Spiel der Zeit

Buch von Ulla Hahn

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Spiel der Zeit

Über Jahre der Sehnsucht und Leidenschaft Wie geht man vor, um sich das Fremde zum Freund zu machen? Man macht sich auf den Weg. Schritt für Schritt wagt sich Hilla Palm, Arbeiterkind vom Dorf, in das Leben in Köln. In den turbulenten 68ern sucht sie dort heimisch zu werden, erkundet die Welt der Sprache, genießt die Freiheit des Denkens und muss doch erkennen: Ich bin meine Vergangenheit. Erst als sie ihrer Liebe begegnet, findet sie die Kraft für einen neuen Blick auf alte Verletzungen. Das Schicksal einer jungen Frau vor dem imposanten Epochengemälde der 68er, einer der radikalsten Umbruchphasen in der Geschichte der Bundesrepublik.
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Serieninfos zu Spiel der Zeit

Spiel der Zeit ist der 3. Band der Hildegard Palm Reihe. Diese umfasst 4 Teile und startete im Jahr 2001. Der letzte bzw. neueste Teil der Serie stammt aus dem Jahr 2017.

Bewertungen

Spiel der Zeit wurde insgesamt 6 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,7 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Spiel der Zeit

    Hildegard "Hilla" Palm, das bücherliebende Arbeiterkind, das nie so recht in seine Familie zu passen schien, ist inzwischen erwachsen und studiert in Köln. Das Studentendasein ist gleich in mehrfacher Hinsicht ein krasser Kontrast zu ihrem Herkunftsumfeld, nicht zuletzt aufgrund der erstarkenden Studentenbewegung, die gegen die Obrigkeit, das "Establishment" und reaktionäre Politik aufsteht.
    Hilla selbst steht der Bewegung gespalten gegenüber. Die Inhalte kann und will sie meistens mittragen, die Gewaltexzesse und die heftige Ablehnung alles Althergebrachten stoßen sie aber eher ab. Ähnlich geht es Hugo, ihrem Freund, mit dem sie ihre erste richtig tiefe Beziehung beginnt. Die beiden verbindet eine tiefe Liebe zur Sprache und sie scheinen wie füreinander gemacht, abgesehen von ihren sehr unterschiedlichen familiären Hintergründen.
    Sehr spektakulär ist die Handlung auch im 3. Band nicht, in dem wir Hilla auf ihrem Entwicklungsweg begleiten, aber dafür fängt Ulla Hahn sowohl ihre Charaktere als auch Zeit und Ort ganz wunderbar ein: die spießige Enge, aber auch die Herzlichkeit des dörflichen Lebens, das Aufeinanderprallen verschiedener Lebenswelten zwischen der Kriegsgeneration, die von der Vergangenheit nichts mehr wissen will, und den jungen Menschen, die Aufarbeitung des Geschehenen und Abrüstung fordern, die parallele Existenz streng katholischer Wertvorstellungen und dem Ideal der freien Liebe, aber auch die ganz persönlichen kleinen und großen Dramen, Freuden, Enttäuschungen und Entdeckungen in Hillas Leben.
    Auch die Liebesbeziehung zwischen Hilla und Hugo gefiel mir sehr, dieses herrliche Pendeln zwischen intellektuellen Diskussionen und totaler Albernheit, wie es nur aus großer Vertrautheit heraus entstehen kann, und ich mochte viele lebenskluge Beobachtungen, die so schön formuliert sind, dass man sie sich aufschreiben möchte.
    Allerdings wurde es mir streckenweise etwas zu (literatur)theoretisch, diese Exkurse hätte es für mich nicht unbedingt gebraucht, ebensowenig wie manche etwas länglich ausgewalzten Debatten unter Vertretern der verschiedenen studentischen Strömungen. Vermutlich hat es diese genau so gegeben und Ulla Hahn kennt sie aus eigener Erfahrung, da hätte ich jedoch lieber noch etwas öfter bei Palms in Dondorf am Küchentisch gesessen und Unterhaltungen auf Kölsch gelauscht.
    Aber trotz dieser kleinen Beanstandungen freue ich mich darauf, auch noch den 4. und wohl abschließenden Teil der Reihe zu lesen und bin sehr gespannt, wie es mit Hilla weitergeht.
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  • Rezension zu Spiel der Zeit

    Nachdem die große deutsche Lyrikerin Ulla Hahn im Jahr 2001 mit „Das verborgene Wort“ den ersten Teil der Lebensgeschichten ihres Alters Egos Hilla Palm erzählte und dafür den Deutschen Bücherpreis erhielt, ließ sie im Jahr 2009 auf ebenfalls über 600 Seiten den zweiten Teil folgen unter dem Titel „Aufbruch“. In beiden Romanen zeigte sie sich nicht nur als eine wahre Künstlerin und Akrobatin des Wortes und seiner ihm innewohnenden Kraft, sondern auch als eine große Meisterin epischer Darstellung.
    Nachdem Hilla im zweiten Band gegen Ende zum Opfer einer Vergewaltigung wird, für die sich selbst die Schuld gibt – sie nennt sich Hilla Selberschuld – verlässt sie, zumindest unter der Woche, ihren Heimatort Dondorf am Rhein und zieht als Studentin nach Köln, wo sie in einem katholischen Wohnheim nicht nur eine Bleibe, sondern auch Freundinnen findet.
    Auch im neuen Roman „Spiel der Zeit“ erzählt Ulla Hahn mit großer Sprachmacht in einem Gewebe aus Erfahrung, Erfindung und Dokumentation. Dabei ist sie selbst hin- und hergerissen: „So sehr ich weiß, dass es weitergehen muss, so dringend mein erzählerisches Pflichtgefühl gebietet, Hilla endlich vorwärtszuschicken ins neue Leben, so mächtig treiben mich meine Gefühle zurück zu den Orten und Menschen meiner Kindheit. Erst jetzt beim Schreiben merke ich das. All das Neue, das Hilla erlebt, wird erst neu, wird erst zur Gewissheit, zum Eigen, wenn es sich widerspiegelt im Alten, wenn es zum Vergangene in Beziehung gesetzt wird.“
    Das ist quasi das Credo, das sich durch das gesamte Buch zieht, das ich gelesen habe, indem ich mir jede freie Minute gestohlen habe, um nicht unterbrochen zu werden. Nicht nur in einem spannenden und bewegenden Handlungsablauf in einer studentenbewegten Epoche, die ich als jugendlicher Schüler selbst in Erinnerung habe, sondern auch in einem sprachlichen und poetischen Reichtum, den ich so schon lange nicht mehr bei irgendeinem Buch genießen konnte.
    Als sie im Fasching 1967 den buckligen Hugo kennenlernt, einen Spross einer reichen und alteingesessenen Kölner Familie, blüht Hilla auf. Ihre Gespräche über Literatur, Poesie und Politik lassen die beiden ebenso zusammenwachsen, wie ihre theologischen Reflexionen. Beide sind sie in ihrem katholischen Glauben verwurzelt, und brechen doch so wie vielen andere zu dieser Zeit zu neuen Ufern auf.
    Doch die radikalen Auswüchse der Studentenbewegung stoßen beide ab. Ulla Hahn lässt Hilla und Hugo nicht nur Rudi Dutschke bei einem Vortrag in der Kölner Uni begegnen, sondern schickt sie auch auf den Essener Katholikentag.
    Auf diese Weise verwebt Ulla Hahn starke Elemente eines Entwicklungsromans, obwohl er nur etwa drei Jahre umfasst, aber immer wieder die Gegenwart mit der Vergangenheit in Verbindung bringt, mit den Konturen eines imposanten Epochengemäldes des 68- er Jahre. Da geht es um Sehnsucht und Leidenschaft, vor allem in der Beziehung Hillas zu Hugo, es geht um den schier unüberbrückbaren Graben zwischen arm und reich am Beispiel der Familien von Hilla und Hugo, es geht um selbstverantworteten Glauben an Dendaoben in einer sich verändernden Welt voller Gewalt und Ungerechtigkeit. Und es geht darum, wie Liebe alte Verletzungen heilen kann.
    „Spiel der Zeit“ ist ein großer autobiographisch geprägter Roman und ein gelungener Abschluss einer Trilogie, die sich über die ersten beiden Jahrzehnte Nachkriegsdeutschlands erstreckt. Eine wahre Liebeserklärung an die Sprache, ihren Reichtum und ihre Schönheit und ein Loblied des Lebens und dessen, der es schenkt und bewahrt.
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Rezensionen zum Hörbuch

