Als wir unsterblich waren

Buch von Charlotte Roth

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Als wir unsterblich waren

November 1989. »Willkommen in Westberlin«, dröhnt es aus einem Lautsprecher, als die Ostberliner Studentin Alex andra von der Menschenmenge in die Arme eines jungen Mannes gedrängt wird. Liebe auf den ersten Blick! Berlin vor dem Ersten Weltkrieg. Die junge und mutige Paula setzt sich leidenschaftlich für Frauen- und Arbeiterrechte ein. Ihre Träume von einer neuen, gerechteren Welt teilt sie mit dem charismatischen Studentenführer Clemens, mit dem sie Seite an Seite kämpft. Damals, als sie unsterblich waren, beginnt ihre dramatische Geschichte, die auch die Geschichte unseres Landes ist und die Jahrzehnte später Alexandras Welt für immer verändern wird.
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Bewertungen

Als wir unsterblich waren wurde insgesamt 45 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,2 Sternen.

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Meinungen

  • Ein sehr beeindruckender Roman, der unterhält, aber auch zum Nachdenken anregt.

    Chattys Buecherblog

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Als wir unsterblich waren

    "Gespart wird an der Wurst [...] an Büchern nicht.
    Mein Leseeindruck:
    Durch eine Leserunde wurde ich auf dieses Buch aufmerksam. Obwohl der Titel nicht allzu viel verrät, weist das Bild in der vorderen Klappe auf Berlin um 1915 hin und somit auf das Zeitgeschehen und die Geschäftigkeit, die damals in einer Großstadt herrscht. Es war aber nicht irgendeine Großstadt - es war Berlin. Und das noch vor dem ersten Weltkrieg.
    Die Geschichte beginnt jedoch im November 1989 und zwar mit Alexandra. Am Tag des Mauerfalls ändert sich ihr komplettes Leben. Nicht nur, dass sie nun ohne Probleme in den Westen reisen darf, nein, auch Oliver tritt in ihr Leben, Durch ihn lernt sie das Leben und Lieben ganz neu kennen. Sehr unterhaltsam fand ich hier Momis Sprüche, wie z.B., dass sie Alexandra Süppchen nennt, weil ihr andere damit eine Suppe eingebrockt haben.
    Weiter geht es mit einer Rückblende in das Jahr 1912. Hier lernen wir nun Paula kennen. Paula erlebt ihre Zeit als einen gewissen Umbruch. Die Löhne wurden immer geringer, dafür stiegen die Lebensmittelkosten stetig weiter in die Höhe. Wenn man etwas erreichen wollte, musste man sich politisch engagieren, d.h. man musste in die Partei eintreten bzw. die Jüngeren gar eine Parteischule besuchen. Der Umbruch bedeutete aber auch, dass die Gewalt zunahm.
    Im Wechseln wird nun die Geschichte der beiden erzählt. Eine Geschichte, wie sie wahrscheinlich von vielen jungen Menschen gelebt wurde. Sei es der Mauerfall, der Krieg oder der Mauerbau. All diese Geschehnisse hat die Autorin sehr eindrücklich in ihrem Roman geschildert.
    Immer wieder wird neben der Liebesgeschichte auf die Geschichte Deutschlands eingegangen. Dieser Roman hat mich wirklich beeindruckt.
    Abschließend möchte ich noch ein paar Worte zu Cover und Klappentext anmerken. Das Cover zeigt eine junge Frau vor dem Hintergrund einer Stadt. Hier wird wohl Berlin gemeint sein. Durch das Farbenspiel wird die Historie deutlich gemacht. Ich denke schon, dass mich das Buch in der Buchhandlung angesprochen hatte. Klar, dass ich dann auch einen Blick auf den Klappentext geworfen hätte.
    Der Klappentext macht auf jeden Fall neugierig. Er verrät nicht zuviel und nicht zuwenig. Er macht auf die Hintergrundstory aufmerksam.
    Lesespaß oder Lesefrust?
    Die Geschichte an sich hatte mich stark beeindruckt. Durch die beiden Frauen, wird die Geschichte Deutschlands lebend und zeigt, wie sehr man sich damals schon nach dem Himmel strecken musste. Oder wie sagt man so schön: Von nix, kommt nix!
    Ich könnte mir sogar vorstellen, dass dieser Roman an Schulen empfohlen wird. Klar, die Liebesgeschichte spielt auch eine Rolle, aber doch immer vor dem Hintergrund des Umbruchs.
    Es handelt sich um einen Roman, der mich noch eine Weile gedanklich begleiten wird.
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  • Rezension zu Als wir unsterblich waren

