Dann mach doch die Bluse zu

Buch von Birgit Kelle

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Dann mach doch die Bluse zu

Als der 'Fall Brüderle' in ganz Deutschland zu einer SexismusDebatte führte, ergriff die Journalistin Birgit Kelle das Wort. Ihr provokanter Artikel 'Dann mach doch die Bluse zu' im Magazin 'The European' löste eine Welle von Zustimmung aber auch eine öffentliche Kontroverse aus. In ihrem Buch nimmt Birgit Kelle ebenfalls kein Blatt vor den Mund, denn sie ist es leid, ihr Leben als Frau und Mutter ständig rechtfertigen zu müssen. Dabei kratzt die SexismusDebatte ihrer Meinung nach nur an der Oberfläche des eigentlichen Problems: Männer und Frauen reden immer noch aneinander vorbei. Und nicht einmal die Frauen sind sich einig. Der AltFeminismus à la Schwarzer brachte zwar Rechtsgleichheit, hat aber einer modernen Frauengeneration nichts mehr zu sagen. Mehr noch: Er versucht, sie zu bevormunden. Und der Versuch, mit Gender Mainstreaming die Unterschiede zwischen Männern und Frauen aufzuheben, hat mehr Verwirrung als Erfolge gebracht. Es ist Zeit gegen diesen Gleichheitswahn aufzustehen. Männer und Frauen sind unterschiedlich - und das ist auch gut so! 'Es gibt hunderttausende Frauen wie mich in diesem Land. Frauen, die gerne Frauen sind, es gerne zeigen und das auch nicht ständig diskutieren müssen. Und Mütter, die gerne Mütter sind. Sie alle haben in Deutschland keine Lobby. Für sie ist dieses Buch. Als Bestätigung: Lasst euch nicht von eurem Weg abbringen, es ist gut und richtig, was ihr tut. Ihr dürft das! Und hört endlich auf, euch ständig zu rechtfertigen.' Birgit Kelle
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Bewertungen

Dann mach doch die Bluse zu wurde insgesamt 3 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,5 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Dann mach doch die Bluse zu

