Lydia Welti-Escher

Buch von Joseph Jung

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Lydia Welti-Escher

    Autor: Joseph Jung
    Titel: Lydia Welti-Escher, erschien erstmals 2013
    Seiten: 316
    Verlag: Verlag Neue Zürcher Zeitung
    ISBN: 9783038238522
    Der Autor:
    Joseph Jung, geboren 1955 in Ramsen (Schaffhausen), ist ein Schweizer Historiker und Publizist. Er habilitierte an der ETH Zürich und ist Gastprofessor an verschiedenen Schweizer Universitäten zur Schweizer Geschichte. Zudem war er von 2000 – 2016 Geschäftsführer und Leiter Forschung der Alfred Escher-Stiftung.
    Klappentext:
    Lydia Welti-Escher war die selbstbewusste, reiche Tochter eines mächtigen Pioniers der noch jungen Schweiz, die vernachlässigte Ehefrau eines farblosen Bundesrat-Sohnes sowie die tatkräftige Muse eines leidenschaftlichen Künstlers. Doch der Preis, den sie für den Versuch eines selbstbestimmten Lebens und für den Ausbruch aus den bürgerlichen Konventionen bezahlte, war ihr früher Tod.
    Inhalt und Meinung:
    Ich frage mich gerade, ob der Name „Escher“ außerhalb der Schweiz überhaupt bekannt ist. In der Schweiz steht Alfred Escher jedenfalls für viele Errungenschaften, wie bspw die Gründung der Großbank Credit Suisse, und mehrere Versicherungen verdanken ihre Gründung seiner Initiative. Escher war Eisenbahnpionier und treibende Kraft für den Bau der Gotthardbahn – und weil es damals dafür nicht genügend Ingenieure in der Schweiz gab, war er Mitbegründer des Eidgenössischen Polytechnikums (heute ETH Zürich).
    Soviel zum ehemaligen Nationalrat, mehrfachen Verwaltungsratspräsidenten und „König Alfred I.“, dessen Bronzeplastik prominent vor dem Zürcher Hauptbahnhof steht.
    Über das turbulente Leben seiner Tochter Lydia war mir allerdings kaum etwas bekannt. Erst durch eine TV-Sendung erfuhr ich von deren Lebenslauf, dem Kampf um Freiheit und den damaligen gesellschaftlichen Zwängen, an denen sie später scheiterte. Als Tochter des vermögenden und einflussreichen Politikers wuchs sie wohlbehütet auf und kam rasch mit allen möglichen Wirtschaftsführern, Politikern und Künstlern zusammen. Sie war eine gebildete, emanzipierte junge Frau, die von vielen ehrgeizigen Männern umworben war. Schließlich heiratete sie Friedrich Emil Welti, den Sohn eines mächtigen Bundesrates. Während der Mann allerdings Karriere macht, fühlt sich Lydia im goldenen Käfig gefangen. Durch ihr Mäzenatentum lernt sie den Berner Maler Karl Stauffer kennen und verliebt sich in ihn. Sie möchte sich sodann scheiden lassen und mit Karl in Italien glücklich werden. Weltis Stolz lässt das nicht zu, und der Ruf des angehenden Politikers und Wirtschaftsführers wäre ramponiert, sodass er mit Hilfe von Schweizer Politikfreunden interveniert. Freundschaftsdienste auf fragwürdigem Dienstweg führen dazu, dass das Liebespaar festgenommen wird. Lydia landet im Irrenhaus, und Karl wird Entführung und Vergewaltigung einer Irrsinnigen vorgeworfen. Schließlich kommt es zu diversen politischen Skandalen, Verleumdungen, Intrigen und zu einem tragischen Ende.
    Eine spannende Handlung auf wahren Begebenheiten, das hätte auch eine spannende Lektüre werden können. Aber leider war das Buch ein sehr detailliertes Sachbuch. Ehrlich gesagt hatte ich einfach eine lebendigere Aufbereitung erwartet. Daher ist das Buch per se nicht schlecht: wer viele Einzelheiten über Lydias Leben erfahren möchte, wird hier wunderbar bedient. Jede Menge Bilder, Abdrucke von ihren handgeschriebenen Briefen, Infoboxen, etc. Alleine 40 Seiten Anhang mit Anmerkungen und Quellenverzeichnis, dazu 20 Seiten Rezeptionsgeschichte mit Künstlern, die sich vom Schicksal des Liebespaares inspiriert fühlten.
    Mir persönlich haben allerdings die ersten 40 Seiten «Management Summary» bereits ausgereicht. Hier werden die Protagonisten vorgestellt, grob die Situation und die gesellschaftlichen Gegebenheiten skizziert, die Liebesbeziehungen erläutert, Skandal und Auswirkungen beschrieben, usw. – im Prinzip das, was ich wissen wollte auf 40 Seiten dargestellt. Mehr als auf Wikipedia, aber halt auch nicht in eine lesbare Erzählung verpackt. Und anschließend ging die Geschichte sozusagen von vorne los – und dann in kleinstem Detail: Kindheit und Jugend, Elternhaus, Lydias Ablehnung zur traditionellen Frauenrolle, ihr Scheitern der Emanzipation, das Kennenlernen und die spätere Heirat mit Friedrich Emil Welti, usw usw
    Ich weiß gar nicht, wie ich das bewerten soll. Eigentlich super, dass ich das, wonach ich suchte, bereits auf den ersten 40 Seiten vorfand. Der Rest war dann einfach Wiederholung für diejenigen, die «mehr» wissen möchten, inklusive wann bei Eschers zu Mittag gegessen wurde, und wer so regelmäßig zu Besuch kam. Ganz toll recherchiert, fleißig mit Quellen belegt, aber Lesespass kam keiner auf. Eher eine Fundgrube für Historiker.
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Ausgaben von Lydia Welti-Escher

Taschenbuch

Seitenzahl: 316

Besitzer des Buches 1

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