    Das Buch „Als wir unsterblich waren“ spielt in zwei Zeitebenen.
    Die eine fängt 1912 an und handelt von der jungen Paula und ihren Freunden. Von Liebe und der Lust auf Leben. Von tiefster Freundschaft und verletzten Seelen.
    Aber auch von den Anfängen der SPD, dem ersten Weltkrieg und den Schützengräben. Von der Revolution und dem Abdanken des Kaisers. Es erzählt von der linken Abspaltung der SPD, dem Spartakusbund, dem auch Rosa Luxemburg angehörte. Von Hunger und Wirtschaftskrise bis hin zur Wahl Hitlers als Reichskanzler.
    Die zweite Zeitebene spielt 1989. Paula ist nun über 90 und lebt mit ihrer Enkelin Alexandra in Ost-Berlin. Am Tag des Mauerfalls lernt Alexandra den gleichaltrigen Oliver kennen und verliebt sich sehr in ihn. Doch als Alex Oliver ihrer Großmutter vorstellen will, bekommt diese einen Nervenzusammenbruch und landet mit einem Herzinfarkt in der Klinik. Olivers Aussehen und sein Name haben in Paula gut zugemauerte Türen aufgebrochen und sie wird von altem Schmerz überrollt. Nun ist es an Alex, ihrer Großmutter zu helfen und damit auch sich selber.
    Reflexion :
    Mich hat das Buch unglaublich berührt.
    Da war einmal diese Hoffnung und Lebenslust von Paula und ihren Freunden. Die auf die Straße gingen und dagegen demonstrierten, das Deutschland in den Krieg ziehen sollte.
    „Wir sind so viele! Uns kann keiner mehr niederwalzen und gegen unseren Willen kann auch kein Kaiser einen Krieg beginnen.“
    Und beim Lesen zu wissen, was den jungen Menschen noch bevor stand, war sehr schmerzlich. Sicher auch, weil ich dabei immer wieder an meine eigene Oma denken musste.
    Sehr spannend fand ich die Anfänge der SPD mitzuerleben. Der Spagat zwischen den Idealen, die man sich wünscht und der machtpolitischen Realität, wenn man denn dann wirklich in der Regierung sitzt.
    Von der linken Abspaltung, dem Spartakusbund und auch von der Revolution, die den Krieg beendet hat, wusste ich nichts.
    Charlotte Roth schreibt das alles in einer Intensität, so dass ich mich vor dem kaiserlichem Schloss in Berlin wähnte und mit Paula litt und mich freute.
    Paula setzte sich auch für die Rechte der Frauen ein und schuf quasi die ersten Frauenhäuser.
    „Als wir unsterblich waren“ ist das Zeugnis eines Jahrhunderts. Von diesem weltoffenen Berlin in den 20zigern, wo es keinem etwas ausmachte, wenn Frauen unverheiratet waren oder sich gleichgeschlechtliche Paare liebten. Bis die Nazis kamen.
    Ich finde es bitter, wenn ich daran denke, wie dann die Rolle der Frau in den 50zigern aussah.
    „Und ich glaube, in dieser kurzen Zeit sah die Welt auf Berlin und beneidete uns. Wir waren die Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten. Wir hatten Brecht und die Dietrich, Einstein und das 6-Tage Rennen. Fritz Langs Filme, den Wintergarten und die Weltbühne, Nacktbadestrände, Kleider ohne Taillen und verrauchte Nächte im romanischen Café.“
    Es ist aber auch die Geschichte der unterschiedlichsten Charaktere. In der Vergangenheit finde ich alle Personen durchgehend gut gezeichnet. Ich mochte sie fast alle sehr gern und es fiel mir schwer, sie am Ende los zulassen.
    Alex in der Gegenwart blieb für mich blass, aber das störte nicht weiter, denn sie war nur ein kleiner Spielball in der Geschichte, um das Große und Ganze zu begreifen. Das, was man erst erfassen kann, wenn jemand fast ein Jahrhundert alt ist. Wenn man betrachtet, was all die Erlebnisse nicht nur mit der ersten Generation (Paula und ihre Freunde) machten, sondern wie sich ihr Leid aus zwei Kriegen und vielen Krisen auf ihre Kinder und deren Kindeskinder auswirkte.
    Wenn man erfasst, dass es ein Teil der eigenen Geschichte ist.
    Fazit:
    Eine äußerst berührende Geschichte über junge Menschen, denen es nicht vergönnt war, einfach nur ihr Leben zu leben. Eine Geschichte, die auch ein Teil unserer Geschichte ist.
    5
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  • Rezension zu Als wir unsterblich waren

    In der Nacht, in der die Mauer fällt, zieht die schüchterne Alexandra eher widerwillig mit ihrer besten Freundin hinaus in den Trubel von Berlin, um den historischen Moment hautnah mitzuerleben, und stolpert prompt im Gedränge Oliver in die Arme, in den sie sich auf den ersten Blick verliebt. So etwas hätte Alexandra nie für möglich gehalten, doch sie genießt dieses verrückte neue Gefühl. Aufgewachsen ist Alexandra in einfachen Verhältnissen bei Momi, ihrer Großmutter, die ihr Mutter und Vater zu ersetzen versucht hat und ansonsten ein stilles, zurückgezogenes Leben führte.
    Was Alexandra nicht weiß: Paula, wie Momi eigentlich heißt, hatte ein bewegtes Leben, vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Durch den Freundeskreis ihres Bruders hat Paula, die davon träumt, zu studieren und Journalistin zu werden, die Arbeiterbewegung kennengelernt, deren Ziele sie mit glühendem Eifer verfolgt, und sie hat Clemens kennengelernt, einen attraktiven, gescheiten Industriellensohn, der sich ebenfalls dem Kampf für die Arbeiter verschrieben hat und der spießigen Welt seines Elternhauses den Rücken kehrt. Gemeinsam mit Paulas Bruder Manfred und einigen weiteren Freunden träumen die beiden von einer besseren, gerechteren Welt, und der redegewandte Clemens scheint geradezu prädestiniert für eine glänzende Zukunft in der Politik.
    Doch dann bricht der erste Weltkrieg aus, und alles andere tritt in den Hintergrund, bis vier lange Jahre voller Tod und Angst endlich vorbei sind und man wieder vage zu hoffen wagt, es könne doch noch alles gut werden, bis die Wirtschaftskrise erneut alles zunichte macht und rechte Gruppierungen immer stärker werden.
    Auch Paula und Clemens bleiben nicht ewig das junge, idealistische Liebespaar, ebensowenig wie die eingeschworene Clique, die sich immer noch im Sommer am Wannsee zum Baden (und zum Kaffeetrinken an einer ganz besonderen Bude) trifft, so ein sorgloses Häuflein Freunde bleibt. Es gibt Konflikte, Verluste, Niederlagen, aber zwischendurch dennoch auch Erfolge und Freuden zu verzeichnen und hier und da einen kleinen Lohn für all die Mühen um das Wohl der Armen und der Arbeiterklasse zu ernten.
    Charlotte Roth verbindet hier sehr gelungen die persönlichen Lebenswege einer Handvoll fiktiver Figuren mit dem realen historischen Hintergrund. Während man mit Paula, Clemens und ihren Freunden und Familien mitfiebert, kann man so ganz nebenbei ziemlich viel über die politischen und sozialen Verhältnisse in Deutschland zwischen dem Ende der Kaiserzeit und dem zweiten Weltkrieg lernen. Historische Ereignisse sind nahtlos in die Romanhandlung eingebettet, so dass das Kunststück, gleichzeitig zu unterhalten und Wissen zu vermitteln, tatsächlich gelingt. Anhand eines breiten Spektrums an Figuren, die einem immer mehr ans Herz wachsen, deckt die Autorin eine Fülle an Themen, politischen Gesinnungen und zeittypischen Schicksalen ab, ohne dass es konstruiert wirkt, und erweckt die damalige Zeit mit vielen kleinen, liebevoll ausgearbeiteten Details zum Leben.
    Den Handlungsstrang um Alexandra in der Gegenwart habe ich allerdings als eher überflüssig empfunden. Zwar gefiel es mir gut, anfangs in die allgemeine Begeisterung und gleichzeitige Verwirrung angesichts des Mauerfalls eintauchen zu können, doch da Alexandras Part im wesentlichen als erzählerischer Überbau zu Paulas Lebensgeschichte dient, die den Löwenanteil des Buches ausmacht, hätte ich auch gut darauf verzichten können, zumal mir hier ein bisschen zu viele Zufälle und Vorhersehbares im Spiel waren.
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  • Rezension zu Als wir unsterblich waren

