist sie, indem sie ihr Wissen stilistisch hervorragend in Worte fasst und ein solch plastisches Bild von der DDR zeichnet, dass man es beinahe greifen kann. Beim Lesen des Buches taucht man richtig tief ein in diese Welt, die viele Westdeutsche lange nur vom Hörensagen kannten und sieht sie durch die Augen von Hanna, die die Ereignisse erzählt. Selbstverständlich ist die Handlung des Buches nicht an den Haaren herbei gezogen. Immer wieder gab es Fälle von "Republikflucht" über die Grenze nach Westen und auch über die Ostsee. Somit hat die Handlung natürlich einen wahren Kern, was sie auf den Leser umso ergreifender wirken lässt.
    Im Roman unterscheidet sich der Alltag der Jugendlichen in der DDR zunächst nicht wesentlich von dem in der BRD. Die Kinder gehen schwimmen, kaufen Süßigkeiten und hören die angesagten (meist westlichen) Lieder im Radio oder von selbst aufgenommenen Kassetten. Doch die Unbeschwertheit wird unterschwellig immer wieder von einer gezwungenen Atmosphäre überschattet, die den Puls etwas schneller schlagen lässt, aber nur schwer zu greifen ist. Wie wenn eine ständige unausgesprochene Bedrohung über allem und jedem schwebt und einem das Atmen erschwert. Da werden die Kinder mal von Fremden nach ihrer Wohnadresse und den Eltern befragt, die Volkspolizei möchte wissen, wo sie her kommen und wo sie hin wollen, der Schuldirektor und manche Lehrerin hält ihnen vor, sich nicht regelkonform zu verhalten, und so weiter. Die Aufmüpfigkeit der Schüler ist es schließlich, die immer wieder Sanktionen nach sich zieht, bis Hanna und Andreas kaum noch eine Lebensperspektive in der DDR sehen. Die Flucht in die Freiheit nach Westdeutschland ist schließlich die Konsequenz. Und was für eine Flucht das wird. Dorit Linke beschreibt sie so spannend, wie man sie nur erleben kann. Während sich Hanna und Andreas durch die Ostsee kämpfen, immer auf der Hut vor der NVA, macht sich Hanna viele Gedanken über die Kinder- und Jugendzeit der drei Freunde. In Rückblicken werden dann die vergangenen Ereignisse aufgearbeitet und geben den Protagonisten dadurch sehr viel Tiefgang. Ihre Sehnsüchte und Wünsche werden offenkundig, ebenso wie ihre Ängste und die Verzweiflung, die über Jahre in ihnen wuchsen.
    Fazit
    Das Buch hat mir nicht nur sehr gut gefallen, es hat mich ergriffen und zum Nachdenken gebracht. Es gehört zu jenen Büchern, die einem noch Tage nach der Lektüre durch den Kopf spuken und die man immer wieder lesen kann. Ganz großes Kopfkino!
    Dorit Linke hat mit Jenseits der blauen Grenze einen wirklich überzeugenden Debütroman abgeliefert, den ich schon jetzt als ein persönliches Jahreshighlight 2015 bezeichnen möchte. Ich würde mich freuen bald noch mehr von ihr zu lesen und jedem anderen sei hiermit die Lektüre dieses Buches wärmstens empfohlen!
    Quelle: Bücher wie Sterne
    Weiterlesen

Ausgaben von Jenseits der blauen Grenze

Hardcover

Seitenzahl: 304

Taschenbuch

Seitenzahl: 304

Besitzer des Buches 11

Update: