Alle Farben der Welt

Buch von Giovanni Montanaro, Karin Krieger

Cover zum Buch Alle Farben der Welt

Titel: Alle Farben der Welt

, (Übersetzer)

5 von 5 Sternen bei 2 Bewertungen

Verlag: Deutsche Verlags-Anstalt

Format: Gebundene Ausgabe

Seitenzahl: 176

ISBN: 9783421045874

Termin: August 2013

Aktion

Bewertungen

Alle Farben der Welt wurde insgesamt 2 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 5 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Alle Farben der Welt

    • 7. Dezember 2013 um 15:43
    1881 ist Teresa Ohneruh 15 Jahre alt, ein fröhliches und positiv eingestelltes Mädchen und als Waise bei der Pflegefamilie Vanheim im belgischen Dorf Geel untergekommen. Geel gilt schon seit dem Mittelalter als Auffangort von Verrückten, die in Eintracht mit normalen Bürgern leben. Fast jede Familie hat einen Verrückten zur Pflege in ihrem Haushalt leben, man betet zur heiligen Dymphna um Heilung, manchmal gelingt das sogar, aber eher selten. Als Vanheims einen neuen „Verrückten“ zugeteilt bekommen, wird ein großes Fest organisiert, um die Ankunft zu feiern. Doch anstatt des Familienzuwachses steht plötzlich ein gestrandeter Fremder ohne Hab und Gut vor dem Haus, der sich als Vincent Van Gogh vorstellt. Vincent findet für kurze Zeit bei den Vanheims Unterschlupf. Schon vom ersten Moment an interessiert sich Teresa für den seltsamen Fremden mit dem roten Haar. Vor lauter Neugier schnüffelt sie in seinen Sachen rum und findet seine Zeichnungen. Teresa beschließt, Vincent Pinsel und Farben zu kaufen, damit er seine Bilder in Farbe malen kann und durch die Schönheit und das Farbspektrum seine Trübsinnigkeit und Traurigkeit verliert. Bei einem gemeinsamen Ausflug beginnt Vincent mit dem Malen und Teresa erliegt in diesem Augenblick dem rauen Charme Van Goghs. Der bekommt nach Fertigstellung des Bildes einen epileptischen Anfall und Teresa bringt ihn zu einem Arzt, der vorschlägt, dass Vincent noch einige Tage in Geel bleiben soll. Doch tags darauf ist Vincent verschwunden und Teresa verzweifelt fast an seinem Verschwinden. Durch den Besuch eines Arztes in Geel, der alle Verrückten im Ort per Foto und Akte dokumentieren soll, landet Teresa in den Fängen dieses Arztes und wird in eine Irrenanstalt eingewiesen, um sie allerlei Untersuchungen und Behandlungen zu unterziehen. Sie wird zudem zu studentischen Studien öffentlich zur Schau gestellt. Dabei wird langsam Teresas Wille gebrochen bis zur Selbstaufgabe.
    Giovanni Montanaros kleines Büchlein „Alle Farben dieser Welt“ ist als ein einzelner Brief der nun 26-jährigen Teresa an Vincent Van Gogh verfasst. Die Sprache ist wunderschön poetisch, teilweise auch sehr melancholisch. Durch die bildhafte Sprache kann man sich alles wunderbar vorstellen und begleitet Teresa bei ihrem Leben. Der Charakter Teresas ist in allen Facetten sehr detailliert beschrieben. Man spürt sowohl ihre Fröhlichkeit und Hilfsbereitschaft als auch ihren Schmerz und ihre Enttäuschung bis hin zur Verzweiflung und zur völligen Aufgabe. Als Leser geht man mit ihr durch das ganze Spektrum menschlicher Gefühle, leidet fast körperlich mit ihr. Die überraschende Wendung kurz vor Ende des Romans lässt den Leser bestürzt und ungläubig zurück, wie grausam das Leben und auch Menschen sein können.
    Giovanni Montanaro ist mit seinem Buch ein kleines Juwel gelungen. Sowohl durch seine poetische Sprache als auch durch die Geschichte trifft er den Leser mitten ins Herz. Ein Buch, das noch lange nachwirkt. Einfach nur wunderbar! Chapeau!
    Am liebsten mehr als !!!
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  • Rezension zu Alle Farben der Welt