    Ich muss nach der Lektüre dieses Buches überrascht feststellen, dass ich mich beim Lesen nicht annähernd so stark aufgeregt habe, wie erwartet. Frau Kelle und ich haben zwar sehr unterschiedliche Ansichten in Bezug auf die Definition von Familie und der Bedeutung von Gender und Gender Studies, allerdings muss ich ihr bei manchen Dingen, die sie anprangert, zustimmen, wenn auch vielleicht mit anderen Hintergedanken. Ich habe kein Problem damit, das zuzugeben, obwohl Birgit Kelle sich dank einiger Talkshow-Auftritte bei mir mit ihren Aussagen (v.a. über Homosexuelle und Transgender, aber teilweise auch über den Feminismus) als eine Art "Feindbild" etabliert hat. Aber natürlich gab es in dem Buch auch mehr als genug Aspekte, bei denen ich Birgit Kelle vehement widerspreche und ihr teilweise auch vorwerfe, bestimmte Dinge zu verdrehen, bis sie ihr in den Kram passen. Etwas, das sie vor allen den Menschen aus den Gender Studies in ihrem Buch auch regelmäßig vorwirft.
    Erstmal die Punkte, bei denen ich Birgit Kelle zustimmen würde. Da wäre zum einen die Kritik an der Einführung der Frauenquote. Ich stimme ihr zu, dass die Frauenquote nur einem elitären Zirkel an Frauen nutzt und der Großteil der Frauen von dieser Gesetzgebung überhaupt nicht profitiert. Weiterhin finde ich persönlich es paradox und kontraproduktiv, Geschlecht als eine Grundlage für eine Einstellung bzw. Beförderung zu verwenden, wenn man gleichzeitig die Forderung hat, die Geschlechtergrenzen nicht mehr so starr zu reproduzieren. Ein Paradox, auf das sich auch Birgit Kelle stürzt, obwohl sie natürlich nicht die Auflösung der Geschlechter unterstützen würde, sondern einfach nur (meiner Meinung nach berechtigterweise) die Widersprüchlichkeit dieser Logik kritisiert.
    Weiterhin sehe ich es auch so, dass Frauen, die sich ausschließlich für das Mutter- und Hausfrau-Sein entscheiden, (meiner Meinung nach unberechtigterweise) kritisiert und nicht ernst genommen werden (meist aus einer bestimmten Richtung des Feminismus). Allerdings schenken sich die zwei „Lager“ da auch nicht wirklich was denn ich erlebe es auch häufig, dass Frauen, die keinen Wunsch nach Kindern haben, schräg angeschaut werden. Meiner Meinung nach gibt es auch in diese Richtung eine nicht zu unterschätzende Erwartungshaltung.
    Auch Birgit Kelles Kritik am Feminismus kann ich (teilweise) nachvollziehen. Auch ich bin kein Fan von Alice Schwarzer, die das ganze Buch hindurch ja eines der Lieblingsangriffsziele von Frau Kelle darstellt. Allerdings finde ich es ziemlich vermessen, Alice Schwarzer als Vertreterin DES DEUTSCHEN FEMINISMUS (man beachte die Einzahl) darzustellen. Was soll das sein, DER Feminismus? Es gibt genauso wenig DEN Feminismus wie DEN Sexismus (ein Punkt, der Frau Kelle zu Beginn ihres Buches sehr wichtig ist). Ich kann z.B. mit der Strömung des Differenzfeminismus auch nichts anfangen und auch nicht mit dem Feminismus, den Kelle beschreibt (d.h. Kritik oder sogar der Vorwurf des Verrats an Frauen, die als Hausfrau und Mutter leben wollen und alles solche "Späße"). Meiner Meinung nach ist das eigentliche Problem, dass traditionell als weiblich angesehene Aufgaben und Eigenschaften in der Gesellschaft gegenüber den traditionell als männlich angesehenen immer noch deutlich weniger wertgeschätzt werden und man nur Anerkennung erlangen kann, wenn man die traditionell männlichen Eigenschaften und Aufgaben annimmt - egal ob man sich jetzt selbst als Mann oder Frau oder irgendwas anderes sieht.
    Auf Seite 63 schreibt sie „Eine Politik, die Frauen und Männer zwingen will, im Namen der Gleichstellung alle Lebenslagen möglichst paritätisch aufzuteilen, fördert nicht die Rechte der Frau, sondern betreibt Gleichmacherei, und das auch noch zu Lasten der Frauen, die das nicht wollen. Dass der Feminismus sich hier als Steigbügelhalter betätigt, bestätigt leider den Fakt, dass er niemals für die Frau sprechen kann.“ Im letzten Punkt stimme ich ihr vollkommen zu, denn es gibt auch nicht DIE Frau. Was Birgit Kelle allerdings völlig zu ignorieren scheint, ist die Tatsache, dass z.B. Judith Butler (eine Gendertheoretiker*in, die in dem Buch auch gerne ein Kelle’sches Angriffsziel darstellt) bereits Anfang der 90er Jahre darauf hingewiesen hat, dass Politik, die auf Identitätskategorien beruht (hier auf der Kategorie „Frau“) zwangsläufig Ausschlüsse produziert. Somit schadet eine solche Politik Menschen, deren politische Repräsentation gefordert wird, teilweise gleichermaßen, wie sie anderen Menschen nutzt, weil eine politische Repräsentation auch immer die Definition einer Kategorie erfordert, die niemals allumfassend sein kann. Dies ist allerdings kein alleiniges Problem des Feminismus sondern jeglicher Art von Identitätspolitik. Ein Dilemma, das schwer bis gar nicht zu lösen ist, aber ein Bewusstsein darüber wäre schon mal nett. Soweit ich weiß, hat Butler vorgeschlagen, politische Repräsentation an Interessen und Zielen auszurichten und nicht mehr an Identitäten, aber inwiefern das realisierbar ist, ist eine andere Frage.