    Als sie unsterblich waren
    Die Geschichte von Alex und Oliver beginnt am 9.November 1989 an der Grenze zwischen Ost- und West-Berlin. Im Trubel der Maueröffnung fällt Alex Oliver buchstäblich in die Arme und die beiden verlieben sich auf den ersten Blick ineinander. Doch diese Beiden sind nicht die eigentlichen Hauptpersonen des Romans.
    Hauptperson ist Paula, die 1896 in Berlin geboren wurde. Mit ihr erleben wir die Jahre zwischen 1912 und 1933. Ihre Freunde er- und durchleben nicht nur die Zeit des 1. Weltkrieges, über die Weimarer Republik bis zu Hitlers Machtergreifung. Sondern sie versuchen, jeder auf seine Art, diese Zeit ein Wenig mit zu gestallten. Durch verknüpfende „Sprünge“ zwischen Paulas Zeit und 1989 erfahren wir nach und nach was Paulas Schicksal mit Alex und Oliver verbindet. Ich lese sehr gerne historische Romane, habe aber festgestellt, dass ich über diese entscheidenden Jahre in der deutschen Geschichte erschreckend wenig wusste.
    Da ich meine Großväter überhaupt nicht und eine Großmutter nur in den ersten 3 Lebensjahren kennen lernen durfte, konnte ich sie leider nicht befragen. Auch meine zweite Großmutter, die verstarb als ich 16 Jahre war, erzählte von sich aus nie über die Zeit in der sie Jung war. Jetzt kann ich ein wenig verstehen warum. Wer zwei Weltkriege mit- und überlebt hat, ist wahrscheinlich nicht sehr begierig darauf diese Erinnerungen durch Erzählungen immer wieder zu erleben.
    Einerseits fand ich es interessant, die Lücken in meinem Geschichtswissen ein wenig zu füllen. Andererseits waren mir manche Passagen aber auch zu langatmig und zu ausführlich geschildert. Auch die, meist nur kurzen, Einblendungen in die Geschehnisse im November und Dezember 1989, hemmten ein wenig den Lesefluss und brachten einen immer wieder aus der eigentlichen Geschichte raus.
    Da mir das Buch insgesamt sehr gut gefallen hat vergebe ich aber .
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  • Rezension zu Als wir unsterblich waren