    • 4. Dezember 2013 um 10:16
    Der für diesen Briefroman für den renommierten Premio Campiello nominierte Schriftsteller und Anwalt Giovanni Montanaro entführt seinen von der ersten Seite des Buches gebannten und faszinierten Leser in die belgische Stadt Geel in das Jahr 1877. In Geel lebten schon seit dem Mittelalter Verrückte aller Art und Erscheinung in unkomplizierter, einträch¬tiger Gemeinschaft mit den normalen Bürgern. Sie waren in der Obhut von Familien, die dafür eine Vergütung bekamen, von der sie gut ihr Einkommen aufbessern konnten. Jeder dieser Kranken wurde in Ruhe gelassen. Wer kann, erledigt kleine Hausarbeiten für die Gastfamilie, arbeitet im Garten oder auch auf dem Feld. Andere laufen nur in der Gegend herum und schreien sich ihr Elend aus dem Leib.
    »Manche sind gefährlich, sie werden als unschuldig bezeichnet und manche kommen wieder zu Verstand, einige wenige bringen sich um …“. So wird es die ich-erzählende Hauptfigur des Romans später beschreiben. Jeden Freitag werden die Kranken in die Kirche der heiligen Dymphna geführt, der Schutzpatronin der Verrückten, zu der schon seit Jahrhunderten Pilger aus ganz Europa beten und auf ein Wunder hoffen.
    Stirbt einer der Kranken, so wird sein Pflegeplatz in der jeweiligen Familie sehr schnell wieder besetzt. So ist es auch im Oktober 1877, als man einen neuen Kranken erwartet und sich mit einem Dorffest darauf vorbereitet. Doch die Kutsche kommt nicht. Stattdessen stellt sich heraus, dass in der Zwischenzeit ein Fremder im Dorf aufgetaucht ist. „Ich habe mich verirrt“, berichtet der seltsame Rothaarige; schon als Kind habe man ihn „fou roux“, den „rothaarigen Verrückten“ gerufen, und er heiße Vincent van Gogh.
    Die wohlhabende Familie Vanheim, die vergeblich auf den neuen Mitbewohner gewartet hatte, nimmt den Fremden auf für ein paar Tage. Neben den drei eigenen Kindern lebt bei der Familie die dreizehnjährige Teresa Ohneruh, eine Waise, deren bei ihrer Geburt verstorbene Mutter als besessen galt. Der königliche Inspektor hält das Baby für gesund, gibt es aber in Pflege, weil er es „vor den neugierigen Blicken und dem naiven Aberglauben der Dorfbewohner“ retten will. Der Arzt spürt schon damals, dass es etwas gibt, das das Mädchen „zu etwas Besonderem machte“.
    Die wenigen Tage, die Teresa mit van Gogh verbringt, werden ihr Leben verändern. Sie fühlt sich selbst zum ersten Mal, auch als junge, erwachende Frau, und sie erkennt mit ihrer besonderen Fähigkeit van Goghs Talent als Maler. Teresa sieht in seinen Augen, dass ihn ein „Drang erfüllte bis ins Mark“, und bringt ihn auf den Weg, „um endlich ins Land der Farben zu gelangen“. Sie kauft ihm beim Kaufmann Zoek, der den Verrückten sonn¬tag¬nach¬mittags Malunterricht erteilt, Ölfarben, Pinsel und Leinwand.
    Doch bald schon verlässt van Gogh die Stadt Geel wieder. (Wikipedia bestätigt im Übrigen einen solchen Aufenthalt van Goghs).
    Teresa kann Vincent nicht vergessen. Einziges Ziel ihres Fühlens und Denkens ist und bleibt er, wie sie später schreibt: „Was hätte mir mehr gefallen, zu lieben oder von Ihnen geliebt zu werden? … Was für eine Frau wäre ich wohl heute?“
    Im Alter von 26 beginnt Teresa einen langen, erschütternden Brief an van Gogh, ohne zu wissen, ob er ihn je erreichen wird. Sie beschreibt darin das Leben in Geel und ihren eigenen Werdegang – wie sie lesen und schreiben lernt, van Gogh begegnet und liebt, später den epileptischen Anfall miterlebt, den er beim Malen seines ersten farbigen Bildes erleidet.
    Es ist erschütternd, zu lesen, wie diese vor ihrer Begutachtung als Verrückte so glückliche Frau, die sich nach nichts anderem sehnt als nach Wärme und Liebe und so unendlich viel davon in sich trägt, in die Fänge von Wissenschaftlern gerät, die sie zum Objekt ihrer Forschungen machen, an denen sie zugrunde geht.Sie wollte ihr ganzes Leben lang sie selbst sein, doch genau das hat man ihr nie gestattet.
    „Alle Farben der Welt“ ist ein beeindruckender Roman über das Anderssein, und die Kraft der Liebe, die über den Tod hinausreicht. Aber auch ein Roman über das Malen und die Imagination der Farben. Der Autor beschreibt in einem Nachwort seine Überzeugung, dass van Gogh durch Geel gekommen und dort zum Maler geworden war.“
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Ausgaben von Alle Farben der Welt

Hardcover

Cover zum Buch Alle Farben der Welt

Seitenzahl: 176

Besitzer des Buches 2

Update: 1. Februar 2020 um 16:20