    Ich erwähne das Ganze deshalb, weil Birgit Kelle in ihrer Kritik an den Gender Studies sich z.B. einen Satz aus Butlers Werk „Gender Trouble“ herausnimmt (siehe Seite 88), den man möglichst gut für das eigene Argument und ohne Zusammenhang verwenden kann und der alleinstehend auch noch so provokativ ist, dass wohl alle „vernünftigen Menschen“ dem ganzen widersprechen würden (es geht um Butlers Aussage, dass bereits die im Kreißsaal hervorgebrachte Äußerung „Es ist ein Mädchen“ eine geschlechtszuweisende Handlung ist und Geschlecht schafft). Dieses Zitat wird dann einfach so in die Runde geschmissen, ohne sich mit den sperrigeren Aspekten von Butlers Theorie – z.B. Performativität, Erzeugung körperlicher Materialität, Subjektpositionen – auseinanderzusetzen oder sie auch nur zu erwähnen (siehe oben, Kelles Kritik am Feminismus, die Butler ebenfalls gesehen hat). Ebenfalls auf Seite 88 zeigt sich Kelles mangelnde Beschäftigung mit dem Thema Geschlecht, wenn sie „homosexuell“ und „bisexuell“ als Geschlecht bezeichnet statt als sexuelle Orientierung, von ihrer Verwendung des Wortes „queer“ und ihrer völligen Ignoranz des Themas Intersexualität ganz zu schweigen (Seite 89: „Die Natur ist dabei das rote Tuch im Kampf um die Auflösung des Geschlechts. Sie zieht einfach nicht mit, ist störrisch, unbeirrbar und pflanzt sich immer noch weiter zwischen Männern und Frauen fort.“).
    Natürlich werden auch wieder „haarsträubende Beispiele“ aus der Gender-Forschung genannt. Dass es in wahrscheinlich jedem Wissenschaftszweig „sinnlose“ Forschung gibt ist da wohl egal. Oder hey, interessiert es jemanden, dass Hunde sich beim Erleichtern entlang der magnetischen Nord-Süd-Achse ausrichten? Wow, immerhin brauche ich jetzt vielleicht keinen Kompass mehr Was ich damit sagen will: Es gibt immer Forschung, von der Menschen sagen werden, dass sie unnütz ist. Aber wer bestimmt eigentlich was sinnvolle Forschung ist und was nicht? Hat Birgit Kelle dazu ein Anrecht? Hat irgendwer darauf ein Anrecht? Es gibt Forschung, die für manche Menschen wichtig ist, Forschung, die für viele Menschen wichtig ist, Forschung, die nur für einen elitären Zirkel wichtig ist, Forschung, deren Wichtigkeit man jetzt vielleicht noch gar nicht abschätzen kann. Aber naja. Bis auf diese als „sinnlos“ dargestellte Forschung haben es auch keine weiteren Aspekte der Gender-Studies ins Buch geschafft. Wer hätte das gedacht. Die Möglichkeit „objektiver“ Forschung wird sowieso hinterfragt – nicht nur in den Gender Studies übrigens, aber dort auch, oder vielleicht sogar vor allem dort.
    Ein (fast letzter) Punkt noch: Birgit Kelles Definition von Familie. Auf Seite 158 schreibt sie zum einen, dass die Verbindung „Mutter-Vater-Kind die Mehrheit und damit der Normalfall ist. Nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Immer noch.“ Und außerdem: „Familie ist ein vorstaatliches Gebilde, die kleinste Zelle der Gesellschaft und völlig unabhängig von der Staatsform. Familie gab es schon immer und wird es immer geben.“ Das was sie da beschreibt, ist das Ideal der bürgerlichen Kleinfamilie, die – wie der Name schon fast erahnen lässt – erst mit der Entstehung des Bürgertums aufgekommen ist, und das wäre so ab der Mitte des 19. Jahrhunderts der Fall. Also noch gar nicht mal so lange her. Und trotzdem kommt Birgit Kelle an und versucht, mit ihren Worten das Ganze zu naturalisieren und als universell zu erklären. Ich wüsste nicht mit welchem Recht. Auch die Vorstellung, Familie sei überall auf der Welt gleich, halte ich für eine sehr eurozentristische Sichtweise, aber leider kenne ich mich mit Familienmodellen in anderen Ländern und Kulturen nicht gut genug aus, um sinnvoll dagegen argumentieren zu können. Mir reicht erst mal schon, das „es war schon immer so“ zu hinterfragen. Über das Adoptionsrecht von Schwulen und Lesben schreibe ich wohl besser gar nichts mehr, sonst schreibe ich mich wirklich in Rage.
    Alles in allem bleibt für mich zu diesem Buch zu sagen: Einige von Birgit Kelles Sichtweisen unterstütze ich, wenn auch meist aus anderen Hintergründen als sie selbst. Teilweise finde ich das Buch aber auch einfach populistisch und an manchen Stellen schlichtweg falsch. Auch Frau Kelle vertritt hier eine Ideologie und versucht, diese unter die Leute zu bringen und tut damit nichts anderes als das, was sie den Leuten aus den Gender-Studies vorwirft.
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  • Rezension zu Dann mach doch die Bluse zu