    […]
    Genauso geht es mir auch. Ich habe soeben die letzten zweihundert Seiten in einem Rutsch weggelesen und das passiert bei mir eher selten. Ich gestehe, dabei so manche Träne weggewischt zu haben.
    Die Geschichte von Paula erinnert mich sehr an die Geschichte meiner eigenen Urgrossmutter. Sie hat ebenfalls dieses Schicksal der um die Jahrhundertwende geborenen Frauen mit dem Erleben all der Wirren zweier Weltkriege geteilt. Trotz aller Mühseligkeiten, Entbehrungen und Schicksalsschäge war sie immer voller Mut und optimistisch. Ich ziehe den Hut vor diesen Frauen und ihrer Kraft die sie aufbringen mussten. Wie nichtig sind da all die heutigen Problemchen die man selber zu Problemen werden lässt.
    Das nur am Rande, zurück zum Buch.
    Eigentlich bin ich eher nicht so der Fan von diesen "zweigeteilten" Büchern welche in Vergangenheit und Gegenwart spielen. Ich hatte schon Bücher da wirkte die Handlung dadurch oft etwas abgehackt und man hatte etwas Mühe sich dann wieder in den jeweiligen Teil einzulesen. Hier war das aber sehr gut verknüpft worden und wirkte durch, habe ich so auch noch nicht erlebt, Übernahme des letzten Satzes in den anderen Teil als eine gute Verbindung. Der historische Teil nimmt dabei einen grösseren raum ein. Sehr gut beschrieben die politischen Zusammenhänge 1. Weltkrieg, Weimarer Republik, Anfänge Nazizeit. Manche Aktionen im Rahmen der Arbeiterbewegung sehr kämpferisch und ich musste schmunzeln da ich die dort abgedruckten Liedtexte noch heute mitsingen könnte. Das sitzt noch immer nach all den Jahren Die Charaktere sind mir mir auch schnell ans Herz gewachsen, eigentlich fast alle. So eine eingeschworene Gemeinschaft welche über Jahre hinweg so zusammenhält ist wunderbar. Ich habe auch mit jedem Einzelnen mitgelitten.
    Der Teil in der Zeit des Mauerfalles spiegelt genau die Stimmung wieder wie ich sie auch empfunden habe. Leider ist heute nach fünfundzwanzig Jahren nichts davon übrig geblieben. Von all dem Enthusiasmus und der Hoffnung etwas ganz Neues zu beginnen wie auch Alex und Oliver im Buch das wollen.
    Zum Schluss schliesst sich der Kreis. Leider fand ich die letzen Seiten irgendwie zu überhastet als wenn die Autorin zum Ende kommen wollte. Das finde ich sehr schade, ich hätte sehr gern noch Näheres erfahren von der Zeit in England und danach wieder in Deutschland. Auch von den Einzelschicksalen bspw. der Familie Liebermann, der warmherzigen Frau Deborah, Ruben mit seiner Stoffeule, Joachim, die irgendwie nicht näher beleuchtet worden sind.
    Trotz des Endes welches ich mir ausführlicher gewünscht hätte vergebe ich für ein Buch was mich wirklich sehr berührt und auch zum nachdenken angeregt hat.
    Und wenn ich mal wieder am Wannsee bin schaue ich mal nach den Holzhütten und versuche mir vorzustellen wo Kuttes Schild "Hier dürfen Familien Kaffee kochen" gehangen haben könnte
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  • Rezension zu Als wir unsterblich waren