  • Rezension zu Spiel der Zeit

    Nachdem die große deutsche Lyrikerin Ulla Hahn im Jahr 2001 mit „Das verborgene Wort“ den ersten Teil der Lebensgeschichten ihres Alters Egos Hilla Palm erzählte und dafür den Deutschen Bücherpreis erhielt, ließ sie im Jahr 2009 auf ebenfalls über 600 Seiten den zweiten Teil folgen unter dem Titel „Aufbruch“. In beiden Romanen zeigte sie sich nicht nur als eine wahre Künstlerin und Akrobatin des Wortes und seiner ihm innewohnenden Kraft, sondern auch als eine große Meisterin epischer Darstellung.
    Nachdem Hilla im zweiten Band gegen Ende zum Opfer einer Vergewaltigung wird, für die sich selbst die Schuld gibt – sie nennt sich Hilla Selberschuld – verlässt sie, zumindest unter der Woche, ihren Heimatort Dondorf am Rhein und zieht als Studentin nach Köln, wo sie in einem katholischen Wohnheim nicht nur eine Bleibe, sondern auch Freundinnen findet.
    Auch im neuen Roman „Spiel der Zeit“ erzählt Ulla Hahn mit großer Sprachmacht in einem Gewebe aus Erfahrung, Erfindung und Dokumentation. Dabei ist sie selbst hin- und hergerissen: „So sehr ich weiß, dass es weitergehen muss, so dringend mein erzählerisches Pflichtgefühl gebietet, Hilla endlich vorwärtszuschicken ins neue Leben, so mächtig treiben mich meine Gefühle zurück zu den Orten und Menschen meiner Kindheit. Erst jetzt beim Schreiben merke ich das. All das Neue, das Hilla erlebt, wird erst neu, wird erst zur Gewissheit, zum Eigen, wenn es sich widerspiegelt im Alten, wenn es zum Vergangene in Beziehung gesetzt wird.“
    Das ist quasi das Credo, das sich durch das gesamte Buch zieht, das ich gelesen habe, indem ich mir jede freie Minute gestohlen habe, um nicht unterbrochen zu werden. Nicht nur in einem spannenden und bewegenden Handlungsablauf in einer studentenbewegten Epoche, die ich als jugendlicher Schüler selbst in Erinnerung habe, sondern auch in einem sprachlichen und poetischen Reichtum, den ich so schon lange nicht mehr bei irgendeinem Buch genießen konnte.
    Als sie im Fasching 1967 den buckligen Hugo kennenlernt, einen Spross einer reichen und alteingesessenen Kölner Familie, blüht Hilla auf. Ihre Gespräche über Literatur, Poesie und Politik lassen die beiden ebenso zusammenwachsen, wie ihre theologischen Reflexionen. Beide sind sie in ihrem katholischen Glauben verwurzelt, und brechen doch so wie vielen andere zu dieser Zeit zu neuen Ufern auf.
    Doch die radikalen Auswüchse der Studentenbewegung stoßen beide ab. Ulla Hahn lässt Hilla und Hugo nicht nur Rudi Dutschke bei einem Vortrag in der Kölner Uni begegnen, sondern schickt sie auch auf den Essener Katholikentag.
    Auf diese Weise verwebt Ulla Hahn starke Elemente eines Entwicklungsromans, obwohl er nur etwa drei Jahre umfasst, aber immer wieder die Gegenwart mit der Vergangenheit in Verbindung bringt, mit den Konturen eines imposanten Epochengemäldes des 68- er Jahre. Da geht es um Sehnsucht und Leidenschaft, vor allem in der Beziehung Hillas zu Hugo, es geht um den schier unüberbrückbaren Graben zwischen arm und reich am Beispiel der Familien von Hilla und Hugo, es geht um selbstverantworteten Glauben an Dendaoben in einer sich verändernden Welt voller Gewalt und Ungerechtigkeit. Und es geht darum, wie Liebe alte Verletzungen heilen kann.
    „Spiel der Zeit“ ist ein großer autobiographisch geprägter Roman und ein gelungener Abschluss einer Trilogie, die sich über die ersten beiden Jahrzehnte Nachkriegsdeutschlands erstreckt. Eine wahre Liebeserklärung an die Sprache, ihren Reichtum und ihre Schönheit und ein Loblied des Lebens und dessen, der es schenkt und bewahrt.
    Die hier anzuzeigende gekürzte Hörbuchfassung, die von der Autorin selbst gelesen wird, besticht durch ihre Authentizität, vor allem bei den unzähligen Passagen im Kölner Dialekt. Man spürt in jeder Minute, die man zuhört, dass da eine Stimme spricht, um deren Leben, deren Glauben und deren Hoffnung es geht.
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Ausgaben von Spiel der Zeit

Hardcover

Seitenzahl: 608

Taschenbuch

Seitenzahl: 608

E-Book

Seitenzahl: 609

Hörbuch

Laufzeit: 00:05:34h

Besitzer des Buches 10

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