    Dieses Buch der Kolumnistin Birgit Kelle wird für Debatten sorgen.
    Denn das, was sich die 38- jährige vierfache Mutter hier von der Seele schreibt, ihr Aufbegehren gegen einen mainstream, der ihren eigenen Lebensentwurf als gescheiterte Existenz ansieht wird von vielen Frauen vor allem belächelt werden. Doch:
    „Ich bin es leid, das immer wieder zu erklären, zu entschuldigen, zu rechtfertigen. Es ist mein gutes Recht, mein Leben so zu leben, wie es mich glücklich macht. Ich habe nur dieses eine. War der Feminismus nicht einst dafür eingetreten, dass ich genau das machen darf? Leben wie ich will?“
    Doch es ist anders gekommen: „ Eine Frau, die sich als Mutter begreift, oder, Gott behüte, als Hausfrau, kann abdanken. Die einen werfen ihr vor, sie sei nicht emanzipiert, die anderen, sie sei faul, die Dritten, sie würde sich aus ihrer Eigenverantwortung als Frau stehlen und von einem Mann aushalten lassen. Nicht zuletzt bleibt sogar der Vorwurf, sie würde durch ihr rückständiges Verhalten die Emanzipation ihrer Geschlechtsgenossinnen verhindern.“
    Und die Medien unterstützen das auf breiter Front. Dort „finden Mütter als überforderte Wesen statt, deren Lebensstil überwunden werden muss, hin zu einem befreiten Leben als Frau. Das Kind ist dabei logischerweise ein Klotz am Bein, wird aber dennoch händeringend gesellschaftlich gebraucht. Ein Dilemma. Aber als Lösung dafür bauen wir ja jetzt Krippen.“
    Ähnlich wie Norbert Blüm das unlängst in einem Zeitungsartikel behauptet hat, dient dies alles letztlich dazu, das, was man früher unter einer Familie verstand, zu zerstören. Doch ohne Familie wird unsere Gesellschaft ärmer werden, davon ist nicht nur Birgit Kelle überzeugt, sondern auch der Rezensent, der vor zehn Jahren seinen Beruf aufgab und seitdem als Hausmann und Familienmanager einer Mehrgenerationenfamilie unter einem Dach gerne und mit viel Befriedigung arbeitet. Sie wird „ärmer an Zuwendung, ärmer an Mitgefühl, ärmer an Toleranz, ärmer an Liebe.“ Heute geben die Menschen ihre Kinder in die Krippe und übermorgen diese ihre Eltern in ein Heim.
    Birgit Kelle hofft auf die Unterstützung der Männer, von denen „echte“ gebraucht würden. Denn immer mehr Männer begreifen, dass die Emanzipation der Frauen an vielen Stellen in eine andere Qualität sich verändert, nämlich dorthin, dass nun umgekehrt Männer benachteiligt werden. „Männer lassen sich zu Recht nicht einfach in Sippenhaft nehmen für die lange Unterdrückung der Frau. Sie sind eine neue Generation, sie haben keine Schuld abzuarbeiten und auch nichts wiedergutzumachen.“
    Männer und Frauen sind unterschiedlich und Birgit Kelle weist mit vielen Beispielen immer wieder darauf hin. Und sie unterstützt eine Haltung, die auch der Rezensent in seinem Leben und seinem Lebensentwurf teilt:
    „Es braucht nämlich keine Gleichstellung in allen Lebenslagen, kein Aufrechnen von Ämtern und Hausarbeit und auch kein Aufrechnen von Geld, wenn man mit Respekt und Wertschätzung zwischen Mann und Frau kommuniziert. Wir brauchen die Anerkennung der Unterschiede und keinen Gleichheitswahn, der alle dazu verleiten soll, das gleiche Leben zu führen, egal, ob Mann oder Frau. Wir brauchen keine Austauschbarkeit der Geschlechter, kein Gender-Mainstreaming, das uns einreden will, unsere angeborene Weiblichkeit sei nur ein Fehler unsere Erziehung und die angeborene Männlichkeit in der Regel ein Problem.“
    Ich wünsche dem Buch nicht nur eine weite Verbreitung( es wird ja schon gut verkauft kurz nach seinem Erscheinen) sondern auch eine ernsthafte Rezeption.
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Ausgaben von Dann mach doch die Bluse zu

Hardcover

Seitenzahl: 224

Besitzer des Buches 2

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