    Inhalt
    Der Roman „Als wir unsterblich waren“ verbindet das wunderbarste Kapitel innerdeutscher Geschichte, der Fall der Mauer mit den Erlebnissen der jungen Paula aus Berlin von 1912 bis 1933.
    Paula stammt aus einer eher wohlhabenden Intellektuellenfamilie. Der Vater ist Journalist und legt viel Wert auf Bücher. Paulas älterer Bruder Manfred studiert Philosophie und Paulas größter Wunsch ist es, ebenfalls zu studieren und Rosa Luxemburg nachzueifern, deren Engagement sie zutiefst bewundert. Doch es kommt anders. Der Vater verliert seine gut bezahlte Position bei der Zeitung, so dass er das Schulgeld für Paula nicht mehr aufbringen kann. Er vermittelt Paula eine Stelle bei der Zeitung als Schreibkraft. Paula ist sehr traurig darüber, schickt sich aber in ihr Schicksal. Zusammen mit Manfred trifft sie sich im Sommer täglich im Strandbad Wannsee mit einer Gruppe Jugendlicher, wo sie auch Manfreds besten Freund Clemens kennen lernt. Clemens entstammt einem sehr wohlhabenden Elternhaus, sein Herz schlägt aber für die Arbeiterbewegung. Er wird zusammen mit Manfred Mitglied bei den Sozialdemokraten, wo er sich als begnadeter Redner aber auch durch seine mutigen Taten schnell Respekt verschafft. Paula bewundert Clemens und verliebt sich in ihn.
    Der Ausbruch des 1. Weltkriegs ändert alles. Clemens meldet sich zur Front. Manfred, der aufgrund einer Erkrankung an Kinderlähmung nicht eingezogen wird, arbeitet als Journalist und schreibt für eine Zeitung. Paula lernt die Sorgen und Nöte der Arbeiterfrauen kennen. Viele Arbeiter leben in großer Armut und in ihrer Verzweiflung greifen sie zu Alkohol und verprügeln ihre Frauen. Paula richtet Wohnungen ein, wo Frauen mit ihren Kindern Unterschlupf finden.
    In einem anderen Erzählstrang lernen wir Alexandra Liebermann kennen. Sie lebt mir ihrer betagten Großmutter ein sehr zurückgezogenes Leben in Ostberlin. Ihre Freundin Meike versucht, sie öfters aus der bedrückenden, kleinen Wohnung heraus zu locken, um unter junge Menschen zu kommen. So auch an diesem Abend. Es ist der 9. November. Aus dem Fernsehen erfahren die jungen Frauen, dass die Grenze geöffnet ist. Meike will sich das nicht entgehen lassen und überredet Alex, mit ihr zum Grenzübergang zu gehen. Unter den Tausenden von Menschen verlieren sich die beiden Freundinnen. Alex, die sich in großen Menschenmassen unwohl fühlt, findet sich alleine wieder in Westberlin. Sie trifft auf Oliver, einen jungen Mann, der ihr hilft und sie in seine Wohnung bringt. Eine Liebe auf den ersten Blick. Alex bleibt einige Tage bei Oliver und ist überwältigt vom Leben im Westen. Als sie mit Oliver zu ihrer Oma zurückkehrt, erleidet diese bei Olivers Anblick einen Zusammenbruch. Tagelang bangt Alex um ihr Leben. Die Oma beginnt von ihrem Leben zu erzählen und füllt damit endlich das Vakuum, das Alex schon lange gequält hat, weil sie nichts von ihrer Familie wusste.
    Meine Meinung
    Mir hat dieser Roman, der einen Bogen spannt vom Kaiserreich über die Weimarer Republik bis zur Wiedervereinigung, sehr gut gefallen. In diesem Buch habe ich sehr viele Informationen, die ich bis jetzt nur als Einzelsätze in Geschichtsbüchern kannte, auf anschauliche und klare Weise gefunden. Die Arbeiterbewegung, die Entwicklungen innerhalb der SPD, die zur Abspaltung des Spartakusbundes geführt hat, aber auch das Leben unter großer Knappheit hat die Autorin sehr klar und miterlebbar dargestellt. Auch im Zusammenhang mit dem zunehmenden Erfolg der NSDAP ist mir manches erst jetzt so richtig bewusst geworden.
    Die Figuren sind sehr interessant angelegt. Sie machen es einem nicht immer leicht, ihre Handlungen und ihre Beweggründe gut zu heißen. Aber man kann dennoch sehr gut mit ihnen mitfühlen, weil sie so widersprüchlich sind, wie richtige Menschen. Die Liebe zwischen Paula und Clemens ist das rote Band, das sich durch das Buch zieht. Es ist auf jeden Fall eine Liebesgeschichte, aber da auch noch viele andere Personen eine wichtige Rolle spielen, ist es für mich eher ein Buch über Freundschaften, die sich über ausgesprochen schwierige Lebensphasen erhalten haben. Auch wenn die Protagonisten Zeiten voller großer Unsicherheit, Angst und Entbehrungen durchleben müssen, gibt es immer wieder versöhnliche Situationen, in denen man sie fast beneidet und die es im tatsächlichen Leben wahrscheinlich überhaupt ermöglicht haben, solche Zeiten einigermaßen gesund an Leib und Seele zu überstehen.
    Ich habe dieses Buch innerhalb weniger Tage gelesen und wirklich sehr genossen, obwohl ich nicht der Freund von großen Liebesgeschichten bin. Man darf sich bei diesem Buch nicht davon abschrecken lassen, dass es auf den ersten Blick eher als romantischer Frauenroman erscheint. Das präzise historische Bild, das Charlotte Roth zeichnet und mit so vielen gefühlvollen Menschen bevölkert, erweckt Geschichte zum Leben und wahrt dennoch die nötige Distanz.
    Ich vergebe seltene
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Ausgaben von Als wir unsterblich waren

Taschenbuch

Seitenzahl: 576

E-Book

Seitenzahl: 617

Hörbuch

Laufzeit: 00:18:41h

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